Kleine Geschichten und mehr...
02.12.2011 um 12:19...die die Wartezeit bis Weihnachten und den Alltag verkürzen, heller machen, nachdenken lassen oder ganz einfach nur so*
DER SCHNEE
Früher hatte der Schnee keine Farbe. Und hätte doch gerne eine Farbe gehabt wie das Gras. Da bat er das Gras, ihm seine Farbe zu geben. Und hoffte ganz stark auf ein Wunder. Das Gras aber lachte ihn aus und schickte ihn des Wegs. Da geht er und bittet das Veilchen, ihm Farbe zu geben. So fragt er auf seinem Weg eine Blume um die andere um Farbe. Und hofft und hofft. Aber die Blumen wollen nichts von ihm wissen und lachen ihn aus. Und kein Wunder geschieht. Das Schneeglöckchen aber schützt er mit einem dicken Schneemantel.“
Nach einer alten Legende von Jürgen Schwarz
Für alle die Tiere lieben und nicht unbedingt Weihnachten mit Braten verbinden....
Paula überlebt Weihnachten
von Barbara Pronnet
Auf einem kleinen Bauernhof, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, lebte noch der alte Hund Bello, die Kuh Frieda, Kater Max und die Gans Paula.
Als Paula geboren wurde, bedauerte sie bald kein Schwan geworden zu sein. Sie putze sich pausenlos ihre weißen Federn, fraß nur die Hälfte des grässlichen Futters und achtete streng auf ihre Linie, indem sie jeden Tag einen strammen Marsch um den Hof watschelte. Sie war eitel und vornehm. Eine arrogante Gans, ein Möchte-Gern- Schwan eben.
Das missfiel natürlich auch der Bäuerin.
„So a dürres Vieh mog koana zu Weihnachten“ schimpfe sie bereits letztes Jahr im Stall bei der Fütterung, als sich die anderen Gänse auf die alten Kartoffelschalen stürzten. Paula saß hochschnäbelig auf einer alten Holzkiste und schaute verachtend ihren Artgenossen beim Schlemmen zu.
Das wird euer Todesurteil, ihr dummen Gänse. Paula erinnerte sich noch gut. Die Gänse bekamen in der Zeit besonders viel zu fressen und als es immer kälter wurde und zu schneien begann, waren die Gänse plötzlich weg. Der rotgesichtige Bauer, er lebte damals noch, packte sie an den Hälsen und steckte sie in eine Transportkiste und fuhr mit ihnen weg. Eine dicke besonders dumme Gans, Paula konnte sie nicht ausstehen, wurde in die Küche gebracht und als der Christbaum geschmückt in der Ecke stand, lag diese bereits knusprig braun gebraten in dem Bräter auf dem Herd.
Mit mir nicht, beschloss Paula darauf und zog ihr strenges Fitnessprogramm gnadenlos durch.
Jetzt stand wieder Weihnachten vor der Tür. Es wurde kalt und es roch nach Schnee. Die alte Bäuerin lebte alleine auf dem Hof und kümmerte sich mehr schlecht als recht um das Gehöft und die Tiere. Sie hustete zum Steinerweichen. Der Kater hatte sich längst auf dem Nachbarhof niedergelassen und kam nur noch sporadisch vorbei.
Paula spürte die Gefahr. Weihnachten war ein Fest des Grauens für Gänse. Die Bauersfrau hatte ihr gestern das Fressen gebracht und sie genau beäugt.
„Diesmal bist fällig, für mich reichts, du depperte Gans“ und verließ hinkend den Stall.
„Brings hinter dich“ knurrte der alte Hund und schlief wieder ein. Die Kuh fraß wortlos ihr Heu und schaute Paula mit traurigem Blick an. Es war auch wirklich kein Vergnügen mehr. Ihre Artgenossen fehlten ihr, auch wenn Paula das ungern zugab. Sie fror unter ihrem Federkleid. Eine schlanke Figur war im Winter ein Fluch. Eine schlimme Zeit kam auf sie zu und sie fühlte ihr nahes Ende.
Am nächsten Morgen hörten die Tiere das Husten der Bäuerin bis in den Stall.
Die erstickt sicher bald, dachte Paula und schämte sich für ihre Gedanken. Was sollte denn aus den anderen werden? Sie selber wurde sicher vorher noch verspeist und hatte es überstanden.
Sie hörten plötzlich die alte Bäuerin reden, krächzend und schnell. Dann wieder dieser schlimme Husten. Im Stall war es vollkommen still. Bello und Frieda warteten auf ihr Fressen und Paula auf ihren Gang zum Schafott in den Bräter.
Nach einer Ewigkeit kam ein Auto mit Blinklampe und machte einen Höllenlärm. Paula watschelte zu der offenen Stalltür und sah wie eine Frau und zwei Männer der Bäuerin in den Wagen halfen. Dann verließ das Auto den Hof in Windeseile.
„Sie ist weg“ sagte Paula zu den anderen. „Naja die kommt sicher gleich wieder, so zäh wie die ist.“
Sie warteten den Nachmittag und die ganze Nacht. Am nächsten Morgen verspürte sogar Paula leichten Hunger.
„Ich schau mal nach“. Paula verließ den Stall und sah, dass die Tür zum Haus angelehnt war. Neugierig spähte Paula hinein in die gute Stube. Auf dem großen Holzofen thronte der Bräter.
Der Sarg steht also schon da. Eigentlich kann ich schon mal Probesitzen, dachte sie grimmig.
Galgenhumor war schon immer Paulas Stärke und sie flatterte auf den Tisch und hüpfte rüber auf den Herd. Wenigstens hatte die Alte ihn schön geputzt. Paula graute vor Dreck. Zumindest will ich hübsch sterben, dachte sie und stieg vorsichtig in den Bräter. Erhaben und stolz blickte Paula von oben herab durch die Wohnstube und ihr kleines Gänseherz begann auf einmal heftig zu schlagen.
Soviel Entbehrung und Kasteiung hast du dir angetan und jetzt wirst du doch sterben wie alle anderen. Die Alte kam sicher mit einem Mordshunger nach Hause und warum sollte ich sie nicht überraschen? Sie kann mir gleich hier den Hals umdrehen und ich habe zumindest noch meinen Triumph und zeige ihr meinen Mut.
Paula fühlte sich sehr schlecht und müde. Das alles war auch wirklich der Horror. Sie schloss ihre Augen und begann einzudösen. Sie träumte von einem herrlichen blauen See und sah sich mit wunderschönen Schwänen darin schwimmen. Es war wie im Märchen.
Paula hörte nicht den Wagen der in den Hof fuhr. Eine Frau, ein Mann und zwei kleine Mädchen stiegen aus und gingen zu dem Haus. Sie betraten die Stube und in diesem Moment wachte Paula auf.
Sie erstarrte, konnte sich vor lauter Schreck nicht rühren. Der Familie ging es wohl genauso, denn sie schauten auf die Gans im Bräter und konnten es nicht fassen.
Doch dann lachten sie alle schallend und konnten nicht mehr aufhören.
„Sie dir das an“ sagte die Frau mit Tränen in den Augen zu ihrem Mann “der Weihnachtsbraten begrüßt uns schon“.
Die vier kamen vorsichtig auf Paula zu und der Mann sagte freundlich.
„Keine Angst, kleines Gänschen. Wir machen uns nix aus Fleisch, bei uns gibt’s Fisch zum Fest. Und so schlank und pfiffig wie du bist, behalten wir dich als Unterstützung für Bello.“
„Die Oma ist im Krankenhaus und muss dann ins Heim und wir wohnen jetzt hier und kümmern uns um den Hof“ sagte eines der Mädchen und streichelte vorsichtig Paulas zitterndes Federkleid.
Paula erlöste sich langsam aus ihrer Starre, stieg schnell aus dem Bräter und flatterte in Richtung Ausgang. Ihr hatte es die Sprache verschlagen. Schnell huschte sie zurück in den Stall und viel dort vor den anderen in eine gnädige Ohnmacht.
„Siehst du, nix Fressen ist schlecht für die Nerven“ knurrte Bello zu Frieda und schlief wieder ein.
Am Heiligen Abend, der Stall war gereinigt, die Tiere gefüttert, hörten diese plötzlich ein Singen.
„Oh du fröhliche ,oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“.
Paula wurde neugierig. Sie ging zu dem Haus und sah durch das kleine Fenster. Die Familie saß am Tisch und verzehrte ihre Forellen mit Kartoffelsalat. Sie lachten und ließen sich das gute Essen schmecken. Ein herrlich geschmückter Christbaum funkelte in der Ecke.
Eine nette Familie ist das, vor allem sind alle so schlank, dachte Paula zufrieden.
Weihnachten ist eigentlich schön, besonders wenn man es erleben darf, freute sie sich.
Sie hatte heute eine Ausnahme gemacht und das hochwertige Futter, welches ihr gereicht wurde, komplett aufgefressen. Ein kleiner Rundgang um den Hof ist sicher gut für die Verdauung und sie konnte gleich noch nach dem Rechten sehen.
Paula schüttelte zufrieden ihr weißes Federkleid, streckte ihren langen Hals und watschelte stolz durch die sternenklare stille Winternacht in eine glückliche Zukunft.
ein MÄRCHEN? Vielleicht...aber es gibt wunderbarer weise auch WAHRE STORYS..., so wie in diesem Fundstück...
Original anzeigen (0,6 MB)
Die Weihnachtsgans
nach einer wahren Begebenheit nacherzählt von Maria Branowitzer
Im Allgemeinen pflege ich nicht die Vergangenheit aufzuwärmen, doch als ich jetzt in den Schaufenstern die Weihnachtsgänse liegen sah, fiel mir ein Erlebnis ein, dass zu erzählen lohnt, obgleich es schon viele Jahre zurück liegt.
In einem Vorort von Wien lebten zwei nette alte Damen. Es war schwer sich für Weihnachten einen wirklichen Festbraten zu verschaffen, doch hatte die eine der Damen die Möglichkeit auf dem Lande gegen allerlei Textilien eine wohl noch magere, aber springlebendige Gans einzuhandeln.
In einem Korb verpackt brachte die Dame - nennen wir sie Fräulein Agathe - das Tier nach Hause. Sofort begannen Agathe und ihre Schwester Emma das Tier zu füttern und zu pflegen. Die beiden Damen wohnten in einem Mietshaus im 2.ten Stock, und niemand im Haus wusste davon, dass in einem der Wohnräume der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt und großgezogen wurde.
Agathe und Emma beschlossen feierlich, keinem einzigen Menschen jemals davon zu erzählen, und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens gibt es Neider und zweitens wollten die beiden Damen nicht um alles in der Welt mit irgendeinem nahen oder weiteren Verwandten, die möglicherweise später nudelfett gewordene und dann gebratene Gans, teilen. Deshalb empfingen sie auch 6 Wochen lang, bis zum 24.Dezember, keinen einzigen Besuch. Sie lebten nur für die Gans.
Und so kam der Morgen des 23.Dezembers heran. Es war ein strahlender Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte vergnügt von der Küche aus ihrem Körbchen in das Schlafzimmer der beiden Schwestern und begrüßte sie zärtlich schnatternd. Die beiden Damen vermieden es, sich anzusehen. Nicht weil sie böse aufeinander waren, sondern - nun, weil eben keine von ihnen die Gans schlachten wollte. "Du musst es tun!" sagte Agathe, sprach`s, stieg aus dem Bett, zog sich rasend schnell an, nahm eine Einkaufstasche, überhörte den stürmischen Protest, verließ in rasender Eile die Wohnung.
Was sollte Emma tun? Sie murrte vor sich hin, dachte darüber nach, ob sie vielleicht einen Nachbarn bitten sollte, der Gans den Garaus zu machen, aber - wie schon erwähnt, hätte man dann eben einen großen Teil von dem gebratenen Vogel angeben müssen. Also schritt Emma zur Tat, nicht ohne dabei wild zu schluchzen.
Als Agathe nach geraumer Zeit wiederkehrte, lag die Gans auf dem Küchentisch. Ihr langer Hals hing wehmütig pendelnd herunter. Blut war keines zu sehen, aber dafür alsbald zwei liebe alte Damen, die sich schluchzend umschlungen hielten. "Wie.........wie....."schluchzte Agathe, "hast du es denn gemacht?" "Mit.........mit....Veronal," weinte Emma. "Ich hab ihr einige deiner Schlafpulver auf einmal gegeben, und jetzt ist sie ...........huuu...........rupfen musst du sie ..........huuu.
Nachdem sich die beiden eng umschlungen auf dem Sofa ausgeweint hatten, raffte sich Agatha auf und begann, den noch warmen Vogel, systematisch zu rupfen. Federchen auf Federchen schwebte in eine Papiertüte, die die unentwegt weinende Emma hielt. Zum Ausnehmen aber konnte sich keine entscheiden. So kam man überein, da es mittlerweile spätabends geworden war, das Ausnehmen der Gans auf den nächsten Tag zu verschieben.
Am zeitigen Morgen wurden Agathe und Emma geweckt. Mit einem Ruck setzten sie sich gleichzeitig im Bett auf und stierten mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern auf die Nachts offen gebliebene Küchentür. Hereinspazierte, zärtlich schnatternd und frierend, die gerupfte Gans!
Bitte, es ist wirklich wahr, lesen sie nur weiter. Es kommt nämlich noch besser: Als ich am Weihnachtsabend zu den beiden alten Damen kam, um ihnen noch rasch zwei kleine Päckchen zu bringen, kam mir ein vergnügt schnatterndes Tier entgegen, dass ich nur des Kopfes wegen als Gans ansprechen konnte. Denn das ganze restliche Vieh steckte in einem liebevoll gestrickten Pullover, den die beiden Damen in rasender Eile für ihren Liebling angefertigt hatten.
Sie lebte noch ganze 7 Jahre, dann starb sie eines natürlichen Todes, heftig betrauert von den beiden Schwestern, die von einem Gänsebraten nie wieder etwas wissen wollten.
DER SCHNEE
Früher hatte der Schnee keine Farbe. Und hätte doch gerne eine Farbe gehabt wie das Gras. Da bat er das Gras, ihm seine Farbe zu geben. Und hoffte ganz stark auf ein Wunder. Das Gras aber lachte ihn aus und schickte ihn des Wegs. Da geht er und bittet das Veilchen, ihm Farbe zu geben. So fragt er auf seinem Weg eine Blume um die andere um Farbe. Und hofft und hofft. Aber die Blumen wollen nichts von ihm wissen und lachen ihn aus. Und kein Wunder geschieht. Das Schneeglöckchen aber schützt er mit einem dicken Schneemantel.“
Nach einer alten Legende von Jürgen Schwarz
Für alle die Tiere lieben und nicht unbedingt Weihnachten mit Braten verbinden....
Paula überlebt Weihnachten
von Barbara Pronnet
Auf einem kleinen Bauernhof, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, lebte noch der alte Hund Bello, die Kuh Frieda, Kater Max und die Gans Paula.
Als Paula geboren wurde, bedauerte sie bald kein Schwan geworden zu sein. Sie putze sich pausenlos ihre weißen Federn, fraß nur die Hälfte des grässlichen Futters und achtete streng auf ihre Linie, indem sie jeden Tag einen strammen Marsch um den Hof watschelte. Sie war eitel und vornehm. Eine arrogante Gans, ein Möchte-Gern- Schwan eben.
Das missfiel natürlich auch der Bäuerin.
„So a dürres Vieh mog koana zu Weihnachten“ schimpfe sie bereits letztes Jahr im Stall bei der Fütterung, als sich die anderen Gänse auf die alten Kartoffelschalen stürzten. Paula saß hochschnäbelig auf einer alten Holzkiste und schaute verachtend ihren Artgenossen beim Schlemmen zu.
Das wird euer Todesurteil, ihr dummen Gänse. Paula erinnerte sich noch gut. Die Gänse bekamen in der Zeit besonders viel zu fressen und als es immer kälter wurde und zu schneien begann, waren die Gänse plötzlich weg. Der rotgesichtige Bauer, er lebte damals noch, packte sie an den Hälsen und steckte sie in eine Transportkiste und fuhr mit ihnen weg. Eine dicke besonders dumme Gans, Paula konnte sie nicht ausstehen, wurde in die Küche gebracht und als der Christbaum geschmückt in der Ecke stand, lag diese bereits knusprig braun gebraten in dem Bräter auf dem Herd.
Mit mir nicht, beschloss Paula darauf und zog ihr strenges Fitnessprogramm gnadenlos durch.
Jetzt stand wieder Weihnachten vor der Tür. Es wurde kalt und es roch nach Schnee. Die alte Bäuerin lebte alleine auf dem Hof und kümmerte sich mehr schlecht als recht um das Gehöft und die Tiere. Sie hustete zum Steinerweichen. Der Kater hatte sich längst auf dem Nachbarhof niedergelassen und kam nur noch sporadisch vorbei.
Paula spürte die Gefahr. Weihnachten war ein Fest des Grauens für Gänse. Die Bauersfrau hatte ihr gestern das Fressen gebracht und sie genau beäugt.
„Diesmal bist fällig, für mich reichts, du depperte Gans“ und verließ hinkend den Stall.
„Brings hinter dich“ knurrte der alte Hund und schlief wieder ein. Die Kuh fraß wortlos ihr Heu und schaute Paula mit traurigem Blick an. Es war auch wirklich kein Vergnügen mehr. Ihre Artgenossen fehlten ihr, auch wenn Paula das ungern zugab. Sie fror unter ihrem Federkleid. Eine schlanke Figur war im Winter ein Fluch. Eine schlimme Zeit kam auf sie zu und sie fühlte ihr nahes Ende.
Am nächsten Morgen hörten die Tiere das Husten der Bäuerin bis in den Stall.
Die erstickt sicher bald, dachte Paula und schämte sich für ihre Gedanken. Was sollte denn aus den anderen werden? Sie selber wurde sicher vorher noch verspeist und hatte es überstanden.
Sie hörten plötzlich die alte Bäuerin reden, krächzend und schnell. Dann wieder dieser schlimme Husten. Im Stall war es vollkommen still. Bello und Frieda warteten auf ihr Fressen und Paula auf ihren Gang zum Schafott in den Bräter.
Nach einer Ewigkeit kam ein Auto mit Blinklampe und machte einen Höllenlärm. Paula watschelte zu der offenen Stalltür und sah wie eine Frau und zwei Männer der Bäuerin in den Wagen halfen. Dann verließ das Auto den Hof in Windeseile.
„Sie ist weg“ sagte Paula zu den anderen. „Naja die kommt sicher gleich wieder, so zäh wie die ist.“
Sie warteten den Nachmittag und die ganze Nacht. Am nächsten Morgen verspürte sogar Paula leichten Hunger.
„Ich schau mal nach“. Paula verließ den Stall und sah, dass die Tür zum Haus angelehnt war. Neugierig spähte Paula hinein in die gute Stube. Auf dem großen Holzofen thronte der Bräter.
Der Sarg steht also schon da. Eigentlich kann ich schon mal Probesitzen, dachte sie grimmig.
Galgenhumor war schon immer Paulas Stärke und sie flatterte auf den Tisch und hüpfte rüber auf den Herd. Wenigstens hatte die Alte ihn schön geputzt. Paula graute vor Dreck. Zumindest will ich hübsch sterben, dachte sie und stieg vorsichtig in den Bräter. Erhaben und stolz blickte Paula von oben herab durch die Wohnstube und ihr kleines Gänseherz begann auf einmal heftig zu schlagen.
Soviel Entbehrung und Kasteiung hast du dir angetan und jetzt wirst du doch sterben wie alle anderen. Die Alte kam sicher mit einem Mordshunger nach Hause und warum sollte ich sie nicht überraschen? Sie kann mir gleich hier den Hals umdrehen und ich habe zumindest noch meinen Triumph und zeige ihr meinen Mut.
Paula fühlte sich sehr schlecht und müde. Das alles war auch wirklich der Horror. Sie schloss ihre Augen und begann einzudösen. Sie träumte von einem herrlichen blauen See und sah sich mit wunderschönen Schwänen darin schwimmen. Es war wie im Märchen.
Paula hörte nicht den Wagen der in den Hof fuhr. Eine Frau, ein Mann und zwei kleine Mädchen stiegen aus und gingen zu dem Haus. Sie betraten die Stube und in diesem Moment wachte Paula auf.
Sie erstarrte, konnte sich vor lauter Schreck nicht rühren. Der Familie ging es wohl genauso, denn sie schauten auf die Gans im Bräter und konnten es nicht fassen.
Doch dann lachten sie alle schallend und konnten nicht mehr aufhören.
„Sie dir das an“ sagte die Frau mit Tränen in den Augen zu ihrem Mann “der Weihnachtsbraten begrüßt uns schon“.
Die vier kamen vorsichtig auf Paula zu und der Mann sagte freundlich.
„Keine Angst, kleines Gänschen. Wir machen uns nix aus Fleisch, bei uns gibt’s Fisch zum Fest. Und so schlank und pfiffig wie du bist, behalten wir dich als Unterstützung für Bello.“
„Die Oma ist im Krankenhaus und muss dann ins Heim und wir wohnen jetzt hier und kümmern uns um den Hof“ sagte eines der Mädchen und streichelte vorsichtig Paulas zitterndes Federkleid.
Paula erlöste sich langsam aus ihrer Starre, stieg schnell aus dem Bräter und flatterte in Richtung Ausgang. Ihr hatte es die Sprache verschlagen. Schnell huschte sie zurück in den Stall und viel dort vor den anderen in eine gnädige Ohnmacht.
„Siehst du, nix Fressen ist schlecht für die Nerven“ knurrte Bello zu Frieda und schlief wieder ein.
Am Heiligen Abend, der Stall war gereinigt, die Tiere gefüttert, hörten diese plötzlich ein Singen.
„Oh du fröhliche ,oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“.
Paula wurde neugierig. Sie ging zu dem Haus und sah durch das kleine Fenster. Die Familie saß am Tisch und verzehrte ihre Forellen mit Kartoffelsalat. Sie lachten und ließen sich das gute Essen schmecken. Ein herrlich geschmückter Christbaum funkelte in der Ecke.
Eine nette Familie ist das, vor allem sind alle so schlank, dachte Paula zufrieden.
Weihnachten ist eigentlich schön, besonders wenn man es erleben darf, freute sie sich.
Sie hatte heute eine Ausnahme gemacht und das hochwertige Futter, welches ihr gereicht wurde, komplett aufgefressen. Ein kleiner Rundgang um den Hof ist sicher gut für die Verdauung und sie konnte gleich noch nach dem Rechten sehen.
Paula schüttelte zufrieden ihr weißes Federkleid, streckte ihren langen Hals und watschelte stolz durch die sternenklare stille Winternacht in eine glückliche Zukunft.
ein MÄRCHEN? Vielleicht...aber es gibt wunderbarer weise auch WAHRE STORYS..., so wie in diesem Fundstück...
Original anzeigen (0,6 MB)
Die Weihnachtsgans
nach einer wahren Begebenheit nacherzählt von Maria Branowitzer
Im Allgemeinen pflege ich nicht die Vergangenheit aufzuwärmen, doch als ich jetzt in den Schaufenstern die Weihnachtsgänse liegen sah, fiel mir ein Erlebnis ein, dass zu erzählen lohnt, obgleich es schon viele Jahre zurück liegt.
In einem Vorort von Wien lebten zwei nette alte Damen. Es war schwer sich für Weihnachten einen wirklichen Festbraten zu verschaffen, doch hatte die eine der Damen die Möglichkeit auf dem Lande gegen allerlei Textilien eine wohl noch magere, aber springlebendige Gans einzuhandeln.
In einem Korb verpackt brachte die Dame - nennen wir sie Fräulein Agathe - das Tier nach Hause. Sofort begannen Agathe und ihre Schwester Emma das Tier zu füttern und zu pflegen. Die beiden Damen wohnten in einem Mietshaus im 2.ten Stock, und niemand im Haus wusste davon, dass in einem der Wohnräume der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt und großgezogen wurde.
Agathe und Emma beschlossen feierlich, keinem einzigen Menschen jemals davon zu erzählen, und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens gibt es Neider und zweitens wollten die beiden Damen nicht um alles in der Welt mit irgendeinem nahen oder weiteren Verwandten, die möglicherweise später nudelfett gewordene und dann gebratene Gans, teilen. Deshalb empfingen sie auch 6 Wochen lang, bis zum 24.Dezember, keinen einzigen Besuch. Sie lebten nur für die Gans.
Und so kam der Morgen des 23.Dezembers heran. Es war ein strahlender Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte vergnügt von der Küche aus ihrem Körbchen in das Schlafzimmer der beiden Schwestern und begrüßte sie zärtlich schnatternd. Die beiden Damen vermieden es, sich anzusehen. Nicht weil sie böse aufeinander waren, sondern - nun, weil eben keine von ihnen die Gans schlachten wollte. "Du musst es tun!" sagte Agathe, sprach`s, stieg aus dem Bett, zog sich rasend schnell an, nahm eine Einkaufstasche, überhörte den stürmischen Protest, verließ in rasender Eile die Wohnung.
Was sollte Emma tun? Sie murrte vor sich hin, dachte darüber nach, ob sie vielleicht einen Nachbarn bitten sollte, der Gans den Garaus zu machen, aber - wie schon erwähnt, hätte man dann eben einen großen Teil von dem gebratenen Vogel angeben müssen. Also schritt Emma zur Tat, nicht ohne dabei wild zu schluchzen.
Als Agathe nach geraumer Zeit wiederkehrte, lag die Gans auf dem Küchentisch. Ihr langer Hals hing wehmütig pendelnd herunter. Blut war keines zu sehen, aber dafür alsbald zwei liebe alte Damen, die sich schluchzend umschlungen hielten. "Wie.........wie....."schluchzte Agathe, "hast du es denn gemacht?" "Mit.........mit....Veronal," weinte Emma. "Ich hab ihr einige deiner Schlafpulver auf einmal gegeben, und jetzt ist sie ...........huuu...........rupfen musst du sie ..........huuu.
Nachdem sich die beiden eng umschlungen auf dem Sofa ausgeweint hatten, raffte sich Agatha auf und begann, den noch warmen Vogel, systematisch zu rupfen. Federchen auf Federchen schwebte in eine Papiertüte, die die unentwegt weinende Emma hielt. Zum Ausnehmen aber konnte sich keine entscheiden. So kam man überein, da es mittlerweile spätabends geworden war, das Ausnehmen der Gans auf den nächsten Tag zu verschieben.
Am zeitigen Morgen wurden Agathe und Emma geweckt. Mit einem Ruck setzten sie sich gleichzeitig im Bett auf und stierten mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern auf die Nachts offen gebliebene Küchentür. Hereinspazierte, zärtlich schnatternd und frierend, die gerupfte Gans!
Bitte, es ist wirklich wahr, lesen sie nur weiter. Es kommt nämlich noch besser: Als ich am Weihnachtsabend zu den beiden alten Damen kam, um ihnen noch rasch zwei kleine Päckchen zu bringen, kam mir ein vergnügt schnatterndes Tier entgegen, dass ich nur des Kopfes wegen als Gans ansprechen konnte. Denn das ganze restliche Vieh steckte in einem liebevoll gestrickten Pullover, den die beiden Damen in rasender Eile für ihren Liebling angefertigt hatten.
Sie lebte noch ganze 7 Jahre, dann starb sie eines natürlichen Todes, heftig betrauert von den beiden Schwestern, die von einem Gänsebraten nie wieder etwas wissen wollten.