In den alten Schriften werden die 4 edlen Wahrheiten erklärt. Diese waren das erste, was der historische Buddha gelehrt hat.
Die 4 edlen Wahrheiten lauten:

1) alle wesen leiden
2) die wesen leiden aufgrund ihrer Unwissenheit, der daraus resultierenden Begierde/Anhaftung und hass/Ablehnung
3) Es gibt einen weg aus dem leiden
4) der weg zu dauerhaften Glück wird im Dhamma erklärt

die 4. edlen Wahrheiten umfasst demnach also die Gesamtheit der buddhistischen lehre. Eine Möglichkeit, die buddhistische lehre übersichtlich zusammenzufassen, ist der sog. Edle 8-fache Pfad der weisen.

Die 8 Glieder des achtfachen Pfades sind:

1) rechte Erkenntnis

=das wissen von der wahren natur der Existenz
hier geht es darum, die dinge so zu erkennen, wie sie wirklich sind.
Ein Aspekt rechter Erkenntnis ist das verstehen der Gehsetzmäßigkeiten von Ursache und Wirkung (Karma). Nicht andere sind für das, was wir erleben verantwortlich, sondern wir selbst.
Der 2. Aspekt der Erkenntnis beinhaltet das Verhältnis davon, dass alles absolut
- vergänglich
- abhängig
- ichlos
existiert. Erkennen wir das nicht, leiden wir da wir ständig falsch handeln!


2) rechte Gehsinnung

= frei von Sinnlichkeit, übelwollen und Grausamkeit
Um einen friedvollen Geist zu kultivieren bedarf es einer heilsamen ethischen Grundhaltung. Wenn wir verstehen, dass auch die anderen wesen ebenso leiden wie wir, sollten wir uns aufrichtig bemühen, ihnen nicht noch mehr Kummer zu bereiten indem wir ihnen schaden. Es bringt nicht nur für die anderen wesen schaden, sondern besonders auch für uns: wir sammeln negatives potential an und unser Geist wird aufgewühlt und unfähig, zu meditieren oder sonst wie spirituell zu praktizieren.
Es ist wichtig, einen vorurteilsfreien Geist aufrechtzuerhalten und Mitgefühl zu entwickeln. Paart sich das Gefühl noch mit Weisheit, verstehen wir aus tiefsten herzen, wie sehr die wesen leiden. Es wird sich der Wunsch entwickeln, den wesen zu helfen. Übelwollen, Bösartigkeit und ähnliches ha hier keinen Platz mehr!

3) üble Nachrede

= frei von lüge, Zwischenträgerei, Grobheit und leeren Geschwätz
wir wissen alle, wie verletzend Sprache sein kann. Auch hier gilt es zu überdenken, wie sehr wir uns und anderen mit lügen oder Boshaftigkeit schaden. Auch sinnloses Geschwätz kann man sich sparen, es ist nichts als Zeitverschwendung. Wenn man nichts zu sagen weiß, ist es durchaus in Ordnung, auch mal zu schweigen.
Wichtig ist das wir versuchen achtsam mit uns und anderen umzugehen!

4) rechtes Handeln

= durch bewusstes Unterlasen von Taten, Diebstahl, Ehebruch
ebenso wie schlechte rede bringen diese Handlungen auch nur negatives hervor. Erst denken, zur be-SINN-ung kommen, dann handeln!


5) rechter Lebensunterhalt

= durch den kein Lebewesen geschädigt wird
das ist ein schwieriges Thema: wo beginnt die Schädigung eines Lebewesens?
Sicher sind berufe wie Metzger, Kürschner oder Todeszellenwollstreckungsbeamter als durchaus lebewesenschädigend anzusehen. Aber auch allzu übereifrige Verkäufer, die schlechte Ware für teures Geld an den Mann bringen, sind Schädiger.
Man bedenke: auch ich selbst bin ein Lebewesen!!! Wenn der beruf mir also nur schaden einbringt sollte das für uns Anlass sein über die Möglichkeit einer Veränderung nachzudenken. Hier ist Herzensverstand gefragt!

6) rechte Anstrengung

= um heilsame Geestäszustände zu vermeiden oder zu überwinden, sowie heilsame zu erwecken oder zu stärken
unheilsame Geisteszustände in den griff zu bekommen ist nicht immer einfach. Jemand der sich gerade mit übersprudelnden ärger über jemanden aufregt muss sich schon sehr bemühen, nicht mit unheilsamen Worten oder Gedanken zu reagieren. Noch schwieriger ist es dann, wenn man auch noch einen heilsamen, mitfühlenden und liebevollen Geist für das Ärgernis zu entwickeln. Hier kann man sicherlich von Anstrengung sprechen. Wichtig ist dabei, dass man sich nicht künstlich eine heilsame Haltung überstülpt. Denn diese Maske wird irgendwann gesprengt und all der Frust und ärger sucht sein Ventil. Um wirklich mit einem heilsamen Geist zu reagieren bedarf es viel Übung und auch viel nachdenken über die Vor- und nachteile von unheilsamen Geisteszuständen. Es ist der mühe wert!!

7) rechte Achtsamkeit

= die Ausbildung von Besonnenheit und Bewusstseinsklarheit bei allen körperlichen und geistigen Betätigungen
Dies ist ein wirklich sehr wichtiger Aspekt auf dem Pfad: die Entwicklung von Aufmerksamkeit. Diese wache Achtsamkeit ist bedeutungsvoll für unser ganz alltägliches Handeln: der aus der achtsam beobachteten Handlung gewonnene innere abstand von dingen hilft, Spannungen und Konflikten des Lebens ruhig zu begegnen. Durch zunehmende Besonnenheit vermag man Situationen und Problehme klarer zu sehen und so auch bessere Entscheidungen zu treffen und angemessen zu reagieren.
Nur mit geschärfter Achtsamkeit und einem hellwachen Bewusstsein kann in der Meditation in die tiefsten Inhalte, z. B. Über die Existenzweise der dinge vordringen.
Der Buddha sagte zum Thema Achtsamkeit: „Sie ist überall von nutzen!“

8) rechte Sammlung
= die pflege geistiger Sammlung und Vertiefung durch Meditation.
Um tiefgründige weisheitren in der Meditation zu erfahren bedarf es einen unerschütterlichen und konzentrierten Geist. Buddha dazu: „wenn man einen Baum fällen will und nimmt dafür eine stumpfe Axt und einen ungeübten und schwachen Arbeiter, wird es sehr lange dauern oder gar nie zu einem Ergebnis führen. Wenn man aber eine scharfe Axt und einen starken, erfahrenen Arbeiter wählt, wird der Baum sehr schnell fallen“
Die Axt steht für unseren Geist: ist dieser durch wiederholte Meditationsübung geschult, wird er scharf und durchdringend wie eine frisch geschliffene Axt. So können wir selbst die tiefsten Lebensgeheimnisse enthüllen.

Die verschiedenen Glieder des Pfades werden nicht nacheinander geübt. Vielmehr durchdringen und unterstützen sich die Übungen gegenseitig.

Beispiel: Morgens nach dem aufstehen nehme ich mir 10 Minuten zeit um still zu meditieren.
Ich nehme mir für den tag vor achtsam mit mir und anderen umzugehen.
Schon beim frühstück nehme ich alles möglichst bewusst wahr, ebenso den weg zur arbeit.
Überraschung: das macht ja richtig spaß!
Wann immer negatives im Geist auftaucht, mache ich einen schritt zur Seite und prüfe, warum dies e negative Haltung da ist und was sie mir nützt.
Sogar bei den Sticheleien meines Chefs/Nachbar/Partners kann ich auf böse Kontras verzichten, was die Situation sofort entspannt.
Am Abend ist mein Geist noch immer klar und so kann ich vor dem zu bett gehen noch einige zeit konzentriert meditieren.
Ich schlafe hervorragend!!

Tja, das wäre der Idealfall. Sicher sieht unser Alltag (noch) nicht so aus. Aber: er kann so aussehen!!! Mit ein bisschen liebe zur Praxis und vertrauen in unsere Fähigkeiten könnten wir alles erreichen.

Versucht es!

Text: Bianca Terletzki; Auszüge aus: Buddhismus -Ein weg zur Geistesschulung“ v. Leonard A. Bullen