Na
@knolle, Zufrieden mit der neuen Generation? (Mit der, die sich bisher zu Deinem Beitrag geäußert hat).
Ich schon. Wir zwei beide sind ja nun fast der selbe Jahrgang und das Thema "Sünden der Väter" ist eher unseres, als das der heutigen jungen Generation. Ich habe sehr großes Verständnis für deren Positionen, auch was "Wiedergutmachungszahlungen" angeht. "Wiedergutmachung" Ist für mich, viele Überlebende und Opfer eine schreckliche Wortschöpfung (aus der Wortwerkstatt der Täter Hans Globke und Konsorten - sie wußten um die Langzeitwirkung von Begriffen)
Und damit bin ich bei meinem Thema.
Ich behaupte unsere Generation hatte es trotz 68-er-Revolte nicht geschafft, was damals hätte geschafft werden müssen. Ich bin von Tätern, die selbst Verführte waren, erzogen worden. (3 Jahre Nazi-Internat - Mitte der 50-er Jahre !!). Ich weiß, das sich bis in die 80-er, Sachwalter und Anghänger der "Hitlerei" in führenden Positionen von Politik und Wirtschaft tummelten. Nur wenige wurden nach 53 angeklagt. Ja, kleine, brutal-dumme Schergen. Handlanger derer, die nur am Schreibtisch saßen. Die anderen "lenkten" weiterhin in Wirtschaft und Politik die Geschicke unseres Landes. "Man muß die nehmen, die man hat" hieß es. Richtig, die Anderen waren ja in den KZ´s umberacht worden.
Ich erinnere mich gut daran, besser als die meisten meiner Generation, in welchem Mief, in welch intoleranten, engstirnigen Umgebung, wir heranwuchsen. Von Schuld, oder sowas - keine Rede - damals, wäre es in unzähligen Fällen, wie wir heute wissen, angebracht gewesen. Damals!! Aufbauen war angesagt (und auch nötig, nebenbei bemerkt). Da ließ es sich gut verstecken, für jene die Dreck am Stecken hatten. Nur ein Beispiel. Eins von vielen, aber das für mich markanteste:
Dr. Reinhard Höhne, bis Mitte der 80-er Jahre Gründer und führender Kopf der Managerschule Bad Harzburg (ein toller Ort für sowas wg. "Harzburger Front"), am Tag des Mauerfalls 1989 inhaftiert (wegen Nichtoffenlegung seiner Vermögensverhältnisse), war niemand anderer, als der Chefjurist der SS, Vorgesetzter aller Einsatzgruppenkommandeure im Osten. Vielen war das bekannt, keiner protestierte, - all die Jahrzehnte nicht - Mir und wenigen anderen drehte sich der Magen um, aber das interessierte kein Schwein, damals!!
Erst heute kommen alle diese Sauereien ans Licht. Nicht das ihr Jungen glaubt, das wäre eine Endlosdiskussion. Unter einigen Intellektuellen vielleicht. Nicht aber in der Bevölkerung. Die machte schon Ende 50 einen Schlußstrich, nach dem Motto: "Lange genug gebeugt". Und 54 waren "wir" Fußball-Weltmeister und die Welt war wieder in Ordnung.
Wer der heutigen Generation Vorhaltungen macht, ihr Schuld anlastet ist. doof, oder gerissen, weil er "abzocken" möchte. Und es gibt solche Personen und Organisationen. Unzählig aber sind die Stimmen aus den Reihen der Überlebeneden, die diesen Vorhaltungen an die heutige Generation widersprechen.
Es gibt allerdings einen Nebeneffekt, den ich mit gar nicht so klammheimlicher Freude zur Kenntnis nehme. Die Wiedergutmachungsklagen indianischer Völker versus US-Regierung haben, nach der erfolgreichen Klage gegen die BRD ungleich größere Erfolgsaussichten, als jemals zuvor. Und die Diskussion um die "Mitschuld" solcher Herrschaften, wie Randolph Hearst und Henry Ford und gewisser britischer Logen am Aufstieg des AH wird auch eröffnet. Mit diesem etwas erfreulicheren Ausblick möchte ich es voererst genug sein lassen.
Es war bis jetzt eine erfreulich gute Debatte. Gruß an alle Beteiligten