@buddelWieso ist das Fallbeispiel absurd? Ich halte es für sogar wahrscheinlich, das so ein Fall jederzeit eintreffen könnte.
Ich will hier bestimmt nicht für die Einführung der Folter streiten, aber ich will auf diesen Grenzbereich hinaus um den es am Ende gehen wird.
Ein Beispiel: Während der Landshut Entführung wurde überlegt Baader Meinhof und Co ermorden zu lassen, weil man eine Wiederholung von Entführungen fürchtete. Der zugegebene Selbstmord hat die hohe Politik damals aus einem Dilemma gelassen, was aber nach wie vor besteht.
Mir geht es hier nicht um irgendetwas Konstruiertes, sondern um eine Frage, die man solange nicht beantworten mußte, wie die Exzesse der Gewalt nicht mehr solche Ausmaße angenommen hatten. Damals war es ein Flugzeug voller Geiseln, jetzt sind Fanatiker am Werk die Tausende umbringen könnten.
Wir sprechen hier nur über die Ausnahmefälle, aber die sind mittlerweile eben nicht mehr so außergewöhnlich wie wir jeden Tag in den Abendnachrichten sehen können. Friedrich Nietsche hat einst geschrieben "Wer mit Ungeheuren kämpft, muß aufpassen das er nicht selbst zum Ungeheuer wird." Das ist völlig richtig. Aber würde jemand ein Ungeheuer sein, der ein Attentat und tausende Tote dadurch verhindert hat, das er Folter angeordnete, dies zugibt und am nächsten Tag öffentlich zurücktritt? Diese Reaktion hätte ich mir im Jakobfall gewünscht, weil sie zeigt das Folter in der Demokratie keinen Platz hat, aber es eben auch Grenzfälle gibt, wo man als Einzelner nach seinem Gewissen entscheiden muß, wenn man dann auch bereit ist die Konsequenzen zu tragen.
Eine der eigenen Erkenntnis widersprechende Argumentation bewirkt eine kognitive Dissonanz. Eine Dissonanz ist psychologisch unangenehm. Daher will man sie reduzieren. Das kann dadurch geschehen, dass man versucht, aktiv Situationen und Informationen zu vermeiden, die möglicherweise die Dissonanz erhöhen könnten. Oder die Person sucht konsequent nach Informationen, die mit der eigenen Haltung oder Meinung stimmig sind.
(Festinger, Leon: Theorie der kognitiven Dissonanz, Bern, Stuttgart 1978)