Wenn mir etwas nicht gefällt, dann muss ich mich fragen, was es ist und beginnen, es in meinem Sinne zu verändern. Natürlich kann ich das nicht allein: Einen Finger kann man brechen - fünf Finger sind eine Faust!
Aus der Erkenntnis, dass etwas so, wie es ist, nicht bleiben kann, darf und soll, entstanden und entstehen noch immer politische, soziale, kulturelle Bewegungen.
Wären seinerzeit alle Proleten mit einem Sechzehnstunden-Tag zufrieden gewesen, dann hätten wir ihn hier und heute immer noch. Wären alle mit der Leibeigenschaft zufrieden gewesen, mit einer Diktatur, mit dem Ausschluss von Frauen aus dem politischen Leben, mit der Benachteiligung von Minderheiten etc - dann wären diese nie verschwunden.
Grundsätzlich gilt, was ich schon in anderen Threads gepostet habe:
Wer nun allerdings glaubt, "Demokratie" bestünde darin, alle vier Jahre zwei Kreuze zu malen, weil das die individuelle intellektuelle Höchstleistung darstellt, der hat das Wesen der Demokratie nicht mal im Ansatz begriffen.
Demokratie heisst mitmachen, engagieren, das Maul aufreissen, mitarbeiten, mitgestalten, Protest artikulieren, Widerstand leisten...
Das kann nicht alle vier Jahre in der Wahlkabine funktionieren. Wer seine Stimme abgibt, der hat nichts mehr zu sagen!
Es geht nicht ums Delegieren, sondern ums Organisieren. Natürlich ist es bequemer, vom warmen Kneipentisch morgens um vier bei zwölften Bier hektisch und elektrisch zu meckern "Ihr da Ohm macht doch watt ihr Volt!"
Es geht darum, Politik nicht Politikern zu überlassen, sondern selbst Politiker zu sein, in dem man Politik macht. Politik entsteht überall da, wo mehr als ein Mensch zusammen kommt: In der Schule, in der Uni, im Betrieb, im Stadtteil, in der Gemeinde, im Verein, in der Schülervertretung, im Studentenausschuss, im Betriebsrat oder der Jugendvertretung, im Elternbeirat von Kita und Schule, in Bürger- und Stadtteilintiativen, in kulturellen, politischen, sportlichen und religiösen Vereinigungen, im Gemeindeparlament, auf Bezirks-, Kreis-, Landes- und Bundesebene.
Man muss nur anfangen, sich und seine Interessen zu vertreten. Sich nicht (ver)treten lassen, sondern seine Belange selbst in die Hand nehmen - und zwar in den vier Jahren zwischen dem Kreuzchenmalen.
Aber jammern und wehklagen wie die alten Waschweiber ist natürlich einfacher, billiger und weniger zeitaufwendig. Und wenn's mal nicht so klappt, wie man sich die Sache vorstellt, sind natürlich "die da oben" schuld - man selbst niemals, denn wer nichts tut, der macht auch keine Fehler.
@Obrien Hey, ich bin alt. Aber deswegen habe ich noch lange keine Angst vor der Welt. Nicht mal vor dem gleichnamigen Springer-Blatt.