Aquablu
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Sage aus Vorarlberg 1 (Die Stadtretterin Guta)
17.02.2012 um 09:35DIE STADTRETTERIN GUTA
Im Appenzellerkrieg hielten einmal Männer aus der Schweiz und vom Bunde über dem Bodensee in einer Schenke zu Rankweil bei geschlossener Gesellschaft Rat und beschlossen, Bregenz zu überrumpeln und seine Bewohner zu ihrem Bund gegen den schwäbischen Adel zu zwingen. Man bestimmte dazu den St.-Hilari-Tag. Die Eidgenossen, die sich in der Stube allein und unbelauscht wähnten, gewahrten hinter dem großen Ofen ein Weib, das dem Anschein nach schlief. Es hatte aber den ganzen Anschlag auf die Stadt gehört. Mit dem Tode bedroht, erzählte sie den rauhen Männern, wie sie halb erfroren schon bei der Dämmerung hierher gekommen und hinter dem Ofen vom tiefsten Schlafe überwältigt worden sei. Das arme Weiblein mußte schwören, von dem, was sie etwa vernommen, keinem Menschen etwas zu sagen. Mit wilden Drohungen vor die Türe gestoßen, suchte sie im Stalle Zuflucht. Fest entschlossen, die Stadt Bregenz vor einem überfall zu warnen, eilte sie auf tiefverschneitem Wege bei der grimmigsten Kälte nach Bregenz hinab, wo sie ganz entkräftet sogleich nach dem Stadtammann fragte, der im Rate war. Fast außer Atem trat sie in die Ratsstube zu den versammelten Herren und stellte sich vor den Ofen hin. Von ihrem verrückten Tun befremdet, fragten die Herren sie um ihr Begehren. Sie gab zur Antwort, sie komme eilends von Rankweil. Sie sei von einem Eid gebunden, was sie dort mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen, keinem Menschen zu erzählen, und drum sage sie es dem Ofen. Nachdem sie das zu Rankweil Erfahrene umständlich erzählt hatte, fragten sie die Ratsherren um ihren Namen. "..Ich heiße Guta, und alles nennt mich die alte Guta", war ihre Antwort. Graf Wilhelm von Montfort-Bregenz, der dies alles vom Stadtammann gehört hatte, zeigte durch Eilboten dem schwäbischen Adel vom St.-Georgenschild die dringende Gefahr an. Achttausend Mann, Ritter und Knechte, waren bis zum St.-Hilaritag gen Bregenz zur Rettung der Stadt eiligst herangezogen. Guta verlangte als Belohnung Nahrung und Obdach, jedoch solle die Nachtwache der Stadt von Martini bis Lichtmeß die neunte Abendstund mit dem Rufe anzeigen: "Ehret die Guta!", das im Volksmunde in Ehreguota oder Ehrguta zusammenschmolz und einigen Schriftstellern Veranlassung zu dem Namen Hergotha gab.
Im Appenzellerkrieg hielten einmal Männer aus der Schweiz und vom Bunde über dem Bodensee in einer Schenke zu Rankweil bei geschlossener Gesellschaft Rat und beschlossen, Bregenz zu überrumpeln und seine Bewohner zu ihrem Bund gegen den schwäbischen Adel zu zwingen. Man bestimmte dazu den St.-Hilari-Tag. Die Eidgenossen, die sich in der Stube allein und unbelauscht wähnten, gewahrten hinter dem großen Ofen ein Weib, das dem Anschein nach schlief. Es hatte aber den ganzen Anschlag auf die Stadt gehört. Mit dem Tode bedroht, erzählte sie den rauhen Männern, wie sie halb erfroren schon bei der Dämmerung hierher gekommen und hinter dem Ofen vom tiefsten Schlafe überwältigt worden sei. Das arme Weiblein mußte schwören, von dem, was sie etwa vernommen, keinem Menschen etwas zu sagen. Mit wilden Drohungen vor die Türe gestoßen, suchte sie im Stalle Zuflucht. Fest entschlossen, die Stadt Bregenz vor einem überfall zu warnen, eilte sie auf tiefverschneitem Wege bei der grimmigsten Kälte nach Bregenz hinab, wo sie ganz entkräftet sogleich nach dem Stadtammann fragte, der im Rate war. Fast außer Atem trat sie in die Ratsstube zu den versammelten Herren und stellte sich vor den Ofen hin. Von ihrem verrückten Tun befremdet, fragten die Herren sie um ihr Begehren. Sie gab zur Antwort, sie komme eilends von Rankweil. Sie sei von einem Eid gebunden, was sie dort mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen, keinem Menschen zu erzählen, und drum sage sie es dem Ofen. Nachdem sie das zu Rankweil Erfahrene umständlich erzählt hatte, fragten sie die Ratsherren um ihren Namen. "..Ich heiße Guta, und alles nennt mich die alte Guta", war ihre Antwort. Graf Wilhelm von Montfort-Bregenz, der dies alles vom Stadtammann gehört hatte, zeigte durch Eilboten dem schwäbischen Adel vom St.-Georgenschild die dringende Gefahr an. Achttausend Mann, Ritter und Knechte, waren bis zum St.-Hilaritag gen Bregenz zur Rettung der Stadt eiligst herangezogen. Guta verlangte als Belohnung Nahrung und Obdach, jedoch solle die Nachtwache der Stadt von Martini bis Lichtmeß die neunte Abendstund mit dem Rufe anzeigen: "Ehret die Guta!", das im Volksmunde in Ehreguota oder Ehrguta zusammenschmolz und einigen Schriftstellern Veranlassung zu dem Namen Hergotha gab.