@sentex Ein Leuchten kündigt Erdbeben an
Artikel vom 12.09.2003
http://www.welt.de/print-welt/article259035/Ein_Leuchten_kuendigt_Erdbeben_an.htmlElektrische Phänomene im Boden können ein Vorzeichen von Beben sein
Man könnte vermuten, eine zuverlässige Erdbeben-Vorhersage sei in Reichweite. Wenige Tage und Wochen vor starken Erdbeben wie 1999 im türkischen Izmit und 2001 im indischen Bhuj sehen Satelliten in der Erdumlaufbahn jeweils eine infrarote Strahlung in der Region, in der sich kurz darauf die Kräfte des Erdinnern entladen und viele Menschen sterben. Friedemann Freund von der San José State University in Kalifornien beschreibt im Fachblatt "Journal of Geophysical Research" eine Theorie, wie diese Strahlung durch elektrische Phänomene ausgelöst wird, und hat Experimente dazu gemacht: Induziert er im Gestein, das unter Druck wie im Erdinnern steht, Spannungen, die laut Theorie Erdbeben auslösen sollen, erhält er ebenfalls Leuchterscheinungen.
Doch renommierte Erdbebenforscher wie Professor Jochen Zschau vom Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam sind noch skeptisch, ob solche Versuche tatsächlich zu Erdbebenvorhersagen führen. Schon vor 40 Jahren hatten ähnliche Hoffnungen getrogen. Russische Forscher hatten in den sechziger Jahren festgestellt, dass sich vor einem starken Beben die Geschwindigkeit, mit der sich seismische Wellen fortpflanzen, in einem typischen Muster ändert: Vor dem Beben nimmt das Tempo der Wellen ab, um später wieder zuzunehmen. Hat die Geschwindigkeit ihren Ausgangswert wieder erreicht, knallt es. Je länger diese Phase der Abnahme und erneuten Zunahme der Geschwindigkeit, umso stärker wird das Beben.
Jochen Zschau hält Friedemann Freunds Theorie für interessant. Bewiesen aber muss sie noch werden. So weiß bisher zum Beispiel niemand, wie die elektrische Ladung den langen Weg vom Erdbebenherd im Erdinneren bis zur Oberfläche zurücklegen kann, ohne in Kurzschlussreaktionen zu verpuffen. Vor Freund liegt also noch viel Arbeit.