Ramadan
02.10.2006 um 13:28
Falsches Fasten
Dick durch Ramadan
Mit Beginn des muslimischenFastenmonats Ramadan verzichten weltweit rund 1,2 Milliarden Gläubige von derMorgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Doch trotz derEntbehrungen, die damit verbunden sind, freuen sich viele Muslime bereits Wochen zuvorauf den Ramadan. Nur wenige Gläubige machen sich dabei Gedanken darüber, ob dieEssgewohnheiten während dieser Zeit ihrem Körper vielleicht schaden könnten.
Doch die Frage ist nach Ansicht von Ärzten berechtigt. Denn was vom ProphetenMohammed als Fastenmonat eingeführt wurde, in dem man die Entbehrungen der Armennachvollziehen soll, gefährdet nach Meinung der Mediziner in modernen islamischenGesellschaften die Gesundheit der Fastenden. "Entweder schlagen die Muslime beim Essen amAbend über die Stränge oder sie nehmen das Fasten so ernst, dass sie sogar auf wichtigeMedikamente verzichten", sagt der pensionierte ägyptische Allgemeinarzt Mustafa Darwisch.
Dass falsche Ernährung während des Ramadans zu gesundheitlichen Beschwerdenführen kann, davon wollen die meisten Muslime nichts hören, weil sie das als indirekteKritik an der Religion auffassen. Die Ärzte wissen aber, dass viele den stundenlangenVerzicht auf Speisen und Getränke mit übertriebenen Abendtafeln kompensieren und ihreTeller mehrmals beladen.
"Das Problem ist nicht das Fasten selbst, sondern,dass die Menschen nach dem allabendlichen Fastenbrechen ihre Mägen mit zu vielen und zufettigen Speisen strapazieren", erklärt Ärztin Mona Abu Zekri. Die Wartezimmer der Ärzteseien im Fastenmonat besonders voll. "Viele klagen über starke Magenschmerzen,Bluthochdruck oder Durchfall." Die Essenszeiten verschieben sich bis in die Nacht hinein.Vor Sonnenaufgang würden dann oft noch ungesunde Snacks verzehrt, damit die Stunden biszum nächsten Abend nicht so lang erscheinen.
Hielten sich die Gläubigen an dieRegeln des Korans und würden sie sich davor über ihren Gesundheitszustand informieren,hätte das Fasten nach Ansicht von Abu Zekri keine schädlichen Auswirkungen auf dieGesundheit. "Es ist einfach lächerlich, dass die Menschen während des Fastenmonats in denmeisten Fällen zunehmen", sagt sie. Rechne man zusammen, was die Muslime jeden Abend beimFastenbrechen, dem so genannten Iftar, zu sich nehmen, sei es viel mehr als die normaleTagesration. Wegen der schlechten Essgewohnheiten könne man nicht behaupten, dass derRamadan gesund sei, betont der christliche Arzt Antoine Wanis.
DerAllgemeinmediziner Darwisch fände es gut, wenn beim Fasten wenigstens das Wasser trinkenerlaubt wäre. "Wenn der Organismus an Wassermangel leidet, trocknet er mit der Zeit aus,und die Niere kann nicht richtig funktionieren."
Statt fettigerkalorienreicher Speisen und Süßigkeiten empfehlen muslimische Ärzte, das allabendlicheFastenbrechen langsam anzugehen. "Man sollte mit ein wenig Suppe oder Obst anfangen", rätAbu Zekri. Es sei gesünder, öfter kleine Mengen zu sich zu nehmen, und den Magen zuerstmit etwas Tee auf die Nahrungsaufnahme vorzubereiten.
Der Ramadan gehört zuden fünf Säulen des Islam und ist für alle Muslime Pflicht. Mit dem Beginn, der sichjedes Jahr um wenige Tage verschiebt, verzichten die Menschen tagsüber auf leiblicheGenüsse wie Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr. "Wenn man es mit dem Essennicht übertreibt, ist der Ramadan gesund", meint die 19-jährige Studentin Alia Hassanein.Sie habe bereits mit sieben Jahren mit dem Fasten angefangen, obwohl man damit eigentlichbis zur Pubertät warten sollte. Auch die Journalistin Schirin Hamdi genießt den Ramadan:"In dieser Zeit bin ich Gott näher, und er macht mich stark, damit ich keinen Hungerempfinde."
Während viele im Ramadan die spirituelle Bereicherung suchen, hatParkwächter Mohammed Sus eine andere Methode, um sich von seinem Magenknurren abzulenken:"Ich kann den Hunger nur vergessen, weil ich den ganzen Tag arbeiten muss."
Falsches Fasten: Nicht so löblich!
Gruß