Frau Maria im christlichen Himmel installiert
18.12.2004 um 14:56@ Hi all
Im Konzil von Ephesos im Jahre 431 wird Maria als Mutter Gottes anerkannt.Sie erhielt den Titel Theotokos [Gottesgebärerin], betont wurde dabei die Jungfräulichkeit Mariens. "Eine jungfräuliche Geburt erscheint als Widerspruch, aber die Vorstellung überlebt in der christlichen Jungfrauengeburt. Hera und Aphrodite erneuern alljährlich ihre Jungfräulichkeit durch ein Bad in einer heiligen Quelle. Derselbe Doppelcharakter erscheint bei Artemis, die sowohl als jungfräuliche Jägerin als auch als Schutzgöttin der Kindsgeburt verehrt wird. Die Große Göttin ist jungfräulich im Sinne ihrer Unabhängigkeit von den Männern."1Maria sollte Jungfrau bleiben, aber keine Göttin mehr sein, dies war der wesentliche Unterschied: sie wurde symbolisch aus dem Bereich der Göttlichkeit verdrängt. Sie war keine selbständige Göttin mehr, sondern eine ancilla, die Magd des Herrn. "Jungfrauengeburten sind in der antiken Welt so bekannt gewesen, daß die prominentesten Patristiker Jesu jungfräuliche Geburt geradezu durch den Hinweis auf ähnliche Mythen propagierten.
Und obwohl die Katholiken Maria als die Mutter Jesu verehrten, sehen sie sie doch nie als selbstständig göttlich: wenn sie auch "Mutter Gottes" ist, so ist sie doch nicht "Gott die Mutter", im gleichen Rang wie Gott der Vater!
Die Einsetzung Marias als theotokos war eindeutig ein politischer Schachzug. Es galt, eine schwierige Aufgabe zu lösen, die darin bestand, die gewohnheitsrechte der 'heidnischen' Menschen in den Dienst der Kirche zu nehmen, ihre Rituale und Energien an die kirchliche Organisation zu binden, denn das orthodoxe Christentum mußte gegenüber den heidnischen Mysterienkulten konkurrenzfähig werden. Die Aufnahme Marias war auch die Folge des vehementen Beharrens einiger Gruppen, darunter "rein weibliche", die versuchten, Maria als Göttin neben oder an die Stelle Gottes zu setzen.Dies war einer der Hauptgründe, warum Maria integriert wurde, es gab dennoch langanhaltenden Widerstand, sie wurde angegriffen und nur unter theologischen Befürchtungen und Vorbehalten angenommen. Das hartnäckige Fortleben antiker Göttinnen und Götter im Christentum war evident. Es kam dem Christentum entgegen, daß sich bereits über einen längeren Zeitraum im religiösen Bereich ein Zug zum Monotheismus herausbildetet hatte, an diese Entwicklung konnte man anschließen und band die Verehrungen an eine Gestalt.
Wir sehen wie von Anfang an die Wieder-Einführung des Weiblichen in die göttlichen Gefilde ein rein politisches Kalkül beinhaltete, um die Massen zu befrieden, denn im realen Leben wurden zur gleichen Zeit gelehrte Frauen vernichtet, ihr Wissen einverleibt, entstellt oder verschwiegen. Die Verehrung der Muttergottheiten und der weiblich göttlichen Erscheinungen, die vielfältig waren, wurden gebündelt und auf die Marienverehrung übertragen, damit konnten breite Schichten der Bevölkerung angesprochen werden. Die Göttinnen dienten der Ikonographie der Muttergottes als Vorbild mit dem Unterschied, daß die Weiblichkeit und ihre Person aus dem Göttlichen gestrichen, ihre Leiblichkeit zum Werkzeug für die Menschwerdung Gottes wird. Maria wurde in den Götter Himmel aufgenommen ohne Göttin sein zu dürfen. Eine offensichtliche Ähnlichkeit im Status einer Göttin sollte vermieden werden.
Als die Theologen Mariens mögliche Rolle als himmlische Mutter neutralisierten, indem sie über ihre Rolle bei der Geburt Jesus stritten, bestanden noch viele Kulte von Muttergottheiten fort, zumindest auf einem volkstümlichen Niveau. Das gilt, vor allem für den Orient des Römischen Reichs, für Kybele, die "Göttermutter", ebenso wie für die Diana von Ephesos, die jungfräuliche Allmutter, deren Kult seinen Höhepunkt erst im 3. Jahrhundert n. Chr. erreicht hatte. Sie war eine mütterliche Instanz für Heil und Rettung ebenso wie Isis, die in Plutarchs Schilderung als "Gerechtigkeit, die, weil sie die Weisheit ist, in die göttlichen Dinge einführt", Züge der gnostischen Sophia trägt.
Die Siegel der Sophia werden auf eine neue weibliche Gestalt übertragen - auf Maria, die neue Königin des Himmels wie sie in der Bevölkerung gesehen wurde. Die Gottesgebärerin wird zum Sitz der Weisheit. In die Ikononographie aufgenommen wird die Figur der sedes sapientia, der "Thron der Weisheit" eine königinnenhafte Darstellung der Muttergottes. Mit einer Hand hält sie meist ein Rosen- oder Lilienzepter, umgeben vom Tempel der Weisheit mit sieben Säulen. Eine ihrer Tugenden ist die Gerechtigkeit. Die Aufgabe des Urteilens und des Zu-Gericht-Sitzens wie auch des Kampfes, zeigt sich an den Insignien Schwert oder/und Zepter. In der Folge werden viele Märtyrerinnen des Christentums mit Schwertern dargestellt werden: Das Schwert soll auch an die Tapferkeit erinnern, mit der sie ihren Glauben verteidigt hatten; hatten sie doch mit ihrer Zunge, wie mit einem Schwert, ihre Sprache eingesetzt und den neuen Glauben verteidigt und über die Zeiten hinaus einen Beweis geliefert für die Unverwüstbarkeit ihres Glaubens. [Daß sich im Gewand der Märtyrerinnen häufig weise Frauen, die noch heidnisch und in jedem Fall rebellisch dachten, verbargen, dürften viele Frauen im Mittelalter noch gewußt haben.] Das zweite Symbol ist die Krone, das Symbol, welches die Himmelskönigin Maria nun ziert. Ein unsichtbares Band zwischen weltlichen und geistigen Angelegenheiten war in diesem Symbol enthalten, welches zur Gerechtigkeit, zum "richtigen" Spruch, zum weisen Rat und zur weisen Wahl gehörte.
Die Signaturen der Sophia sind dabei nur teilweise auf Maria übertragen worden. Überbetont wurde die Mutterschaft. Dieses identifikatorische Potential sollte auch die Frauen von ihren bisherigen Tätigkeitsbereichen und ihrem Aktionsradius ablenken und ihnen innerhalb der Kirche einen eindeutigen Platz zuweisen. Auf der Suche nach einer passenden "Vorbildgöttin" bot sich Isis an, denn eine bedeutende Nahtstelle für das Anknüpfen an den Glauben an die 'Großen Göttinnen' ist das Thema der Mutterschaft Mariens.Isis war diejenige, von der gesagt wurde sie hätte das größte Identifikationspotential für Maria. Der Isiskult hatte zahlreiche andere weibliche Kulte in sich aufgenommen und beeinflußte nicht nur die griechische Welt. In Kleinasien, Athen, auf Sizilien, in Pompeji - von Alexandria bis Rom, und in vielen anderen Teilen Europas, standen ihre Heiligtümer. Anknüpfend an die Verehrung und an den Kult der Isis wird versucht, Maria an ihrer Statt einzusetzen.Manche der Isistempel, die am Ende des 4. Jahrhunderts geschlossen wurden der Tempel in Philä sogar erst im Jahre 560, wurden in Marienkirchen umgeweiht
Das Konzil von Ephesos tagte bereits in einer Marienkirche. Die allgemeine Marienverehrung wurde durch die Konzilsentscheidung sanktioniert und offiziell eingeleitet. Kyrill von Alexandrien legte auf dieser Versammlung die Grundlagen einer Marienmystik. Auf die Figur Mariens wurden Wunderkräfte und die Züge zahlreicher gestürzter Heil- und Schutzgöttinnen übertragen. Sie wird damit zur universalen Mutter und bindet Symbole und Attribute der vormaligen Göttinnen an sich. Heiligtümer und Tempel wurden zahlreich in Marienkirchen umgewandelt; dies geschah häufig in der Form daß eine Ikone Mariens in das Heiligtum gebracht wurde. Das Rezept, Maria als Stellvertreterin der weiblichen Kulte einzusetzen schien erfolgversprechend, sie wurde akzeptiert und die Verehrung konnte sich breit entfalten. Für die theologische Definition war eine Formel gefunden, Maria als universale Mutter auszustatten, nun mußte die Biographie einer realen Person nachgeholt werden. Die Nachkonstruktionen ihrer Biographie als heilige Person beginnen. Ikonen und Gewandreliquien werden dabei unabdingbar.
Gott wird Mensch in Christus: dafür wurde ein heiliger Leib benötigt, denn die Vorstellung, daß Gott aus sich gebiert mag wohl zu anmaßend geklungen haben und entbehrte jeder Grundlage einer kulturell-gesellschaftlichen Erfahrbarkeit.Wer konnte Jesus gebären, wenn nicht eine Frau? Und war dieses göttliche Kind gezeugt und war es zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits göttlich oder nur im Fleisch geboren?Die Antworten auf diese Fragen wurden zum Anlaß für die Kirchenspaltung. Es ging entschieden um die Frage, bis zu welchem Grad die Göttlichkeit einer Frau zugelassen werden kann. Und inwiefern durch diese Verehrung die heidnischen Kulte im Bewußtsein der Menschen blieben.
War Maria nun selbstschöpfend - aus sich selbst gebärend oder nur Gefäß jener Göttlichkeit. Mit Maria wird sich das Bild der empfängnisbereiten Frau, die bereitwillig Gottes Willen [Form] in sich aufnimmt durchsetzen. Daß es dabei zu Verwirrungen kam, ist offensichtlich, hatten doch heidnische Kulte die göttergebärende Frau als parthenogen definiert - als aus sich selbst schöpfendes und daher heiliges Wesen. Dem Christentum konnte die Durchsetzung nur gelingen, indem es beide Konzepte vermischte und damit auch Verwirrung stiftete, daß Maria doch ohne leiblichen Mann ein göttliches Wesen zur Welt brachte. Was war nun Maria bloßes Gefäß, in das sich der logos spermatikos eingießen konnte oder selbstschöpfend - aus sich selbst zeugende Göttin? Die Spekulationen um die Schwängerung Mariens reichten von der Vorstellung, Gottes Samen sei im Schnabel der heiligen Taube befördert worden bis dahin, daß der Erzengel Gabriel den Samen aus seinem Mund brachte und durch eine Lilie gefiltert durch Marias Ohr in ihren Körper gelangte. Um dem Verdacht einer Parthenogenese zu entkommen, wird die Verkündigungsszene mit dem Engel eingeführt, die sich auch durchsetzte: die frohe Botschaft wird ihr durch einen angelos vermittelt. Ein magisches Wort, der logos mag dafür verantwortlich gewesen sein, daß Maria schwanger wurde. Die Phantasie aber sollte nicht mehr zur Ruhe kommen und entzündete sich in jeder Generation aufs neue, zu unglaublich war die Geschichte, um wahr zu sein.
Im Konzil von Ephesos im Jahre 431 wird Maria als Mutter Gottes anerkannt.Sie erhielt den Titel Theotokos [Gottesgebärerin], betont wurde dabei die Jungfräulichkeit Mariens. "Eine jungfräuliche Geburt erscheint als Widerspruch, aber die Vorstellung überlebt in der christlichen Jungfrauengeburt. Hera und Aphrodite erneuern alljährlich ihre Jungfräulichkeit durch ein Bad in einer heiligen Quelle. Derselbe Doppelcharakter erscheint bei Artemis, die sowohl als jungfräuliche Jägerin als auch als Schutzgöttin der Kindsgeburt verehrt wird. Die Große Göttin ist jungfräulich im Sinne ihrer Unabhängigkeit von den Männern."1Maria sollte Jungfrau bleiben, aber keine Göttin mehr sein, dies war der wesentliche Unterschied: sie wurde symbolisch aus dem Bereich der Göttlichkeit verdrängt. Sie war keine selbständige Göttin mehr, sondern eine ancilla, die Magd des Herrn. "Jungfrauengeburten sind in der antiken Welt so bekannt gewesen, daß die prominentesten Patristiker Jesu jungfräuliche Geburt geradezu durch den Hinweis auf ähnliche Mythen propagierten.
Und obwohl die Katholiken Maria als die Mutter Jesu verehrten, sehen sie sie doch nie als selbstständig göttlich: wenn sie auch "Mutter Gottes" ist, so ist sie doch nicht "Gott die Mutter", im gleichen Rang wie Gott der Vater!
Die Einsetzung Marias als theotokos war eindeutig ein politischer Schachzug. Es galt, eine schwierige Aufgabe zu lösen, die darin bestand, die gewohnheitsrechte der 'heidnischen' Menschen in den Dienst der Kirche zu nehmen, ihre Rituale und Energien an die kirchliche Organisation zu binden, denn das orthodoxe Christentum mußte gegenüber den heidnischen Mysterienkulten konkurrenzfähig werden. Die Aufnahme Marias war auch die Folge des vehementen Beharrens einiger Gruppen, darunter "rein weibliche", die versuchten, Maria als Göttin neben oder an die Stelle Gottes zu setzen.Dies war einer der Hauptgründe, warum Maria integriert wurde, es gab dennoch langanhaltenden Widerstand, sie wurde angegriffen und nur unter theologischen Befürchtungen und Vorbehalten angenommen. Das hartnäckige Fortleben antiker Göttinnen und Götter im Christentum war evident. Es kam dem Christentum entgegen, daß sich bereits über einen längeren Zeitraum im religiösen Bereich ein Zug zum Monotheismus herausbildetet hatte, an diese Entwicklung konnte man anschließen und band die Verehrungen an eine Gestalt.
Wir sehen wie von Anfang an die Wieder-Einführung des Weiblichen in die göttlichen Gefilde ein rein politisches Kalkül beinhaltete, um die Massen zu befrieden, denn im realen Leben wurden zur gleichen Zeit gelehrte Frauen vernichtet, ihr Wissen einverleibt, entstellt oder verschwiegen. Die Verehrung der Muttergottheiten und der weiblich göttlichen Erscheinungen, die vielfältig waren, wurden gebündelt und auf die Marienverehrung übertragen, damit konnten breite Schichten der Bevölkerung angesprochen werden. Die Göttinnen dienten der Ikonographie der Muttergottes als Vorbild mit dem Unterschied, daß die Weiblichkeit und ihre Person aus dem Göttlichen gestrichen, ihre Leiblichkeit zum Werkzeug für die Menschwerdung Gottes wird. Maria wurde in den Götter Himmel aufgenommen ohne Göttin sein zu dürfen. Eine offensichtliche Ähnlichkeit im Status einer Göttin sollte vermieden werden.
Als die Theologen Mariens mögliche Rolle als himmlische Mutter neutralisierten, indem sie über ihre Rolle bei der Geburt Jesus stritten, bestanden noch viele Kulte von Muttergottheiten fort, zumindest auf einem volkstümlichen Niveau. Das gilt, vor allem für den Orient des Römischen Reichs, für Kybele, die "Göttermutter", ebenso wie für die Diana von Ephesos, die jungfräuliche Allmutter, deren Kult seinen Höhepunkt erst im 3. Jahrhundert n. Chr. erreicht hatte. Sie war eine mütterliche Instanz für Heil und Rettung ebenso wie Isis, die in Plutarchs Schilderung als "Gerechtigkeit, die, weil sie die Weisheit ist, in die göttlichen Dinge einführt", Züge der gnostischen Sophia trägt.
Die Siegel der Sophia werden auf eine neue weibliche Gestalt übertragen - auf Maria, die neue Königin des Himmels wie sie in der Bevölkerung gesehen wurde. Die Gottesgebärerin wird zum Sitz der Weisheit. In die Ikononographie aufgenommen wird die Figur der sedes sapientia, der "Thron der Weisheit" eine königinnenhafte Darstellung der Muttergottes. Mit einer Hand hält sie meist ein Rosen- oder Lilienzepter, umgeben vom Tempel der Weisheit mit sieben Säulen. Eine ihrer Tugenden ist die Gerechtigkeit. Die Aufgabe des Urteilens und des Zu-Gericht-Sitzens wie auch des Kampfes, zeigt sich an den Insignien Schwert oder/und Zepter. In der Folge werden viele Märtyrerinnen des Christentums mit Schwertern dargestellt werden: Das Schwert soll auch an die Tapferkeit erinnern, mit der sie ihren Glauben verteidigt hatten; hatten sie doch mit ihrer Zunge, wie mit einem Schwert, ihre Sprache eingesetzt und den neuen Glauben verteidigt und über die Zeiten hinaus einen Beweis geliefert für die Unverwüstbarkeit ihres Glaubens. [Daß sich im Gewand der Märtyrerinnen häufig weise Frauen, die noch heidnisch und in jedem Fall rebellisch dachten, verbargen, dürften viele Frauen im Mittelalter noch gewußt haben.] Das zweite Symbol ist die Krone, das Symbol, welches die Himmelskönigin Maria nun ziert. Ein unsichtbares Band zwischen weltlichen und geistigen Angelegenheiten war in diesem Symbol enthalten, welches zur Gerechtigkeit, zum "richtigen" Spruch, zum weisen Rat und zur weisen Wahl gehörte.
Die Signaturen der Sophia sind dabei nur teilweise auf Maria übertragen worden. Überbetont wurde die Mutterschaft. Dieses identifikatorische Potential sollte auch die Frauen von ihren bisherigen Tätigkeitsbereichen und ihrem Aktionsradius ablenken und ihnen innerhalb der Kirche einen eindeutigen Platz zuweisen. Auf der Suche nach einer passenden "Vorbildgöttin" bot sich Isis an, denn eine bedeutende Nahtstelle für das Anknüpfen an den Glauben an die 'Großen Göttinnen' ist das Thema der Mutterschaft Mariens.Isis war diejenige, von der gesagt wurde sie hätte das größte Identifikationspotential für Maria. Der Isiskult hatte zahlreiche andere weibliche Kulte in sich aufgenommen und beeinflußte nicht nur die griechische Welt. In Kleinasien, Athen, auf Sizilien, in Pompeji - von Alexandria bis Rom, und in vielen anderen Teilen Europas, standen ihre Heiligtümer. Anknüpfend an die Verehrung und an den Kult der Isis wird versucht, Maria an ihrer Statt einzusetzen.Manche der Isistempel, die am Ende des 4. Jahrhunderts geschlossen wurden der Tempel in Philä sogar erst im Jahre 560, wurden in Marienkirchen umgeweiht
Das Konzil von Ephesos tagte bereits in einer Marienkirche. Die allgemeine Marienverehrung wurde durch die Konzilsentscheidung sanktioniert und offiziell eingeleitet. Kyrill von Alexandrien legte auf dieser Versammlung die Grundlagen einer Marienmystik. Auf die Figur Mariens wurden Wunderkräfte und die Züge zahlreicher gestürzter Heil- und Schutzgöttinnen übertragen. Sie wird damit zur universalen Mutter und bindet Symbole und Attribute der vormaligen Göttinnen an sich. Heiligtümer und Tempel wurden zahlreich in Marienkirchen umgewandelt; dies geschah häufig in der Form daß eine Ikone Mariens in das Heiligtum gebracht wurde. Das Rezept, Maria als Stellvertreterin der weiblichen Kulte einzusetzen schien erfolgversprechend, sie wurde akzeptiert und die Verehrung konnte sich breit entfalten. Für die theologische Definition war eine Formel gefunden, Maria als universale Mutter auszustatten, nun mußte die Biographie einer realen Person nachgeholt werden. Die Nachkonstruktionen ihrer Biographie als heilige Person beginnen. Ikonen und Gewandreliquien werden dabei unabdingbar.
Gott wird Mensch in Christus: dafür wurde ein heiliger Leib benötigt, denn die Vorstellung, daß Gott aus sich gebiert mag wohl zu anmaßend geklungen haben und entbehrte jeder Grundlage einer kulturell-gesellschaftlichen Erfahrbarkeit.Wer konnte Jesus gebären, wenn nicht eine Frau? Und war dieses göttliche Kind gezeugt und war es zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits göttlich oder nur im Fleisch geboren?Die Antworten auf diese Fragen wurden zum Anlaß für die Kirchenspaltung. Es ging entschieden um die Frage, bis zu welchem Grad die Göttlichkeit einer Frau zugelassen werden kann. Und inwiefern durch diese Verehrung die heidnischen Kulte im Bewußtsein der Menschen blieben.
War Maria nun selbstschöpfend - aus sich selbst gebärend oder nur Gefäß jener Göttlichkeit. Mit Maria wird sich das Bild der empfängnisbereiten Frau, die bereitwillig Gottes Willen [Form] in sich aufnimmt durchsetzen. Daß es dabei zu Verwirrungen kam, ist offensichtlich, hatten doch heidnische Kulte die göttergebärende Frau als parthenogen definiert - als aus sich selbst schöpfendes und daher heiliges Wesen. Dem Christentum konnte die Durchsetzung nur gelingen, indem es beide Konzepte vermischte und damit auch Verwirrung stiftete, daß Maria doch ohne leiblichen Mann ein göttliches Wesen zur Welt brachte. Was war nun Maria bloßes Gefäß, in das sich der logos spermatikos eingießen konnte oder selbstschöpfend - aus sich selbst zeugende Göttin? Die Spekulationen um die Schwängerung Mariens reichten von der Vorstellung, Gottes Samen sei im Schnabel der heiligen Taube befördert worden bis dahin, daß der Erzengel Gabriel den Samen aus seinem Mund brachte und durch eine Lilie gefiltert durch Marias Ohr in ihren Körper gelangte. Um dem Verdacht einer Parthenogenese zu entkommen, wird die Verkündigungsszene mit dem Engel eingeführt, die sich auch durchsetzte: die frohe Botschaft wird ihr durch einen angelos vermittelt. Ein magisches Wort, der logos mag dafür verantwortlich gewesen sein, daß Maria schwanger wurde. Die Phantasie aber sollte nicht mehr zur Ruhe kommen und entzündete sich in jeder Generation aufs neue, zu unglaublich war die Geschichte, um wahr zu sein.