Bibel & Koran - Zwei Wahrheiten? Wie gehen wir damit um?
11.07.2008 um 10:44Der gestrige Abend war recht heiß - aber das heftige Gewitter hat dann doch wieder für etwas Abkühlung gesorgt.
Da es immernoch Thema ist und aufgegriffen wird, war es nicht sonderlich gut, es zu löschen. Denn aus der Welt ist es damit nicht. Aufgrund der Äusserung von montecristo:
"danke für den guten Beitrag über die Verfälschung der Bibel, leider hat sich kein Christ dagegen geäußert, besser gesagt äußern können"
will ich zumindest den Eingangstext von zawaen wiederherstellen:
>>>In ihrer heutigen Form entstand die Bibel erst im späten 4. Jahrhundert. Hieronymus erhielt vom damaligen Papst den Auftrag, aus verschiedenen Bibelversionen einen einheitlichen lateinischen Text herzustellen. Dieser Text, die so genannte Vulgata, ist von der katholischen Kirche auf dem Konzil von Trient (1545-1563) - also viel später - als "fehlerlos" erklärt worden. Der Auftrag gebende Papst Damasus I. hatte in den Jahren 366 und 367 nach blutigen Kämpfen zwischen seinen Anhängern und seinen Gegnern den Papstthron erobert. An einem Tag hat man in einer Kirche 137 Tote gefunden, die dort erschlagen wurden. Das ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, weil viele Menschen glauben, die Bibel sei vom "Geist Gottes" eingegeben, ohne zu wissen, welche "Geister" bei ihrer Entstehung auch beteiligt waren.
Als Papst war Damasus I. bekannt für seine Prunksucht und "Schmäuse", dass seine Tafel selbst ein Königsmahl in den Schatten stellt (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte 27,3,14, zitiert nach Adolf Martin Ritter, Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Band 1, S. 173).
An diesen Papst schreibt Hieronymus folgenden Brief:
Wird sich auch nur einer finden, sei er gelehrt oder ungelehrt, der mich nicht lauthals einen Fälscher oder Religionsfrevler schilt, weil ich die Kühnheit besaß, einiges in den alten Büchern zuzufügen, abzuändern oder zu verbessern? Zwei Überlegungen sind es indes, die mich trösten und dieses Odium auf mich nehmen lassen: zum einen, dass du, der an Rang allen anderen überlegene Bischof, mich dies zu tun heißest; zum anderen, dass, wie auch meine Verleumder bestätigen müssen, in differierenden Lesarten schwerlich die Wahrheit anzutreffen ist.
(Evangelienrevision, Vorrede, MPG 29, Sp. 525 ff., zitiert nach Adolf Martin Ritter, Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Band 1, S. 181).<<<
Soweit der Text. Es ist meiner Ansicht nach schon wichtig, herauszustellen, dass die Bibel im Laufe der Zeit Veränderungen erfuhr. Und es ist ein heikles Thema. Aber so imens Wichtig ist dieser Beleg nicht, dass man über eine Verfälschung der Bibel sprechen kann. Vielmehr handelt es sich hier um eine Art Korrektur bzw. Überarbeitung für eine bessere Lesart. Dabei kann man gewisse Veränderungen vornehmen, die sich aber nicht Inhaltlich auswirken dürfen. Es handelt sich also um eine Art revidierte Fassung. Und leider sind heute fast alle im Handel erhältliche Bibeln revidiert. Hier ist die Vulgata, also die lateinische Bibelübersetzung gemeint. Neben dieser aber hat auch Luther später eine deutsche Bibelübersetzung hervorgebracht. Bei Vergleichen wird man wohl kaum sonderliche inhaltliche Veränderungen feststellen. Die Frage ist, sind die Originale weitestgehend noch vorhanden, sodass man feststellen lassen können müsste, inwieweit tatsächlich inhaltlich so gravierende Änderungen vorgenommen worden sind, dass man von echten Fehlern sprechen kann?
Wenn es wissenschaftliche Fakten gibt, die echte Verfälschungen in der Bibel nachweisen können, dann gehören diese auf den Tisch. Hier haben wir einen Beleg, dass zur besseren Lesart eine Überarbeitung vorgenommen wurde - wie weit diese aber von den Originalschriften tatsächlich inhaltlich abweichend verhält, darüber gibt es keine Aussagen.
Da immer wieder von den Muslimen behauptet wird, die Bibel sei verfälscht, weil diese inhaltlich mit dem Koran nicht übereinstimmt, könnte man genauso die Frage in den Raum werfen, ob der Koran nicht gewisse Veränderungen im Laufe der Zeit erfuhr? Nur ein Moslem würde so eine Frage natürlich niemals stellen. Fest aber steht, dass es gewisse Urschriften des Korans gegeben hatte, die später auch zu einer einheitlichen Koranschrift zusammen gefasst wurden, der besseren Lesart wegen. Schade nur, dass man die Urschriften anschließend vernichtet hat.
Nun werfen die Muslime den Christen ja immer wieder vor, die Bibel sei verfälscht worden und der Beweis sei also nun obiger Text. Dass es sich hier lediglich um eine Vereinheitlichung verschiedener Texte, zur besseren Lesart handelte, wird gerne übersehen. Eine ähnliche Angleichung verschiedener Urtexte zur besseren Lesart erfuhr aber auch der Koran. Aber von einer inhaltlichen Verfälschung diesbezüglich ist natürlich nicht die Rede - im übrigen auch bei der Bibel in diesem Falle nicht.
Das eigentliche Problem hierbei scheint mir zu sein: Beide heiligen Schriften sind angeblich von Gott - sind Wort Gottes. Aber sie widersprechen sich zum Teil und zwar auch inhaltlich. Wenn es aber nur einen Gott gibt und es beidemale der gleiche, ja derselbe Gott gewesen sei, als Urheber der besagten Schriften, wie kann sich Gott denn selbst widersprechen?
Daher die Frage: Ist die Bibel verändert worden oder der Koran oder beide Schriften oder keine - und welche Wahrheit gilt dann? Das ist wohl der eigentliche Konflikt dabei.
Spätestens bei der Frage: Ist Jesus gekreuzigt worden oder war es ein anderer, der ihm ähnlich war, kommt man zu dem Schluss, dass beide Schriften unterschiedliche Wahrheiten anbieten. Beides gleichzeitig kann nicht möglich sein.
Vielleicht kann man darüber ja mal diskutieren, wie wir als Gläubige, als Christen wie als Muslime mit diesen verschiedenen Wahreiten aus Bibel und Koran trotzdem vernünftig miteinander umgehen können?
Ich hoffe, dieser Thread trägt zur Klärung bei und wird nicht wieder so schnell in die Unterwelt verfrachtet. Danke !
Da es immernoch Thema ist und aufgegriffen wird, war es nicht sonderlich gut, es zu löschen. Denn aus der Welt ist es damit nicht. Aufgrund der Äusserung von montecristo:
"danke für den guten Beitrag über die Verfälschung der Bibel, leider hat sich kein Christ dagegen geäußert, besser gesagt äußern können"
will ich zumindest den Eingangstext von zawaen wiederherstellen:
>>>In ihrer heutigen Form entstand die Bibel erst im späten 4. Jahrhundert. Hieronymus erhielt vom damaligen Papst den Auftrag, aus verschiedenen Bibelversionen einen einheitlichen lateinischen Text herzustellen. Dieser Text, die so genannte Vulgata, ist von der katholischen Kirche auf dem Konzil von Trient (1545-1563) - also viel später - als "fehlerlos" erklärt worden. Der Auftrag gebende Papst Damasus I. hatte in den Jahren 366 und 367 nach blutigen Kämpfen zwischen seinen Anhängern und seinen Gegnern den Papstthron erobert. An einem Tag hat man in einer Kirche 137 Tote gefunden, die dort erschlagen wurden. Das ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, weil viele Menschen glauben, die Bibel sei vom "Geist Gottes" eingegeben, ohne zu wissen, welche "Geister" bei ihrer Entstehung auch beteiligt waren.
Als Papst war Damasus I. bekannt für seine Prunksucht und "Schmäuse", dass seine Tafel selbst ein Königsmahl in den Schatten stellt (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte 27,3,14, zitiert nach Adolf Martin Ritter, Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Band 1, S. 173).
An diesen Papst schreibt Hieronymus folgenden Brief:
Wird sich auch nur einer finden, sei er gelehrt oder ungelehrt, der mich nicht lauthals einen Fälscher oder Religionsfrevler schilt, weil ich die Kühnheit besaß, einiges in den alten Büchern zuzufügen, abzuändern oder zu verbessern? Zwei Überlegungen sind es indes, die mich trösten und dieses Odium auf mich nehmen lassen: zum einen, dass du, der an Rang allen anderen überlegene Bischof, mich dies zu tun heißest; zum anderen, dass, wie auch meine Verleumder bestätigen müssen, in differierenden Lesarten schwerlich die Wahrheit anzutreffen ist.
(Evangelienrevision, Vorrede, MPG 29, Sp. 525 ff., zitiert nach Adolf Martin Ritter, Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Band 1, S. 181).<<<
Soweit der Text. Es ist meiner Ansicht nach schon wichtig, herauszustellen, dass die Bibel im Laufe der Zeit Veränderungen erfuhr. Und es ist ein heikles Thema. Aber so imens Wichtig ist dieser Beleg nicht, dass man über eine Verfälschung der Bibel sprechen kann. Vielmehr handelt es sich hier um eine Art Korrektur bzw. Überarbeitung für eine bessere Lesart. Dabei kann man gewisse Veränderungen vornehmen, die sich aber nicht Inhaltlich auswirken dürfen. Es handelt sich also um eine Art revidierte Fassung. Und leider sind heute fast alle im Handel erhältliche Bibeln revidiert. Hier ist die Vulgata, also die lateinische Bibelübersetzung gemeint. Neben dieser aber hat auch Luther später eine deutsche Bibelübersetzung hervorgebracht. Bei Vergleichen wird man wohl kaum sonderliche inhaltliche Veränderungen feststellen. Die Frage ist, sind die Originale weitestgehend noch vorhanden, sodass man feststellen lassen können müsste, inwieweit tatsächlich inhaltlich so gravierende Änderungen vorgenommen worden sind, dass man von echten Fehlern sprechen kann?
Wenn es wissenschaftliche Fakten gibt, die echte Verfälschungen in der Bibel nachweisen können, dann gehören diese auf den Tisch. Hier haben wir einen Beleg, dass zur besseren Lesart eine Überarbeitung vorgenommen wurde - wie weit diese aber von den Originalschriften tatsächlich inhaltlich abweichend verhält, darüber gibt es keine Aussagen.
Da immer wieder von den Muslimen behauptet wird, die Bibel sei verfälscht, weil diese inhaltlich mit dem Koran nicht übereinstimmt, könnte man genauso die Frage in den Raum werfen, ob der Koran nicht gewisse Veränderungen im Laufe der Zeit erfuhr? Nur ein Moslem würde so eine Frage natürlich niemals stellen. Fest aber steht, dass es gewisse Urschriften des Korans gegeben hatte, die später auch zu einer einheitlichen Koranschrift zusammen gefasst wurden, der besseren Lesart wegen. Schade nur, dass man die Urschriften anschließend vernichtet hat.
Nun werfen die Muslime den Christen ja immer wieder vor, die Bibel sei verfälscht worden und der Beweis sei also nun obiger Text. Dass es sich hier lediglich um eine Vereinheitlichung verschiedener Texte, zur besseren Lesart handelte, wird gerne übersehen. Eine ähnliche Angleichung verschiedener Urtexte zur besseren Lesart erfuhr aber auch der Koran. Aber von einer inhaltlichen Verfälschung diesbezüglich ist natürlich nicht die Rede - im übrigen auch bei der Bibel in diesem Falle nicht.
Das eigentliche Problem hierbei scheint mir zu sein: Beide heiligen Schriften sind angeblich von Gott - sind Wort Gottes. Aber sie widersprechen sich zum Teil und zwar auch inhaltlich. Wenn es aber nur einen Gott gibt und es beidemale der gleiche, ja derselbe Gott gewesen sei, als Urheber der besagten Schriften, wie kann sich Gott denn selbst widersprechen?
Daher die Frage: Ist die Bibel verändert worden oder der Koran oder beide Schriften oder keine - und welche Wahrheit gilt dann? Das ist wohl der eigentliche Konflikt dabei.
Spätestens bei der Frage: Ist Jesus gekreuzigt worden oder war es ein anderer, der ihm ähnlich war, kommt man zu dem Schluss, dass beide Schriften unterschiedliche Wahrheiten anbieten. Beides gleichzeitig kann nicht möglich sein.
Vielleicht kann man darüber ja mal diskutieren, wie wir als Gläubige, als Christen wie als Muslime mit diesen verschiedenen Wahreiten aus Bibel und Koran trotzdem vernünftig miteinander umgehen können?
Ich hoffe, dieser Thread trägt zur Klärung bei und wird nicht wieder so schnell in die Unterwelt verfrachtet. Danke !