@van_Orten Okay,kurzer Grundriss der europäischen Situation und der Aktionen der damaligen Politiker;
(Bin eigentlich aus Österreich und finde es lustig,dass ich es den deutschen Forumsmitgliedern erklären muss,aber das nur am Rande):
1989/90
Die sanften Revolutionen im Osten haben die Politbüros weggespült. Die Sowjetunion stand vor ihrem Untergang. Die Berliner Mauer war gefallen. Gerade die Wiedervereinigung Deutschlands stellte letztlich die Weichen für den Weg in die gemeinsame Währungsunion.
Noch war der 2. WK nicht so lange vorbei. Und die Angst,die Deutschen,nun um die ehemalige DDR vergrößert,könnten wieder einen gefährlichen Sonderweg einschlagen und nationalistisch ausrasten,ging um.
Um die potentiellen teutonischen Berserker endgültig zu verlässlichen Europäern zu machen,erschien die Einbindung in die gemeinsame Währung als probates Mittel. So wollte der französische Präsident Mitterand auch die Wirtschaftskraft Deutschlands europäisch einhegen.
Helmut Kohl,der Kanzler der deutschen Einheit,verstand die Ängste.
Und er machte einen Deal mit weitreichenden Konsequenzen: Die Deutschen bekommen die Einheit,geben dafür ihre geliebte D-Mark auf,im Gegenzug wird die Finanzpolitik Europas weitgehend von ihnen bestimmt. Nicht nur sollte die Europäische Zentralbank in Frankfurt ihren Sitz haben,sie wurde auch der deutschen Bundesbank nachgebildet,die im Unterschied etwa zur amerikanischen Federal Reserve fast ausschließlich auf Geldwertstabilität und den Kampf gegen Inflation ausgerichtet ist. Mit anderen Worten: Wirtschaftswachstum und Wirtschaftspolitik fällt nicht in die Kompetenzen der Zentralbank.
Doch genau dieser Deal war fatal.
Angesichts der Krisensituationen,vorallem in Griechenland,hatte die Zentralbank nicht die Möglichkeit,schnell und effektiv Geld in die maroden Volkswirtschaften zu pumpen,um den Zusammenbruch zu verhindern.
Die Krise zwag die EZB zwar,von ihrem Dogma abzugehen (durch Anleihenkäufe), aber die europäischen Zentralbanker haben bei weitem nicht so freie Hand wie ihre US-Kollegen.