@ Daak
Daak schrieb am 27.08.2007:Hm ... wie kann ein Verhalten, daß derzeit auf diesem Planeten vorherschend ist, möglicherweise un-menschlich sein? Es ist kein Pessimismus wenn ich die Meinnung vertrete, eine Zivilisation (von Menschen) kann nicht existieren ohne den Schutzmechanismus der Unwahrheit.
Das kommt darauf an als was du einen >Menschen< definierst.
Ist er für dich schon durch das Tragen seiner fleischlichen Hülle ein Mensch so wirst du dem biologischen Begriff hierbei gerecht, findest aber wiederum auch keine direkte Grenze mehr die uns vom Tierreich unterscheiden könnte. Darum sind die Menschen ja auch für viele Wissenschaftler nur mehr "bessere Tiere", eben höher entwickelte Primaten. Unter diesem Aspekt müßte jegliches Verhalten, ganz gleich ob es ein schlechtes oder gutes wäre, als menschlich kategorisiert werden.
Ich persönlich bin aber der Auffassung, daß ein Mensch sich keineswegs über sein Äußeres definiert und eine solche Klassifizierung unsererWesensart mitnichten gerecht werden kann. Das was wirklich
menschlich ist, ist für mich nicht jene Hülle die wir bei der Geburt an- und nach dem Tode wieder ablegen sondern der lebendige Kern in uns allen welcher unser Wesen in Wirklichkeit ausmacht, die unsterbliche Essenz des Geistes um genau zu sein.
Wenn man diese beiden Modelle miteinander vergleicht ergibt sich bereits ein viel facettenreicheres Bild vom Wesen "Mensch" das uns allen wie ich finde mehr gerecht wird, als jene rein biologisch ausgerichtete Denkweise. Denn dieser nach zufolge müßte alles was Mensch ist nach dem irdischen Tode aufhören zu existieren, dagegen sprechen aber jede Menge Erfahrungen rund über alle Zeiten und Orte verteilt.
Wenn ich nun auf deine Frage konkret eingehe gehe ich also davon aus, daß wir mehr als nur unsere Hülle sind. Ein Mensch hat ein ihm bestimmtes innewohnendes Potential das sich aus seiner geistigen Wesensart ergibt. Folgt er diesem naturgegebenen Potentialgereicht er nicht nur sich sondern seiner gesamten Umgebung damit zum besten, kann daran reifen und die ihm verliehenen Gaben erkennen um diese möglichst konstruktiv im Leben anzuwenden. Im besten Falle sprächen wir hier von einem vollausgebildeten Menschengeist was soviel wie einen sich selbst und seiner Art ganz bewußten Menschen meint.
Nun kann dieses Potential, welches dennoch in jedem(!) steckt, aber auch vernachlässigt werden, beispielsweise durch Ablenkung und zu große Zerstreuung bzw. Ausrichtung auf falsche Lebensinhalte wie etwa ausschließlich Materielles, und dadurch nicht seine Wirkung entfalten, sondern stattdessen brachliegen und nur unguten, unnatürlichen und somit auch unmenschlichen Eigenschaften Platz einräumen. Denn es ist logisch daß, wenn es etwas per definitum menschliches gibt, es auch einen un-menschlichen Gegenpol dazu geben muß bzw. besser gesagt geben
kann, denn nötig wäre dieses Verhalten ganz und gar nicht.
Siehe dichdoch einmal offenen Auges in der Welt um. Kann das Verhalten der meisten Menschen denn wirklich als menschlich bezeichnet werden? Merkst du denn nicht das dem Begriff "menschlich" innewohnende Potential zum Guten hin?
Die Weltsituation wie sie sich schon lange zeigt und in den letzten Jahren an Brisanz und Brutalität enorm zugenommen hat ist Folge dieser unerbitterlich gelebten Unmenschlichkeit und unsere eigene Ernte.
Die Unwahrheit als ein Schutzmechanismus halte ich für eine reine Selbsttäuschung denn sie entspricht nicht den menschlichen Werten die wir uns vergeistigen sollten, um ein harmonisches Leben zu führen. Alles was aufgebaut wird benötigt einen soliden festen Grund, sowohl in reeller Architektur als auch metaphorisch auf geistiger Ebene betrachtet -aber eine Lüge ist kein Fundament auf welches man bauen kann sondern etwas, das von Anfang an hohl und nur von Außen her nützlich erscheint, in Wahrheit aber bereits von der ersten Sekunde an dem Unterganggeweiht ist, weil ihr die Authentizität des Lebens fehlt. Auf solchen Konstrukten kann keine Gesellschaft bestehen wie man es heutzutage geradezu glasklar vor Augen geführt bekommt weil sich die Auswirkungen eines solchen Verhaltens mehr und mehr zeigen.
Daak schrieb am 27.08.2007:Kennst Du dir auch nur im entferntesten vorstellen wie schlimm es wäre, wenn Du jederzeit die Wahrheit gesagt bekommen würdest? Ich halte die Lüge an sich für ein äußerst wichtiges soziales Werkzeug.
Jetzt erschrickst du mich aber ein wenig.
Der Begriff "sozial" und der der Lüge schließen sich doch bereits von vorn herein aus, denn etwas soziales bedingt einen gewissen Respekt vor seinen Mitmenschen und den hat ein Lügner nie.
Ich kann nicht verstehen wie du es schlimm finden kannst wenn die Menschen ehrlich zueinander wären. Es brächen sicherlich Wunden auf aber nur solche, die schon viel zu lange unter der scheinheiligen Oberfläche schwären würden und dringend geöffnet werden mußten.Wer mit der Wahrheit nicht umgehen kann hat ein Problem mit seinem Mensch-Sein und sollte anstatt das Lügen zu befürworten einen tiefen Blick in sich selber werfen. Nur was auf Wahrheit aufgebaut ist kann auf Dauer fruchtbar sein und Bestand haben.
Persönlich bemühe ich mich nie zu lügen, auch nicht in kleinen Fällen und erwarte ebenso von meinem Gegenüber absoluten Tacheles weil ich die Realität einer Illusion vorziehe, und man darf nicht vergessen, daß der Ton die Musik macht und man auch mit Respekt die Wahrheit erzählen kann.
Daak schrieb am 27.08.2007:Das würde, wie ich das sehe, bedeuten, daß wir momentan noch keine Menschen sind, sondern darunter stehen
Diese Frage habe ich wie ich glaube schon weiter oben indirekt beantwortet.
Der Einfachheit halber möchte ich mir gerade einmal selber aus einem anderen Thread zitieren:
>Ich denke um diesem Thema umfangreich gerecht zu werden müßte man sich erst einmal auf eine Diskussion über das einlassen, was denn einenMenschen ausmacht welcher bildlich gesehen die Krone der Schöpfung und somit gewissermaßen ein Herrscher auf diesem Planeten sein sollte. Verhält sich der Großteil der Menschen so, daß sie dem Begriff eines gerechten und weisen Herrscher, der diesen Titel auch zurecht verdient, verdient hätten? Angesichts der gesamten menschlichen Lage die sich sowohl privat als auch geopolitisch zeigt muß ich da für mich ein ganz entschiedenes "nein" loswerden. Dieses dem Begriff allgemein nicht gerechtwerdende Wesen >Mensch< hat im Laufe vieler Zeiten ein Fehlverhalten entwickelt welches seine Umwelt nicht aufbaut sondern nach und nach grob zerstört, dieses Verhalten findet sich in allen Lebensbereichen vom Großen bis zum Kleinen hin.<
Nun kannst du dich auch selber leicht umsehen und dich ganz ehrlich fragen, was wir für eine Spezies darstellen. Ist das Wort "Mensch" nicht auch ein Versprechen an die Welt? Das Versprechen eines Wesens das verantwortungsbewußt und selbst-bewußtseine Aufgabe als ein Harmonievermittler und Gutes schaffender Geist seinen ihm bestimmten Platz zu erfüllen hat und das zum Wohle allen Lebens? Darin haben die meisten Menschen bislang versagt und es gibt nicht umsonst jenen dichterischen Ausspruch der heißt "Mensch werden ist eine Kunst".
Es ist ein Fehler den so viele begehen anzunehmen, alleine durch das Tragen dieser Körperhülle würden sie dem eigentlichen Menschenbegriff gerecht. Sie entziehen sich dadurch ihrer Verantwortung indem sie es sich bequem machen und haben dennoch Einfluß auf ihre Umwelt - nur eben in negativer Art weil sie sich selber in eine zerstörerische Illusion begeben.
Wenn man auf die Tierwelt schaut nimmt dort jedes Lebewesen seinen ihm angedachten Platz durch seinen Instinkt wie von selber ein (Ausnahmen sind von Menschen beeinflußte Tiere). Die Tiere erfüllen ihre Aufgaben und stehen so an ihrem angedachten Platz als Teil einer Gesamtordnung. Aber der Mensch? Von dem kann man wirklichnicht ernsthaft behaupten er würde sich richtig verhalten und somit wird er zum einen nicht dem Menschenbegriff und seiner darin liegenden großen Verantwortung gerecht und ist zum anderen nicht wirklich einzuordnen. "Mensch" ist er nicht wirklich, das müssen die meisten noch werden. Ein Tier ist er auch nicht und ein Vergleich mit diesen zeigt nur deutlich, daß wir aufgrund unserer groben Unfähigkeit und dem Schaden den wir der Umwelt und allem Lebenden sichtbar und unsichtbar zufügen, im Moment bewertet weit unter den Tieren stehen. Da gehört ein Mensch aber weder hin noch paßt er an diesem Platz in das kosmische Gesamtgefüge, so daß sich dem ernsten Betrachter, der gewillt ist die Realität zu sehen, ein sehr trauriges Bild bietet ...
Wenn ich mich als Realistin bezeichne bedeutet das, daß ich die Dinge so wahrnehmen möchte wie sie wirklich sind ohne dabei einer Scheinwelt aufzusitzen. Denn nur so ist Wachstum mit der richtigen Düngung möglich;)
*verbeug*