@NebelgeistDu sagst es, darum sehe ich mich gezwungen das ganze hier hinein zukopieren...
Ein Mensch, der nicht mehr isst
Von Thomas Stöckli
Aus wissenschaftlichem Zweifel und Neugier heraus versuchte Michael Werner imSelbstversuch zu testen, was es mit der so genannten "Licht-Ernährung" auf sich hat.Mittlerweile lebt er seit fast drei Jahren ohne jeden Bissen - und fühlt sich besser dennje. Auch ein akademisches Forschungsprojekt wird sich demnächst des Falles annehmen. Wirweisen ausdrücklich darauf hin, dass mit dem folgenden Bericht keinerlei Empfehlung fürNachahmungsversuche gegeben wird, da "Lichtnahrung" anstelle von regulärerNahrungsaufnahme mit riskanten Folgen verbunden sein kann.
Seit Monaten lässtmich das Phänomen einer anderen Form von Ernährung nicht mehr los. Es begann mit einemintensiven Gespräch im Dezember vor zwei Jahren. Von einem Freund hatte ich seinerzeiterfahren, dass ein Mitarbeiter des anthroposophischen Vereins für Krebsforschung inArlesheim bei Basel seit fast einem Jahr keine Nahrung mehr zu sich genommen habe undsolche auch nicht mehr brauche. Seit der Beschäftigung mit dem Schweizer Mystiker Niklausvon Flüe, der sich über Jahre nur von der Hostie ernährt haben soll, rechnete ich damit,dass es Menschen gab und auch heute noch geben kann, welche sich anders als mitphysischer Nahrung ernähren können. Ich hatte mittlerweile auch das Buch derAustra-lierin Jasmuheen über das Thema "Lichtnahrung" gelesen und wusste, dass esanscheinend heute wieder Menschen gibt, welche sich von "Licht", von "Prana", von"Aetherkräften" zu ernähren versuchen. Das Buch Lichtnahrung stieß mich jedoch vom Stilwie auch vom Inhalt her ab. Es wirkte auf mich wie ein esoterischer Mischmasch underschien mir darüber hinaus als ein gefährlicher Ratgeber, weil dort ein"21-Tage-Programm" angegeben ist, wie man aufs Essen ganz verzichten könne. Vor demBeginn soll demnach der Kandidat eine Art Selbstprüfung anhand einer Reihe von Fragendurchgehen und sich wenn möglich eine den ganzen Prozess begleitende Person mit derentsprechenden Erfahrung suchen. In völliger Ruhe und Abgeschiedenheit vom Alltag sollsich die drei Wochen dauernde "Umstellung" vollziehen können. Die ersten sieben Tage isstund trinkt der Kandidat gar nichts und pflegt sein inneres meditatives Leben. Dabeitreten spürbare körperliche Veränderungen ein, welche in der Anweisung beschriebenwerden, um sich auf sie einzustellen. Ab dem siebten Tag kann das erste Mal wiedergetrunken werden, pro Tag mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit, vom 7. bis zum 21. Tag. Derganze Prozess soll - so die Hinweise - begleitet sein von einem inneren Vertrauen auf dashöhere Selbst, auf den Selbstheilungsprozess des Körpers, indem das "Höhere Selbst" inden Leib einzieht und ihn "neu ausrichtet", begleitet von den höheren Wesen der geistigenWelt und dem "inneren Meister".
Trotz meiner Skepsis wusste ich durchmeinen Freund von der Seriösität seines nahen Mitarbeiters und auch von dessenlangjähriger intensiven Beschäftigung mit der Anthroposophie. Dr. Michael Werner, 1949 inBraunschweig geboren, war lange Jahre in der chemischen Industrie tätig und ist seitmittlerweile 15 Jahren Betriebsleiter bei der Hiscia. Es wäre mir als unverzeihlicheUnterlassung erschienen, mir zu diesem Phänomen nicht aus eigener Anschauung ein Urteilzu bilden. Über Monate hinweg nichts mehr zu essen und dabei in einer verantwortlichenStellung als ganz "normaler" und geschätzter Mitarbeiter tätig zu sein, dazuFamilienvater und Wissenschaftler, ja sogar Chemiker, das schien mir eine echteProvokation. Kurzum, ich wollte dieser Sache seriös nachgehen und sie einer eingehendenPrüfung unterziehen - für mich persönlich und auch für einen größeren Kreis von Menschen.Das dafür ein Gespräch allein nicht genügen würde, war mir bald klar.
Michmotivierte dabei vor allem die Überlegung: Wenn es stimmt, dass jemand ohne zu essen undzeitweise sogar ohne zu trinken gesund und fit leben kann, dann widerlegt dies doch ganzpraktisch unsere Vorstellungen darüber, was ein Mensch zum Leben braucht und stellt unsvor ganz grundsätzliche Fragen. Und anhand dieses besonderen Phänomens ließen sich dannauch erweiterte Ideen über die menschliche Ernährung gewinnen.
"Geht daswirklich?"
Michael Werner vollzog den Umstieg auf Lichtnahrung zum Jahresbeginn2001. Der Ausgangspunkt war für ihn gewesen, dass eine ihm glaubwürdig erscheinende guteBekannte von sich behauptete, ohne Nahrung auszukommen: "Dabei war offen gestanden meinMotiv die reine Neugierde," erzählt Werner. "Geht das wirklich - und auch bei mir? Undwenn ja - wie?" Nachdem ich noch Sylvester gefeiert, gut gegessen und getrunken hatte,zog ich mich ab dem 1. Januar für vier Wochen völlig zurück. Nur mein engsterFamilienkreis wusste, wo ich war - nämlich ganz allein in einem Ferienhaus - und vorallem wussten nur sie, was ich dort machte..."
Werner berichtet, dass ihmdie Umstellung körperlich ausgesprochen gut getan habe. Sein Gewicht nahm um 20 Kilo ab -Werner war zuvor übergewichtig - bis es sich auf 68 Kilo bei einem Körpermaß von 1,74einpendelte: "Dieses Gewicht ist nun stabil und ich habe das Gefühl, dass es meingesundes und richtiges Gewicht ist." Seither fühlt sich der aktive Wissenschaftler"topfit", treibt Sport, nimmt pro Tag etwa einen halben Liter Flüssigkeit zu sich, trinktauch Kaffee - aber verzichtet auf jede feste Nahrung. Bei gemeinsamen Mahlzeiten mit derFamilie oder im beruflichen Rahmen sitzt er dabei, trinkt eine Kleinigkeit und freut sichmit den anderen. "Sozial gesehen hat die Lichternährung zweifellos auch eineproblematische Seite", erklärte Werner jüngst anlässlich eines Vortrages in Soloturn."Gemeinsam zu essen ist ein wertvoller gemeinsamer Akt. Das ist auch der Grund, warum ichnoch trinke, obwohl ich auch dies nicht müsste, aber so kann ich an der Tischgemeinschaftteilnehmen."
Wie "funktioniert" nun das Prinzip Lichtnahrung? Für MichaelWerner bleiben hier durchaus noch Fragen (siehe auch Kasten). Auch im Werk Steiners hater keine direkten Erklärungen gefunden: "Ich finde noch am ehesten eine Brücke im viertenVortrag von Steiners "Offenbarungen des Karma", wo er sagt, Materie sei "geronnenesLicht". Stofflichkeit ist also Licht, und es gibt verschiedene Wege aus Licht Stoff zumachen. Licht würde ich dabei nicht zu eng fassen, es ist die ganze ätherische Umwelt,die wir mit unserem ganzen Sinnesorganimus "einatmen" können, wie dies Steinerverschiedentlich ausführte. Das wäre dann "Lichternährung". Beim Essen und Trinken vonfesten Stoffen baut unser Körper ja die Stoffe ganz ab - und sie werden dann alle neustrukturiert und belebt. Sie helfen dem Körper, dass er seine Ordnungsprinzipien aufrechterhalten kann. Lichtnahrung wäre dann so etwas wie eine Vereinfachung, indem der Leibkeine feste Stofflichkeit braucht und seine aufbauenden Stoffe und ordnenden Kräfte ausanderen Quellen direkt erhält."
Den eigentlichen Vorgang der Ernährungerlebt er nicht als punktuelle Zufuhr von Energie, sondern eher als ständiges Leben ineiner Energie: "Eine ätherische Energie, welche mich und alles umgibt und wenn man dieseeinmal "angezapft" hat, dann fließt sie kontinuierlich. Auch wenn wir es der Einfachheithalber "Lichternährung" nennen, es geht ja dabei nicht um die Wirkungen des physischenLichtes, Licht selber ist sowieso unsichtbar. Es geht um das ganze Energieumfeld, das wirauch mit dem Begriff Aetherkräfte bezeichnen könnten."
Neue Möglichkeit
Am besten kann er das Besondere der Lichternährung im Gegensatz zum Fasten erklären:"Beim Fasten mobilisiert der Körper Reservestoffe und -kräfte, fasten kann man nichtbeliebig lang und ohne zu trinken geht es auch nicht. Dies hier ist einmentales-geistiges Phänomen und braucht eine andere innere Gestimmtheit. Eigentlich gibtes dafür nur eine Bedingung: Dass ich mich dem Gedanken öffnen kann, dass ich ernährtwerden kann von Licht, vom Aetherischen, von Prana oder wie immer ich es nennen will.Dies ist die Brücke, die es braucht. Dann passiert "es"- ich erlebe es als ein Angebotder geistigen Welt." Werner ist überzeugt davon, dass es sich hierbei um ein neuesPhänomen handelt, dass sich im geistigen Gesamthaushalt der Welt eine neue Möglichkeitaufgetan hat: "Seit etwa 15 bis 20 Jahren leben wir in einem andern Energiefeld mit neuenMöglichkeiten. Natürlich, es gab immer herausragende Persönlichkeiten wie Niklaus vonFlühe oder Theresia von Kornesreut, auch Yogis - aber für ganz normale Leute wie mich wardas früher außerhalb des Erreichbaren. Das ist neu und eine besondere Maßnahme dergeistigen Welt."
Wichtig ist für Michael Werner bei all dem, dass es sichnicht um einen sensationellen Effekt handelt, nicht um ein spektakuläres Phänomen,sondern dass hier praktisch etwas gezeigt wird, was für unser gesamtes derzeitigesWeltbild von entscheidender Bedeutung ist: "Zentral ist die evidente Erfahrung, dass dasallgemein geglaubte stofflich- materielle-physische Weltbild nicht stimmt!", erläutertWerner. "Das materialistische Weltbild lässt sich wohl theoretisch widerlegen - aber dasgenügt heutzutage nicht mehr. Es braucht den praktischen, den ganz konkreten Beweis. Undplötzlich haben auch mir ganz vertraute Menschen ein Problem."
PositiveReaktionen
Meine erste Begegnung hatte im Dezember 2001 stattgefunden, imSeptember 2002 erschien ein Artikel darüber.1 Seither stehe ich mit Michael Werner inKontakt und frage ihn regelmäßig, wie es ihm ergeht und welches Echo er auf den Artikelerlebt. Er habe darauf durchgehend positive Reaktionen erhalten, weiß er zu berichten,sowohl in seinem direkten Umfeld wie auch von Unbekannten. Er erhielt zahlreicheZuschriften und Anfragen, darunter waren bisher sieben Personen, welche aufgrund desArtikels ebenfalls "umstellten" - alle von ihnen sind in der einen oder anderen Weise mitder Anthroposophie verbunden. Seither wurde Michael Werner auch verschiedentlicheingeladen, zu dem Phänomen "Lichternährung" zu referieren, so vor Kursen imPriesterseminar der "Christengemeinschaft" in Stuttgart und des Waldorflehrerseminars inMannheim, vor Ärzten in verschiedenen anthroposophischen Kliniken und in verschiedenenanthroposophischen "Ernährungs"-Zusammenhängen.
Die Reaktionen stimmtenuns insgesamt beide recht positiv. Denn was wir mit der ersten Veröffentlichunghauptsächlich erreichen wollten, hat sich mittlerweile konkretisiert: Einwissenschaftliches Projekt befindet sich bereits in der Endphase der Planung. An einerUniversität soll in den nächsten Monaten eine Einzelfallstudie durchgeführt werden. Unterstreng definierten und eindeutig kontrollierten Bedingungen soll zehn Tage lang einedokumentierte Nahrungslosigkeit unter permanenter medizinischer-physiologischer undpsychologischer Überwachung durchgeführt werden. Das Ergebnis soll dann in eineranerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschrift publiziert werden. Parallel dazu ist eineBuchpublikation geplant, in welcher wir das ganze Phänomen und die begleitendeUntersuchung reflektieren und gedanklich vertiefen wollen.