Ausgeliefert! Leiharbeit und Arbeitsverhältnisse bei Amazon

@kleinundgrün

kleinundgrün schrieb:hast Du erst mal 3000 Arbeitnehmer an der Backe. Das wird durch Leiharbeit eben aufgefangen.

deine argumente greifen kaum bzw. nur bedingt, hierfür ist eigentlich die möglichkeit der befristeten verträge angedacht, zeitarbeit in diesem fall ist nichts anders als gewinnmax. und risikoverlagerung

und so eine quote an anü´s spricht bände um was es geht, hat nix mit unkalkulierbaren gegebenheiten zu schaffen, diese lücke muss vom gesetzgeber geschlossen werden

deutlich höhere vergütung für zeitwerker, da höheres risiko + spitzenabdeckung (für das ist es eigentlich angedacht) kosten immer mehr kohle als die regelleistung

und dann lösen sich auch die blasenargumente wie "zeitarbeit schafft arbeit" usw. usf.

es schafft keine arbeit, es verdrängt nur stammarbeitsplätze (bei solchen fallbeispielen)

Linner74 schrieb:Dieser wahnsinnige Überfluss hat einen horrenden Preis, irgendwann gibt es einen gewaltigen Knall.
Wir sollten zu mehr Bescheidenheit gehen und auch mal verzichten oder mehr bezahlen, dann gibt es auch höhere Löhne und faire Bedingungen

Richtig, der Überfluss tut nicht gut - das sehe ich doch an den Kids die alles im Überfluss haben.
Und ich bin selber Vater.

mroktober schrieb:Dann frag ich mich ehrlich wie in den 50-70er Jahren heutige Dax Unternehmen ohne Zeitarbeit ausgekommen sind???

Indem sie ebenfalls ihre Arbeiter ausgebeutet haben. Es ist doch eine völlige Verklärung der Vergangenheit, dass es den Arbeitern damals gut ging und dass sie effektiv mehr Geld zur Verfügugn hatten.
Damals gab es weniger, was man "unbedings haben musste". Heute ist es ja fast schon Standard, dass man ein Handy oder gar Smartphone hat, dass man in den Urlaub fliegt, dass man einen größeren Fernseher hat etc.
Damals hatten viele Arbeiter keinen Fernseher. Sie wohnten in Absteigen. Zum Telefonieren sind sie zur Telefonzelle gelaufen und Urlaub war zelten am Baggersee.

All die Dinge, die heute selbstverständlich sind, kosten Geld.

waage schrieb:hierfür ist eigentlich die möglichkeit der befristeten verträge angedacht

Die für die AN noch schlechter sind. Wenn die Befristung zu Ende ist, sind sie automatisch arbeitslos.

@kleinundgrün

und bei zeitarbeit ist er unter selben umständen von heute auf morgen quasi arbeitslos (zeitkontenwitz mal aussen vor)

mroktober schrieb:Richtig, der Überfluss tut nicht gut

Genau. Da leigt das Problem.

waage schrieb:und bei zeitarbeit ist er unter selben umständen von heute auf morgen quasi arbeitslos

Aber ist das dann besser, als eine Befristung?

@kleinundgrün

um im gesprächsstrang zu bleiben, ja eine "testphase" über befristete arbeitsverträge abzufahren ist wesentlich fairer und besser als das system zeitarbeit, welche meistens dauerhaft auch eine bleibt und demenstprechend immer wieder so moduliert wird, dass es auch so gefahren werden kann (umschreibung der einsatztätigkeit)

@kleinundgrün wäre Zeitarbeit das Allheilmittel dürfte es doch irgendwann keine Zeitarbeiter mehr geben, weil doch laut Deiner Ansicht genau das die Möglichkeit ist in unbefristete Arbeitsverhältnisse zun kommen.
Aber wieso steigt ständig die Zahl der Zeitarbeitsbeschäftigten?

Eigentlich geht es ja nicht um die Bezahlung der AN, sondern darum das Unternehmen damals ohne Zeitarbeit auskommen mussten und trotzdem lief der Betrieb,
die Arbeitnehmer haben dort die Ausbildung gemacht und sind bis zur Rente im Unternehmen geblieben, heutzutage wechselt man im Leben mehrmals das Unternehmen oder sogar den Beruf.
Wer feiert heute schon 25-Jährige Betriebszugehörigkeit?
Warum gab es damals keine Massen-Pleiten?

mroktober schrieb:wäre Zeitarbeit das Allheilmittel dürfte es doch irgendwann keine Zeitarbeiter mehr geben, weil doch laut Deiner Ansicht genau das die Möglichkeit ist in unbefristete Arbeitsverhältnisse zun kommen.

Ich stimme doch zu, dass die gegenwärtige Ausprägung der Zeitarbeit viel Missbrauchspotentiel birgt. Und deswegen nimmt sie auch zu.
Du hast es schon richtig erkannt, wenn es Unternehmen mehr kostet, einen Leiharbeiter zu beschäftigen, als einen Stammarbeiter, könnte man schon einiges erreichen. Aber hier ist es wie mit Aldi und den billig kaufendenKonsumenten. Die Leiharbeitsfirmen stehen unter Konkurrenzdruck, ihre AN möglichst billig zu verleihen.

Linner74 schrieb:Warum gab es damals keine Massen-Pleiten?

Weniger internationaler Konkurrenzdruck?

waage schrieb:welche meistens dauerhaft auch eine bleibt

Genau da liegt eben der Knackpunkt. Hier darf es sich eben nicht lohnen, ds als dauerhafte Alternative zu betreiben.

@kleinundgrün

o.k. aber diese lücke ist vorhanden und wird natürlich dementsprechend auch genutzt, mit verherrenden folgen auch für die stammbelegschaft bzw. gewerkschaften, tarif usw.

aber eh schon wieder was neues am laufen mit den verkappten werkverträgen im großen stile

Und warum gab es weniger internationaler Konkurrenzdruck?
Lag es an der Ost-West-Teilung der Welt?
Heute müssen sich die Firmen den billigeren Bedingungen des Osten vor allem China stellen.

@Linner74

Nein, eher daran, dass Ostasien zu der Zeit noch nicht die Rolle als Sweatshop-Land für den Westen innehatte, sondern größtenteils noch Prä-industriell war. Das fing erst in den späten 60ern an, sich langsam zu ändern.

Linner74 schrieb:Und warum gab es weniger internationaler Konkurrenzdruck?

Weil damals die Uhr, die Du nun billig kaufst und die in China gefertigt wird (übrigens unter üblen sozialen Verhältnissen) damals in der näheren Umgebung gefertigt wurde.

waage schrieb:aber diese lücke ist vorhanden und wird natürlich dementsprechend auch genutzt, mit verherrenden folgen auch für die stammbelegschaft bzw. gewerkschaften, tarif usw.

Da bin ich ja auch bei Dir.

@kleinundgrün

kleinundgrün schrieb:Weniger internationaler Konkurrenzdruck

wenn ich mir die großen unternehmen so anschaue, die massivst auf zeitarbeit setzen und stammkräfte somit verdrängen wird ein rekordgewinn nach dem anderen eingefahren, lassen uns oftmals zu oft mit dem "abwanderung", "konkurenzdruck" in´s boxhorn jagen,

zeitarbeit ja, aber nur zu diesem zwecke wo es angedacht ist und demenstprechender vergütung, aber nicht zur gewinnmax. auf kosten der arbeitnehmer

Gerade die großen Unternehmen brauchen sich ja um Konkurrenzdruck keine Sorgen zu machen, die haben soviel Kohle um Jahrzehnte überleben zu können.

Die Politik hat auf ganzer Linie versagt in Sachen Lohn und Arbeitsrecht.
Dem Bürger wird was von Wettbewerbsfähigkeit erzählt, dabei gehts nur um höhere Gewinne.
Die Gewerkschaften verlieren zunehmend ihre Macht und die Lobbyisten bestimmen den Kurs.

Wirklich was tun will keiner der hohen Herren.
Das Todschlagargument des " vergleichsweise guten Lebensstandard in Deutschland " verdeckt die eigentliche Rückentwicklung des Sozialstaats.
Immer höhere Beiträge für immer weniger Leistung unter dem Vorwand der " Solidargemeinschaft" die aber nur den Besserverdienenden zugute kommt. Wer unten ist bekommt nichtmal eine vernünftige Gesundheitsversorgung.
Statt neue, sozial ausgeglichene Jobs zu schaffen, wird der Billiglohnsektor bei Arbeitslosen zur einzigen Chance.

Schluss damit. Es muss endlich ein Mindestlohn für alle her. Den Zeit und Leiharbeitsfirmen muss der
Wind aus den Segeln genommen werden. Scheinselbstständigkeit muss durch klare Gesetzgebung
verboten werden.
Funktionieren würde es, doch keiner an den Hebeln der Macht will das wirklich.

@ayashi
Tja,und das ganze unter Rot/Grün,das is das Schlimmste eigentlich.

@Linner74

Linner74 schrieb:Gerade die großen Unternehmen brauchen sich ja um Konkurrenzdruck keine Sorgen zu machen, die haben soviel Kohle um Jahrzehnte überleben zu können.

So ein Unsinn. Ein Unternehmen muss immer positie Zukunftsaussichten haben, sonst wird es dicht gemacht. Wenn ich weiß, dass die nächsten Jahrzehnte nichts mehr kommt, lasse ich ja nicht für die ganze Zeit die Kosten weiterlaufen, sondern mache direkt heute dicht, und mache mit dem Geld was anderes, profitableres.

waage schrieb:wird ein rekordgewinn nach dem anderen eingefahren

Das Problem ist eben, dass diejenigen, denen es eh schon gut geht und die ausreichend groß sind, diese Vorteile auch besser nutzen können.
Aber es ist auch schwer allgemeingültige Gesetze zu schaffen, die eine sinnvolle Unterscheidung erlauben. Ich finde, im Mittelstand ist Zeitarbeit eine recht passende Sache. Da kommt es häufig zur Übernahme des LA und die kleinen Unternehmen sind auf solche Dinge angewiesen.

ayashi schrieb:Die Gewerkschaften verlieren zunehmend ihre Macht

Das finde ich allerdings auch im Interesse der AN eine gute Entwicklung.

@ayashi

einwandfreier Beitrag - so sehe ich das auch.

es wird bald sicherlich einen Mindestlohn geben, aber der wird sicherlich so
gering sein das das für den Arbeitnehmer kein Gewinn darstellt.