Artenvielfalt - Produkt der Schöpfung oder Evolution?
16.11.2007 um 12:02
Hallo NAVIGATO mein werter Freund,
bitte entschuldige, wenn ich kurz interveniere, der Anlass dazu ist mein Eindruck, dass Du versucht bist zu relativieren, dies in Deinen letzten Beiträgen. Respektive Du schaffst Polaritäten, indem Du beide als gleichberechtigt und als Gegensätze ersehen möchtest, was auch dem Weltbild eines Dualismus oder der ungaren zwei Welten Theorie entsprechen würde. Nur, die Praxis zeigt aber nicht dieses Bild, mein werter Freund der NAVIGATO und bitte beachte, dass Du gerade aus der Position heraus argumentierst, indem Du die Prämisse der Dualität und Gleichwertigkeit annimmst -Wissen versus Glauben, sie also als gleich lange Spiese betrachten möchtest.
Bitte bedenk, dass die letzten 5000 Jahre im Vergleich zur Zeitspanne von über 200'000 Jahre der Geschichte des modernen Menschen, diese kleine Zeitspanne also, gerade geprägt war durch die Indoktrination durch Religionen und sie u.a. dazu verwendet wurde, um mehrere Stämme –möglichst viele- unter einen Hut zu bringen und mit Ach und Krach zusammen zu halten versucht, die daraus resultierende Idee war der Begriff Nation, welchen wir bis heute so kennen, als ob eine Nation eine familiäre in sich abgeschlossene und natürliche Angelegenheit wäre und da die Familie (Nation) aber so viele Geschwister aufweist, die man eigentlich gar nie alle persönlich kennen lernen könnte, ebenso so auch nicht die zugehörige Kontrollinstanz, auch wenn man über hunderte von Leben zu Verfügung hätte nicht, so braucht es nun eben diesen Übervater –Du proklamierst hier eine übergeordnete Instanz-, der nun in der Lage sei, zu allen seinen Kinder eine Beziehung zu hegen und zu pflegen, dies auch wenn man diesen imaginären Übervater auch nie wirklich zu Gesicht bekommt. Eine künstlicher oder virtueller Versuch also, der eigentlichen und natürlichen Wesenhaftigkeit des Menschen, damit zu imitieren, um natürlich eine Beruhigung zu suggerieren und damit auch eine gewisse, vermeintliche „Kontrolle“ derer, die als Wissensapostel Menschen für ihre Theorie um sich scharen möchten.
Ferner kommt noch dazu, dass in der Geschichte die Gläubigen und das Religionssystem ganze Staaten/Nationen regierten und kontrollierten, sie waren in der Überzahl und prägten so über Jahrtausende die „Kultur“ bis in die heutige Zeit des Menschen, sie trägt somit auch die Verantwortung für das was ist. Noch heute – gerade nach der so genannten Aufklärung, welche für mich persönlich noch lange nicht wirklich vollzogen wurde- gehören über die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung irgendeiner Religion (mit der Annahme des Prinzips einer übergeordneten Instanz) an, über 4,8 Milliarden Menschen an der Zahl sind das, das ist schon die Mehrzahl der Menschheit mein werter Freund, also schon hier nichts von Gleichwertigkeit.
Die paar wenigen, welche sich nicht diesem jeweils gängigen Glaubenssystem von Gut und Böse, Gott und Teufel, ein über alles stehende übernatürliches Wesen, welches ein Belohnungssystem (für nach dem Tode) für angebracht hält, um die Menschen damit in Zaum halten zu können, glauben können, dies weil sie ganz einfach eine ganz andere Lebenspraxis erfahren, genau diese sind immer verfolgt und in früheren Zeiten kaltblütig ermordet worden oder durch Einschüchterung und Gehirnwäsche zum schweigen gebracht worden sind, gerade von denen, welche Wasser predigen und den Dualismus als Gott und Natur gegeben ersehen wollen und aber selber stets Wein saufen.
Ich denke daher nicht NAVIGATO, dass es sich hier um gleich lange Spiesse handelt. Die ganze Sache ist feiner gefächert, mein Freund. ;)
Keiner von eucht wird doch bestreiten, dass seitdem der Mensch sich über die Schöpfung gestellt hat, er diese quasie versklavt hat, sie darunter nur noch zu leiden hat. Mit welcher Konsequenz?
NAVIGATO, hast Du Dich schon mal gefragt wessen Verdienst das ist, respektive aus welcher Weltanschauung dies „ergoren“ wurde? Dies ist gerade eben das Produkt durch die Indoktrination sich rivalisierenden Religionen und deren Anspruch auf das Wahrheitsmonopol. Das Produkt ist also die Konsequenz aus diesen religiösen Weltanschauungskämpfen.
So können wir also beobachten, dass seit der Säkularisierung eher eine rasante Diversifizierung und Individualisierung des Religiösen stattgefunden hat und die Religion zur Privatsache geworden ist. In der Frühzeit tobten diese Weltanschaungskämpfe, wo jede Konfession damals glaubte, sie habe die absolute Wahrheit für sich alleine gepachtet, was angesichts rivalisierender Wahrheitsansprüche dazu führte, dass man keiner der konkurrierenden religiösen Wahrheitsmonopolistinnen mehr glauben wollte.
Die blutige Konfliktträchtigkeit einander in Geltung und Recht bestreitender, religiöser Überzeugungen hat diese schliesslich ihre Gesellschaftliche Dominanz (hier wäre das wir) verlieren lassen. Dies geschah letztlich im pragmatischen Interesse aller Betroffenen (wieder das wir) in der Überzeugung, dass ohne erzwungene, einheitliche und öffentliche Religion menschliches Zusammenleben besser funktioniert – und dass es im übrigen auch der Religion [B]gut tut, wenn sie sich auf den [B]Bereich privater Lebensgestaltung (hier finden wir das „ICH“) konzentriert, [B]statt sie sich auf mit gesellschaftlicher Verantwortung (hier hätten wir wieder das „wir“) zu überlasten: [B]Neutralisierung, ohne dass man darum viel philosophische, gar skeptisches Aufheben hätte machen müssen.
Mit anderen Worten, hat also die Geschichte vor noch nicht allzu langer Zeit uns vorgeführt, dass wenn sich die Religion um das „wir“ kümmern wollte, es in einem heillosen Desaster kulminierte und aus dieser Lehre die Einsicht gewachsen war, dass es allem Anschein nach sehr viel sinnvoller wäre, wenn schon überhaupt Religion, sie den sich eher dem „Ich“ zu wenden solle, als sich mit dem „Wir“ zu überlasten.
Also wenn wir die junge Geschichte nicht vergessen wollen, so wäre die Idee von einer Einheitsreligion, welche sich dann auch noch gerade um das „wir“ kümmern möchte, ein klares Zeichen, dass man nichts aus der Geschichte lernen will und man gerade wieder schnurstracks sich im tiefsten Mittelalter sich wieder finden würde, ich denke dies wäre ein ziemlicher Rückschlag, welcher der Menschheit geschehen könnte. Der Glaube sei jedem unbenommen, hat aber [B]keine Aussicht mehr, an der Autorität des „wissenschaftlichen“ Wissens zu kratzen.
[B]Die Religion ist denn auch keine „Waffe“ mehr gegen dieses Wissen oder vernünftige Wahrheiten, insofern auch kein taugliches Argument einer skeptischen Philosophie: Wenn jemand einen Wissenstand anzweifelt, weil dieser seinen Glaubensüberzeugungen widerspricht, ist das[B] sein persönliches Problem –
oder wie im Falle der Kreationisten, die gegen Darwinismus Sturm laufen, das Problem einer bestimmten [B]sozialen Gruppe. Aber zur Widerlegung des dem Glauben widersprechenden Wissens muss sich der Gläubige auf eine innerweltliche Argumentation einlassen, indem er etwa deren innere Widersprüche herausstreicht, ohne auf die Offenbahrung als Offenbahrung zurückzugreifen!
Was die nicht westlichen Religionen anbelangen, so denke ich, ist es eine Frage der Zeit, bis auch sie sich zu dieser innerweltlichen Argumentation einlassen müssen und dessen inneren Widersprüche herausstreichen, ansonsten sie schlicht den Zug verpassen werden. Ich würde hier nicht auf den geschürten West- Ost, Achse des Bösen- Spektakels aufspringen, der dient für einen anderen Zweck… ;-)
p.s. habe die Sendung bei Kernen gesehen, der werte Richard Dawkins hat mir schon fast leid getan, inmitten der Höhle des Löwen… die Selbstbeweihräucherung der anwesenden Gottgläubigen (Mehrzahl) hatte schon was Groteskes oder gar Peinliches an sich…[/b3][/b2][/b1][/b0][/b][/b][/b][/b]