Am ende des nie.

Ja, wenn du deinen eigenen tod, vor augen hast, kurz, bevor du dich auflöst, im nichts, im nirgendwann und dich dann, auf diese letzte, aller spiegelreisen begiebst, ja dann erzähle ich dir, dann erinnerst du dich plötzlich, an meine geschichte, und wie aus dem nichts, mein traum entstand.


Aus der zukunft habe ich mir diese geschichte gestohlen.

Nicht schon wieder diese geschichte. Diese geschichte kennen wir doch jetzt alle schon in und auswendig. Hör endlich auf damit. Halt. Stop. Keinen schritt weiter. Die geschichte die ich dir jetzt erzähle, habe ich nämlich damals, gestohlen, aus der zukunft. In wirklichkeit, habe ich nicht einen einzigen buchstaben davon selbst verfasst. Ich habe sie nur auf und abgeschrieben. Denn ich, bin deine marionette, eine puppe in deinem verstand. Ich habe durch meinen spiegel in deine zukunft geblickt. Und da stand diese geschichte schon geschrieben, und während du sie jetzt liest, habe ich mich hinter deinen verstand geschlichen und mir deine gedanken notiert.

Aber.

Wer, sollte diese wahrheit auch jemals beschreiben, die wahrheit, der toten. Wie, sollten sie diese nachricht auch jemals verfassen, wo sie doch nicht mehr existieren, wo es sie doch nicht einmal mehr gab.

Wie war das möglich. Wie konnte ein toter, sich für einen lebenden halten. Wie konnte jemand nur so verkehrt denken, dass er glaubte, tot zu sein.
Die zukunft, sie existierte hier heute nicht mehr.




So wurde es wieder dunkel, finster und einsam um mich, und so schrieb ich denn noch einmal, genau dieselbe geschichte, die ich schon zum zweiten mal las. Wie oft noch, wie viele spiegel, musste ich noch umdrehen, wie viele leben, musste ich noch sterben.

Jedes einzelne. Denn es gab für dich nur einen tod. Dich selbst. Du hast dich entschieden, jedes leben zu sterben, du hast dich entschieden, hinter jeden spiegel zu blicken.

Auch wenn ich mir diese geschichte noch so bildhaft vorstelle, konnte ich mir doch nicht erklären, dass jemand mit absicht, mich zurück nach nirgendwann wünschte. Wo ich selbst sehen sollte, wie ich, aus meinem toten spiegel wieder zurück gelangte, ins labyrinth meiner buchstaben.
wollte ich es doch nicht wahrhaben, was hinter meinem spiegel auf mich wartete.


Hier wollte ich mich jetzt also einsperren, mich lebendig begraben, nicht hinter meinen buchstaben, nicht hinter meinem spiegel, auch nicht in meiner geschichte, sondern in meiner vergangenheit. Wie stellten sie sich das nur vor? Glaubt ihr tatsächlich, dass ich niemals alt werden würde? Dass ich niemals sterben würde? Oder war ich es am ende selbst, der ich, mich immer und immer wieder, auf ein und dieselbe reise schickte? Wollte sich mein spiegel etwa selbst betrügen?

Und überhaupt, wer waren all diese fremden in meiner welt? Wo kamen sie bloss alle her? Warum erinnert sich hier, keiner an meine nachricht? Warum bin ich der einzige, der an diese geschichte noch glaubt? Und warum, haben sie sie damals nicht gestohlen, als sie die gelegenheit, dazu hatten?

Haben sie mich etwa schon wieder eingesperrt, diktieren sie mir etwa schon wieder meine gedanken?

Schauen sie etwa gerade jetzt, durch meinen spiegel, durch meine augen, und diktieren mir die zeilen, die ich jetzt lese?

Schreiben wir jetzt etwa schon wie eine puppe, an einem buch, an einer geschichte, welche uns diktiert wird, von unseren lesern?

Tja, genauso habe ich mir das doch auch vorgestellt, dass du mir die gedanken vorliest, die ich, dir, dann aufschreibe.

Nein, ich wusste damals noch nicht, wonach ich mich tief, in meinem inneren sehnte, wonach ich tief, in meinem inneren suchte, denn das schwarze feuer in mir, hatte all meine erinnerungen, hatte meine gesamte fantasie, verbrannt.