@Kayla Wir möchten unsere Besorgnis über die jüngsten Phänomene der "Satsang-Kultur" ausdrücken, die den ursprünglichen Geist des Advaita ernsthaft degeneriert haben.
Viele Personen, die sehr wenige oder gar keine Kenntnisse über den Erwachens-Prozess haben, fühlen sich qualifiziert Satsang zu geben und über das Thema Erleuchtung zu sprechen. Erleuchtung ist sehr billig heutzutage. Niemand weiß, was dieser Begriff eigentlich wirklich bedeutet, da er praktisch zu viel bedeutet, um überhaupt etwas zu bedeuten. Heute ist es ausreichend, zu behaupten "Ich bin erwacht", um Satsang für Gruppen von unreifen Suchern und Guru-Jägern zu geben.
Aufgrund der nicht-verifizierbaren Natur der Erleuchtung wurde dieser Begriff viel manipuliert. Satsang wurde amerikanisiert. In einem durchschnittlichen Satsang-Meeting lacht jeder, mit Anzeichen von unauthentischer Euphorie und Freude, während der Lehrer versucht, so auszusehen, als wäre er oder sie in Glückseligkeit. Es ist wie in einer TV-Show. Nur sehr wenige meditieren tatsächlich. Warum auch meditieren, wenn wir alle schon erwacht sind?
Ramana MaharishiAber ist das wirklich Advaita?
Ist Advaita nur die ärmliche Wiederholung verschiedener Slogans wie "Es ist niemand da", "Du bist DAS", "Du bist bereits erwacht" oder "Es gibt keinen Weg", etc.? Hat das noch irgendetwas mit den Lehren großer Meister wie Nisargadatta Maharaj oder Ramana Maharishi zu tun? Ramana saß für 20 Jahre in Höhlen, bevor er wirklich komplett war. In seiner Gegenwart mussten Schüler für Monate und Jahre meditieren, bevor sie von ihm einen Einblick in das Selbst bekamen.
Es ist wahr, dass das neue Jahrtausend eine Zeit des spirituellen Erwachens ist. Aber das Erwachen ist größtenteils nicht vollständig und relativ zu dem Niveau der Unbewusstheit der meisten Menschen. Es war Jesus, der sagte, dass eine Zeit kommen wird, in der viele falsche Lehrer im Namen des Lichts unterrichten werden. Dies scheint nun zu geschehen. Viele dieser Lehrer sind nicht unbedingt "schlechte Menschen", sondern in Wirklichkeit ganz einfach unqualifiziert und durcheinander. Sie haben dem Gedanken "Ich bin nun bereit zu lehren!" zu schnell geglaubt.
Irgendwo auf dem Weg, haben sie ihre Unschuld und Aufrichtigkeit verloren und den Grund, warum sie sich ursprünglich auf den Weg begeben haben.
Die Verelendung der Satsang-Kultur
Es scheint, dass die Verelendung der Satsang-Kultur nach dem Tod von Poonjaji begann, einem Schüler von Ramana Maharishi. Er selbst hat den praktischen Aspekt von Advaita komplett verloren und die Lehre Ramanas bis zu einem Punkt vereinfacht, an dem sie sehr unrealistisch wurde. Auf der anderen Seite verstand Poonjaji die verkorksten Egos der westlichen Suchenden nicht. Viele seiner Anhänger begannen zu behaupten, dass er tatsächlich ihr "Erwachen" bestätigt hätte. Es scheint, dass sie so verzweifelt auf spirituelle Errungenschaften und Bestätigung hofften, dass sie einfach erpicht darauf waren, ihn allzu wörtlich zu nehmen. Es ist üblich im Advaita zu sagen, "Du bist bereits erwacht." Dies ist jedoch eher eine Lehr-Methode als eine Wiedergabe der Wirklichkeit. Und selbst wenn einige seiner Jünger einen Einblick in das Erwachen hatten, hat Poonjaji deutlich gemacht, dass keiner seiner Jünger die tatsächliche Erleuchtung erlangt hatte. Erst am Ende seines Lebens erkannte er, dass die meisten seiner westlichen Jünger unaufrichtig waren und nicht auf wirkliche Selbst-Verwirklichung aus waren, sondern nur auf die Rolle des "Satsang-Lehrers". Er hat vielfach zum Ausdruck gebracht, dass keiner seiner Anhänger seiner Lehre würdig war.
Papaji PoonjajiWir können den Prozess des allmählichen Niedergangs des Advaita von Ramana zu Poonjaji, von Poonjaji zu seinen Anhängern und von seinen Anhänger zu den "Nachfolgern" der Anhänger beobachten. Man mag so naiv sein zu glauben, dass Advaita in unserem Jahrhundert auf einer höheren Ebene wiedergeboren wurde. In Wahrheit ist dies die Zeit des Todes von Advaita.
Es ist nicht unsere Absicht zu behaupten, dass niemand die Erleuchtung erlangt. Wir möchten nur deutlich machen, dass eine vollständige Erleuchtung und das Verständnis ihrer Natur noch immer ein extrem seltenes Phänomen in dieser Realität ist, einer Ebene sehr geringer Entwicklung. Und, ebenso wichtig, möchten wir betonen, dass eine teilweise oder vor-reife Erfahrung des Erwachens einen in keiner Weise qualifiziert, die Rolle eines verwirklichten Wesens einzunehmen.
Erleuchtung ist nicht billig.
Viele Sucher scheinen sich der sehr einfachen Tatsache nicht bewusst zu sein, dass es tatsächlich viele Ebenen der Selbst-Verwirklichung gibt. Es liegt ein enormer Unterschied zwischen dem ersten Erwachen und dem tatsächlichen Zustand der Erleuchtung. Man muss durch viele Phasen der Realisierung gehen, um wirklich vollständig und ganz zu werden.
Aber wen interessiert das? Die meisten Sucher machen sich nicht die Mühe, diese Fragen zu untersuchen, in ihrem Fall "ist da wirklich niemand", nur der Verstand eines gewöhnlichen Suchers. Und die meisten Lehrer würden sich weigern, die wahre Natur der Erleuchtung zu hinterfragen, weil sie bereits verborgene tiefe Zweifel und Angst, bezüglich der Wahrhaftigkeit ihrer eigenen Verwirklichung haben.
Wir möchten vorschlagen, es nicht allzu eilig zu haben mit der Ankündigung "erwacht" zu sein und noch weniger eilig mit der Idee, Satsang zu geben. In der Zen - Tradition musste man auch nach der Erleuchtung 10 bis 20 Jahren warten, bevor man andere anleiten durfte. In diesen Tagen hören wir von Personen, die schon am nächsten Tag nach ihrem höchst zweifelhaft Erwachen Satsang geben! Dies ist nicht nur ein Mangel an Weisheit, sondern ein Ausdruck spiritueller Idiotie.
Die meisten Lehrer, die so genannte Satsangs geben, haben wenn überhaupt nur einen teilweisen und instabilen Zustand des Erwachens erreicht, aber aufgrund ihrer Ignoranz ermangeln sie einer höheren Perspektive, um ihre Realisierung als relativ und unvollständig zu begreifen. Im Glauben an naive Konzepte der Erleuchtung, reden sie sich selbst ein, dass sie das Ultimative erreicht hätten und blockieren damit die Möglichkeit ihrer Weiterentwicklung, wodurch sie ihren eigenen Weg gefährden.
Wir empfehlen allen Schülern und Lehrern des Advaita, kritischer zu sein. Folgt Advaita, wenn ihr wollt, aber wisst, dass die Wahrheit der Selbst-Verwirklichung einfach sehr viel reicher und komplexer ist als jede lineare Philosophie - Advaita eingeschlossen. Das praktische und das theoretische Advaita sind sehr verschieden. Im theoretischen Advaita ist das Selbst die einzige Realität, es gibt keinen Weg und wir sind alle bereits erwacht. Aber das praktische Advaita umschließt auch das Verständnis dafür, dass ein langer Weg zu gehen ist, bevor die Wahrheit dieser Aussagen unsere gelebte Wirklichkeit werden kann.
Wir möchten auch ein paar praktische Anti-Pseudo-Advaita-Erklärungen vorschlagen:
"Du bist nicht erwacht, bis du erwachst.''
"Du bist nicht DAS, bis Du die Einheit mit der absoluten Wirklichkeit erreichst."
"Es gibt keinen Weg, aber nur für diejenigen, die ihn zuende gegangen sind."
"Es ist niemand da, aber nur, wenn sich jemand aufgelöst hat."
Satsang zu geben und sich selbst einzureden, man wäre erwacht, wenn man in Wahrheit innerlich geteilt ist, ist keine Option für jemanden, der über eine grundlegende Weisheit, Ehrlichkeit und Ehre verfügt.
Segen für Sucher der Wahrheit und Klarheit, die den Mut haben, sich von allem Falschen zu distanzieren.
http://www.sein.de/spiritualitaet/bewusstsein/2009/die-gefahren-des-pseudo-advaita.html