sailor schrieb:Deine ewige Antihaltung zu allem was mit Glauben zutun hat, nervt
Wasnervt ist die Wahrheit wie etwa folgendes:
Nach 1945 brach die Zusammenarbeitzwischen Kirche und Nazis nicht abrupt
ab. Manche Kleriker wollten selbst nachKriegsende nichts von der Katastrophe wissen, die Europa ¨uberkommen hatte, und sahen inden Nationalsozialisten immer noch die Retter vor dem Bolschewismus. Einer von ihnen warder österreichische Bischof Alois Hudal, der 1923 Rektor des Collegio Teutonico di SantaMaria dell’Anima (deutsche Nationalkirche in Rom) wurde. In dieser Position war er deroberste Geistliche für die Auslandsdeutschen in Italien. Hudal war, wie so viele derdamaligen geistlichen Würdenträger, vom Aufstieg des Nationalsozialismus fasziniert.Seiner Herkunft gemäß begrüßte der deutsch-nationale Bischof die Machtergreifung Hitlers.In einer Rede vom
1. Mai 1933 verküundete er in der Anima vor geladenen Gäasten, unteranderem deutschen Geistlichen und Angehörigen der NSDAP, folgendes:
In dieserSchicksalsstunde begr¨ußen die auslandsdeutschen Katholiken das kommende Deutsche Reich,dessen Grundlagen auf Christustreue und Volkstreue aufgebaut werden sollen. [. . .] Dieglanzvolle Vergangenheit des deutschen Volkes wird wieder lebendig. Je mehr dievaterlandslosen Elemente aus dem öffentlichen Leben verschwinden, die in den Tagen desUmsturzes den deutschen Soldatenstand geschäandet und mit ihm alles, was in der deutschenGeschichte groß und heilig war, in den Kot gezogen haben, desto
mächtiger soll dergroße völkische Gedanke erwachen, das erhabene Bewußtsein der Einheit aller Deutschen inSprache und Kultur. [. . .] So wollen wir den falsch verstandenen Pazifismus bekämpfen,der mit Schlagworten ewige Ketten an unseren Händen lassen möchte, die unwürdigeFriedensverträge geschmiedet haben, und der deutschen Jugend
die Wehrhaftigkeit alsden hohen Wert männlicher Jugend zurückerobern.
Hudal blieb auch über die erstenJahre der Diktatur, die seine Bischofskollegen
zurückschrecken ließen, gedanklich festdem Nationalsozialismus verbunden. Während die meisten Stimmen in der Katholischen Kirchedie völkischen Elemente ablehnten und den Nationalsozialismus weltanschaulich bekämpften,rückte der Rektor der Anima von seiner Idee des Brückenschlages zwischen NSDAP undChristentum nicht ab. Seine Gedanken hielt Hudal in einem Werk fest, das er mithandschriftlicher Widmung Dem Siegfried deutscher Größe Adolf Hitler selbst zukommenließ. Für sein Buch Die Grundlagen des Nationalsozialismus wurde er sogar mit demgoldenen NSDAP-Parteiabzeichen
belohnt. Dort heißt es unter anderem: Niemand imkatholischen Lager leugnet das Positive, Große und Bleibende, das in dieser Bewegunggelegen ist, die neue Probleme berührt und Fragen aufgeworfen hat, mit denen dasChristentum sich auseinandersetzen muß, um eine moderne Synthese von
Deutschtum undGlaube zu finden. Die deutschen Katholiken sind vom besten Willen beseelt, das neueDeutschland zu bejahen, wenn sich sein Aufbau in der Abkehr nicht bloß vom politischen,sondern auch vom kulturellen Liberalismus vollzieht. [. . .] Die reichsdeutschenKatholiken lassen sich in ihrer Treue zu Volk und Reich von niemand übertreffen undbejahen die nationalsozialistische Revolution, weil ein Gericht über das Zeitalter derindividualistischen Absonderung und Auflösung war, eine Rückbesinnung auf die ewigeSchöpfungsordnung, auf die Blut und Schicksalsgemeinschaft der Deutschen und auf dievölkische Wesensart. Sie sehen in dieser Bewegung die straffe Zusammenfassung undVereinheitlichung der staatstragenden Kräfte, eine starke Führerverantwortung, in der dieliberaldemokratische Fiktion von der Selbstregierung des Volkes verdrängtist.
Nach Ende des 2. Weltkrieges war Hudal maßgeblich an der Strickung einesgroßen Netzwerkes beteiligt, das mehreren Nazis die Flucht nach Südamerika ermöglichte.Dieser als Rattenlinie bekannt gewordene Weg führte von ¨ Osterreich über die Alpen nachSüdtirol, nach Rom und von dort nach Genua, wo Schiffe für die Überfahrt bereitstanden.Auf dem Weg fanden mehrere Nazis Unterschlupf in diversen österreichischen unditalienischen Klöstern. Daher erklärt sich auch der zweite Name der Rattenlinie –Klosterroute. All dies wäre nicht möglich gewesen, hätte der Vatikan Hudal nichtweitreichende Kompetenzen gegeben. 1944 wurde die Päpstliche Hilfskommisson(Pontificia
Commissione Assistenza) in mehrere nationale Unterabteilungen gespalten.Der
österreichische Bischof leitete fortan seine Sektion, die Assistenza Austraica,und wurde nach Kriegsende vatikanischer Sonderbeauftrage für die deutschsprachigenInternierten in italienischen Lagern. Letztere Entscheidung stieß bei amerikanischenFunktionären aufgrund der politischen Gesinnung des Österreichers auf Unmut. Hudal nutztedas enorme Ansehen, das die katholische Kirche in Italien hatte, um die Überfahrt nachSüdamerika zu ermöglichen. Die nötigen Dokumente erschwindelte sich derösterreichische
Bischof beim Roten Kreuz, indem er den zuständigen Stellen falscheIdentitäten
seiner Schützlinge vorgaukelte. Unterstützung erhielt er dabei vomVizerektor der Anima, Kaplan Carl Heinemann, und dem Pallotiner-Pater Anton Weber.Letzterer hatte bereits Erfahrungen vorzuweisen. Während der Diktatur des Dritten Reicheswar er als Mitglied des St.-Raphael-Vereins für die Ausreise mehrerer hundert Juden(allerdings nur derer, die sich zum katholischen Glauben bekannten) zuständig.Unterstützt wurde die Organisation der Rattenlinie außerdem noch vom Erzbischof Genuas,Giuseppe Siri,
der 1953 in den Kardinalsrang erhoben wurde.
Die Liste der vonHudal Geretteten ist lang. Zu den bekanntesten Flüchtlingen
zählen:
AdolfEichmann, Leiter des Judenreferats und somit hauptverantwortlich für die Deportation von4 Millionen Juden aus ganz Europa in die Vernichtungslager,
J
osef Mengele, KZ-Arztvon Auschwitz, der sadistische Menschenversuche durchführte,
Walter Rauff,Chefkonstrukteur der sogenannten Gaswagen, in denen über 200.000 Menschen den Todfanden,
Klaus Barbie, SS- und Gestapochef von Lyon, der Judendeportationenanordnete und Mitglieder der Resistance eigenhändig folterte,
Franz Stangl sowiesein Stellvertreter GustavWagner, Kommandanten von Sobibor und Treblinka, den nachAuschwitz größten Vernichtungslagern,
Eduard Roschmann, Kommandant des KZRiga,
Erich Priebke, SS-Offizier, verantwortlich f¨ur das Massaker in denardeatinischen Höhlen,
Hans-Ulrich Rudel, h¨ochstdekorierter Soldat der Wehrmacht,der trotz Beinamputation noch Kampfeinsätze flog.
Insgesamt konnten etwa 300 Nazisder strafrechtlichen Verfolgung durch Flucht nach Südamerika entgehen. Einige von ihnenbedankten sich in sp¨ateren Jahren bei ihren kirchlichen Helfern. Hans-Ulrich Rudel hieltin seinen Memoiren fest:
Man mag sonst zum Katholizismus stehen, wie man will. Was indiesen Jahren durch die Kirche, vor allem durch einzelne menschlich überragendePersönlichkeiten innerhalb der Kirche, an wertvollem Menschentum unseres Volkes gerettetworden, oft vor dem sicheren Tode gerettet worden ist, soll billigerweise unvergessenbleiben!
Eichmann, der sich noch in Jerusalem zu seinem christlichen Glaubenbekannte,
schrieb über seine Retter: Ich erinnerte mich in tiefer Dankbarkeit an dieHilfe katholischer Priester bei meiner Flucht aus Europa und entschied, den katholischenGlauben zu honorieren, indem ich Ehrenmitglied wurde.
Adolf Eichmann hatte mehrereJahre unbehelligt unter falscher Identität als Ricardo Clement leben können, bis derMossad auf seine Spur kam. Nach jahrelanger Suche hatten israelische Agenten ihn in derNähe von Buenos Aires ausgemacht. Sie verhafteten den Organisator der Endlösung am 11.Mai 1960 und entführten ihn nach Israel, wo ihm in Jerusalem der Prozess gemacht wurde.Am 31. Mai 1962 starb Eichmann am Galgen.
Kurz vor Heiligabend, am 23. Dezember1960 äußerte sich Kardinal Antonio Caggiano in einer Zeitung über die Geschehnisse: Erist in unser Vaterland gekommen, um Vergebung und Vergessen zu suchen. Es spielt keineRolle, welches sein Name ist, Ricardo Klement [Tarnname Eichmanns] oder
AdolfEichmann, unsere Christenpflicht ist, ihm zu vergeben, was er getan hat.
Alsdas mein Freund ist untrennbarer Teil Deines Glaubens, den Du mit Deiner Teilnahme stütztund für dessen Taten Du eine moralische Mitverantwortung trägst