@Pan_narrans Tut mir leid, nein, das kann ich nicht sagen. In der Wikipedia steht es zwar auch so, doch kann es da phänomenologisch gemeint sein, eher denn als Definition. Weiß nicht, nachher hatte ich das im Zusammenhang mit Gadow gelesen, weiß nicht. Jedenfalls würde ich diese Definition nicht gleich kladistisch nennen. Es gibt eine Zeit vor (und neben) der Kladistik. In der "monophyletisch" dennoch eine Rolle gespielt hat.
Dann gibt es ja noch die Definition einer Gruppe über Merkmale. So die Pygostylia unter den Aves, zu denen dann logischerweise auch die Oviraptoridae gerechnet werden müssen, auch wenn es sich hier um Konvergenz nahestehender Gruppen und damit Polyphylie handeln dürfte.
Aber auch bei den Merkmalen ist es so ne Sache, festzulegen, ab wievielen Merkmalen der Übergang von A nach B abgeschlossen ist, siehe den doch recht "fließenden" und zudem konvergenten Übergang der Therapsiden hin zu den Säugern. Da hilft dann manchmal doch nur ein Schnitt mit dem Hackebeilchen, ein Grenzenziehen an Breitengraden entlang. Etwa daß Neornithes alles ist, was känozoisch an Vögeln bekannt ist, samt dem letzten gemeinsamen Vorfahren all dieser, und samt dessen mesozoischer Nachkommenschaft, die es nicht bis ins Känozoikum geschafft hat. Seltsame und ungewöhnliche Definition? Na ich weiß nicht. Ich weiß ebenfalls nicht, wie viele Alternativvorschläge es gibt, Aves und Verwandte systematisch zu erfassen, zu ordnen (und seit einigen Jahrzehnten auch: von den "Nur-Dinos" abzugrenzen). Da gibts glaub ich weniger Dino-Definitionen.
Oder schau Dir die Homininen an, was für eine bescheuerte Definition. Klar, sauber kladistisch, eben ab Abspaltung von der Paninenlinie. Inhaltlich sagt das freilich gar nichts über die Homininen aus. So, wie das mit Strauß und Spatz. Einfach ne Linie gezogen und gut is. (Ich weiß, ich weiß, es ist bei dieser Definition durchaus auch inhaltlich begründet, aber sollten wir mal noch ein drittes, ein fossiles Schwestertaxon finden, das sämtliche relevanten Merkmale der beiden Taxa aufweist, aber sich vom Opa vom letzten gemeinsamen Strauß-Spatz-Vorfahren abgezweigt hat, dann ist das das gleiche Dilemma wie das von mir angesprochene.)
Pan_narrans schrieb:In dem gleichen Absatz wird zwar erwähnt, dass bei einer Definition von Aves (und demzufolge auch Neornithes) über rezente und ausgestorbene Linien man zwar auch gut das Taxon abbilden könnte, dieses aber aus Gründen der Eindeutigkeit vermeiden sollte.
Um ehrlich zu sein, frage ich mich, wieso das erwähnt wird. Weil es schon mal so gemacht wurde? Das klingt nach der heißesten Spur...
Abschließend noch dies: In Sachen Systematik halte ich Monophylie für sehr wichtig, doch bin ich kein Freund der Kladistik. Als Hilfsmittel unbedingt, in jedem Fall, doch ne sklavisch kladistische Systematik halte ich nicht für gut. Und ich halte mich nicht für einen Knochenfisch oder Therapsiden. Untergruppen können ihre Anatomie, ihren Stoffwechsel, ihre Physiologie so gründlich umbauen, daß so eine neue anatomische Definition, ein neues Merkmalsbündel entsteht, welches rechtfertigt, diese Gruppe nicht mehr als Vertreter der Vorgängergruppe zu betrachten. Kladistisch wären die für mich noch immer in dem Verästelungsschema dort verortet, doch systematisch können
für mich Vögel eine Klasse sein
neben Reptilien und Säugern und Fischen... Das nur angemerkt, da ich bei Dir einen gewissen Hang zur Kladistik herausahne.
Pertti