Vorwort

Schreiben ist ein Hobby von mir und ich habe mir vorgenommen, einigen Kurzgeschichten, die doch gut zu Allmystery´s Themen passen, hier Platz zu verschaffen.
Erinnert ihr euch an das große Erdbeben in der Türkei im August 1999?
Ich habe es miterlebt, ich war im Urlaub dort. Und danach, nach der Konfrontation mit dem Tod und der Erkenntnis, ich sei nicht ´Unsterblich´, fand ein sonderbarer Prozess in mir statt und ich fing an, nachzudenken über Gott und die Welt. Das Schreiben wurde seitdem ein Ausdrucksmittel meiner Gedanken, gekleidet in Handlungen und Geschehnissen.
Vielleicht mag mancher sagen, ich könne doch versuchen zu veröffentlichen. Für mein erstes Buch habe ich das gemacht und fand gleich mehrere Verlage bereit, es zu veröffentlichen.
Ich bin noch am Überlegen, doch in etwa einem Jahr wird es wohl auf dem Markt sein.
Natürlich werde ich hier nicht angeben, unter welchem Namen ich veröffentliche, das soll keine Werbung oder etwas in der Art sein, ich hatte nur den Wunsch, meine Person durch ein Paar Kurzgeschichten besser auszudrücken und Allmystery mit manchen Themen zu bereichern.
PS: Habt Nachsicht mit manchen möglichen Mängeln, doch bin ich der Gewissheit, hier auf verständnisvolle Gemüter zu treffen.








Reicher und armer Mensch

Zwei Vögel flogen über eine Stadt.
Die Stadt war grau.
Die Menschen waren grau.
Da fragte ein Vogel den anderen:
„Warum sind diese Menschen so grau?“
Da sprach der andere Vogel:
„Weil sie viel leiden.“
„Warum leiden sie so viel?“
„Weil es so viele von ihnen gibt.“ Der Vogel verstand nicht.
„Was sollte es damit zu tun haben?“ Da sprach der Wissende:
„Je mehr Menschen es gibt, desto mehr Probleme gibt es. Und wisse: Die Kommenden putzen den Dreck der Gehenden. Und je mehr Menschen es gibt, desto mehr Dreck entsteht und desto gewaltiger wird der Berg an Schmutz, der auf die Kommenden gelastet wird. Wie sollten sie alles reinigen? Sie hinterlassen es denen, die kommen werden.“
Da sagte der andere:
„Aber sie haben keine Feinde wie wir. Uns jagen Katzen, Füchse und manche mehr. Wer dämmt die Menschen ein?“ Der Vogel antwortete:
„Ihre Feinde können die Menschen greifen, aber die Menschen nicht den Feind. Ihr Feind ist Krankheit, Krieg und der Teufel. Und diese werden die Menschen begleiten, bis sie sterben.“
Sie tauchten in die Ferne ein.
Ein letztes Mal blickten sie herab zu den Menschen.
Der stets Fragende sagte:
„Reiche Menschen… und so arme Menschen.“








Die Ratte

Beschwingt laufe ich durch eine Wiese und lache den Frühling an.
Ich wende mein Haupt nach rechts, nach links, nach oben und sehe nicht mehr als sattes Grün und die bunten Farben der so verschiedenen Pflanzen und den sanft blauen Himmel mit wenigen weißen, zarten Wolken.
Bald erreiche ich einen Wanderweg und folge ihm.
Nach einigen Schritten erscheint vor mir eine Ratte.
Bedrohlich schaut er mich an.
„Ich bin Gefahr.“
Ruhig halte ich seinem Blicke stand.
„Weshalb?“ Er antwortet mir nicht.
„Ich werde wachsen und wachsen und wachsen. Gewaltige Formen nehme ich nun an, siehst du denn nicht? Ich verdecke mit meiner Gestalt den Himmel, nichts siehst du nunmehr als mich. Ich bereite dir größte Angst und Qual und dennoch kannst du dich nicht von mir abwenden. Denn wisse: Ich bin Gefahr.“ Gepeinigt ziehe ich die Luft ein und es ist mir, als sähe ich einen Giganten.
Und dieser spricht weiter.
„Ich halte an deinen Gedanken fest. Nichts siehst du nun als mich. Nichts kann dich von mir befreien. Sei es Frühling, Sommer, Herbst oder Winter ich werde nicht mehr von dir ablassen. Die Last wird deine Schultern herabsenken, doch kenne ich keine Gnade.“
Verzweifelt ziehe ich die Luft ein, bis mir Allah zur Seite steht.
„Ich habe Allah bei mir. Du kannst nicht ewig mich peinigen.“
Die Sonne folget ihrem Lauf und achtet nicht auf mich. Sie wartet nicht auf mich.
So lebe ich mein Leid, bis ein Wanderer erscheinet in der Ferne. Ich höre ihn flüchtig sprechen.
„… eine sonderbare Ratte…“
Da klärt sich mein Blick und plötzlich schrumpft der Gigant und wird erneut zur Ratte.
Ich hebe meinen Fuß und verscheuche ihn.
Er ruft mir nach: „Sei deiner nicht zu sicher! Auch Elefanten fürchten mich!“
Ein letztes Mal wende ich mich zurück, schaue auf die Ratte herab und sage: „Eine kleine Sache als Giganten zu sehen, liegt häufig in des Menschen Natur. Ratte, du übertreibst.“ Und nunmehr befreit, doch weiterhin die Gefahr, eine Laus zum Elefanten zu verkehren in mir tragend mit dem Gegenmittel, die Augen zu überprüfen, gehe ich weiter voran.
Doch laufe ich nicht mehr.
Einmal wurde ich verbrannt.
Vielmehr betrachte, prüfe und beobachte ich, manches besser erkennend und genießend…




Ein Tier

Ein Tier lief durch den Wald.
„Du bist ein Ameisenbär.“, sagten Krähen.
Das Tier war erbost.
„Das bin ich mitnichten.“
Er ging weiter voran.
„Du bist ein Ameisenbär.“, sagten Füchse.
Das Tier war verwundert.
„Das bin ich nicht.“
Immer mehr stimmen wurden laut.
„Du bist ein Ameisenbär.“
Das Tier blieb stehen.
Es hatte nun vergessen, was es war.
„Bin ich das wirklich?“
Da sprachen alle: „Ja, du bist ein Ameisenbär.“
Da sprach eine Krähe:
„Komm, tanze uns etwas vor.“ Und das Tier fing an, im Takte der Klatschenden zu tanzen und sich lächerlich zu machen, bis ein lautes Brüllen zu vernehmen war und ein Bär erschien.
Die Tiere flohen, bis auf den Verwirrten.
Nun sprach der Bär sanft zu ihm.
„Du bist kein Ameisenbär.“ Nachdenklich schaute das Tier auf.
„Ich… bin ein Löwe.“
„Ja, das bist du. Diese Waldtiere hatten einen Plan gegen dich geschmiedet. Doch Freunde werden immer auftauchen, wenn es brenzlig wird.“
Sodann ging der gedemütigte Löwe mit seinem Freund weiter voran.
Ihm kam etwas in den Sinn und er sprach:
„Dieses Erlebnis wird mir bleiben und mich vor weiteren Torhaftigkeiten bewahren. Lieber dies als größere Pein.“







Da durch

Da durch.
Durch diese Hölle musste ich hindurch.
Durch jene dunklen Flammen musste ich wandeln, schleichen und stürmen.
Gehen konnte ich nicht.
Entweder wollte ich mich verstecken oder davonlaufen.
Da durch.
Durch diese Hölle musste ich hindurch.
Zuvor ging ich gemächlich und lachend und lesend durch die Welt.
Zuvor liebte ich alles und jeden.
Da durch.
Durch diese Hölle musste ich durch.
Da fragte ich, wie dulde ich das nur?
Wie ertrage ich das nur?
Da liebte ich alles im Verborgenen bis auf mich.
Da durch.
Durch diese Hölle musste ich hindurch.
Nun schreite ich lächelnd und nachdenklich weiter.
Nun liebe ich alles und jeden, auch mich für Allah.
Nun bin ich noch immer am Anfang meiner Reise.
Nun werde ich ewiglich am Anfang stehen und lernen und lenken und denken.
Bis wohin?
Bis dahin, wo ich erfüllte meine Aufgaben.








Der Wanderer

Es gab einst einen Wanderer.
Er wanderte nicht, um zu betrachten, zu beobachten oder um zu besehen.
Er hatte genug gesehen und sah nun mehr als zu Zeiten, in denen er alles bewusst in sich einzog. Es reichte und war mehr als genug, gelegentlich etwas aufzuschnappen oder zu sehen, was man unweigerlich sah.
Und er wanderte nicht durch einen Wald, eine Wüste oder ein schönes Land. Auch das hatte er zur genüge getan, genossen und es hinter sich gelassen.
Schließlich hörte er nicht auf zu wandern.
Denn er wanderte durch das Leben.
Er spürte und erfühlte, wie alle alles so ernst nahmen.
Er blickte sie sanft an, senkte leicht sein Haupt, riss sich los und ging erneut weiter.
Er spürte und erfühlte, wie alle sich um Vergängliches bemühten.
Seine Augenbrauen erhoben sich, wehmütig schüttelte er sein Haupt, riss sich los und wandte sich ab.
Er musste weiter voranschreiten und vorankommen.
Er spürte und erfühlte, wie alle sein wollten, wie die Einfachsten waren.
Seine Augen schlossen sich, ein Lächeln kam auf und das Haupt neigte sich herab und er schritt durch jene Welt hindurch ohne dort hängenzubleiben.
Und noch eine Seltsamkeit war diesem Wanderer zueigen.
Denn nicht die schönsten Strecken und angenehm begehbaren Wege suchte er sich aus.
Querbeet lief er aufs Geratewohl, dorthin, wo seine Füße hingingen, über Ecken und Kanten, durch Eis, Feuer, Wind, Erde, mal schnell, mal langsam.
Und gerade an Orten, die viel Blut und Tränen tranken, blieb er lange stehen, schaute ernst um sich und trat dann seinen Weg erneut an.
Er wanderte nicht nur an warmen, weichen Tagen.
Er wanderte durch alle Gezeiten ohne Rücksicht auf sich zu nehmen.
Und gerade die stürmischsten Zeiten ließen sein Herz im Leibe höher schlagen.
Und er lief und lief.
Denn seine Füße kannten kein Rasten, hierhin und dorthin, da wollte er unbedingt noch vorbeischauen und kosten von jenem Orte, Leben und Menschen.
Und was lernte er?
Dass sich jeder für den Rechten hielt.
Und was dachte er?
Lerne von allen.
Doch nur mein Islam kann mir gefallen.








Das lichte Tor

Manchmal muss man schwarzen Nebel durchqueren, um das weiße Tor zu passieren.
Von weitem erscheint nur das große Tor.
Den schwarzen Nebel sieht man vorerst nicht…
Und dann, wenn du dich ihm nähertest, spricht das Tor: „Nimmst du den schwarzen Nebel in Kauf, bevor du mich durchschreitest?“
Du bist unschlüssig, schaust hinter dich, siehst den weiten Weg, den du zurückgelegt hast und sprichst: „Ich will nur dich, nicht den schwarzen Nebel. Welche Qualen bereitest du mir nur, obgleich ich dich liebe und schätze?“
Da spricht das Tor: „Auf Erden gibt es Wege, wie es Menschen gibt. Auf Erden gibt es Pfade, die man nicht sogleich versteht oder erkennt. Du nun sollst großes Schlechte kennen, um dadurch meinen Wert besser zu verstehen, um das Gute in seiner vollen Pracht zu entdecken.“ Traurig höre ich ihm zu.
„Aber passierte ich diesen schwarzen Nebel, beschmutzte es mich. Es besudelte mich. Weshalb darf ich nicht reinlich zu dir kommen und stolz meine frische Sauberkeit dir bezeigen? Weshalb, o weshalb muss ich gebeugt und unrein dich erreichen?“ Das Tor lächelt.
„Leidliche Augen sind mir lieber als stolze Augen. Liebevolles, geschwächtes Verhalten mir näher als selbstsicheres, überhebliches Stolzieren. Wenn du bereits gebrannt hättest, wärest du verschont worden. Schmerz sollst du kennen, nicht den Schmutz beklagen. Demütig sollst du werden, nichts selbstgefällig.
So wie das Schwert vor seiner Nutzung in Feuer geformt werden muss, musst du im Nebel irren und leiden, bevor du mir würdig bist.
Dein Herz wird hier gereinigt, deine Kleidung hingegen beschmutzt.
Somit liegt die Entscheidung bei dir.“
Nun lächle ich und flüstere: „Sag das doch gleich.“
Das Tor lächelt ungebrochen. „Also?“
Mein Haupt senkt sich herab, die Augen leuchten und mit festen Schritten tauche ich sogleich in den sonderbaren Nebel ein.
Auf geht’s, alter Mensch, auf geht’s.
Und vielleicht lernen wir bald, uns nicht immer als der Bedrohte zu sehen.
Denn anstatt den schwarzen Nebel zu fürchten, verstanden wir es eines Tages, ihn zu ehren, zu bekehren und zu reinigendem Nebel zu verkehren.
Da ertönt eine Stimme:
„So, wie du willst, dass ich bin, so werde ich sein. Denn hier entscheidet das Herz.“








Ungewitter

Schallend fließt das Wasser über Stock und Stein.
Prasselnd tropft der Regen auf Erden herab.
Gleißend umwirbelt der Wind die Lande.
Dunkel und dunkler wird es um uns.
Die Wolken schauen düster und erbost zu uns nieder.
Blitze zucken wie aufspringende, rasende Pferde leuchtend gelb vor meinen Augen auf, kurz darauf schallt der Donner durch die Weite dieser nun so verlassenen, nassen, düsteren Gegend.
Tobet nur, sage ich.
Ihr befreit meine Seele.
Ihr regt euch und dies belebt mich.
Soll ich euch fürchten?
Ich fürchte euch aber nicht.
Die Furcht ist einfach nicht in mir.
Vielmehr tut ihr mir gut.
Denn ihr regt euch und seid erbost auf die Erdenbewohner.
Und wie Recht ihr habt, wie Recht ihr habt.








Das Reh

Schnee säumte die Wegränder.
Die letzten Schneeflocken flogen auf das geschäftige Dorf herab, bevor die Sonne den Kampf um Wärme und Frühling gewinnen würde.
Zwei große, schwarze, leuchtende Augen blickten aufmerksam im Gehege auf.
Die erweichte Erde hatte den sich am Boden befindenden Haken vor der Zauntüre ausgestoßen und der kühle Wind schob die Tür freundlich zurück.
Das Reh zitterte vor Aufregung.
Langsam schaute es um sich, trat auf der Stelle, um dann zielorientiert von seinen seit Monaten zu seinem Verließ gewordenen Lebensort zu stürmen.
Kein Mensch war in Sicht.
Es eilte und sauste und gelangte ohne Gefahr an den nahen Wald.
Trunken roch es den Kieferduft und besah die Laubbäume des Mischwaldes.
Sein Herz im Leibe schlug höher und höher, es raunte und dröhnte, laut, um allen Waldbewohnern zu verkünden, dass es zurück war.
Bald erreichte er seine Familie.
Doch diese nahmen sich seiner nicht an.
Er roch schließlich so anders…
Einer der Geschwister sprach: „Besser wäre für dich, du wärest tot. Nicht du gehörst noch zu uns.“
Tief getroffen starrte es um sich, um dann sich zu besinnen und sich zusammenzureißen und bitter zu nicken.
„Ja. Dies ist nicht mehr mein Heim.“
.. So leide und brenne und letztlich flüchte… Glaubst du daran, man würde dir entgegenkommen und dich erlösen?
Glaube an das gute Ende.
… Doch erhoffe es dir von niemandem außer Allah.