@Altägypter In Persien lebten Parsen und Muslime Seite an Seite, sie hatten lange Zeit einen angenehmen Kompromiss gelebt. Aber du hast recht, zu dieser Zeit war da noch der Zoroastrismus prägend der von den Parsen praktiziert wurde. Man könnte meinen das dies sogar der Prototyp des Monotheismus war.
Jedoch bezog sich das auch nicht nur auf Persien, sondern auch den arabischen Raum, selbst da war man im Mittelalter der Wissenschaft und Rationalität/Weltlichkeit offen. Da standen physische und metaphysische Aspekte recht gut im Gleichgewicht und dies war auch ein Quell für zahlreiche wissenschaftliche/gesellschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen. Ich bezog mich auf die Blütezeit des Islam:
Wikipedia: Blütezeit des Islam@cbarkyn Die Ahmadiyya ist allen offen gegenüber und richtet ihre Spiritualität nach innen, die Weltlichkeit wird als Prüfung für jeden einzelnen angesehen. Auch der Dschihad wird als eine Anstrengung betrachtet Hürden im Leben zu meistern, durch Zuversicht und Glauben so auch gute Taten. Der Kampf wird also weniger mit äußeren Kräften gefochten sondern mehr mit dem inneren Schweinehund, also dem Ego. Sie haben verstanden, dass der Schaitan seinen Thron im menschlichen Ego und seinen Illusionen hat. Allah ist bei ihnen nichts anderes als die Wahrheit, Liebe und Intuition im Leben, so auch im Jenseits.
Übrigens ein Scherz unter Muslimen, schon der morgendliche Kampf aus dem Bett aufzustehen ist ein kleiner Dschihad, denn man stellt sich der Anstrengung seinen Alltag zu bewältigen. Also wir alle sind dann und wann kleine Dschihadisten, das gilt für jede Anstrengung im Leben bei der wir uns unserem eigenen Ego stellen müssen oder auch den Herausforderungen im Leben, besonders dann wenn man uneigennützig Solidarität beweist. Leider denken einige das dies allein mit ner Waffe in der Hand geht nicht weil Gott es will, sondern irgendwelche Prediger die machthungrig sind (also auch kleine Egoisten).
;)sadrose schrieb:Jede Religion hat eine Ideologie! Ideologie kann auch ohne Religion auskommen,aber eine Religion nicht ohne Ideologie. Die Ideologie ist ja eine "Weltanschauung" oder "Wertvorstellungen" die sich eben auch auf die Religion belaufen können. Die Religion selbst gibt dir diese Wertvorstellungen, sagt was "richtig" ist und was "falsch" und versucht dir eine "Weltanschauung" und Antwort auf die "Ursache" und dem Sinn des Lebens zu geben. Und damit wird es ja so kompliziert. Eine religiöse Ideologie, die gleichzeitig destruktiv ist, ist ein Problem, das sich nicht so einfach lösen lässt, denn was damals galt, gilt vielleicht heute nicht mehr.
Das stimmt teilweise. Eine Ideologie ist schon etwas mehr als nur eine Weltanschauung oder Wertevorstellung, es ist immer das kollektive Prinzip das sich die herrschende Klasse aneignet und ausnutzt oder gar einimpft, als vermeintliche Problemlöser. Ideologie im groben ist dies:
In Bezug auf die politischen Ideologien wurde der Begriff in seiner pejorativen Bedeutung insbesondere von Karl Marx geprägt. Er sprach dabei vom „falschen Bewusstsein“, einer gesellschaftlich erzeugten Vorstellung, die „zur Verschleierung und damit zur Rechtfertigung der eigentlichen Machtverhältnisse“ beiträgt. Im marxschen Verständnis ist sie Bestandteil des gesellschaftlichen „Überbaus“.
Wikipedia: IdeologieDer gesellschaftliche Konsens wird sogar durch Ideologien belastet, da er eine spaltende Rudelmentalität einzelner Gruppen schafft. Eine Religion war schon immer der Versuch eine für alle verbindliche Übereinkunft zu finden, ist jedoch immer am ideologischen Denken der Menschen gescheitert. Man sollte also immer auf die selbsternannten "Problemlöser" achten. Man muss also mit Herz und Verstand darauf achten das etwas nicht zur Ideologie wird und die eigentliche Idee damit verseucht wird.
Religion als gewissenhafte Berücksichtigung und Hingabe zu Gott wird leider nur von sehr wenigen Menschen gelebt, die meisten sind einer kulturellen, nationalen, politischen oder irgendeinem -Ismus behaftet der eben in die Ideologie mündet. Daher sind wirklich spirituelle, rationale, intuitive und empathische Menschen selten. Die Masse unterliegt einem gesellschaftlichen Konformismus der sich in Konflikten mit anderen konformistischen Gesellschaften/Kulturen befindet oder in leblose Monokulturen mündet.
sadrose schrieb:Man kann den Propheten heute ja leider nicht mehr fragen, wie er die Dinge heute lösen würde oder was er den Menschen raten würde und damit hat man in Wahrheit ein großes Problem, weil man sich auf der einen Seite nicht gegen das vermeintliche "Wort Gottes" stellen will und auf der anderen Seite, würde man Dinge heute so anwenden, wie damals, erreicht man einen Rückschritt.
Man muss zwischen Kultur und Religion differenzieren und man sollte sich nie auf einzelne Propheten verlassen bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme. Tatsächlich ist der Islam im Bezug zum Koran zeitloser Natur, dieser lässt viel Spielraum für Interpretationen. Es hängt also von den Menschen ab ob sie sie eine Kultur konservieren oder die Klarheit in ihrer Religion erkennen bei der nur jeder einzelne seinen Weg finden kann ganz ohne Zwang und Gewalt. Leider ist dem nur selten so und die Menschen können sich nur schwer von ihrer Kultur, Nation oder eben Aberglauben trennen.
Im Islam zählt auch weniger der Glaube im Kern, mehr die Gewissheit. Glaube ist ja nur eine Annahme, eine Hoffnung oder einfach nur ein Luftschloss voller Illusionen. Der Islam ruft auf sich von den "Götzen" also jeder Form von Illusion und falschen Glauben zu trennen um Gewissheit zu erlangen. Manche haben sich auch schlicht und einfach in den märchenhaften Metaphern ihrer Schriften verloren.
Daher würde ich mich auch nicht auf die Worte der Propheten verlassen, denn sie sind auch nur Menschen die versuchen durch Worte zu kommunizieren. Dabei kann jeder Mensch selbst zum Propheten werden, der Schlüssel liegt in der Selbsterkenntnis eines jeden. In christlicher Hinsicht ist dieses Prinzip recht passend:
"Der Mensch gleicht einer Zwiebel"
http://winfriedschley.net/zwiebel.htmlIch selbst bin übriegens nicht religiös, jedoch ein spiritueller, weltoffener Agnostiker der einen Gefallen am Buddhismus, dem Islam der Ahmadiyya und dem Sufismus, dem Urchristentum und der wissenschaftlichen Aufklärung der Renaissance gefunden hat.
sadrose schrieb:In der heutigen Zeit kann man dies aber nicht mehr anwenden, daher muss man diese Dinge an die heutige Zeit anpassen und genau da haben viele Muslime ein „Problem“. Sie kommen aus einer Gesellschaft, in der man nackte Haut nicht zeigt, in der Frauen in der Regel getrennt von Männern schwimmen, beten usw. Dann kommen sie in ein anders denkendes Land und müssen und werden praktisch jeden Tag mit Dingen konfrontiert, die in ihrer Religion „verboten“ sind bzw. gegen die Gesetzte verstoßen. Leute essen Schweinefleisch und werden nach der Religion als "unrein" beschrieben. Ja was erwartet man auch von den Muslimen? Sollen sie jetzt sagen, das eine stimmt, aber das andere nicht? Hier gebe ich dem türkischen Präsidenten Recht: Islam ist Islam.
Da hast du völlig recht, jedoch der Islam ist noch kein Islam wenn er falsch interpretiert und gelebt wird. Der Islam hat sich in einer Region der Welt entwickelt wo patriarchale Herrschaftsstrukturen schon immer prägend waren. Der Islam selbst betrachtet Frau und Mann jedoch völlig gleichwertig. Der Koran hat einige Suren die zwar durch mehrdeutige Formulierungen so auslegbar sind das dieses oder jenes zum "Gesetz" würde, jedoch sagt er absolut nichts darüber aus wie und auf welchem Weg dies zu leben ist. Es darf keinen Zwang geben, denn dies ist im eigentlichen Koranverständnis Ḥarām (also Sünde). Eine Frau kann sich zeigen und geben wie es allein in ihrem Ermessen liegt, da kann kein Mann Vorschriften machen. Generell soll keiner Vorschriften machen denn eben dies führt ja zum Zwang.
Ich habe seit langem den Verdacht das sich einfach patriarchale Kulturen im arabischen Raum konserviert haben und nicht den Kern des Islam verstanden haben. Es ist ähnlich wie im Christentum vor der Zeit der Aufklärung. Ich hoffe ja das durch geduldige Reformbewegungen wie der Ahmadiyya sich da was im Denken ändert. Zum einen auf der Seite der Muslime, zum anderen auch auf der Seite der säkularen, westlichen Kulturen. Der Konflikt von Syrien, im Irak bis nach Afghanistan ist die Kollision zwischen Ethnien, Ideologien und kollektivistischer, patriarchaler Strukturen. Die Religion wird als Vorwand missbraucht und in ihr Gegenteil verdreht. Unter dieser Verdrehung leiden schlussendlich alle Menschen dort.