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Der Völkermord an den Armeniern - Info

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Puschelhasi Diskussionsleiter
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Der Völkermord an den Armeniern - Info

03.11.2011 um 23:55
Völkermord an den Armeniern

Armenische Zivilisten werden von osmanischen Soldaten in ein Gefangenenlager eskortiert

Der Völkermord an den Armeniern geschah während des Ersten Weltkriegs unter Verantwortung der jungtürkischen Regierung des Osmanischen Reichs. Einem der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts fielen bei Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, nach türkischen Angaben 300.000,[1] nach armenischen Schätzungen mehr als 1,5 Millionen[2] Menschen zum Opfer. Die Angaben zu den getöteten Armeniern während der Übergriffe in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten variieren zwischen Zehntausenden und Hunderttausenden.[3] Der Genozid an den Armeniern wurde durch die Vereinten Nationen auf Grundlage der 1948 beschlossenen Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes als solcher anerkannt.

Die Ereignisse, die von den Armeniern selbst mit dem Begriff „Aghet“ – „Katastrophe“ – bezeichnet werden, sind durch umfangreiches dokumentarisches Material aus den unterschiedlichsten Quellen belegt.[4] Weltweit erkennen die meisten Historiker ihn als Tatsache an.[5] Die Armenier sehen in ihm ein ungesühntes Unrecht und fordern seit Jahrzehnten ein angemessenes Gedenken auch in der Türkei. Dagegen bestreiten die offizielle türkische Geschichtsschreibung und die Regierung der aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik Türkei, dass es überhaupt einen Völkermord gegeben hat. Sie bezeichnen die Deportationen als „kriegsbedingte Sicherheitsmaßnahmen“, die notwendig geworden seien, da die Armenier damalige Kriegsgegner der Osmanen unterstützt und ihrerseits Massaker an Muslimen begangen hätten.[6] Die Todesfälle führen sie auf ungünstige Umstände und vereinzelte Übergriffe zurück.[7] Der Streit um die Anerkennung des Genozids als historische Tatsache belastet bis heute die Beziehungen zwischen der Türkei einerseits und Armenien sowie zahlreichen westlichen Staaten andererseits.[8]Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Vorgeschichte
1.1 Gesellschaftsstruktur und Demographie
1.2 Osmanen und Armenier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
1.2.1 Reformversuche, Nationalismus und Zuspitzung der innenpolitischen Lage
1.2.2 Massaker der Jahre 1894 bis 1896
1.3 Weitere Entwicklung bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs
2 Der Genozid
2.1 Ausgangslage
2.2 Vorbereitung und Ablauf
2.3 Zahl der Opfer
3 Nachkriegszeit
3.1 Juristische Aufarbeitung
3.1.1 „Unionistenprozesse“ und politische Entwicklung bis 1920
3.1.2 Weitere politische Entwicklung und Ende der Prozesse 1923
3.2 „Operation Nemesis“
4 Folgen des Genozids
4.1 Flucht und Diaspora
4.2 Materielle Verluste
4.3 Kulturelle Verluste
4.4 Situation der Überlebenden
5 Bewertung der Ereignisse
5.1 Bedeutung für die Armenier
5.2 Bewertung in der Türkei
5.3 Bewertung durch die Staatengemeinschaft
5.3.1 UN-Menschenrechtskommission und Europäisches Parlament
5.3.2 Deutschland
5.3.3 Frankreich
5.3.4 Israel
5.3.5 Schweden
5.3.6 USA
5.4 Einzelbewertungen
5.5 Völkerrechtliche Aspekte
6 Siehe auch
7 Filme
7.1 Dokumentarfilme
7.2 Spielfilme
8 Musik
9 Literatur
9.1 Quellen
9.2 Fachliteratur
9.3 Erinnerungen
10 Künstlerische Werke
11 Hörspiele
12 Weblinks
13 Einzelnachweise

Vorgeschichte [Bearbeiten]

Armenisch besiedelte Regionen 1896; Karte aus Petermanns Geographische Mitteilungen
Gesellschaftsstruktur und Demographie [Bearbeiten]

Die Armenier bildeten nach den Griechen die zweitgrößte christliche Minderheit im Osmanischen Reich.[9] Die Bevölkerungsgruppen waren nach ihrer Religionszugehörigkeit in Millets organisiert. Die Armenier galten aus osmanischer Sicht traditionell als „loyale Nation“ (Osmanisch: millet-i sadika), konnten ihren Glauben ohne wesentliche Einschränkungen ausüben und hatten innerhalb des osmanischen Staates durchaus Möglichkeiten, Ehre, Wohlstand und Status zu erwerben.

Um 1800 lebten die Armenier mehrheitlich unter osmanischer Herrschaft. Ihre Hauptsiedlungsgebiete im Osmanischen Reich lagen
im heutigen Ostanatolien – im Gebiet von Erzurum, Kars, Van und Diyarbakır
in Kilikien bei Adana und Maraş
in den osmanischen Metropolen Alexandrien, Smyrna (İzmir) und vor allem in Konstantinopel.

Vor dem Ersten Weltkrieg lag die Zahl der anatolischen Armenier bei 1.700.000 Personen. Das entsprach ungefähr 10 Prozent der gesamten Bevölkerung Anatoliens. In keinem Vilayet übertraf ihre Zahl die der Muslime, nur in wenigen Kazas (Gerichtsbezirken) der Sandschaks Van und Siirt (Saird oder Sairt) war das 1896 der Fall. Als Minderheit waren sie jedoch unübersehbar.[9] Die türkische Regierung gab (später) die Zahl mit 1.300.000 an. Das armenisch-apostolische Patriarchat in Konstantinopel bezifferte nach einer Volkszählung, die es 1913/14 in seinen Gemeinden abhalten ließ, die armenisch-apostolische Bevölkerung im Osmanischen Reich dagegen auf knapp 2.000.000.[10]
Osmanen und Armenier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts [Bearbeiten]
Reformversuche, Nationalismus und Zuspitzung der innenpolitischen Lage [Bearbeiten]

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das „empfindliche Gleichgewicht zwischen offizieller Ungleichheit und relativer Toleranz“ immer stärker gestört,[11] einerseits dadurch, dass es dem Osmanischen Reich zunehmend schwerer fiel, mit den europäischen Rivalen wirtschaftlich und militärisch mitzuhalten, andererseits durch das erwachende Nationalbewusstsein seiner Völker und Ethnien. Das im Niedergang befindliche multiethnische Osmanische Reich, damals oft als „Kranker Mann am Bosporus“ bezeichnet, versuchte in der Tanzimat-Periode (1839–1876) den Staat durch Übernahme westlicher Konzepte zu reformieren. Zunehmend wurden Reformen auch von den europäischen Mächten angemahnt, die dabei aber ebenso wie Russland, das im Rahmen seiner Expansionspolitik die anatolischen Armenier für die Destabilisierung des Osmanischen Reiches einzusetzen versuchte, eigene Interessen verfolgten.[9] Unter dem Druck äußerer Ereignisse wie der Balkankrise von 1876 führte Sultan Abdülhamid II. die grundsätzlich notwendigen Reformen seiner Vorgänger zunächst weiter und verpflichtete sich in Artikel 61 des Berliner Vertrages von 1878 zum Schutz der Armenier vor Übergriffen durch die Kurden und zu einer Verwaltungsreform, die den Armeniern gewisse Autonomierechte bringen sollte.[12] Da Sultan Abdülhamid II. noch während des Russisch-Türkischen Krieges im Februar 1878 das Parlament auf unbestimmte Zeit aufgelöst und den in Artikel 61 festgeschriebenen Verpflichtungen ohnehin nur halbherzig zugestimmt hatte, wurden diese Verpflichtungen nie umgesetzt.

Der Sultan betrachtete die Reformbestrebungen und die Suche nach dem Schutz durch europäische Mächte, die von einem eher kleinen Teil der armenischen Elite ausgingen, ebenso mit zunehmendem Argwohn, wie die konservativen und die liberalen Eliten des Reiches. Sultan Abdülhamid II. war entschlossen, dieser vermeintlichen Bedrohung energisch zu begegnen. Auf armenischer Seite wiederum lieferte die Verschleppung der 1878 zugesagten Reformen in den osmanischen Ostprovinzen Anlass zu permanenter Unzufriedenheit und verstärkte armenische Unabhängigkeitsbestrebungen, die auch von den in den 1880er Jahren neu entstandenen politischen Parteien verfochten wurden. 1885 wurde in Van die Partei Armenakan Kasmakerputjun („Armenische Organisation“) gegründet, die jedoch noch keine derart radikalen Forderungen nach Unabhängigkeit erhob, wie die 1887 gegründete Huntschak und die „Glocken“-Partei, die im Kampf für Unabhängigkeit auch den Einsatz terroristischer Mittel für gerechtfertigt hielt. 1890 entstand schließlich die Daschnak-Partei, die den Volkskrieg gegen die Osmanische Regierung propagierte.[13] Noch im selben Jahr begannen armenische Terroristen auch mit der gezielten Ermordung osmanischer Beamter.[14]

Die Daschnak-Partei war als Organisation gegründet worden, die alle bis zu diesem Zeitpunkt existierenden revolutionären Kräfte vereinigen sollte, von der sich die Huntschak-Partei allerdings bald darauf wieder löste. Als sich die Huntschak 1896 in zwei verfeindete Lager spaltete, nahm ihre Effektivität ab. In der Folgezeit war die Daschnak der Hauptakteur der revolutionären Bewegung der armenischen Gemeinde.[15] Zusätzlich entstanden ab 1885 durch Eid verschworene Kampfgruppen der armenischen Landbevölkerung, die sich als „Selbstschutzverbände“ verstanden und Hajdukner oder Fedajiner nannten. Im Gegenzug stellte der Sultan ab 1891 nach dem Vorbild der Kosaken und in der Tradition der Akıncı und Deli irreguläre Kavallerieeinheiten auf, die sich vorwiegend aus regierungsloyalen kurdischen Stämmen rekrutierten und ihm zu Ehren Hamidiye genannt wurden. Für ihre Dienste wurden die Hamidiye mit Steuerfreiheit und dem Recht auf Plünderung belohnt. Offiziell waren sie zum Schutz der Grenzen vor Russland gegründet worden, tatsächlich aber sollten sie als innenpolitische Kampftruppe gegen die Armenier fungieren.[16] Es ist bis heute unklar, ob Sultan Abdülhamid II., dem die Hamidiye unterstanden, die folgenden Massaker an armenischen Aufständischen begrüßte oder gar auslöste.[17]
Massaker der Jahre 1894 bis 1896 [Bearbeiten]

Der wachsende Nationalismus verstärkte die ohnehin schon lange bestehenden Spannungen zwischen Armeniern und Kurden. Eine weitere Ursache dafür war der Streit um so genannte kischlak (Winterweiden) der kurdischen Hirtennomaden in armenischen Dörfern. Hinzu kam, dass die Kurden von den Armeniern, die wie alle osmanischen Staatsangehörigen unter einem enormen Steuerdruck standen, häufig irreguläre Abgaben in Form von Geld, Naturalien oder Frondiensten einforderten und diese im Weigerungsfall auch mit Gewalt durchsetzten. Die osmanischen Behörden wiederum konnten oder wollten die Armenier vor solchen Willkürakten oft nicht schützen.[16]

1893 hatten die armenischen Bewohner Sasuns aus dem Gebiet um Diyarbakır kommende kurdische Eindringlinge erfolgreich abgewiesen. Auch ein erneuter Angriff, zu dem die Kurden daraufhin von den osmanischen Behörden ermuntert worden waren, konnte von den als sehr wehrhaft geltenden Sasun-Armeniern abgeschlagen werden.[18] Im Sommer 1894 weigerten sich die Sasun-Armenier, die von der Regierung und den örtlichen kurdischen Stammesführern eingeforderte doppelte Steuerlast zu bezahlen. Aktivisten der Huntschak-Partei versuchten diese Steuerrevolte, die schließlich 25 Dörfer erfasste, zu nutzen und einen landesweiten Aufstand anzuzetteln. Es kam zwar zu bewaffneten Widersetzlichkeiten, aber diese hatten nicht den Charakter einer allgemeinen armenischen Aufstandsbewegung. Dennoch schlug die osmanische Staatsmacht mit aller Härte zu. Türkisches Militär und irreguläre Hamidiye-Einheiten in einer Stärke von etwa 3.000 Mann erstürmten die aufsässigen Dörfer im August nach mehr als zweiwöchigen blutigen Kämpfen und richteten Massaker an, bei denen zwischen 900 und 4.000 Armenier[3] getötet wurden. 32 der 40 armenischen Dörfer der Region wurden dabei zerstört.[16] Die Vorfälle in Sasun erregten in den übrigen europäischen Staaten Entsetzen und Abscheu und verstärkten den Ruf nach Reformen und Autonomie für die sechs östlichen und in großer Zahl von Armeniern bewohnten Vilayets des Osmanischen Reiches. Dennoch kam es abermals zu keinerlei Reformen, woraufhin Großbritannien, Frankreich und Russland im April 1895 einen eigenen Reformvorschlag vorlegten.[16]

Als der Sultan darauf nicht reagierte, organisierte die Huntschak-Partei am 30. September 1895 eine Protestdemonstration in Konstantinopel, die von der Polizei zusammengeschossen wurde. Rund 20 Demonstranten fanden dabei den Tod. Aufgehetzte türkische Gegendemonstranten verfolgten die flüchtenden Armenier und erschlugen viele von ihnen. Etwa 3.000 Armenier, die sich in ihre Kirchen geflüchtet hatten, wurden dort tagelang belagert, ohne dass die türkische Polizei dagegen einschritt. Erst als sich die russische Botschaft vermittelnd einschaltete, fanden diese Übergriffe in der Hauptstadt ein Ende.[16][9]

In Trabzon kam es zu einem Massaker an den Armeniern mit mehreren hundert Toten. Die Massaker dehnten sich rasch auch auf das Hochland aus.[19] Im Februar 1896 konnte die Niederschlagung eines angeblichen „Armenieraufstands“ in Zeytun/Ulnia, dem heutigen Süleymanlı bei Maraş, nach monatelangen Kämpfen nur durch Vermittlung der Großmächte beendet werden.[9]

Am 26. August 1896 besetzten 25 Daschnaken die Ottomanische Bank in Konstantinopel und nahmen die 160 Bankangestellten als Geiseln, um Autonomie für die armenischen Provinzen unter der Aufsicht europäischer Mächte, die Freilassung armenischer Gefangener und die Rückgabe beschlagnahmten Eigentums durchzusetzen. Ihre Forderungen wurden nicht erfüllt, sie konnten aber freien Abzug nach Frankreich erreichen.[20][21] Als türkische „Reaktion“ darauf kam es in Konstantinopel zu überaus blutigen Übergriffen auf Armenier, die 6.000 bis 14.000 Tote forderten. Alle Berichte ausländischer Diplomaten stimmten darin überein, dass die Mörder organisiert und in Absprache mit den Behörden handelten.[22] Nachdem es im Juni 1896 schon zu Massakern an Armeniern in Van und seiner Umgebung gekommen war, folgten nun im September weitere in Egin und Niksar.[16]

Die Anzahl der während der Pogrome der Jahre 1894–1896 getöteten Armenier wird mit 80.000 bis 300.000 angegeben.[23] Darüber hinaus starben zehntausende Obdachlose in den Folgejahren durch Hunger und harte Winter.[24] 1897 zählte das armenische Patriarchat 50.000 Waisenkinder.[24] Bis 1908 wurde die Bewegungsfreiheit der Armenier zwischen den Bezirken eingeschränkt; der Handel schrumpfte dadurch in drastischem Ausmaß.[25] Dennoch fallen die armenischen Massaker dieser Jahre „nicht in die Kategorie des Völkermords […] Das Ziel war eine harte Bestrafung, keine Ausrottung.[26]“ Es handelte sich dabei auch um keine ethnische Säuberung, da kein Versuch gemacht wurde, die Armenier generell aus ihren Heimatgebieten zu vertreiben. Vielmehr sollten sie „auf ‚ihren Platz‘ zurückgedrängt werden“.[27]
Weitere Entwicklung bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs [Bearbeiten]

1899. Armenische Frau nach Ermordung ihres Mannes mit Kindern auf der Flucht

Obgleich es auch Beispiele gemeinsamen armenisch-türkischen Protests gegen die Steuerpolitik der Hohen Pforte gab,[9] blieb die Lage nach der Beendigung der großen Pogrome von 1894–1896 angespannt. Bereits 1904 kam es abermals zu schweren Kämpfen in der Region Sasun, und am 21. Juli 1905 verübten armenische Terroristen einen Anschlag auf Sultan Abdülhamid II. Der Sultan blieb unverletzt, doch kamen dabei 28 Menschen zu Tode.[28] Terrorakte wie dieser bestätigten türkischerseits die Sichtweise, dass von den Armeniern eine permanente Bedrohung ausgehe und weckten oder verstärkten antiarmenische Ressentiments.[29]

Der Machtantritt der Jungtürken, die sich als Oppositionsgruppe gegen die despotische Amtsführung Sultan Abdülhamids II. formiert hatten und ihn 1908 zwangen, die Verfassung wieder in Kraft zu setzen, schien zunächst eine wesentliche Besserung der Lage der Armenier zu versprechen. Die in verschiedene Fraktionen aufgesplitterten Jungtürken versuchten zu Beginn ihrer Herrschaft, ein parlamentarisch-konstitutionelles Regierungssystem im Osmanischen Reich einzurichten, das auch christlichen und nichttürkischen islamischen Minderheiten des Vielvölkerstaats Mitbestimmungs- oder Autonomierechte gewährte. Doch relativ rasch gewannen bei ihnen türkisch-nationalistische und panturkistische Vorstellungen die Oberhand, vor allem innerhalb des Komitees für Einheit und Fortschritt (İttihad ve Terakki), das 1889 als Geheimorganisation gegründet worden war und schon bald die eigentliche Macht ausübte. Insbesondere Enver Bey (der spätere Kriegsminister Enver Pascha) strebte nach der Errichtung eines „Großtürkischen ,Turanischen‛ Reiches“ unter Einbeziehung Aserbaidschans, Usbekistans, Turkmenistans und sogar von Teilen Chinas.[30]

Der gescheiterte Versuch Sultan Abdülhamids II., den durch die Bosnische Annexionskrise innenpolitisch geschwächten Jungtürken im März 1909 die Macht wieder zu entreißen, führte nicht nur zu seiner Absetzung, sondern war im kilikischen Adana und in den umliegenden Gebieten auch von schweren Übergriffen auf Armenier begleitet. Zwischen 15.000 und 20.000 Armenier fanden innerhalb weniger Wochen den Tod.[31] Vor der Küste befindliche Kriegsschiffe Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Österreichs, Russlands und der USA, die die Massaker möglicherweise hätten stoppen können, schritten nicht ein[32] und die von der Konstantinopeler Regierung verfügte Hinrichtung von 134 „Schuldigen“ (127 Muslime und 7 Armenier) konnte angesichts des Ausmaßes dieser Ereignisse kaum zur „Schadensbegrenzung“ beitragen.[9]

Durch die wiederholten Übergriffe und damit verbundenen Auswanderungswellen vor allem in die russischen Kaukasusgebiete fiel der armenische Bevölkerungsanteil. Zwischen 1882 und 1912 war so die armenische Bevölkerung bereits um ein Drittel zurückgegangen, bei Kriegsausbruch 1914 hatte außer Van keines der ostanatolischen Vilayets noch eine armenische Mehrheit.[33]

Am Vorabend des Ersten Weltkriegs verschärfte sich die Lage für die Minderheiten des Osmanischen Reiches durch die militärischen Niederlagen im Tripoliskrieg und im Ersten Balkankrieg abermals. Die aus den Kriegen resultierenden gewaltigen territorialen Verluste des Reiches hatten innerhalb des „Komitees für Einheit und Fortschritt“ (İttihad ve Terakki Cemiyeti) eine extreme Radikalisierung zur Folge. Die Schuld am Territorialverlust wurde gerade hier zu einem nicht unwesentlichen Teil auch dem Wirken „illoyaler Bevölkerungsgruppen“ zugeschrieben.[34] 1913 etablierte das „jungtürkische Triumvirat“ Talât Bey (der spätere Großwesir Talât Pascha), Enver Bey und Cemal Bey (der spätere Marineminister Cemal Pascha) nach einem Staatsstreich ein diktatorisches System, das gewillt war, künftig gegen die „inneren Feinde“ vorzugehen.
Der Genozid [Bearbeiten]
Ausgangslage [Bearbeiten]

Sterbliche Überreste von um 1915 in Erzincan ermordeten Armeniern

Am 14. November 1914 trat das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg gegen die Entente ein, zu der auch Russland gehörte. Getrieben vom Wunsch nach der Rückeroberung jener Gebiete, die dem Osmanischen Reich dort in vorhergehenden Kriegen gegen Russland verloren gegangen waren, mehr noch aber von pantürkischen Vorstellungen, befahl die türkische Führung Ende 1914 eine groß angelegte Offensive im Kaukasus. Diese endete bei der Schlacht von Sarıkamış um die Jahreswende 1914/15 mit einer verheerenden Niederlage des Osmanischen Reiches und Gebietsverlusten im Zuge der russischen Gegenoffensive.[35]

Die Tatsache, dass Armenier die russische Armee in der Hoffnung auf Unabhängigkeit unterstützt hatten und auf russischer Seite armenische Freiwilligenbataillone an den Kampfhandlungen beteiligt waren,[36] verstärkte innerhalb der jungtürkischen Führung „das Zerrbild eines angeblichen armenischen Sabotageplans.[37]“ Obwohl die armenische Zivilbevölkerung und die in der osmanischen Armee dienenden Soldaten mehrheitlich loyal geblieben waren, machte die Staatsführung des Osmanischen Reiches die Armenier nun kollektiv für die militärischen Probleme in Ostanatolien verantwortlich und nutzte den russischen Einmarsch dazu, die Mehrheit der armenischen Bevölkerung zu deportieren, was unter den gegebenen Umständen einem „Massenmord gleichkam“.[38]
Vorbereitung und Ablauf [Bearbeiten]

Wann genau das jungtürkische „Komitee für Einheit und Fortschritt“ den Beschluss fasste, die Armenier als Ganzes zu vernichten, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit bestimmen, da entsprechende Dokumente entweder fehlen, (noch) nicht zugänglich sind oder aber nie existierten. Ein möglicher Grund dafür wird auch im konspirativen Charakter des „Komitees für Einheit und Fortsc


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Fabs ehemaliges Mitglied

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Der Völkermord an den Armeniern - Info

04.11.2011 um 20:21
Leider hackt es hier Beiträge ab 'ner bestimmten Länge einfach ab; auf mehrere Einträge verteilt oder der Link wären ganz nett, dann könnte ich es fertig lesen.


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Fabs ehemaliges Mitglied

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04.11.2011 um 20:22
Ah, ich les' einfach auf wiki weiter. :)


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Puschelhasi Diskussionsleiter
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Der Völkermord an den Armeniern - Info

04.11.2011 um 22:05
Ja ist mir auch aufgefallen. Wiki ist richtig, Quelle war unten dran....


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