Hayura schrieb:in der Ursprünglichen Fassung wohl keine bestimmte Person oder Wesenheit bezeichnete, sondern eben für den Begriff "Feind" stand.
Dies gilt nicht für den Satan im Hiobbuch, ebensowenig für den in 1.Chronik21,1 (parallel zu 2.Samuel24,1). Der Satan, der im NT vorkommt, dürfte dem Satan des zeitgenössischen Judentum nicht fern gewesen sein.
Hayura schrieb:wie vielleicht auch in irdischen Feinden.
Meinst Du etwa so, wie Jesus mal den Petrus "Satan" genannt hat? Markus8,31-33:
Und er fing an, sie zu lehren, dass der Sohn des Menschen vieles leiden und verworfen werden müsse von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und dass er getötet werden und nach drei Tagen auferstehen müsse. Und er redete das Wort mit Offenheit. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln. Er aber wandte sich um und sah seine Jünger und tadelte Petrus und sagte: Geh weg hinter mich, Satan! Denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.
vgl. Matthäus16,21-23
Hayura schrieb:Interessant wird es bei dem Begriff Luzifer, der im übrigen weder in der Thora, Bibel noch Koran nicht ein einziges mal auftaucht.
2.Petrus1,19:
et habemus firmiorem propheticum sermonem cui bene facitis adtendentes quasi lucernae lucenti in caliginoso loco donec dies inlucescat et lucifer oriatur in cordibus vestris
Und so besitzen wir das prophetische Wort [um so] fester, und ihr tut gut, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht
Der Morgenstern stand bei den Römern für die Göttin Aurora (bei den Griechen Eos), die Morgenröte. Eine andere Bezeichnung für Aurora war Matuta bzw. Mater Matuta (ursprünglich eine eigenständige Gottheit). Der Morgenstern, lat. lucifer, wurde daher auch stella matutina genannt. Und auch dies kommt im NT vor:
Offenbarung2,28:
sicut et ego accepi a Patre meo et dabo illi stellam matutinam
wie auch ich von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben.
Offenbarung 22,16:
ego Iesus misi angelum meum testificari vobis haec in ecclesiis ego sum radix et genus David stella splendida et matutina
Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch diese Dinge für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.
Daß auch der Satan "Morgenstern" genannt wird, hängt mit der Interpretation von Jesaja14, vor allem Vers 12 zusammen:
Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! [Wie bist du] zu Boden geschmettert, Überwältiger der Nationen!
Statt Glanzstern übersetzen manche auch Morgenstern. Und in der Vulgata findet sich wieder:
quomodo cecidisti de caelo lucifer qui mane oriebaris corruisti in terram qui vulnerabas gentes
Hayura schrieb:den der Begriff Luzifer bezeichnete auch eine Erscheinung des römischen Sonnengottes Sol Invictus
Hast Du dafür irgendeine Quelle? Also jetzt nicht irgendne neuzeitliche Witchcraft-Eso-Interpretation, sondern ne Quelle, daß die damaligen Römer das im vierten Jahrhundert so sagten, als der Hype um den Sol Invictus war.
Hayura schrieb:und so kommt auch die Übersetzung als "Lichtbringer" zustande
Nee, die kommt schlicht dadurch zustande, daß lux, lucis... Licht heißt und die Endung *fer "trangend", "bringend" meint.
Hayura schrieb:wie bei vielen heidnischen Götternamen wurden sie nicht selben von den abrahamitischen Religionen übernehmen und in einen anderen Kontext dargestellt
Is alles ein bisserl anderser. Das biblische oder christliche Reden hat nichts mit Sol, Aurora, Matuta odgl. zu tun, sondern leitet sich von der alttestamentlichen Morgenstern-Metaphorik her und beruht letztlich auf der kulturübergreifenden Verbindung des Morgensterns mit dem Lichtwerden des Tages. Daß im Christentum die Namen anderer Götter in irgendeiner Weise positiv aufgegriffen wurden, sollte mich dann doch verwundern. Allenfalls wurden daraus mal Beinamen für den Teufel oder irgendwelche Dämonen. Und auch das nicht en mass.
Hayura schrieb:Ironischerweise wurde der Ritus sowohl im Christentum wie im Islam sehr stark vom römischen Sonnenkult um sol Invictus beeinflußt.
Die jüdisch-christliche Sonnenmetaphorik ist älter als der römische Sol invictus. Und außer der durch römische Zwänge zustande gekommenen Weihnachtsterminänderung vom 6.1. auf den 25.12. und der spätantiken-frühmittelalterlichen Kirchentür-Umpolung fällt mir kein echter oder zumindest in der Forschung diskutierter Bezug ein.