hier seien noch ein paar initiierende beispiele für massenpsychologie genannt:
Psychologie der Massen
Le Bon wurde neben Scipio Sighele (1891) mit seinem berühmtesten Buch Psychologie der Massen (Psychologie des foules, 1895) zum Begründer der Massenpsychologie und für die Soziologie bedeutsam.
Er vertritt die Auffassung, dass der einzelne, auch der Angehörige einer Hochkultur, in der Masse seine Kritikfähigkeit verliert und sich affektiv, zum Teil primitiv-barbarisch, verhält. In der Massensituation ist der Einzelne leichtgläubiger und unterliegt der psychischen Ansteckung. Somit ist die Masse von Führern leicht zu lenken.
In der Psychologie der Massen vertritt Le Bon die Thesen, dass
* die Masse im Gegensatz zum dazugehörigen Individuum ihre Kritikfähigkeit einbüße
* die Masse nicht durch Argumente überzeugt werden könne
* die Masse uneigennützig, gegebenenfalls auch tugendhaft oder heroisch handle
* die Masse gegen Veränderungen sei
* sich die Grundüberzeugungen der Masse nur sehr langsam veränderten
* die Masse leicht erregbar sei
* die moralischen Urteile einer Masse unabhängig von der Herkunft oder dem Intellekt ihrer Mitglieder sei
Wikipedia: Gustave Le BonGrundlagen
Bernays war Neffe von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Bernays Erfolge in der Öffentlichkeitsarbeit halfen auch, die Theorien von Freud in den Vereinigten Staaten von Amerika zu popularisieren. Bernays war Pionier in der Anwendung von Forschungsergebnissen der noch jungen Psychologie und Sozialwissenschaften in der angewandten Öffentlichkeitsarbeit. Er entwickelte seine Kampagnen zur Meinungsbeeinflussung auf Basis damals aktueller Erkenntnisse von Massenpsychologie. Bernays argumentierte:
Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppen-Denkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern“. Er bezeichnete diese auf Wissenschaft basierende Technik der Meinungsformung als „engineering of consent“. Bernays wohl bekanntestes Buch „Propaganda“ beginnt mit dem Kapitel „Organising Chaos“ und den Worten:
„Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist. Große Menschenzahlen müssen auf diese Weise kooperieren, wenn sie in einer ausgeglichen funktionierenden Gesellschaft zusammenleben sollen. In beinahe jeder Handlung unseres Lebens, ob in der Sphäre der Politik oder bei Geschäften, in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken werden wir durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das öffentliche Denken kontrollieren.“Einfluss auf Joseph Goebbels
Joseph Goebbels benutzte Bernays Buch Crystallizing Public Opinion, um die antijüdische Propaganda im faschistischen Deutschland aufzubauen. Bernays, selbst – wie auch sein Onkel Sigmund Freud – Jude, wurde dies von Karl von Wiegand, einem Reporter der amerikanischen Hearst-Zeitung in Deutschland mitgeteilt, welcher Goebbels besucht hatte und mit ihm einen Rundgang in dessen Bibliothek unternommen hatte. Bernays äußerte sich in seiner 1965 erschienenen Autobiographie wie folgt: „… I knew that any human activity can be used for social purposes or misused for antisocial ones. Obviously the attack on the Jews of Germany was no emotional outburst of the Nazis, but a deliberate, planned campaign.“ („Ich wusste, dass jede menschliche Aktivität für soziale Zwecke benutzt oder antisoziale missbraucht werden kann. Offenbar war die Attacke gegen die Juden Deutschlands kein emotionaler Ausbruch der Nazis, sondern eine wohlüberlegte, geplante Kampagne.“) (zitiert von Tye, S. 111)
Wikipedia: Edward BernaysWikipedia: Massenpsychologie