@Pan_narrans Also, Bitcoins. Eins vorneweg, Finger weg davon, liegt kein Segen drauf.
Ausgangspunkt ist folgender: Ein Kryptograph stellt in einem Whitepaper einen Algorithmus vor, der das Abwickeln von Bezahlvorgängen auf peer-to-peer-Basis ermöglicgt, vollkommen anonym und fälschungssicher; dabei wird allerdings eine enorme Rechenleistung benötigt. Um den Peers einen Anreiz zu geben, an diesem System teilzunehmen, werden die "Währungseinheiten", die Bitcoins, nach einem Zufallssystem an alle Netzwerkteilnehmer ausgeschüttet, bis die absolute Obergrenze von 21 Millionen BTC ausgeschüttet ist, jede BTC ist 16 Millionen mal teilbar. Ausschüttungen erfolgen so, dass Blocks à je 50 BTC unter allen Teilnehmern ausgelost werden. Die Verlosung ist so konstruiert, dass in einem bestimmten Zeitraum immer gleich viele BTCs ausgeschüttet werden, man kann seine eigenen Chancen erhöhen, indem man dem Netz mehr Leistung zur Verfügung stellt, aber die Gesamtzahl von ausgeschütteten BTC pro Zeiteinheit bleibt konstant.
An sich ein ganz cooles Konzept, aber ohne praktischen Nutzen, proof-of-concept eben. Enter the libertarians:
1.Akt.: US-Libertäre werden auf Bitcoins aufmerksam und bemerken, dass sie eine gute Möglichkeit sind, an der Regierung vorbei (Steuern sind Diebstahl!) Geschäfte zu machen. Ein paar Libs stellen ihre normalen Rechner dem Netz zur Verfügung, Kurs ist etwa 100.000BTC = 1$
2.Akt.: Bitcoins werden in libertären Kreisen populär, der Kurs steigt auf etwa 1.000 BTC = 1$. Ein zentraler Umschlagplatz (MtGox, die vorher Magic-Karten gehandelt haben) entsteht. Jemand entdeckt, dass man mit den Prozessoren von Grafikkarten viel schneller BTCs erzeugen kann als mit der CPU; alle CPU-Miner sind aus dem Rennen, die Grafikkartenleute teilen den Markt unter sich auf. [-> technischer Fortschritt, Industrialisierung]
3.Akt.: Einige User beginnen, "Rigs" also PCs nur zur Bitcoin-Erzeugung zu bauen, mit mehreren Grafikkarten usw. Bald können Einzelnutzer nur noch profitabel "minen", wenn sie sich zu einem Konsortium mit gemeinsamem Konto zusammenschließen, sog. Pools. [-> Gewerkschatsbildung, Sozialsysteme]. Kurs etwa. 100-10 BTC = 1$
4.Akt.: Ein Internetportal im "Deep Web", das Drogen per Versand anbietet, akzeptiert Bitcoin. Der Kurs steigt auf etwa 1 BTC=15 $ (!). Reihenweise Betrugsfälle treten auf, da es sich jetzt so richtig lohnt, die anderen User abzuzocken. Die Besitzer mehrer kleiner Umschlagplätze verschwinden mit den Einlagen (BTC und $$$) ihrer Nutzer, da die Anonymität des Netzwerks sie vor jeder Strafverfolgung schützt. Zwielichtige Gestalten bieten Optionen, Derivate usw an; alles davon ist reiner Betrug, da die Anbieter ienfach BTC und $ einsacken und verschwinden. Rufe nach einer zentralen Regulierung werden laut, doch diese ist wegen des Systems nicht möglich.
5.Akt.:Durch einige TV- und Gawker-Berichte werden Bitcoins noch bekannter. Der Kurs erreicht das All-time-high von 1BTC=35$; die early adopter, die in der Frühzeit jeweils hunderttausende von BTCs angesammelt haben, stoßen diese ab. Katastrophale Markteinbrüche sind die folge, Einzelpersonen verlieren 10.000 an Dollars.
6.Akt.: Die Betreiber von MtGox geben an, gehackt worden zu sein, Millionenwerte sind verloren; der gesamte BTC-Markt bricht zusammen, der Kurs fällt auf 1BTC=5$, wo er bis heute ist. Trotzdem gibt es immer noch Diehards, die ganz fest daran glauben, dass BTC die Währung der Zukunft sein wird und sogar in China Chips in Auftrag gegeben haben, die besonders effizient minen können sollen. An dem Punkt sind wir heute.
Nachspiel:
Mehrere Millionen Dollar wurden für Bitcoins investiert bzw. mit Bitcoins durch Betrug abgezockt.
Ein harter Kern aus Libertären glaubt auch heute noch fest an Bitcoins.
Zu keinem Zeitpunkt konnten mit Bitcoins nennenswerte Waren außer Drogen und Pornografie erworben werden.
Gentlemen: Libertarians!