1 Euro Jobs unter meiner Würde?
01.10.2006 um 23:58
Na dann wird mit 1 Euro ja alles Gut !
Mach noch 2 Jahre dann hast du deinSchäflein im Trockenen .
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 09:52
jaksch,
"ich mach alles für geld"
Das könnte man ja jetzt anzweifelndas du für Geld wirklich ALLES tun würdest.
Bist du dir dessen bewusst, was das fürdich bedeuten kann?
All,
wer einen 1€-Job durchführt, welcher weitunter der Qualifikation ist, vom Beruf her, den man vorher gemacht hat, bei dem ist eshart an der Schmerzgrenze zur Existenzlosigkeit.
Wer jedoch jahrelang arbeitsloswar/ist, für den ist so ein Job gar nicht so schlecht, es ist etwas Geld und zudem einWiedereinstieg in die Berufswelt.
Achja:
Wenn es um die Würde desMenschen geht, zählen keine wirtschaftlichen Argumente.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 10:33
Hallo!
Ich finde nicht, daß ein 1 Euro Job unter der Würde des Menschen liegt.
Man bekommt ja nicht die 1 Euro als Stundenlohn, sondern zusätzlich ( zwischen 1,20 und1,50 Euro/Stunde ) als Mehraufwandsentschädigung.
Der eigentliche Lohn ist dasmonatliche Hart IV-Geld.
So sollte man die Sache betrachten. Man bringt eineGegenleistung in den 6 Monaten, wofür man Geld bekommt.
Bei manchenArbeitsangelegenheiten gibt es in dieser Zeit auch eine Weiterbildung mit Zeugnis.
Um mal zu vergleichen und den Wind aus dem Segel des Anfangspostings zu nehmen:
Ein Familienvater,verheiratet mit 2 Kindern verdient im Durchschnitt z.B alsEinzelhandelskaufmann/ verkäufer den monatlichen Betrag von 1200-1400 Euro netto, bei37,5 Stunden in der Woche. Und dafür muß er ganz schön malochen.
Als ALG IIEmpfänger bekommt diese Familie zum Vergleich :
1180 Euro ALG II ( netto)+ x
(x=308 Euro Kindergeld, die aber als Einkommen zu 90% abgezogen und nachher von derKindergeldkasse gezahlt werden)
Also man bekommt eigentlich laut Bescheid ca.1500-1700 Euro, aber , da man Kindergeld später von der Kindergeldkasse bezieht, wirddavon 90% angerechnet und vor der Austahlung abgezogen)
Zurück zu oben:
Alsoman bekommt schonmal 1180 Euro ALG II.
Dann dazu eine Arbeitsangelegenheit( 1Euro-Job) mit ca 128-158 Euro netto abzugsfrei im Monat, je nach Stundenzahl( maximal 30Stunden im Monat))
1180+128 Euro= 1308 Euro ( Krankenkasse ist da schoninklusive , Rente, alles bezahlt, GEZ wird befreit, Klassenfahrten der Kinder anteilmäßigübernommen.)
1308 Euro für 30 Stunden wöchentlich arbeiten.
Ausserdemdarf der ALG II Empfänger zur Zeit noch 100 Euro( demnächst 200 in Niedersachsen)woanders monatlich dazuverdienen, ohne Abzug.
Oder er darf mehr als 100 Eurofrei dazuverdienen und alles Geld darüber wird mit 80 % angerechnet, sodaß z.B bei einem400 Euro-Job von 400 Euro Verdienst der Betrag von 160 Euro behalten werden darf.
1308 Euro + 160 Euro bei ca 40 Stunden Wochenarbeitszeit = 1468 Euro netto . Jetztnoch das Kindergeld von 308 Euro dazu= 1776 Euro netto.
Ich finde nicht, daßdas unter der Würde liegt!
Der einfache Kaufmann, Arbeiter usw hat weniger Geld zurVerfügung.
Alles,was ich aufgelistet habe, stammt aus meinr persönlichenBerechnungsgrundlage.
Ich habe selbst 6 Monate in einem Naturreservat alsWachmann und Schließdienst gearbeitet . Das hat sehr viel Spaß gemacht, war interessantund man hat viele Leute kennengelernt.
Und seit 2 Wochen bin ich angestellt wordenbei der Stadt als Combilohner.
Nebenbei bewerbe ich mich überall, habe aberdabei keinen Druck vom Arbeitsamt im Nacken, da ich ja nun vollzeitbeschäftigt bin.
D.h Ich bewerbe mich selbständig ( über Privatagentur-Gutschein)und bekomme keinelästigen Vorstellungstermine mehr bei Drückerkolonnen, Vorwerk, oder beiGeflügelschlachtereien, wie früher.
Denn die Arge hat kaum vernünftigeStellen, alles aufgeteilt unter den kommerziellen rekrutern.
Zurück zurCombistelle.
Der Vorteil für die Stadt ist, daß sie keine Angestellten/ Beamtenstelleblockieren brauchen, weil ich für weniger Geld den Combjob mache.
Denn dieStaatsbeamteten/ -angestellten würden in diesem Fall fast das Doppelte an Gehalt
bekommen wie ich.
Aber mir persönlich reicht das, was ich erst mal für einefeste Zeit habe.
Jeden Monat ein geregeltes Einkommen. und wählerisch mit riesenGehaltsvorstellungen darf man nicht mehr sein.
Ruck-Zuck kommt ein anderer, dersogar für 50 Euro weniger arbeitet.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 10:42
Ich finde es unter der Würde des Menschen von etwas zu leben, dass er sich nicht direktverdient hat. Natürlich muss man sich nicht schämen mal ein paar monate arbeitslos zusein, wenn man vorher eingezahlt hat. Aber vorsätzlich keine Jobs anzunehmen für die mansich zu schade ist, ist pure Arroganz.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 10:59
Diese Leute bekommen ja die Leistungen auch gekürzt.
Die Leute, die unter dengleichen familiären Bedingungen weniger verdienen und somit weniger Einkommen zurVerfügung hat, als zum Beispiel ein Hartz IV Familie im Vergleichfall hat, hat meinesWissens anspruch auf eine Ausgleichszahlung vom Amt.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 11:05
Leider wird aber vergessen, das 1 Euro Jobs dazu dienen, die öffentlichen Kassen zuentlasten. Leider wird auch übersehen, das 1 Euro Jobs Arbeitsplätze vernichten.
Beispiel: Ein Zoo beschäftigte bisher für Wegepflege ein kleines, ortsansässigesUnternehmen, welches zu einem Großteil für den Zoo arbeitete und auch zu einem Großteilvon diesen Einnahmen existierte.
Der Zoo kündigt nun aber den Vertrag mit demUnternehmen und stellt dafür 1 Euro Jobber ein, die wesentlich weniger Geld bekommen,dadurch saniert sich der Zoo...
Das Kleinunternehmen hingegen kann seineMitarbeiter zum Arbeitsamt schicken.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 11:31
Eine Arbeitsangelegenheit ( 1 Euro Job) darf ja laut Gesetzgeber nur "zusätzlich"sein.
Sie darf nur bei gemeinnützigen Vereinen, Kirchen, Kommunen, staat-Verwaltungausgeübt werden.
Wenn der Zoo also zur Kommune gehört, (er darf nicht privat sein),dann nimmt der 1 Euro-Jobber niemanden eine Arbeitsstelle weg.
Denn alle dortangestellten oder beamteten sitzen bekanntlich auf in einer Stärke- undAusrüstungsverordnung fest gelegten Stellen/ Dienstposten.
Diese stellen werden nichteinfach gestrichen und dafür ein ein Euro Jobber eingesetzt. das geht gar nicht. daskönnte nur das zuständige Ministerium machen und müßte die Leute woanders hin versetzen.
Wenn eine Organisation ihren Bedarf aber nicht mit den vorhandenen Stellenpostendecken kann, dann kann eine Arbeitsangelegenheit "zusätzlich" beantragt werden.
Ein normaler Angestellter oder Beamter könnte gar nicht diesen Job machen, weil keineStellenausschreibung vorhanden ist, weil es keinen freien Dienstposten gibt, auf den ersich bewerben kann.
Deswegen kann auch kein normaler Unternehmer einenEin-euro-Jobber einstellen.
Aber: Es stimmt, daß man sich gesund sanieren kann.
Für jede Arbeitsangelegenheit bekommt die Kommune nicht nur die 128 EuroAufwandsentschädigung für den Jobber!
Im Internet grasieren Zahlen zwischen 300 und500 Euro pro Monat pro Jobber.
Es wird dem Arbeiter nur oft verschwiegen.
Erkann nämlich zusätzlich ohne Abzüge gegen Beleg seine Fahrtkosten, Kosten für dieArbeitsbekleidung und bei besonders schweren Arbeiten oder ungünstigen Arbeitszeiten einpaar Cent Verpflegungszuschuß, oder, falls er extra umziehen muß, diese Kosten aus demFundus fordern.
Ausserdem soll die Kommune von dem Geld auch eine Weiterbildung/Qualifikation bezahlen.
Aber leider machen die es nicht von alleine.
Da muß manmit Druck und Hilfe Rückendeckung der Arbeitsagentur hinterher sein.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 11:42
@ wuestenfuchs
Auch eine öffentliche Einrichtung, bzw. eine gemeinnützigeEinrichtung kann Unternehmer für gewisse Tätigkeiten anfordern. So z. B. Glas-Gebäudereinigung.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 12:27
Unternehmer die sich auf einen Großkunden verlassen und sich in einAbhängigkeitsverhältnis mit diesem begeben, begehen sowieso eine Gradwanderung, die auswirtschaftlicher Sicht sehr unvernünftig ist, wenn man weiter als bis zur nächstenStraßenecke planen will
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02.10.2006 um 12:27
sollte natürlich Gratwanderung heißen
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02.10.2006 um 13:09
Gwyddion: Das sind aber keine "zusätzlichen" Arbeiten. Dafür gibt es vom Gesetzgebergenaue Kriterien. Da muß man gegen angehen.
Der Ein-Euro Jobber kann die Massnahmeablehnen, wenn er belegen kann, daß sie nicht "zusätzlich" ist. Aber vorher muß er sieerst mal annehmen, dann Widerspruch einreichen. Nicht einfach weggbleiben.
Es heißtwörtlich:
"Die Jobs müssen im öffentlichen Interesse liegen und zusätzlich angebotenwerden. Durch die Zusätzlichkeit sollen Verdrängungseffekte weitgehend vermieden werden."
das muß dann geprüft werden.
Wenn sich herausstellt, daß die Kommune nichtin der Lage ist, aus eigenen Mitteln eine Reinigungsfirma zu bezahlen, dann ist esgemeinnützig,- wenn aber das Geld nur eingespart wird, dann ist es rechtswidrig.
Esgibt leider viele Möglichkeiten, zu beweisen, daß man kein Geld übrig hat.
Aberunsere Anwälte Richter bekommen die Wahrheit schon heraus.
Bei uns war früherder Bauhof Bestndteil der Gemeinde und 1 Euro-Jobber durften dort arbeiten. Seit knapp 1Jahr aber ist der Bauhof abgetrennt und wurde zu einer GmbH, die auf eigene Rechnungarbeitet, aber die gleichen Aufträge erfüllt wie zuvor:
Winterstreudienst, Unkrautjäten, Strasse fegen,Hausmeister in der Schule etc..
Aber die dortbeschäftigten 1 Euro-Jobber durften ihre Massnahme nicht beenden, da nicht mehr"zusätzlich". -Sofortiger Abbruch.
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02.10.2006 um 17:14
@ wuestenfuchs
Ich gebe Dir ja recht, sicherlich hat der Gesetzgeber den Einsatzder 1 € Jobber derart geplant, das keine Verdrängung stattfindet.
Ist schoneinige Zeit her, da habe ich gerade das von mir genannte Beispiel mit einem Zoo, im TVgesehen. Ist mir halt haften geblieben.
@ sumpfding
Ausunternehmerischer Sicht ist ein Abhängigkeitsverhältnis zu nur einem Großkunden mehr alskurzsichtig und unternehmerischer Selbstmord. Da stimme ich Dir zu.
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02.10.2006 um 18:17
Der Zweck der 1 € Jobs und der Einführung von HARTZ IV war es doch, Menschen wiederans Arbeiten zu bekommen und aus ihrer Lethargie herauszuholen, die da sagt: Wenn ich 800€ durch Arbeit verdienen kann ebenso 800 € durch die Sozialkassen, warum sollich da den Finger krumm machen?
"Mein Recht auf Sozialhilfe" hieß das Buch, das meineExfrau mir kurz vor der Trennung unter die Nase gehalten hatte. Komisch, kaum gab esHARTZ IV, arbeitet sie wieder und verdient nun immerhin 1300 € brutto anstatt demStaat, und damit uns allen, auf der Tasche zu liegen.
Prima!
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02.10.2006 um 20:10
Genau... die Menschen sollen wieder ans arbeiten gebracht werden. Allerdings denke ichhier, das gerade die 1 € Jobs in aller erster Instanz diesen frommen Wunsch torpedieren.
Für 1 € zu arbeiten, je nach Qualifikation, kann durchaus demotivierend wirken.
Auch 1 € Jobber wissen durchaus, wieviel 1 Stunde Arbeitskraft im Durchschnitt aufdem freien Markt wert sind.. Da interessiert es nicht wirklich, ob da noch Wegegeld oderähnliches zufliessen. Ein durchschnittlicher Handwerker verdient seine 12,- €/h oder auchmehr...
Wenn nun ein gelernter Finanzbuchhalter dazu verdonnert wird,handwerkliche Tätigkeiten z. B. in einer sozialen Einrichtung im Bereich derHausmeisterei auszuführen, kann dies sogar in einer kleineren Katastrophe enden.. abernunja. Es ist nicht das erste Gesetz oder Reglement, welches unausgegoren undrealitätsfremd daherkommt...
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02.10.2006 um 20:11
Dazu ist noch anzumerken... in Arbeit bringen gut und schön.. doch welche Arbeitbitteschön? Es werden doch Arbeitsplätze abgebaut wo es nur geht...
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 20:41
@Gwydd
ok, vielleicht habe ich mich hier durch eine persönliche positive Erfahrunghinreißen lassen , zu verallgemeinern.
Ich sehe es auch so, das die Billigjobsweder mittelfristig noch langfristig unsere Probleme lösen.
Ein Beispiel aus derPraxis:
Vor 14 Tagen kam meine Nachbarin (Polin, 53 Jahre alt) und klagte mirihr Leid.
Einer unserer größten Arbeitgeber, die Firma Pierburg (Vergaserherstellerseit Jahrzehnten für die Automobilindustrie) macht langsam dicht. Von 350 Beschäftigtenwurden 50 entlassen.
30 Tage später, charterte Pierburg einen ganzen Jumbojet mitBilliglohnarbeiteren aus Berlin (sprich Polen) an und flog sie zu uns an den Niederrhein.Inklusive Hotelunterbringung auf Firmenkosten, führen sie nun die Arbeit der Facharbeiteraus. Mehr schlecht als recht, aber der Unternehmensberater argumentiert, das dadurch dieArbeit billiger wird.
Wer denkt, das ein Unternehmensberater Unternehmen berät,der denkt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.
Aber leidet läuftdas Mangement in Deutschland zur Zeit so.
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1 Euro Jobs unter meiner Würde?
02.10.2006 um 20:42
korrigiere, meinte nicht 50 sondern 50 % - sorry @ AllMy-User
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02.10.2006 um 21:02
Tja.. das natürlich ein recht harter Fall.
Hier sollte durchaus der Staateingreifen...oder aber der Endkunde.
Es bleibt wie es ist, Deutschland ist einrecht teurer Standort und wenig attraktiv für Investoren. Aber Belegschaft zu kündigenund dann ausländische Billiglohnkräfte einzufliegen hat etwas von einem Schlag insGesicht der Bevölkerung. Der Fluch der EU-Osterweiterung...
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