Man sieht`s mal wieder: Ein Stupser in die richtige Richtung (wenn auch wahrscheinlich ungewollt) - und schon rattert die Denkmaschine wieder los.

Wo soll ich bloss anfangen?

Es gibt Dinge, die uns so harmlos erscheinen, im Inneren aber so stark an uns rütteln, dass wir in unseren Grundfesten erschüttert werden - und es vielleicht nicht oder erst sehr spät bemerken.

Denke ich so darüber nach, so gab es wohl schon einige dieser Situationen in meinem Leben. Und sie haben mich teilweise so sehr beeinflusst, dass sich gewisse Charaktereigenschaften erst ausbilden oder gar ändern konnten.

An dieser Stelle drängt sich mir die Frage auf, ob nur schlechte Erfahrungen solche Veränderungen und Sichtweisen auslösen können. Ich weiss es nicht. Was gäbe mir auch das Recht, mir ein Urteil darüber zu bilden wer was aus welchen Erfahrungen macht, bin ich doch selbst nicht im Stande, das mir selbst Widerfahrene auf irgend eine Art und Weise einordnen zu können...

Gerne würde ich sagen können, dass alte (schlechte) Gewohnheiten durch das Erlebte nie wieder kehren werden, alles nur zu meinem Wohl passiert ist, dass ich bestimmte Situationen durchleben musste, damit mir klar werden konnte, was wirklich zählt - zumindest in einer Hinsicht. Aber... Es beantwortet meine Frage, ob das nun im Endeffekt eine gute oder schlechte Erfahrung war / ist leider nicht.

Es ist schon eine Weile her... und ich glaube kaum, dass diesem Menschen bewusst ist, was er in mir alles angerichtet hat... ich will nicht sagen, dass ich ihn verachte, nein: Ich hab ihm verziehen... Viel eher hat er mir gezeigt, wie schnell so vieles, was wir uns aufbauen in die Brüche gehen kann und dass man die Mauern um einen herum vielleicht eben doch nicht so hoch aufziehen sollte wie man es oftmals - wohl zum Eigenschutz - macht.

Vor Jahren war ich mal eine starke Frau, gehörte niemandem. Und dann trat dieser Mensch in mein Leben. Ja, ich habe gelitten und oft geweint - heute kann ich das zugeben... Der Preis für diese Erfahrung war hoch: Mein Selbstwertgefühl sank auf Tiefstniveau, ich ging nicht mehr raus und wenn, dann war es nur, um mich über einen Verlust hinweg zu trösten, der schier unüberwindbar schien. Meine Freunde hatten wohl einige Male schon wunde Ohren vom vielen Zuhören... Aber Rat wusste niemand. Ich musste mein Leben und meine Ansichten überdenken, neue Massstäbe und Ziele setzen - nur so konnte ich wieder einigermassen ins Reine mit mir kommen.

Wenn auch die Erinnerung an das Erlebte verblasst und sie meine Gedanken nicht mehr so aufschwemmt wie damals, so begleitet mich doch das aus dieser Situation Resultierende bis heute - und zwar in vielen meinen Grundgedanken. Irgendwo macht es mich stolz zu wissen, dass ich fähig bin, Konsequenzen aus Handlungen zu ziehen, egal ob es nun meine oder die eines anderen waren.
Auch wenn ich mich damit womöglich sehr weit aus dem Fenster lehne (das ist meine Meinung!): Nur wer Schmerz bewusst spürt, ihn zulässt und diesen zu kanalisieren weiss kann über sich hinaus wachsen und das daraus machen, was für einen das Beste ist.

Ich bin froh, dass ich diesen Menschen kennen gelernt habe. Mein Leben hat sich um einiges verändert. Wer sich nicht verändert, der stagniert. Und wo sowas passiert, findet kein Wachstum mehr statt. Was ich damit sagen will...: Vieles, was uns im ersten Moment als schlecht erscheint, uns schwächt, runterzieht und ans Aufgeben denken lässt macht uns im Endeffekt nur stärker. Es sind eben diese Situationen, die uns auf andere Wege hinweisen, vielleicht sogar auf den richtigen Pfad zurück kehren lassen.

Ich bin wirklich dankbar für das Erlebte weil es mir neue Sichtweisen eröffnet hat. Nun weiss ich, dass Dinge wie Beständigkeit nicht immer schlecht sein müssen (für einen freiheitsliebenden Menschen ist das nicht einfach zu verstehen), dass Vertrauen wachsen soll und sich nicht immer hinter einem schönen Lächeln verbirgt - und, aus letzterem Gedanken heraus die Erkenntnis, dass Liebe erst durch tiefste Aufrichtigkeit zum Höchsten werden kann, was ein Mensch zu verspüren mag.


In diesem Sinne: Einen schönen Abend.
Danke für die Aufmerksamkeit.