@nurunalanur Beweise für die Evolution
In den letzten Jahren haben verschiedene zeitgenössische Denkströmungen den Eindruck, vielleicht auch die Hoffnung geweckt, der Evolutionsgedanke wäre irgendwie in Mißkredit geraten, die Lehre von einer speziellen Schöpfung wieder zu Ehren gekommen und möglicherweise sogar auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt worden. Beide Ansichten sind unbegründet, wenn es auch schwerfällt, nicht mit dem Laien zu sympathisieren, der mit Bestürzung hört, daß sich die Evolutionshypothese nicht, wie er angenommen hatte, auf die Gültigkeit sogenannter Beweise der Evolution stützt, sondern auf andersartige und sehr viel gewichtigere Zeugnisse.
Der Unterschied läßt sich am besten verdeutlichen, wenn wir uns überlegen, warum wir glauben, daß die Erde ?rund" (kugelförmig) ist. Wenn man aufgeweckte Schulkinder zum ersten Mal mit dieser Vorstellung konfrontiert, bietet man ihnen ?Beweise" für die Rundheit der Erde an, die im Rückblick ziemlich nichtssagend erscheinen; man erzählt ihnen etwa, sie würden, wenn am Horizont ein Schiff auftaucht, zunächst seinen Großmast oder seine Schornsteine und dann seinen Rumpf erblicken.
Wenn wir dann die Schule hinter uns haben, ist es nicht mehr eine Frage von ein oder zwei Beweisen, ob wir daran glauben, daß die Erde rund ist. Wir akzeptieren diese Vorstellung, weil die gesamte Schiffahrt, Luftfahrt, Geodäsie, Geometrie, Kartographie und Chronometrie auf ihr beruhen; ohne die Vorstellung von der runden Erde sind alle diese Gebiete heute vernünftigerweise nicht zu denken. Kein Wissenschaftler braucht sich von der Wahrheit des Sachverhalts dadurch zu überzeugen, daß er aufmerksam Photos von der Erde studiert, die vom Mond aus aufgenommen wurden.
Das gleiche gilt auch für die Hypothese der Evolution. Ihre pegner - oft genug philosophisch wie wissenschaftlich ungebildet - betrachten es als bloße schlaue Ausrede, wenn behauptet wird, daß die Gültigkeit der Hypothese nicht von der Gültigkeit bestimmter einzelner Beweise für die Evolution abhängig sei, aber so ist es in der Tat. Wir erkennen den Evolutionsgedanken deshalb nicht an, weil nur er das Muster der Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen gleichzeitig lebenden Organismen, das durch die vergleichende Anatomie aufgedeckt wurde, verständlich macht, und ebenso die bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen den Embryos von Menschen, Vögeln und Reptilien einerseits und den Embryos ihrer mutmaßlichen Vorfahren, wie der Fische, andererseits. Verständlich macht der Evolutionsgedanke ferner das Vorkommen von Tieren mit intermediären Merkmalen, die man sonst als etwas Anomales ansehen würde, wie etwa Reptilien, die ein Federkleid, und Fische, die Lungen besitzen, oder Säugetiere, die Eier mit Schalen legen.
Er macht auch die evolutionären Veränderungen begreiflich, die wir im Laufe unseres eigenen Lebens beobachten, so etwa die Ausbreitung von schwarz pigmentierten Spielarten der Nachtfalter in Industriegebieten. Ein weiteres Beispiel ist die in vielen Krankenhäusern beobachtete Evolution von Staphylokokken und Streptokokken-Stämmen, diegegen die Wirkung von Penicillin und anderen Antibiotika resistent sind.
Schließlich kann nur die Evolutionstheorie die Fossilienfunde überzeugend deuten. Wenn jemand glaubt, Fossilien seien die Überreste von Organismen, die bei der Sintflut untergegangen seien, so kann er alles glauben: Seine Leichtgläubigkeit wäre bodenlos. Nur die Evolutionstheorie macht rudimentäre Strukturen bei heutigen Organismen verständlich, wie zum Beispiel das während der Entwicklung von höheren Wirbeltieren vorübergehend auftretende Scheitelauge (die Zirbeldrüse), wie wir es bei Neunaugen finden.
Gegner des Evolutionsgedankens meinen vielfach, sie hätten einen Pluspunkt für sich verbucht, wenn sie sagen: ?Die^ Evolution ist nur eine ?Hypothese". Dabei wird das Wort ?Hypothese" in diesem Fall genau darum benutzt, weil es der logisch und philosophisch korrekte Begriff für eine Aussage von dieser Qualität ist (nämlich für eine Aussage, die man vorläufig für wahr hält). Aus dem Wort auch nur die geringste pejorative Nebenbedeutung herauszuhören, ist ein Zeichen mangelnder Bildung.
Es gibt noch viele Ungewißheiten, was den Mechanismus der Evolution, und zumindest einige, was ihren genauen Verlauf betrifft. Dennoch ist die Evolutionstheorie wissenschaftlich akzeptabel, und sie wird in der Tat weithin akzeptiert: als Produkt eines Denkaktes, der so völlig anderer Art ist als jener, aus dem die bewegende, phantasievolle Literatur des ersten Kapitels der Genesis hervorgegangen ist. Aus dem Philosophischen Lexikon der Biologie ?Aristotle to Zoos" von Peter B. Medawar und Jean S. Medawar
http://www.zeit.de/1985/48/Beweise-fuer-die-Evolution?page=1Wenn du was besseres als die Annahme von evolutionären Prozessen hast und diese auch wie bei der Evolution diese entsprechend untermauern kannst, dann nur her damit. Solange gilt die Evolution als Fakt ob du nun daran glaubst oder nicht, das ändert nichts an ihrer Existenz.