@Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Mich interessiert aber eigentlich mehr, warum Allah in seiner Allwissenheit den Koran nicht unmissverständlich formulierte und zuliess, dass die bombenden Brüder und andere seine Verse so leicht missinterpretieren konnten.
War der Terror (übrigens meist gegen andere Muslime) von Allah gewünscht oder wurde zumindest in Kauf genommen?
Welche der ganzen -iten praktiziert denn nun den wahren Islam?
Die Frage gab es schon einmal, aber warst da leider nicht anwesend, aber ich beantworte sie gerne noch einmal
:)Allah sagt uns im Koran selbst, dass es eindeutige und mehrdeutige Verse im Koran gibt:
"Er ist es, Der das Buch (als Offenbarung) auf dich herabgesandt hat. Dazu gehören eindeutige Verse - sie sind der Kern des Buches - und andere, mehrdeutige. Was aber diejenigen angeht, in deren Herzen (Neigung zum) Abschweifen ist, so folgen sie dem, was davon mehrdeutig ist, im Trachten nach Irreführung und im Trachten nach ihrer Mißdeutung." (Koran, 3:7)
Es ist also für Muslime nichts Neues, dass der Koran nicht immer eindeutig ist, sondern dass es auch mehrdeutige Verse gibt. Allah macht uns außerdem darauf aufmerksam, dass nur die böswilligen Menschen dem mehrdeutigen Folgen. Die Frage, die sich nun stellt, ist, warum Allah nicht einfach alles eindeutig gemacht hat - deine Frage.
Der nächste Teil ist keine extakte Beantwortung auf deine Frage, aber sie ist notwendig damit ich deine Frage korrekt beantworten kann - lies dir bitte alles durch, wenn du wirklich an einer Antwort interessiert bist.
Warum lässt Allah also zu, dass der Koran mehrdeutig ist?
Dadurch, dass der Koran an manchen Stellen mehrdeutig ist, ergibt sich, dass er mit wenigen Worten, sehr viel sagen kann. Nehmen wir zum Beispiel den Vers "Wahrlich, wir haben dir el-Kewser gegeben" (Koran, 108:1). Es gibt unglaublich viele Deutungen, was mit "el-Kewser" gemeint ist. Allein beim Imam Fahruddin ar-Razi finden wir 7 verschiedene Bedeutungen: die Fülle seiner Folger, die Vorzüge Muhammads (Frieden und Segen auf ihm), seine Bekanntheit, sein Wissen, seine vorbildlicher Charakter oder das Recht auf Fürsprache am Jüngsten Tag. Alles ergibt Sinn und alles passt in den Zusammenhang dieser Sure. Hätte Allah uns also ganz eindeutig gesagt, was el-Kewser ist, dann hätten wir nur eine einzige Bedeutung. Dadurch, dass er es aber mehrdeutig gelassen hat, haben wir viele viele Bedeutungen, aus all denen wir etwas anderes lernen können. Unter diesem Aspekt wäre es also schlecht gewesen, wenn Allah den Koran überall eindeutig gemacht hätte.
Nun zu der Terror Frage.
Das Leben ist eine Prüfung.
Allah hat uns Menschen zum Zweck der Prüfung in diese Welt geschickt. Unsere Aufgabe ist es, Richtig und Falsch zu erkennen und uns dann Gott unterzuordnen und der Wahrheit zu folgen. Damit eine Prüfung überhaupt funktionieren kann, braucht man richtige und falsche Antworten. Ein Lehrer wird beispielsweise nie alle richtigen Antworten auf die Klassenarbeit schreiben. Denn die Prüfung erfordert, dass die Schüler vorher im Unterricht gut aufpassen und dann in der Klassenarbeit die richtige Antwort ankreuzen oder aufschreiben. Wenn der Lehrer bereits selbst alle richtigen Antworten aufschreiben würde, dann wäre die Klassenarbeit keine Prüfung mehr für die Schüler.
Ebenso lässt Allah uns im Leben die Freiheit, Gutes und Böses zu tun, denn er prüft uns. Tun wir Gutes, so belohnt er uns, und tun wir Schlechtes, so bestraft er uns. Daher ist es weise von Allah, dass er auch im Koran manche Stellen uneindeutig gelassen hat, so dass die Menschen überlegen müssen und sich uneins sind. Wie uns der oben zitierte Koranvers schon sagt, werden diejenigen, die Böses im Schilde führen, absichtlich nur das Mehrdeutige nehmen und nur darüber reden und Streit anfangen: "Was aber diejenigen angeht, in deren Herzen (Neigung zum) Abschweifen ist, so folgen sie dem, was davon mehrdeutig ist" (Koran, 3:7). Das ist ihre Prüfung von Allah. Hätte Allah alles im Koran eindeutig gemacht, so hätte es in Punkt keine Prüfung geben können.
Jemand liest z.B den Koranvers "Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt" (2:191) und denkt jetzt, er dürfe einfach irgendwelche Leute, Frauen, Kinder, Andersgläubige umbringen und Allah sei damit einverstanden. Es ist richtig, dass dieser Vers vom Kämpfen/Töten handelt, ABER man muss auch die Verse davor und danach (den Kontext) lesen damit man richtig versteht, um was es geht.
Er muss zu erst verstehen, dass dieser Koranvers von einer Kriegssituation handelt. Die Muslime zur Zeit des Propheten Muhammad (Frieden und Segen auf ihm) wurden von den Götzendiener verfolgt, getötet, gefoltert, boykottiert, gequält und vertrieben. Nach langer Zeit, als die Muslime mehr wurden, hat Allah ihnen erlaubt, sich zu wehren. Und das ist etwas ganz normales. Jeder Staat erlaubt seinen Bürgern die Selbstverteidigung gegen Angreifer, beziehungsweise das Militär kämpft für das Volk, um es zu schützen. Als Allah also befohlen hat, den Gegner zu töten, war das eine ganz normale Selbstverteidigung und kein Angriff auf Unschuldige. Ohne die eindeutigen Verse und ohne das nötige Hintergrundwissen könnte man diesen Koranvers also schnell falsch verstehen!
DAVOR steht im gleichen Vers, dass mach nur gegen diejenigen Kämpfen darf, die gegen einen selbst kämpfen und dass man nicht übertreiben darf:
"Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertreibt nicht. Wahrlich, Gott liebt nicht diejenigen, die übertreiben." (2:190) Man sieht also, dass mit diesem Töten kein Terror gemeint ist, sondern nur die Selbstverteidigung ohne zu übertreiben. Wenn niemand kämpft, dann darf man auch niemanden töten.
Und wenn wir nun Vers 191 zu Ende lesen, dann sehen wir, dass dort noch mehr steht als nur "tötet sie":
"Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben; denn die Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Töten. Und kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie aber gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen."
Dort steht "Von wo sie euch vertrieben haben", das zeigt, man setzt sich lediglich zur Wehr und fängt nicht willkürlich einen Krieg an. Es geht darum, wieder Freiheit zu erlangen und nicht, andere durch Terroranschläge zu töten. Und man kämpft erneut nur, "wenn sie gegen euch kämpfen". Und es geht noch weiter: Was ist, wenn der Gegner aufhört zu Kämpfen? Was ist, wenn die Unterdrückung ein Ende hat? Soll man dann weiterkämpfen, bis ' ' alle Ungläubigen besiegt sind ' ' ? Lesen wir mal:
"Wenn sie aber aufhören, so ist Gott Allverzeihend, Barmherzig." (2:192)
Allah räumt sogar ein, dass den Unterdrückern kein Krieg mehr droht, wenn sie aufhören! Damit kann also kein Terror gemeint sein, denn Terror ist Töten ohne jegliche Regeln. Und weiter geht es:
"Und kämpft gegen sie, bis es keine Verfolgung (mehr) gibt und die Religion Gottes frei ist. Wenn sie aber aufhören, so soll es keine Gewalttätigkeit geben außer gegen diejenigen, die Unrecht tun." (2:193)
Gewalt gibt es im Islam also nur gegen Ungerechte und nicht in Form von Terror. Wenn jemand ernsthaft glaubt, dass der Islam Terror erlaubt, dann hat er den Koran nicht aufmerksam gelesen und er hat absichtlich nur das Mehrdeutige angeschaut. Hätte er aber weitergelesen und sich das Leben des Propheten Muhammed (Frieden und Segen auf ihm) angeschaut, so hätte er gesehen, dass das Töten ganz genaue Regeln hat. Denn selbst im Krieg darf man nach dem islamischen Recht keine Frauen, keine Kinder, keine alten Menschen, keine Geistlichen töten und auch keine Bäume oder Felder beschädigen. Wenn dies sogar schon im KRIEG so ist, wie sollte dann jemals ein Terroranschlag erlaubt sein? Das geht nicht.
Wir sehen also, jemand, der Böses vor hat, der kann einen Vers aus dem Koran herauspicken und daraus etwas Schlechtes entnehmen. Um den Koran aber richtig zu verstehen, muss er alles lesen und nicht nur eine Sache rauspicken. Außerdem muss er sich das Beispiel Muhammads (Frieden und Segen auf ihm) anschauen, um richtig zu verstehen, was der Koran meint. Und wir haben oben bereits erklärt, dass Mehrdeutigkeit im Koran manchmal dazu da ist, vieles mit wenigen Worten zu sagen oder auch als Prüfung für die schlechten Menschen, die absichtlich etwas Böses herauslesen, indem sie nur eine bestimmte Stelle lesen und die anderen Stellen ignorieren.
Habe beim überfliegen bemerkt dass es ziemlich lang geworden ist...hoffe es macht dir nichts aus und die Antwort ist zufriedenstellend.
Terror ist im Islam keinesfalls erlaubt.
:)