Vor 60 Jahren - Republik von Mahabad
17.12.2006 um 17:30Anlässlich des 60. Jahrgangs der Zerschlagung der kurdischen Republik Mahabad will ichwieder auf seine Geschichte aufmerksam machen. Mahabad war der erste kurdische Staat inder Neuzeit, der aber nicht lange überlebt hat. Von der "Kurdischen Republik Mahabad"enstammt auch die heutige kurdische Fahne. Im Nordirak sind die Kurden kurz davor wiedereinen Staat zu gründen, wird es ihnen diesmal gelingen oder wird es wegen den Feindenwieder scheitern?
Hier ein ausführlicher Bericht über die Republik Mahabad vor60 Jahren.
Opfer der Weltpolitik
Vor 60 Jahren zerschlugen iranische Truppen die mit sowjetischer Hilfe gegründetekurdische Republik von Mahabad
Mit dem kampflosen Einmarsch iranischerTruppen in die Stadt Mahabad endete Mitte Dezember 1946 die Geschichte des erstenkurdischen Staates der Neuzeit. Knappe elf Monate vor der Rückeroberung des Gebietesdurch die Armee von Mohammad Reza Schah Pahlavi hatte der Richter Ghazi Mohammed am 23.Januar 1946 auf dem Vier-Lampen-Platz der kurdischen Stadt im Nordwesten des Iran die»Republik Kurdistan« ausgerufen. Der zukünftige Präsident der kurdischen Republik trugdabei zu einer Generalsuniform der Roten Armee den traditionellen weißen Turban seinesreligiösen Amtes. Diese Kleidung symbolisiert das widersprüchliche Bündnis zwischen derSowjetunion und den kurdischen Stämmen.
Staat undKultur
Tatsächlich stand die Sowjetunion Pate für diese kurzlebigekurdische Republik. Während des Zweiten Weltkrieges rückten einembritisch-sowjetisch-iranischen Vertrag vom Januar 1942 gemäß britische Truppen in denSüden Irans ein und sowjetische Truppen in den Norden. Zwischen den Zonen entstand einMachtvakuum. Um den Einfluß der USA und Großbritanniens auf den Iran zurückzudrängen undÖlkonzessionen in Nordpersien zu erlangen, hatten sowjetische Agenten bereits Anfang der40er Jahre Kontakte zu kurdischen Intellektuellen und Stammesführern aufgenommen.Insbesondere das 1943 in Mahabad gegründete Komitee für die Auferstehung Kurdistans(Komala) geriet zunehmend unter den Einfluß Moskaus. Auf sowjetischen Rat wählte dieUntergrundorganisation den angesehenen Richter Ghazi Mohammed zum Vorsitzenden, trat dann1945 an die Öffentlichkeit und benannte sich in Demokratische Partei Kurdistans (DPKI)um. Das Manifest der DKPI berief sich auf die Versprechen der Atlantik-Charta undforderte Autonomie der Kurden im Iran, kurdisch als Unterrichts- und Amtssprache, denAufbau der Wirtschaft und des Gesundheits- und Bildungswesens sowie friedlicheBeziehungen zu den anderen Volksgruppen im Iran.
Nachdem am 12. Dezember 1945 inTabriz eine Autonome Republik Aserbaidschan unter kommunistischer Führung ausgerufenwurde, nutzten die Anhänger der DKPI die Gunst der Stunden und stürmten den Justizpalastvon Mahabad. Sie hißten die rot-weiß-grüne kurdische Nationalfahne mit der gelben Sonneund wählten ein Nationalparlament mit 13 Ministern, das Ghazi Mohammed zum Präsidentender Republik Kurdistan bestimmte.
Die frisch gegründete Republik umfaßteungefähr ein Drittel des kurdischen Siedlungsgebietes im Iran mit rund einer MillionEinwohnern. Sie erstreckte sich von Baneh und Sardascht im Süden entlang eines schmalenStreifens an der irakischen und türkischen Grenze bis nach Maku und zur sowjetischenGrenze.
Die bedeutendsten Leistungen vollbrachte die Republik auf kulturellemGebiet. Der asketisch lebende und kosmopolitisch gebildete Ghazi Mohammed hatte diebeiden Dichter Hajar und Hemin in seinem Beraterstab berufen. Kurdisch wurde zur Amts-und Unterrichtssprache. Auf einer von der UdSSR zur Verfügung gestellten Druckpressewurden kurdischsprachige Lehrbücher und Zeitschriften publiziert.
Währendkurdische Dichter pro forma Lobeshymnen auf Stalin verfaßten, blieb eine Sowjetisierungwie in der aserbaidschanischen Republik allerdings aus. Feudale Großgrundbesitzerinnerhalb der DPKI stellten sich gegen eine Landreform. Die Mehrzahl der strenggläubigenStammeskurden wahrte gegenüber der atheistischen Sowjetunion Distanz, da sie die blutigenKriegszüge des zaristischen Rußland im Osmanischen Reich nicht vergessen hatten.
Für kurdische Patrioten in allen Teilen der auf vier Staaten aufgeteilten Nationwirkte Mahabad als Magnet. Der legendäre Partisanenführer Mustafa Barsani kam mit tausendStammeskriegern und ihren Familien auf der Flucht vor irakischen Regierungstruppen nachMahabad. Der Vater des jetzigen Präsidenten der kurdischen Regionalregierung im Nordirakwurde neben Ghazi Mohammed zum starken Mann der Republik.
Kurdische Offiziereder irakischen Armee desertierten, um ihr Wissen den Nationalen Streitkräften von Mahabadzur Verfügung zu stellen, und der kurdischstämmige Offizier der Roten Armee SaladinKasimov wurde als Militärberater geschickt. Die zugesagte sowjetische Militärhilfe blieballerdings weitgehend aus. Statt der versprochenen Panzer wurden lediglich Gewehre,einige Lastwagen und Jeeps geliefert. Die angekündigten Panzerabwehrwaffen entpupptensich als normale Molotowcocktails. So war die Republik von Mahabad auf den Schutz derUdSSR angewiesen.
Iranischer Überfall
Als esder Sowjetunion im Frühjahr 1946 gelang, die geforderten Ölkonzessionen in Nordpersien zuerhalten, mußte sich die Rote Armee im Gegenzug aus dem Iran zurückziehen. Dies war dasTodesurteil für die kurdische und aserbaidschanische Republik. Genau ein Jahr nach deraserbaidschanischen Unabhängigkeitserklärung stürmte die iranische Armee am 10. DezemberTabriz und setzte die Volksregierung ab. Nachdem sich eine Reihe kurdischer Stämmeaufgrund antisowjetischer Ressentiments von der Kurdischen Republik abgewandt hatten,mußte auch Mahabad kampflos kapitulieren. Am 17. und 18. Dezember wurden zahlreicheKurden, darunter Ghazi Mohammed, verhaftet. Der ehemalige Präsident der Kurden-Republikwurde zusammen mit seinem Vetter Seif und seinem Bruder Sadr im Morgengrauen des 31. März1947 auf dem Vier-Lampen-Platz hingerichtet. Wieder einmal waren die Kurden zum Opfer derWeltpolitik geworden. »Nicht von der iranischen Armee wurden die Kurden besiegt. Es warvielmehr die Sowjetunion, die von den USA und von Großbritannien besiegt worden ist«,meinte Mustafa Barsani, der mit 500 Kriegern im Juni 1947 ins sowjetischen Exil geflohenwar. Die kurzlebige Republik von Mahabad wurde zum Symbol kurdischer Selbstverwaltung undist es bis heute geblieben.
Im vergangenen Jahr kam es nach der Ermordung einesjungen Kurden durch iranische Sicherheitskräfte in Mahabad zu Massenprotesten gegen dasTeheraner Regime. Seitdem haben Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Guerillakämpfernund der iranischen Armee zugenommen. Hartnäckig halten sich Gerüchte, die kurdischeGuerilla würde von den USA und Israel unterstützt. Die iranische wäre ebenso wie diesyrische und türkische Regierung gut beraten, die Erkenntnis von Archie Roosevelt jr. zubeherzigen, der 1946/47 als stellvertretender US-Militärattache in Teheran gedient hatte:»Wenn die Staaten, in denen die Kurden leben, ihren kurdischen Bevölkerungsteilen einengewissen Grad lokaler Selbstverwaltung zugestehen und den Versuch aufgeben, ihnen einenfremden Nationalismus aufzuzwingen, dann kann es ihnen gelingen, eine Staatstreue zuschaffen, die der der Schweiz mit ihrer aus vielen Nationen bestehenden Bevölkerungvergleichbar ist. (...) Eine ähnliche Politik könnte im Iran, wenn er von ausländischerUnterwanderung verschont bliebe, eher zu größerer Einigkeit als zu Loslösungsbestrebungenunter zwei der Völker dieser Nation führen.
Quellentext: DieGründe des Scheiterns der kurdischen Republik
Dieser jüngste Versuch,einen kurdischen Staat zu gründen, endete mit der Besetzung Mahabads durch iranischeTruppen. Wie frühere Versuche schlug er hauptsächlich deshalb fehl, weil unter den Kurdenselbst Uneinigkeit herrschte. Es ist ein Dilemma des kurdischen Nationalismus, daß nichtnur seine Führer, sondern praktisch seine gesamte Massenbasis von den gebildeterenStadtbewohnern kommen muß, während seine militärische Stärke immer nur von den Stämmenund ihren Führern kommen mußte. Während des Jahres 1946 verhielten sich die kurdischenStämme, von Natur aus Gegner jeglicher Regierungskontrolle, gegenüber Ghazi Mohammedebenso widerspenstig, wie sie sich der Zentralregierung gegenüber verhalten hatten,obwohl Ghazi zu ihrem eigenen Volk gehörte.
Wegen dieser Einstellung und wegenihres Mißtrauens gegenüber Ghazis Verbindungen zu den Sowjets schlugen sich fast alleStämme auf die Seite der iranischen Armee. Der wichtigste unmittelbare Grund für denZusammenbruch der Republik war das Ausbleiben der sowjetischen Unterstützung. Eine jungeund starke nationalistische Partei, die eine Mehrheit der gebildeteren Kurden hätteeinigen können, wurde von Ausländern unterwandert, die sie für ihre eigenen Zweckebenutzten und dann nichts gegen ihre Vernichtung unternahmen. Der Kleinstaat war unterdem Schutz der Roten Armee errichtet worden und er bestand nach Abzug der Roten Armee nurweiter, da die Möglichkeit ihrer Rückkehr bestand. Als die Kurden nicht mehr längerdarauf hoffen konnten und die iranische Regierung diese Rückkehr nicht länger befürchtenmußte, gab es keine Überlebensmöglichkeit mehr für Ghazi Mohammeds Bewegung.
Aus: Archie Roosevelt jr. »Die kurdische Republik Mahabad« (1947), in: GerardChaliand (Hg.), Kurdistan und die Kurden, Bd. 1, Göttingen 1984#
Quelle:
Hier ein ausführlicher Bericht über die Republik Mahabad vor60 Jahren.
Opfer der Weltpolitik
Vor 60 Jahren zerschlugen iranische Truppen die mit sowjetischer Hilfe gegründetekurdische Republik von Mahabad
Mit dem kampflosen Einmarsch iranischerTruppen in die Stadt Mahabad endete Mitte Dezember 1946 die Geschichte des erstenkurdischen Staates der Neuzeit. Knappe elf Monate vor der Rückeroberung des Gebietesdurch die Armee von Mohammad Reza Schah Pahlavi hatte der Richter Ghazi Mohammed am 23.Januar 1946 auf dem Vier-Lampen-Platz der kurdischen Stadt im Nordwesten des Iran die»Republik Kurdistan« ausgerufen. Der zukünftige Präsident der kurdischen Republik trugdabei zu einer Generalsuniform der Roten Armee den traditionellen weißen Turban seinesreligiösen Amtes. Diese Kleidung symbolisiert das widersprüchliche Bündnis zwischen derSowjetunion und den kurdischen Stämmen.
Staat undKultur
Tatsächlich stand die Sowjetunion Pate für diese kurzlebigekurdische Republik. Während des Zweiten Weltkrieges rückten einembritisch-sowjetisch-iranischen Vertrag vom Januar 1942 gemäß britische Truppen in denSüden Irans ein und sowjetische Truppen in den Norden. Zwischen den Zonen entstand einMachtvakuum. Um den Einfluß der USA und Großbritanniens auf den Iran zurückzudrängen undÖlkonzessionen in Nordpersien zu erlangen, hatten sowjetische Agenten bereits Anfang der40er Jahre Kontakte zu kurdischen Intellektuellen und Stammesführern aufgenommen.Insbesondere das 1943 in Mahabad gegründete Komitee für die Auferstehung Kurdistans(Komala) geriet zunehmend unter den Einfluß Moskaus. Auf sowjetischen Rat wählte dieUntergrundorganisation den angesehenen Richter Ghazi Mohammed zum Vorsitzenden, trat dann1945 an die Öffentlichkeit und benannte sich in Demokratische Partei Kurdistans (DPKI)um. Das Manifest der DKPI berief sich auf die Versprechen der Atlantik-Charta undforderte Autonomie der Kurden im Iran, kurdisch als Unterrichts- und Amtssprache, denAufbau der Wirtschaft und des Gesundheits- und Bildungswesens sowie friedlicheBeziehungen zu den anderen Volksgruppen im Iran.
Nachdem am 12. Dezember 1945 inTabriz eine Autonome Republik Aserbaidschan unter kommunistischer Führung ausgerufenwurde, nutzten die Anhänger der DKPI die Gunst der Stunden und stürmten den Justizpalastvon Mahabad. Sie hißten die rot-weiß-grüne kurdische Nationalfahne mit der gelben Sonneund wählten ein Nationalparlament mit 13 Ministern, das Ghazi Mohammed zum Präsidentender Republik Kurdistan bestimmte.
Die frisch gegründete Republik umfaßteungefähr ein Drittel des kurdischen Siedlungsgebietes im Iran mit rund einer MillionEinwohnern. Sie erstreckte sich von Baneh und Sardascht im Süden entlang eines schmalenStreifens an der irakischen und türkischen Grenze bis nach Maku und zur sowjetischenGrenze.
Die bedeutendsten Leistungen vollbrachte die Republik auf kulturellemGebiet. Der asketisch lebende und kosmopolitisch gebildete Ghazi Mohammed hatte diebeiden Dichter Hajar und Hemin in seinem Beraterstab berufen. Kurdisch wurde zur Amts-und Unterrichtssprache. Auf einer von der UdSSR zur Verfügung gestellten Druckpressewurden kurdischsprachige Lehrbücher und Zeitschriften publiziert.
Währendkurdische Dichter pro forma Lobeshymnen auf Stalin verfaßten, blieb eine Sowjetisierungwie in der aserbaidschanischen Republik allerdings aus. Feudale Großgrundbesitzerinnerhalb der DPKI stellten sich gegen eine Landreform. Die Mehrzahl der strenggläubigenStammeskurden wahrte gegenüber der atheistischen Sowjetunion Distanz, da sie die blutigenKriegszüge des zaristischen Rußland im Osmanischen Reich nicht vergessen hatten.
Für kurdische Patrioten in allen Teilen der auf vier Staaten aufgeteilten Nationwirkte Mahabad als Magnet. Der legendäre Partisanenführer Mustafa Barsani kam mit tausendStammeskriegern und ihren Familien auf der Flucht vor irakischen Regierungstruppen nachMahabad. Der Vater des jetzigen Präsidenten der kurdischen Regionalregierung im Nordirakwurde neben Ghazi Mohammed zum starken Mann der Republik.
Kurdische Offiziereder irakischen Armee desertierten, um ihr Wissen den Nationalen Streitkräften von Mahabadzur Verfügung zu stellen, und der kurdischstämmige Offizier der Roten Armee SaladinKasimov wurde als Militärberater geschickt. Die zugesagte sowjetische Militärhilfe blieballerdings weitgehend aus. Statt der versprochenen Panzer wurden lediglich Gewehre,einige Lastwagen und Jeeps geliefert. Die angekündigten Panzerabwehrwaffen entpupptensich als normale Molotowcocktails. So war die Republik von Mahabad auf den Schutz derUdSSR angewiesen.
Iranischer Überfall
Als esder Sowjetunion im Frühjahr 1946 gelang, die geforderten Ölkonzessionen in Nordpersien zuerhalten, mußte sich die Rote Armee im Gegenzug aus dem Iran zurückziehen. Dies war dasTodesurteil für die kurdische und aserbaidschanische Republik. Genau ein Jahr nach deraserbaidschanischen Unabhängigkeitserklärung stürmte die iranische Armee am 10. DezemberTabriz und setzte die Volksregierung ab. Nachdem sich eine Reihe kurdischer Stämmeaufgrund antisowjetischer Ressentiments von der Kurdischen Republik abgewandt hatten,mußte auch Mahabad kampflos kapitulieren. Am 17. und 18. Dezember wurden zahlreicheKurden, darunter Ghazi Mohammed, verhaftet. Der ehemalige Präsident der Kurden-Republikwurde zusammen mit seinem Vetter Seif und seinem Bruder Sadr im Morgengrauen des 31. März1947 auf dem Vier-Lampen-Platz hingerichtet. Wieder einmal waren die Kurden zum Opfer derWeltpolitik geworden. »Nicht von der iranischen Armee wurden die Kurden besiegt. Es warvielmehr die Sowjetunion, die von den USA und von Großbritannien besiegt worden ist«,meinte Mustafa Barsani, der mit 500 Kriegern im Juni 1947 ins sowjetischen Exil geflohenwar. Die kurzlebige Republik von Mahabad wurde zum Symbol kurdischer Selbstverwaltung undist es bis heute geblieben.
Im vergangenen Jahr kam es nach der Ermordung einesjungen Kurden durch iranische Sicherheitskräfte in Mahabad zu Massenprotesten gegen dasTeheraner Regime. Seitdem haben Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Guerillakämpfernund der iranischen Armee zugenommen. Hartnäckig halten sich Gerüchte, die kurdischeGuerilla würde von den USA und Israel unterstützt. Die iranische wäre ebenso wie diesyrische und türkische Regierung gut beraten, die Erkenntnis von Archie Roosevelt jr. zubeherzigen, der 1946/47 als stellvertretender US-Militärattache in Teheran gedient hatte:»Wenn die Staaten, in denen die Kurden leben, ihren kurdischen Bevölkerungsteilen einengewissen Grad lokaler Selbstverwaltung zugestehen und den Versuch aufgeben, ihnen einenfremden Nationalismus aufzuzwingen, dann kann es ihnen gelingen, eine Staatstreue zuschaffen, die der der Schweiz mit ihrer aus vielen Nationen bestehenden Bevölkerungvergleichbar ist. (...) Eine ähnliche Politik könnte im Iran, wenn er von ausländischerUnterwanderung verschont bliebe, eher zu größerer Einigkeit als zu Loslösungsbestrebungenunter zwei der Völker dieser Nation führen.
Quellentext: DieGründe des Scheiterns der kurdischen Republik
Dieser jüngste Versuch,einen kurdischen Staat zu gründen, endete mit der Besetzung Mahabads durch iranischeTruppen. Wie frühere Versuche schlug er hauptsächlich deshalb fehl, weil unter den Kurdenselbst Uneinigkeit herrschte. Es ist ein Dilemma des kurdischen Nationalismus, daß nichtnur seine Führer, sondern praktisch seine gesamte Massenbasis von den gebildeterenStadtbewohnern kommen muß, während seine militärische Stärke immer nur von den Stämmenund ihren Führern kommen mußte. Während des Jahres 1946 verhielten sich die kurdischenStämme, von Natur aus Gegner jeglicher Regierungskontrolle, gegenüber Ghazi Mohammedebenso widerspenstig, wie sie sich der Zentralregierung gegenüber verhalten hatten,obwohl Ghazi zu ihrem eigenen Volk gehörte.
Wegen dieser Einstellung und wegenihres Mißtrauens gegenüber Ghazis Verbindungen zu den Sowjets schlugen sich fast alleStämme auf die Seite der iranischen Armee. Der wichtigste unmittelbare Grund für denZusammenbruch der Republik war das Ausbleiben der sowjetischen Unterstützung. Eine jungeund starke nationalistische Partei, die eine Mehrheit der gebildeteren Kurden hätteeinigen können, wurde von Ausländern unterwandert, die sie für ihre eigenen Zweckebenutzten und dann nichts gegen ihre Vernichtung unternahmen. Der Kleinstaat war unterdem Schutz der Roten Armee errichtet worden und er bestand nach Abzug der Roten Armee nurweiter, da die Möglichkeit ihrer Rückkehr bestand. Als die Kurden nicht mehr längerdarauf hoffen konnten und die iranische Regierung diese Rückkehr nicht länger befürchtenmußte, gab es keine Überlebensmöglichkeit mehr für Ghazi Mohammeds Bewegung.
Aus: Archie Roosevelt jr. »Die kurdische Republik Mahabad« (1947), in: GerardChaliand (Hg.), Kurdistan und die Kurden, Bd. 1, Göttingen 1984#
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