Schade, dass diese Diskussion schon seit einem halben Jahr brachliegt, aber ich will trotzdem noch was halbwegs Produktives einbringen...
@bafrali55 Ich nehme mal an, dass Du Muslim bist, oder? Ich habe einmal ein Video gesehen, wo Jesus dargestellt war als knieender Beter. Nach muslimischem Glauben war Jesus ein Muslim. Aus dieser Sicht siehst Du es vielleicht, und Du machst aus dieser Sicht Deine Rückschlüsse. Für Christen (und Juden) ist jedoch sicher, dass Jesus Jude war - wir Christen sehen ihn als Messias, die Juden sehen ihn als Ketzer. Aber als jüdischen Ketzer. Auch diese Sache mit Abraham als "erstem Muslim" ist eine rein muslimische Sicht - klar.
Wenn wir das alles mal aus religionswissenschaftlicher Sicht sehen, kommen wir zu diesem Ergebnis:
Die Juden führen ihre ethnische Abstammung auf Abraham zurück. Die Wissenschaft sagt: Unwahrscheinlich.
Die Christen führen ihre religiöse Abstammung auf Abraham zurück, denn Abraham wurde ohne Gesetzestreue, sondern aus Glauben erlöst. Die Wissenschaft sagt: Die Christen sind nichts weiter gewesen als eine jüdische Sekte, die sich im Laufe der Zeit vom Judentum abgespalten haben.
Muslime führen ihren Glauben auch auf Abraham zurück, da er als "erster Muslim" gilt. Aus religionswissenschaftlicher Sicht: Diese Rückführung erfolgte durch Muhammad (as.?) im 7. Jahrhundert, also weit nach der Entstehung der Bibel. Tatsache ist, dass die jüdische Bibel (Tora) schon über ein Jahrtausend früher von Abraham spricht.
In dieser Diskussion muss erst einmal geklärt werden, was denn die "ursprüngliche" Gebetsweise gewesen ist. Hier muss jeder auf seinen eigenen Glauben zurückgreifen. Nur weil Jesus sich vor Gott niedergeworfen hat, bedeutet das nicht, dass er Muslim war und dass die Muslime die "wahre" Art des Gebets praktizieren. Für Muslime ist es die Wahrheit, für Christen ist es Unsinn.
Ich bin Christ und bin deswegen nicht unbedingt ein Freund der Religionswissenschaft, aber in einem Dialog in dieser Welt muss man auch solche Aspekte ansprechen dürfen.
@Habitus Ich bin generell allergisch gegen Leute, die dafür "beten" (:D), dass die Menschheit endlich den Glauben aufgibt. Denn eine Welt ohne Glauben ist nicht so viel besser als unsere jetzige. An vielen Orten sind auch Moralvorstellungen an Glauben gebunden. Und die "vollkommene Freiheit", die man sich von einer Welt ohne Glauben erhofft, hält auch nur so lange, bis jemand kommt und seine eigene Ideologie einbringt, die genau den gleichen Effekt hat wie ein Glaube. Es stimmt nicht, dass die Idee von der freien Selbstverwirklichung nur allein von der Gläubigkeit bzw. dem Glauben behindert wird. Wo Du Dich verwirklichen willst, blockiert Dich ein anderer, der andere Vorstellungen von der Welt hat und eine andere Definition von "gut" und "böse" kennt, ganz ohne einem Glauben anzugehören, sondern einzig und allein weil er "sein eigener Herr" ist.