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Die Kunst des Märtyrertods
23.06.2006 um 13:21Ist ein längerer Text, aber wie ich finde sehr interessant !
AHMADINEDSCHADSWELT ! Teil 1
Die Kunst des Märtyrertods !
Die Welt fürchtet sich vorMahmud Ahmadinedschad. Was treibt den iranischen Präsidenten an, was bestimmt seinDenken?
Der Politologe Matthias Küntzel analysiert in einer vierteiligen Serie dieRolle seiner wichtigsten Unterstützer: die Bassidsch-Miliz, die für den Märtyrertodwirbt.
In seinem Brief an US-Präsident George W. Bush präsentiert sich MahmudAhmadinedschad als ein Anwalt der Entrechteten und als Sprecher der Dritten Welt:
Ergeißelt die Kriegsführung der Amerikaner im Irak, beschwört die Werte in der Traditionvon Jesus Christus und fragt:
"Wie lange noch wird das Blut unschuldiger Kindervergossen?"
Den Einsatz iranischer Kinder im Krieg gegen den Irak (1980-1988)erwähnte der iranische Präsident nicht. Damals regelte ein iranisches Gesetz, dass Kinderab zwölf Jahren auch gegen den Willen ihrer Eltern auf die Minenfelder durften. Vor jedemEinsatz wurde ihnen ein kleiner Plastikschlüssel um den Hals gehängt, der ihnen, so dieZusicherung, die Pforte zum Paradies öffnen werde. 500.000 dieser Schlüssel hatte dasRegime aus Taiwan importiert.
"Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-,fünfzehn-, sechzehnjährige", schrieb die halbamtliche iranische Tageszeitung "Ettela'at"."Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Undwenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wiedergelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Irgendwo, weit entfernt in derLandschaft, lagen Fetzen von verbranntem Fleisch und Knochenteile herum." DerartigeSzenen würden nunmehr vermieden, versicherte "Ettela'at":
"Vor dem Betreten derMinenfelder hüllen sich die Kinder jetzt in Decken ein und rollen auf dem Boden, damitihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinanderfallen und man sie zu denGräbern tragen kann."
Die Kinder, die sich so in den Tod rollten, gehörten der1979 von Ajatollah Chomeini ins Leben gerufenen Massenbewegung der Bassidsch an.
Die"Bassidsch-e Mostasafan" ("die Mobilisierten der Unterdrückten") waren kurzfristigrekrutierte Milizionäre. Die meisten von ihnen waren noch keine 18 Jahre alt. Sie zogenzu Tausenden und mit Begeisterung in ihr Verderben.
"Die jungen Männer räumtenmit ihren eigenen Körpern die Minen", erzählte im Frühjahr 2002 ein Kriegsveteran, "eswar zum Teil wie ein Wettrennen, ohne Befehl der Kommandeure, jeder wollte der erstesein".
Wenig Interesse für die Bassidsch !
Die westlichen Medien legtenfür die Bassidsch wenig Interesse an den Tag: Sei es, weil Journalisten beimKriegsgeschehen nicht dabei sein durften, sei es, weil man den Berichten nicht glaubte.Dabei ist es bis heute geblieben. Der Giftgas-Angriff Saddam Husseins auf die Kurden vonHalabdscha mit 5000 Toten hat sich in unserem Gedächtnis erhalten. Über die Kinder derMinenfelder ging die Geschichte hinweg.
Heute aber tritt Ahmadinedschad öffentlichin Bassidsch-Uniform auf.
Mit ihm eroberte die Generation der Teilnehmer jenesKrieges die Macht im Land. Es war die Bassidsch der Gegenwart, die AhmadinedschadsWahlkampagne geprägt und ihn im Sommer 2005 auf ihren Schultern ins Präsidentenamtgetragen hatten. Der Sieger zeigte sich erkenntlich: Im Herbst 2005 rief der neuePräsident zur "Bassidsch-Woche" auf. Nach einem Bericht der Zeitung "Kayan" kamen neunMillionen Bassidsch, die "eine Menschenkette über eine Entfernung von 8700 Kilometernbildeten. Allein in Teheran waren 1.250.000 Menschen auf der Straße." Ahmadinedschadrühmte in seiner Ansprache die "Bassidsch-Kultur" und die "Bassidsch-Macht", mit der Iranheute "auf der internationalen und weltdiplomatischen Ebene präsent" sei.
DerVorsitzende des Wächterrates, Ajatollah Ahmad Jannati, stellte selbst die Fortschrittedes iranischen Atomprogramms als den Erfolg jener Menschen dar, "die derBassidsch-Bewegung dienen und eine Bassidsch-Psyche und Bassidsch-Kultur besitzen".
Seit Ahmadinedschads Amtsantritt wird die Opferung der Bassidsch-Kinder im Krieggegen den Irak mehr denn je gefeiert. Bereits in einer seiner ersten Fernsehansprachenschwärmte der Präsident:
"Gibt es Kunst, die schöner, göttlicher und ewiger wäre alsdie Kunst des Märtyrertods?"
Das Ursprungsverbrechen des politischen Islam !
Revolutionsführer Ali Chamenei pries den Krieg gegen den Irak angesichts derFurchtlosigkeit der Bassidsch gar als den Prototyp künftiger Auseinandersetzungen an.Schon deshalb sollten wir uns für deren Geschichte interessieren. Doch es gibt noch einenzweiten Grund: Der Kriegseinsatz der Bassidsch ist das Ursprungsverbrechen despolitischen Islam: Hier hat der Kult des religiös motivierten Selbstmordattentats seinenAnfangspunkt. Wenn wir verstehen wollen, warum heute im palästinensischen Parlament eineFrau sitzt, die dafür verehrt wird, drei ihrer fünf Söhne in den Tod gejagt zu haben,wenn wir wissen wollen, warum sich auch heute noch über 50.000 junge Iraner fürSelbstmordattentate bewerben, dann kommt man an den Bassidsch nicht vorbei. Die ersteStation unserer Reise in eine fremde Welt führt uns auf die Schlachtfelder desiranisch-irakischen Kriegs.
1980 bezeichnete Chomeini den irakischen Angriff aufIran als ein Geschenk des Himmels. Dieser Krieg bot ihm den willkommenen Vorwand, dieGesellschaft und den Staatsapparat Irans zu islamisieren.
Seit der Revolutionvon Februar 1979 hatte Chomeini die irakischen Schiiten unentwegt aufgerufen, "sich gegenden verbrecherischen Mörder Saddam und seine Sippe zu erheben". IranischeUntergrundorganisationen erhielten Geld aus Teheran und iranische Radiosender wurden zuPropagandazwecken nahe der iranischen Grenze stationiert. Im September 1980 antworteteder Irak mit einem Einmarsch in Iran. Chomeini konnte in dieser Situation auf dieregulären, vom Schah aufgebauten Streitkräfte nicht verzichten. Doch suchte er ihrenEinfluss zu mindern:
Fortsetzung: siehe Teil 2
AHMADINEDSCHADSWELT ! Teil 1
Die Kunst des Märtyrertods !
Die Welt fürchtet sich vorMahmud Ahmadinedschad. Was treibt den iranischen Präsidenten an, was bestimmt seinDenken?
Der Politologe Matthias Küntzel analysiert in einer vierteiligen Serie dieRolle seiner wichtigsten Unterstützer: die Bassidsch-Miliz, die für den Märtyrertodwirbt.
In seinem Brief an US-Präsident George W. Bush präsentiert sich MahmudAhmadinedschad als ein Anwalt der Entrechteten und als Sprecher der Dritten Welt:
Ergeißelt die Kriegsführung der Amerikaner im Irak, beschwört die Werte in der Traditionvon Jesus Christus und fragt:
"Wie lange noch wird das Blut unschuldiger Kindervergossen?"
Den Einsatz iranischer Kinder im Krieg gegen den Irak (1980-1988)erwähnte der iranische Präsident nicht. Damals regelte ein iranisches Gesetz, dass Kinderab zwölf Jahren auch gegen den Willen ihrer Eltern auf die Minenfelder durften. Vor jedemEinsatz wurde ihnen ein kleiner Plastikschlüssel um den Hals gehängt, der ihnen, so dieZusicherung, die Pforte zum Paradies öffnen werde. 500.000 dieser Schlüssel hatte dasRegime aus Taiwan importiert.
"Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-,fünfzehn-, sechzehnjährige", schrieb die halbamtliche iranische Tageszeitung "Ettela'at"."Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Undwenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wiedergelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Irgendwo, weit entfernt in derLandschaft, lagen Fetzen von verbranntem Fleisch und Knochenteile herum." DerartigeSzenen würden nunmehr vermieden, versicherte "Ettela'at":
"Vor dem Betreten derMinenfelder hüllen sich die Kinder jetzt in Decken ein und rollen auf dem Boden, damitihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinanderfallen und man sie zu denGräbern tragen kann."
Die Kinder, die sich so in den Tod rollten, gehörten der1979 von Ajatollah Chomeini ins Leben gerufenen Massenbewegung der Bassidsch an.
Die"Bassidsch-e Mostasafan" ("die Mobilisierten der Unterdrückten") waren kurzfristigrekrutierte Milizionäre. Die meisten von ihnen waren noch keine 18 Jahre alt. Sie zogenzu Tausenden und mit Begeisterung in ihr Verderben.
"Die jungen Männer räumtenmit ihren eigenen Körpern die Minen", erzählte im Frühjahr 2002 ein Kriegsveteran, "eswar zum Teil wie ein Wettrennen, ohne Befehl der Kommandeure, jeder wollte der erstesein".
Wenig Interesse für die Bassidsch !
Die westlichen Medien legtenfür die Bassidsch wenig Interesse an den Tag: Sei es, weil Journalisten beimKriegsgeschehen nicht dabei sein durften, sei es, weil man den Berichten nicht glaubte.Dabei ist es bis heute geblieben. Der Giftgas-Angriff Saddam Husseins auf die Kurden vonHalabdscha mit 5000 Toten hat sich in unserem Gedächtnis erhalten. Über die Kinder derMinenfelder ging die Geschichte hinweg.
Heute aber tritt Ahmadinedschad öffentlichin Bassidsch-Uniform auf.
Mit ihm eroberte die Generation der Teilnehmer jenesKrieges die Macht im Land. Es war die Bassidsch der Gegenwart, die AhmadinedschadsWahlkampagne geprägt und ihn im Sommer 2005 auf ihren Schultern ins Präsidentenamtgetragen hatten. Der Sieger zeigte sich erkenntlich: Im Herbst 2005 rief der neuePräsident zur "Bassidsch-Woche" auf. Nach einem Bericht der Zeitung "Kayan" kamen neunMillionen Bassidsch, die "eine Menschenkette über eine Entfernung von 8700 Kilometernbildeten. Allein in Teheran waren 1.250.000 Menschen auf der Straße." Ahmadinedschadrühmte in seiner Ansprache die "Bassidsch-Kultur" und die "Bassidsch-Macht", mit der Iranheute "auf der internationalen und weltdiplomatischen Ebene präsent" sei.
DerVorsitzende des Wächterrates, Ajatollah Ahmad Jannati, stellte selbst die Fortschrittedes iranischen Atomprogramms als den Erfolg jener Menschen dar, "die derBassidsch-Bewegung dienen und eine Bassidsch-Psyche und Bassidsch-Kultur besitzen".
Seit Ahmadinedschads Amtsantritt wird die Opferung der Bassidsch-Kinder im Krieggegen den Irak mehr denn je gefeiert. Bereits in einer seiner ersten Fernsehansprachenschwärmte der Präsident:
"Gibt es Kunst, die schöner, göttlicher und ewiger wäre alsdie Kunst des Märtyrertods?"
Das Ursprungsverbrechen des politischen Islam !
Revolutionsführer Ali Chamenei pries den Krieg gegen den Irak angesichts derFurchtlosigkeit der Bassidsch gar als den Prototyp künftiger Auseinandersetzungen an.Schon deshalb sollten wir uns für deren Geschichte interessieren. Doch es gibt noch einenzweiten Grund: Der Kriegseinsatz der Bassidsch ist das Ursprungsverbrechen despolitischen Islam: Hier hat der Kult des religiös motivierten Selbstmordattentats seinenAnfangspunkt. Wenn wir verstehen wollen, warum heute im palästinensischen Parlament eineFrau sitzt, die dafür verehrt wird, drei ihrer fünf Söhne in den Tod gejagt zu haben,wenn wir wissen wollen, warum sich auch heute noch über 50.000 junge Iraner fürSelbstmordattentate bewerben, dann kommt man an den Bassidsch nicht vorbei. Die ersteStation unserer Reise in eine fremde Welt führt uns auf die Schlachtfelder desiranisch-irakischen Kriegs.
1980 bezeichnete Chomeini den irakischen Angriff aufIran als ein Geschenk des Himmels. Dieser Krieg bot ihm den willkommenen Vorwand, dieGesellschaft und den Staatsapparat Irans zu islamisieren.
Seit der Revolutionvon Februar 1979 hatte Chomeini die irakischen Schiiten unentwegt aufgerufen, "sich gegenden verbrecherischen Mörder Saddam und seine Sippe zu erheben". IranischeUntergrundorganisationen erhielten Geld aus Teheran und iranische Radiosender wurden zuPropagandazwecken nahe der iranischen Grenze stationiert. Im September 1980 antworteteder Irak mit einem Einmarsch in Iran. Chomeini konnte in dieser Situation auf dieregulären, vom Schah aufgebauten Streitkräfte nicht verzichten. Doch suchte er ihrenEinfluss zu mindern:
Fortsetzung: siehe Teil 2