Hinweis der Verfasserin:
Ich verfolge mit diesem Text nicht die Absicht, irgendjemanden aufgrund seiner Herkunft oder sonstiger persönlicher Merkmale zu verurteilen oder zu diskriminieren. Alles, was ich in diesem ESSAY über Ostwestfalen-Lippe (OWL), Menschen aus dieser Region und Menschen britischer Herkunft schreibe, äußere ich mit und aus gegebenem Humor (den ich ebenfalls von den Leser/inne/n wünsche) UND in dem Wissen, dass sowohl in OWL als auch in Britischen Gefilden sehr wohl normale, friedliche, aufrichtige und gute Menschen existieren. Es gibt bezüglich der verschiedenen menschlichen Mentalitäten keine geografische Bevor- oder Benachteiligung, wenn man "uns" als Ganzes betrachtet und auf unsere Menschlichkeit hin infiltriert.





_______________________________________BI‘hindert‘CITY_______________________________________
-----------------------------------------------*womit habe ich das verdient?!!*-----------------------------------------------

oder

_________________________________________BITCH‘field_________________________________________
-------------------------------------------*wie ein Name zum Programm wurde*-------------------------------------------

oder

___________________________________B‘OWL‘ing for Columbine___________________________________
--------------------------------------------------*das Essay analog zum Film*--------------------------------------------------



Meine Lieben.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt „existiere“ ich bereits über zwei Jahre in & mit diesem liebenswerten, einem emotionalen Gefrierpunkt ähnelnden, Zustand namens Bielefeld. Eine Stadt, die mit dem Begriff der Selbstherrlichkeit noch nie etwas anfangen konnte (obwohl sie von der Fläche her größer ist als München!) und sich mit berechtigtem Stolz als die Metropole des siebten und wohl auch prominentesten Ballungsgebietes NRWs bezeichnen darf. Ostwestfalen-Lippe, olé!!

Zur geographischen Orientierung: das siebte Ballungsgebiet NRWs liegt im nord-östlichen Grenzbereich unseres Bundeslandes - über die A2 erreichbar, aus Richtung Dortmund kommend, unmittelbar NACH dem rund 100 Kilometer langen Nichts namens ‚Hamm‘ - so der Sprachgebrauch im Volksmund - anzutreffen

Jawohl - Ostwestfalen-Lippe, von manch einem auch liebevoll ‚OWL‘ genannt (gesprochen: Oh-Weh-Ell) - ein Ort, der nicht erst in den letzten Jahrzehnten durch die Gerüchte der so genannten ‚Bielefeldverschwörung‘ Bekanntheit erlangte - nein! - bereits zu Lebzeiten Jesu-Christi ging die Gegend rund um den Teutoburger Wald mit jener Schlacht in die Geschichte Deutschlands ein, die den sagenumwobenen Siegfried das Leben kostete,. OWL - ein Name also, der für Kampfgeist, Rivalität und einen guten Ort zum Sterben steht und somit auf einer kulturhistorisch orientierten Weltreise-Route keinesfalls fehlen sollte!

Im Folgenden werden die oben angesprochenen Vorzüge OWLs anhand eigener Erfahrungsberichte & -Werte erläutert - es bleibt dementsprechend nur zu hoffen, dass spätestens jetzt jeder Leser den, hier unterschwellig mitschwingenden, Sarkasmus bemerkt hat!
(Vgl. §§ 133, 157 BGB)

Nun gut. Natürlich ist denkbar, dass ich, als gebürtige Ruhrpottlerin, ein anderes Weltbild habe als der alteingesessene „Ostwestfalen-Lippe(ne)r“ - doch die Abstammungslinie Ruhrpott ist darum noch lange keine niedere Lebensform. Eine Tatsache, mit deren Erkenntnis man sich in den Kreisen der Teutoburgischen Evolutionswissenschafts-Elite leider auch in der heutigen Zeit noch immer relativ schwer zu tun scheint. Das hat u. a. jenen faszinierenden Effekt zur Folge, dem zum Dank man als „Zuwanderer“ ostwestfälischer Gefilde ebenso automatisch wie ausschließlich für die unteren Ränge der hierarchischen Ordnung unserer Nahrungskette existenzberechtigt zu sein scheint.

So wundert es einen erfahrenen „Zugezogenen“ herzlich wenig, dass er mit seinem Kfz - welches ein Ruhrpott-Kennzeichen trägt - an nahezu jeder Straßenecke locker ‘ne halbe Stunde warten muss, bis irgendein zuvorkommender Autofahrer so freundlich ist, nicht bis zum Ende der durch eine Ampelkreuzung bedingten Autoschlange aufzuschließen, sondern zwei Meter vorher anzuhalten, um einem die Ausfahrt zu ermöglichen, sodass man sich dann auch endlich in die Warteschlange quetschen und an der kollektiven „auf-Grün-Warterei“ beteiligen kann.

Noch weniger erstaunlich ist die Tatsache, dass es sich bei diesen hilfsbereiten Fahrern (HF) in den meisten Fällen nicht um Bielefelder, sondern um Verkehrsteilnehmer aus Herford handelt.

Abgesehen von diesen alltäglichen Kleinigkeiten, habe ich außerdem auch meine helle Freude am Treiben der Bewohner dieser englischen Kaserne (Foto), die ich von meinem Balkon so wunderbar überblicken kann.

l

Hat schonmal jemand von euch „Kotz-Bingo“ gespielt? Nein?! Auf meinem Balkon kann man das zwei bis drei Mal in der Woche. Eine wahre Wonne dieses Spiel! Funktioniert im Grunde genommen genauso wie Bingo - bloß, dass niemand Nummern zieht, sondern die Fenster des Truppenhauses durchnummeriert werden. Dann muss einfach nur noch abgewartet werden, aus welchem Fenster der nächste besoffene Brite seinen Mageninhalt entleert.
Ehrlich gesagt bin ich schon ein Wenig neidisch auf die Jungs - immerhin scheinen sie so wenig Arbeit zu haben, dass sie sich zwei bis drei Mal pro Woche so derbe volllaufen lassen können...
Aber das war noch lange nicht alles! „Original British Entertainment“ kann nämlich noch EINIGES mehr, als aus fünf Metern Höhe aus einem Fenster zu kotzen (während zum hundertsten Mal „Football‘s coming home“ in voller Lautstärke zwischen den Hauswänden hin und her hallt).

Ich sag‘ nur: „immer wieder Donnerstags!!!“

Da schmeißen sich die Jungs nämlich in ihre Schottenröcke und stellen sich ab ca. 18.30 Uhr auf den Innenhof ihrer Kaserne - und jetzt ratet mal, was sie da machen? ..richtig!

DUDELSACK-SESSION!
Ist doch logisch?

Nicht, dass mich der Sound von fünf, unzureichend mit Luft gefüllten Dudelsäcken verärgern würde - immerhin habe ich mir sagen lassen, dass es gar nicht mal so leicht sei, aus diesen Instrumenten anständige Töne (wenn überhaupt) herauszubekommen - doch als „Partylaune“ würde ich meinen Gemütszustand in diesen Momenten auch nicht unbedingt bezeichnen.

Ca. 45 Minuten später, wenn die „Sackbläser“ es geschafft haben synchron im gleichen Rhythmus zu dudeln, kommen die restlichen „Bandmitglieder“ hinzu. Damit meine ich die weiblichen Militärdienstleistenden dieser Kaserne.

Was dann folgt, stelle man sich bitte bildlich vor seinem inneren Auge vor!
Ausgestattet mit Pauken, Trommeln, Becken und allem, was sonst noch zu einer „Marschkapelle“, wie wir sie vom Schützenverein her kennen, dazugehört (außer Blechbläser - diese werden hier durch Dudelsäcke ersetzt), versammelt sich die gesamte Kasernenbelegschaft auf dem Kasernenhof. Im Gegensatz zu den farblich lebhaft gestalteten Schottenröcken der „Sackbläser“, trägt die „schottische Soldatin von heute“ zu solchen Anlässen offenbar bevorzugt eine unförmige Uniform in schmeichelhaften dunkelgrau-grün-sumpfbraun-Tönen....da wundert es jedenfalls niemanden mehr, dass sich die „Beutelpuster“ spätestens beim Anblick dieser - für das britische Volk so typischen - grundsoliden, erotischen Ausstrahlung ihrer „Weibchen“ so richtig ins Zeug legen und den Damen mit unerschütterlichem Ehrgeiz demonstrieren, was aus ihrem Sack so alles herauszuholen ist.

Wenn sich dieser Trupp dann ca. weitere 20 Minuten später zu einer Formation sortiert hat, wird der finale showdown eingeleitet! Ein Spektakel, das dem Szene-Ausdruck „rocken gehen“ eine völlig neue Bedeutung verleiht und welches man in seinem Leben wenigstens ein Mal erlebt haben sollte, um in Zukunft mit Gewissheit von sich behaupten zu können, an einem der größten musikalischen Momente unserer Zeit teilgehabt zu haben!
Dieser ‚Moment‘ dauert etwa 40 Minuten und führt exakt zwei Runden am äußeren Rand des Kaserneninnenhofs entlang - in voller Montur - und in voller Lautstärke!
Eine regelmäßig wiederkehrende Gelegenheit, mich meiner kaum zu unterdrückenden Euphorie hinsichtlich meiner Wohnsituation hinzugeben.

Eine ähnlich euphorische Stimmung macht sich übrigens auch in mir breit, wenn ich mal einen Film auf RTL schauen möchte.
Ja, auch bei einer chronisch bzw. zwangsneurotisch jegliche Art von Phoenix-Beiträgen rezipierenden Person wie mir, kann ein solcher Wunsch gelegentlich mal entstehen.
Es geht ja nunmal wirklich nichts über die so genannten TV-Movies, die in erschreckend vielen Fällen anhand der intellektuell höchst anspruchsvollen Dialoge der Charaktere und den dazu passend ausgewählten, leicht claustrophob angehauchten Drehorten, beispielsweise ein Aufzug, eindeutig als typisch deutsche Produktion identifiziert werden können...
Doch bevor ich in noch detailreichere Beschreibungen der landeseigenen Kreativität in Sachen Medienproduktionen abschweife, zurück zu RTL, meiner grenzenlosen Euphorie und der Diagnose ihrer Ursache.

Also - gut aufpassen!
Einige von euch (zumindest jene, die sich schonmal für einen längeren Zeitraum in OWLs Metropole aufgehalten haben), werden jetzt mit Sicherheit schon wissen, worauf ich hinaus möchte. Andere wiederum werden vielleicht gleich enttäuscht sein zu erfahren, dass es sich bei den im Bielefelder Sektor auf RTL regelmäßig auftretenden Bild- & Tonstörungen nicht um etwaige paranormale Aktivitäten handelt, welche sie durch die letzte WG-interne Sciènce heraufbeschworen zu haben glaubten.

Nein liebste Leute - mit derartigen Hypothesen seid ihr absolut auf dem falschen Dampfer! Es tut mir leid, euch diesbezüglich nun eines Besseren belehren zu müssen:
Die wahre Ursache für die mysteriösen Störungen ist nämlich die gute alte Bielefelder Tram!
Oder meinetwegen auch S-Bahn, wie dieses Vehikel in OWL fälschlicher Weise genannt wird, obwohl die korrekte Bezeichnung eigentlich Straßenbahn lauten müsste. Doch das habe ich bereits mit einem Rudel geringfügig verstrahlter Ost-Westfalen-Lipp(en)er auf der Love Parade in Essen mehr als ausführlich und grandios erfolglos gegenüber der naturgegebenen Stumpfheit ihres Vorstellungsvermögens diskutieren dürfen - deshalb weiter im Text...

Also - DIESES schnuckelige Beförderungsmittel, mit seinem noch schnuckeligeren U-Bahn Tunnel... der, am Rande bemerkt, zufälliger Weise von dem Vater meiner besten Sandkastenfreundin und Nachbarin konstruiert wurde (an dieser Stelle herzliche Grüße an Elli nach Köln!) ...tingelt auf diversen Strecken im schnuckeligen 10-Minutentakt in jeweils entgegengesetzte Richtungen, wobei dank der schnuckeligen Schienen etwas weniger schnuckelige Geräusche entstehen, die mit dem Sound von Fingernägeln auf Schiefertafeln direkt verwandt zu sein scheinen.

Dieses Geräuscherlebnis kann lediglich noch von der, im Winter auch nachts alle 20 Minuten die Strecken abfahrenden und darum vollkommen unschnuckeligen Enteisungsmaschine getoppt werden.
Zurück zum Thema. Während dieser Hin- und Herschnuckelei, wird auf mysteriöse Weise die Kabel-TV-Anbindung des ein oder anderen Bielefelder Haushalts beeinträchtigt. Das wiederum führt zu einem etwa 1,5 - 4 Sekunden anhaltenden Bild- und Tonverlust bei Programmausstrahlungen des Senders RTL - und zwar ausschließlich bei RTL (was dem nun wieder zugrunde liegen könnte, soll hier allerdings vorerst nicht weiter hinterfragt werden!).

Der hierdurch potentiell drohende Schaden kann vom Verlust nebensächlicher Informationen aus Boulevardmagazinen und der Popsternchen-Szene, über das Verpassen der einzig wichtigen Schlüsselszene eines TV-Films, bis hin zu dauerhaftem Schlafmangel führen.
Letzteres bezieht sich auf jene Personen, die in die Kategorie jener bemitleidenswerter Soap-Junkies einzustufen sind, die „ihre“ Serie des Nächtens ein weiteres Mal anschauen müssen, bloß weil sie aus den soeben erläuterten Gründen, am Nachmittag verpasst haben, wie Timo seine Halbschwester Sabrina anschaut, als sie ihm sagt, dass sie nur deshalb an Bulimie leidet, weil sie, als sie vor zwölf Jahren von Außerirdischen entführt wurde (welche ihr neben einer künstlichen Haarverlängerung auch noch eine Nasenkorrektur verpassten), das Gefühl hatte, eines der Aliens habe sich vor ihr geekelt, weil sie den gelben Pyjama mit dem fehlenden Knopf trug und dabei dummerweise nicht bemerkt hatte, dass ihre Zahnspangengummis farblich überhaupt nicht dazu passten.
Echt - total unschnuckelig!
Kaum auszudenken, welch verheerende Auswirkungen der dauerhafte Verlust von Schlaf bei Personen mit derart flachen Kognitionsimpulsen auf lange Sicht haben kann...!

Deshalb zurück zu „BI-Tram vs. RTL“ - was schließlich nicht unbedingt in jeder Hinsicht ein Problem darstellen muss!
Nämlich dann nicht, wenn man aus der Not eine Tugend macht und z.B. mit Hilfe der zeitlich gleichbleibenden Störungsabstände die Kochzeit von Nudeln berechnet, die Einwirkzeit von frisch aufgetragenen Gesichtsmasken bemisst oder auch, naheliegender Weise, die Abfahrtszeit der Straßenbahn Auge behält, die man nehmen muss, um pünktlich bei der Arbeit zu sein.


In diesem Zusammenhang interessiert es mich geradezu brennend, ob die Art des jeweils genutzten TV-Anschlusses an der Anzahl der durchschnittlich vom Einzelnen verpassten Straßenbahnen auszumachen ist und inwiefern sich diese Pünktlich- bzw. Unpünktlichkeit schon auf den Bielefelder Arbeitsmarkt ausgewirkt hat:

->Verpassen Bielefelder Satellit-TV-Zuschauer häufiger die Straßenbahn als Kabelnutzer??

->Sind Kabel-TV-Kunden bei hiesigen Arbeitgebern wegen ihrer Pünktlichkeit im Vorteil??

->Verfügt die Stadt Bielefeld evtl. bereits über statistische Erhebungen, basierend auf
derartigen Untersuchungsschwerpunkten??

->Warum denke ich über solch einen Schrott überhaupt so ausführlich nach?

->Habe ich mich am Ende doch mit dem so genannten „Bielefeld“ infiziert?!

->Gibt es noch Hoffnung für mich oder werde ich evtl. bleibende Schäden davontragen,
die ich jetzt noch nicht habe?

->Werde ich womöglich zwischen den anderen ‚Bekloppten‘ im Stadtteil Bethel landen
und dort für den Rest meines Lebens der Unzurechnungsfähigkeit frönen?


...gut - so brennend ist das Interesse dann auch wieder nicht...was mitunter auf die, im Regelfall eher minimalistische Ausprägung der Kognitionsimpuls-Konvektion des Einzelnen zurückzuführen sein dürfte.





Diese Stadt wird mir ebenso sehr fehlen, wie die blank liegenden Nerven, unter denen ich seit meinem Umzug zurück in meine geliebte Heimatstadt nicht mehr zu leiden habe.



JULZIFER