@llyrix"Das Weltfinanzsystem ist an der Verschuldung der einzelnen Staaten schuld."
... sprach der "legendäre kleine Mann"
Ich will einmal aus Dürrenmatts "der Besuch der alten Dame" zitieren:
"Der Bürgermeister: Wir stehen selber vor einem wirtschaftlichen Rätsel."
Tun wir das? Anscheinend wissen selbst die schlichten Seelen, die in ihrer Rolle als Kollektiv nicht einmal eines eigenen Namens würdig sind, wo die Wurzeln für die Probleme liegen, denn:
"Der erste: Alles von Freimaurern abgekartet.
Der zweite: Von den Juden gesponnen.
Der dritte: Die Hochfinanz lauert dahinter.
Der vierte: Der internationale Kommunismus zieht seine Fäden."
Um zu Punkt zu kommen: Du machst es dir zu leicht. Du zeigst auf die Strukturen unserer Ökonomie und meinst: Seht her, da haben wir den Schuldigen.
Doch so einfach darf man es sich nicht machen, schließlich herrscht auf unserer Welt das Kausalitätsprinzip und demgemäß haben die Menschen das System nicht nur konzipiert, sie haben es gleichsam aus gewissen Gründen getan, womit wir schon bei der Feststellung sind, dass hier nichts an der "Realität vorbeifährt", sondern ihr stattdessen angepasst ist. Unser natürlicher Ehrgeiz und unser natürliches Streben nach persönlicher Bereicherung hat in der Geschichte einige stets dazu bewogen, moralische Grenzen zu überschreiten und sich auf Kosten anderer zu bereichern, doch all dies erklärt zwar die Entstehung des Kapitalismus, hat aber nichts - rein gar nichts - mit der Staatsverschuldung zu tun, denn ihre Ursprünge liegen in der Verantwortungslosigkeit der Volksvertreter.
Mag sein, dass es privaten Kreditinstituten beliebt, dem Staat Geld zu leihen, im Wissen, dass er ein zuverlässiger Tilger ist, jedoch resultieren Schulden aus Haushaltsdefiziten und Haushaltsdefizite werden verursacht durch die Entscheidungen der Abgeordneten, der Hüter der Staatskasse. Und hier lässt sich das Problem lokalisieren: Einem Repräsentanten wird durch das Gesetz jedes Recht zur Verschuldung eingeräumt und jegliche Rechtfertigungsnotwendigkeit abgenommen. Und da er in der Konsequenz allerhöchstens zwei Dekaden im Dienste des Staates fristet, muss er sich nicht vor den Folgen seiner kostspieligen Beschlüsse nicht fürchten, da er seine überzogene Kreditkarte bei Pensionierung seinem Nachfolger überreicht.
Wer das Glück hat, seine Anleihen nicht selbst zurückzuzahlen, sondern diese Aufgabe einem anderen zu übertragen, der wird es nicht scheuen, seine Gönnerin (das Volk) auf Pomp mit Geschenken zu umgarnen, weiß er doch, dass er sich um die Tilgung nicht zu kümmern braucht.