Heide_witzka schrieb:Wie schon einer meiner Vorredner bemerkte, das Problem sind die radikalen Fundamentalisten nicht die Religion.
Ich ergänze das mal um ein kleines Wörtchen, weil dann der Text nach meinem Verständnis erst richtig Sinn macht: Das Problem sind die radikalen Fundamentalisten, nicht
nur die Religion.
Für mich ist eine Religion an sich schon ein Problem, weil sie eine Weltsicht darstellt, die unlogisch und unrealistisch ist.
Und es sind sehr wohl bestimmte Religionen, die religiöse, radikale Fundamentalisten produzieren. Die entstehen nicht aus dem Nichts und ohne Grund.
Eine Religion, die in ihrem Heiligen Buch nur, und ich meine nur, von Liebe, Güte, Milde, Menschlichkeit, gegenseitigem Verstehen und Unterstützung spräche, diese fordere und all ihre Protagonisten, einschließlich dem angebeteten Gott, exakt so handeln ließe, bietet einfach keinen Nährboden für gewalttätige "böse" Fundamentalisten.
Wenn überhaupt, dann würden solche Fundis, die sich auf ihr Heiliges Buch beriefen, dann jeden verfolgen, der nicht nett und anständig handelt. Wobei diese Verfolgung, ganz im radikalen Sinne, natürlich ohne Gewalt auskäme.
Aber radikale, aggressive Fundamentalisten entstehen nicht im Widerspruch zu ihren Heiligen Büchern. Es ist Unsinn, zu sagen, der und der wäre auch ohne seine Religion zu einem religiösen Fundamentalisten geworden.
Es sind eben die religiösen Lehren, die Menschen blind gegenüber Fakten und arrogant und empathielos gegenüber „Ungläubigen“ machen. Oder wütend gegenüber Menschen, die diese Fakten ans Tageslicht bringen oder einfach nur eine andere Auffassung haben. Es entsteht der Eindruck, dass ein Gottesgläubiger nichts so sehr fürchtet wie jemanden, der nicht an Gott glaubt und der gleichzeitig für all das Glaubenszeugs völlig andere Erklärungen findet.
Man höre sich dazu nur mal an, was so mancher gläubige Christ (der feste an die Güte Gottes sowie an seine eigene Verpflichtung zur Nächstenliebe glaubt - oder eigentlich glauben sollte) zB Richard Dawkins für Briefe schickt. Ohne christliche Indoktrinierung wären die wohl kaum auf die Evolution und auf Biologen sauer, nicht wahr?
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Und für die, die nur halb so viel Zeit haben:
Hate E-mails with Richard Dawkins
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Es besteht sogar die berechtigte Annahme, dass jemand, der ohne religiöse Verwirrungen aufwächst, viel eher ein gesundes, sozial kompatibles Weltbild aufbaut, zu dem eben Toleranz gehört.
Ja, es gibt Störungen von Natur aus, aber sehr oft erst durch soziale und kulturelle Einflüsse.
Ja, auch säkulare Erziehung kann einen Menschen "böse" werden lassen. Aber nur böse Religionen schaffen es, im Prinzip auch gute Menschen im Namen des Wahnsinns böse Taten tun zu lassen, die obendrein von sehr vielen Mitgliedern dieser Religion dann auch noch als richtig oder zumindest notwendig betrachtet werden.
Man lese sich nur mal die Kommentare so mancher Gläubigen durch, wenn mal wieder ein fundamentalistisch motiviertes Attentat erfolgt ist.
Begeht aber jemand aus rein privaten, nicht ideologischen, nicht religiösen, Motiven Gräueltaten, sei es durch Amoklauf oder als Serienkiller, dann kommt wohl kaum ein psychisch Gesunder auf die Idee, so eine Tat gut zu heißen oder sich mit dem Täter zu solidarisieren. Im Gegenteil, der wird zu Recht verurteilt, und was noch faszinierender ist, seine Motive werden auch in den meisten Fällen richtig eingeschätzt – auch von Religiösen. So jemand gilt dann als krank, wahnsinnig oder schlicht und einfach böse.
Ohne gerade diese beiden großen monotheistischen Religionen gäbe es weniger Böden, auf denen fundamentalistische Ideen gezüchtet werden könnten.