shionoro schrieb:Türkisch jedenfalls ist eine Sprache die man genausogut gebrauchen kann wie französisch oder spanisch als europäer.
Da muss ich
@krijgsdans allerdings zustimmen:
Türkisch wird in der Türkei gesprochen und auch in anderen Ländern, in denen Türken wohnen.
Aber wenn man sie mit Weltsprachen wie Französisch, Englisch und Spanisch vergleichen will, dann hinkt der Vergleich doch.
Ich darf mal zitieren:
Englisch:
geschätzte 340 Millionen Muttersprachler, 350 Millionen bis 1 Milliarde Zweitsprachler
Französisch:
geschätzte 115 Millionen Muttersprachler, 85 Mio. Zweitsprachler
Spanisch:
geschätzte Muttersprachler ca. 388 Mio., Zweitsprachler ca. 59 Mio.
Türkisch:
Geschätzte 65 Millionen Muttersprachler, 20 Millionen Zweitsprachler
Also so gesehen ist Türkisch nur eine Sprache unter vielen.
Natürlich macht das die Sprache nicht schlecht.
Und wenn die Kinder auch und insbesondere anständig Deutsch lernen, dann sehe ich keinen Grund, warum man nicht auch Türkisch-Unterricht anbieten kann.
Ich finde, Schulen sollten verpflichtend Deutsch, Englisch und Französisch anbieten.
Davon abgesehen könnte man ihnen das Budget für die Lehrer für 1 oder 2 weiteren Sprachen zur Verfügung stellen. Welche das dann sind, können die Schulen abhängig machen vom Interesse an den Sprachen.
Vielleicht durch eine Umfrage per Zettel unter Schülern und Eltern.
Wenn eben im Gebiet dieser Schule besonders noch Russisch gewünscht ist, kann man doch noch Russisch als eine Sprache anbieten, bei Farsi eben Farsi, bei Türkisch Türkisch und so weiter.
Ich sehe da eigentlich keinen Grund, warum das schlecht sein sollte.
Wenn ich mich an meine - noch nicht sehr lange zurückliegende - Schulzeit erinnere, dann hatten wir, zumindest in Kooperation mit anderen Schulen, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Latein und Russisch im Angebot. Keiner hat sich drüber beschwert.
Solange die Grundvoraussetzung, also ein guter Deutschunterricht, gewahrt bleibt, soll man doch ruhig auch zum Beispiel Türkisch anbieten, wenn das Interesse besteht.
Würde sogar behaupten, dass dies positive Effekte auf den Deutschunterricht haben könnte.
Man sollte sich vielleicht mal das Buch ,,Ausländisch für Deutsche. Sprachen der Kinder: Sprachen im Klassenzimmer" ansehen.
Ich fand das echt interessant, es ging darin um das Verhältnis und die spezifischen Schwierigkeiten verschiedener Muttersprachler beim Deutsch lernen.
Man hat festgestellt, dass Kinder relativ häufig, vor allem wenn sie noch klein sind, die Regeln verschiedener Sprachen vermischen. Sie schreiben zum Beispiel deutsche Wörter, benutzen aber eine türkische Regel zum Satzbau. Oder sie schreiben abwechselnd mal deutsche und mal Wörter in einer anderen Sprache.
Dies liegt daran, dass sich bei ihnen noch nicht so das Bewusstsein für unterschiedliche Sprachen mit unterschiedlichen Regeln gefestigt hat.
Lehrer könnten dann fälschlicherweise dazu neigen, zu denken, dass die Schüler immer wieder Fehler machen, wenn sie deutsche Sätze schreiben.
Das ist aber genau genommen nicht der Fall - sie vermischen nur zwei Sprachen.
Wenn man neben dem Deutschunterricht auch in einem Gebiet, wo das Interesse an Türkisch besonders hoch ist, Türkischunterricht durchführt, kann dies dazu führen, dass die Kinder genauer unterscheiden lernen, was jetzt Deutsch und was Türkisch ist - und dies wiederum sollte eigentlich ihre Fähigkeiten in beiden Sprachen verbessern.
Was dann natürlich auch wieder positiv und hilfreich für den anderen Unterricht ist und für die späteren Chancen auf Uni oder guten Job.
Wenn man nicht im Unterricht mitkommt, weil man sprachlich die Inhalte nicht versteht, ist das ziemlich frustrierend und zehrt an den Leistungen insgesamt. Wenn man eigentlich intelligent genug ist und genug Vorbildung hat, aber nicht richtig vernünftige Sätze in Deutsch hinbekommt, deshalb abgewiesen wird bei einer Bewerbung, ist das ebenso eine negative Erfahrung.
Ich denke, hier ist von deutscher Seite wirklich etwas Bewegung und pragmatischeres Denken gefragt.
Und nicht so eine rigorose Einstellung von wegen:,,Wä, die sollen gefälligst erstmal richtig Deutsch lernen!"
Mit dieser Einstellung hilft man keinem. Sie motiviert nicht gerade das Lernen, sie drückt eher fehlenden Respekt aus, finde ich. Die Botschaft, die rüberkommt, ist eher:,,WIR Deutschen machen die kompletten Regeln. Deine Sprache und Kultur ist es nicht wert, dass wir sie respektieren."
Ein paralleler Unterricht würde dagegen, nach meinem Verständnis, rüberbringen:
,,Wir helfen euch, Deutsch zu lernen, denn das ist eine absolute Grundlage in diesem Land. Dabei respektieren wir aber auch eure Muttersprache und geben euch die Möglichkeit, auch diese zu lernen."
Das fördert SOWOHL das Zusammenleben (Integration), ALS AUCH die jeweilige Identität, nicht nur der Anderssprachler, sondern auch der Deutschen.