Jesus echtes Leben
01.02.2006 um 09:19@Rafeal " Danke " das Du es @Sidhe erläutert hast.....
ÜBER DAS LEBEN NACH DEM TODE EINE CHRISTLICHE JENSEITSSCHAU
ES IST NICHT SCHWER, SO ZU LEBEN,DASS MAN IN DEN HIMMEL KOMMT
Einige Menschen glauben, es sei sehr schwer, so zu leben, daß man in den Himmel kommt, also, wie man sagt, ein geistliches Leben zu führen. Das glauben sie deshalb, weil sie gehört haben, der Mensch müsse der Welt entsagen und sich dem fleischlichen Verlangen widersetzen, um ein geistiges Wesen zu entwickeln. Unter einem solchen Leben stellen sie sich aber nur vor, daß man die weltlichen Dinge, besonders Reichtum und Ansehen, ablehnen müsse, um sich dafür beständig frommen Betrachtungen über Gott, das Seelenheil und das ewige Leben hinzugeben und sein Leben mit Beten, Lesen des Wortes und frommer Bücher zu verbringen. Aufgrund vielfacher Erfahrungen und aus Gesprächen mit Engeln durfte ich jedoch wissen, daß sich die Sache ganz anders verhält, ja daß alle, die so der Welt entsagen und in der genannten Weise ein "geistliches Leben" führen, sich ein trauriges Los verschaffen, das für die himmlische Freude gänzlich unempfänglich ist, da ja einen jeden sein Leben erwartet. Um das Leben des Himmels in sich aufzunehmen, muß der Mensch ganz im Gegenteil in der Welt leben, um dort seinen Pflichten und Geschäften zu obliegen. Nur wenn er so ein sittlich und bürgerlich gutes Leben führt, nimmt er das Geistige in sich auf und wird für den Himmel vorbereitet. (528)
Betrachten wir das Leben des Menschen vom Standpunkt der Vernunft aus, zeigt sich, daß es von dreifacher Art ist und sich in ein geistiges, ein sittliches und ein bürgerliches unterteilen läßt. Nun gibt es Menschen, die zwar ein bürgerliches, aber doch kein sittliches und geistiges Leben führen. Andere wiederum leben zwar sittlich, aber doch nicht geistig, und schließlich gibt es solche, die sowohl ein bürgerliches als auch ein sittliches und geistiges Leben führen. Nur sie leben das Leben des Himmels, die anderen führen ein weltliches, vom Leben des Himmels getrenntes Leben. Schon jetzt können wir also feststellen, daß das geistige Leben nicht vom natürlichen oder weltlichen Leben getrennt, sondern damit verbunden ist, ähnlich wie die Seele mit ihrem Leib. Wollte man sie trennen, so gliche das dem Wohnen in einem Hause ohne Fundament. Das sittliche und bürgerliche Dasein ist nämlich der tätige Teil des geistigen Lebens, besteht letzteres doch im guten Wollen, das sittliche und bürgerliche aber im guten Handeln. Trennt man sie voneinander, so beschränkt sich das geistige Leben nur noch auf Denken und Reden, während der Wille, weil ihm der Boden entzogen ist, zurücktritt – und doch ist er das eigentlich Geistige des Menschen. (529)
Aus dem nun Folgenden wird man entnehmen können, daß es nicht so schwer ist, in den Himmel zu kommen, wie man gewöhnlich meint. Denn wer könnte nicht ein bürgerlich und sittlich gutes Leben führen? Der Böse wie der Gute führt auch ein solches Leben, denn wer möchte nicht aufrichtig und gerecht heißen? Daher praktizieren die meisten Menschen äußerlich Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, so daß es scheint, als wären sie auch im Herzen aufrichtig und gerecht. Der geistige Mensch muß notwendigerweise ebenso leben, und er kann es ebenso leicht wie der natürliche. Der einzige Unterschied besteht darin, daß er nicht nur deshalb aufrichtig und gerecht handelt, weil es den bürgerlichen und moralischen, sondern weil es den göttlichen Gesetzen gemäß ist. Denn da er beim Handeln ans Göttliche denkt, stellt er die Gemeinschaft mit den Engeln des Himmels her, und wird, soweit er dies tut, mit ihnen verbunden. Auf diese Weise aber wird sein innerer Mensch aufgeschlossen und wird er vom Herrn adoptiert und ohne sein Wissen geführt. Was er nun in seinem sittlichen und bürgerlichen Leben an Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit verwirklicht, geschieht aus geistigem Ursprung. Der äußeren Form nach unterscheidet sich seine Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nicht von jener der natürlichen Menschen, ja selbst der bösen und höllischen. Der inneren Form nach sind sie jedoch völlig anders, denn die Bösen handeln nur um ihrer selbst und der Welt willen gerecht und aufrichtig. (530)
Die Gesetze des geistigen, des bürgerlichen und des sittlichen Lebens werden auch in den Zehn Geboten des Dekalogs überliefert. Der äußeren Form nach lebt der bloß natürliche Mensch [weitgehend] nach denselben Geboten wie der geistige. Er tötet nicht, begeht keinen Ehebruch, stiehlt nicht, legt kein falsches Zeugnis ab, bringt den Partner nicht um seine Güter. Aber das alles tut er nur um seiner selbst, um der Welt und um des Scheines willen und ist so ganz und gar vom Himmel abgeschnitten. (531)
Die im Menschen herrschende Liebe ist es, die seine Absicht bestimmt und seinem inneren Sehen oder Denken Richtung auf seine Ziele gibt. Das bedeutet, anders ausgedrückt: zielt die Absicht des Menschen auf den Himmel, so richtet sich sein Denken dahin und mit dem Denken sein ganzes Gemüt, das dementsprechend im Himmel ist. Von da aus betrachtet er nachher die weltlichen Dinge wie etwas, das unter ihm liegt, vergleichweise wie man vom Dach eines Hauses herabblickt. Aus diesem Grund vermag ein Mensch, dessen innerlichere Gemütsbereiche aufgeschlossen sind, das Böse und Falsche bei sich zu erkennen, liegt es doch unterhalb seines geistigen Gemüts. Umgekehrt kann ein Mensch, dessen innerlichere Bereiche nicht aufgeschlossen sind, sein Böses und Falsches nicht sehen, weil er selbst mitten darin und nicht darüber steht. Hieraus läßt sich folgern, aus welcher Quelle der Mensch Weisheit, aus welcher Torheit schöpft, ebenso, wie er nach dem Tode beschaffen sein wird, wo man es ihm überläßt, seinen innerlicheren Antrieben gemäß zu wollen und zu denken, zu handeln und zu reden. (532)
Wir sehen jetzt, daß es nicht so schwer ist, ein himmlisches Leben zu führen, wie man gewöhnlich glaubt. Denn wenn dem Menschen etwas begegnet, von dem er weiß, daß es unredlich und ungerecht ist, sich aber seine Sinnesart dahin neigt, so muß er nur daran denken, daß er es nicht tun dürfe, weil es den göttlichen Geboten zuwiderliefe. Gewöhnt er sich an diese Denkweise und schafft er sich durch Übung eine entsprechende Gewohnheit, so wird er allmählich mit dem Himmel verbunden. Je wie dies geschieht, werden seine oberen Gemütsbereiche aufgeschlossen, und dann sieht er, was unredlich und ungerecht ist, und so kann es auch ausgetrieben werden. In diesen Zustand kann der Mensch aufgrund seiner Freiheit eintreten, denn wer wäre nicht frei für solche Überlegungen? Ist damit aber einmal ein Anfang gemacht, so wirkt der Herr alles Gute beim Menschen und sorgt dafür, daß er nicht allein das Böse sieht, sondern auch nicht mehr will und schließlich sogar verabscheut.
Dies meint der Herr mit den Worten:
"Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht". (Matth.11, 30.)
Man muß sich jedoch darüber klar sein, je öfter der Mensch willentlich Böses tut, desto schwerer kann er solche Überlegungen anstellen und dem Bösen Widerstand leisten; denn im selben Maß gewöhnt er sich daran, bis er es schließlich überhaupt nicht mehr merkt. Schließlich liebt er es, entschuldigt es, weil mit dieser Liebe Lustreize verbunden sind, rechtfertigt es durch alle möglichen Trugschlüsse und hält es für erlaubt und gut. Dies geschieht bei Menschen, die sich bereits in der Jugend zügellos ins Böse stürzen und dabei im Herzen die göttlichen Dinge verwerfen. (533)
Mir wurde einst ein Weg vorgebildet, der zum Himmel wie auch zur Hölle führte. Es war ein breiter Weg, der sich nach links bzw. nach Norden zog. Viele Geister erschienen und beschritten ihn; doch in der Ferne, wo dieser Weg endete, erblickte man einen ziemlich großen Stein. Von ihm aus teilte er sich in zwei Wege, in einen nach links und einen anderen in die entgegengesetzte Richtung nach rechts. Der linke Weg war schmal, führte durch den Westen nach Süden und so schließlich ins Licht des Himmels. Der rechte Weg war breit und geräumig und lief schräg abwärts zur Hölle. Zuerst schienen alle denselben Weg zu gehen, bis sie den großen Stein am Scheideweg erreichten. Dort trennten sie sich, die Guten wandten sich nach links und folgten dem schmalen Weg, der zum Himmel führte; die Bösen aber sahen den Stein am Scheideweg nicht, stolperten über ihn, verletzten sich und liefen, wenn sie sich wieder erhoben hatten, auf dem breiten Weg nach rechts, der zur Hölle führte. Nachher wurde mir die Bedeutung von alledem erklärt: Der erste Weg, breit und von vielen begangen, Guten wie Bösen, die wie Freunde miteinander plauderten, weil kein Unterschied zwischen ihnen zu erkennen war, bildete alle vor, die von außen gesehen ein gleich redliches und gerechtes Leben geführt und sich augenscheinlich nicht unterschieden hatten. Der Stein am Scheideweg, der Eckstein, über den die Bösen stolperten, und von dem aus sie dann auf dem zur Hölle führenden Wege weiterliefen, bildete das göttliche Wahre vor, das alle leugnen, die zur Hölle blicken. Im höchsten Sinne stellt dieser Stein das Göttlich-Menschliche vor. Die Menschen aber, die das Göttlich-Wahre und zugleich das Göttliche des Herrn anerkannten, wurden auf den Pfad geleitet, der zum Himmel führt. Daraus sieht man wiederum, daß die Bösen äußerlich genau dasselbe Leben führen wie die Guten, bzw. daß sie denselben Weg gehen, die einen so leicht wie die anderen. Und doch werden dabei diejenigen, die das Göttliche von Herzen anerkennen, und innerhalb der Kirche besonders diejenigen, die das Göttliche des Herrn anerkennen, zum Himmel geführt, die anderen aber zur Hölle.
Damit ist auch klar, was man unter den folgenden Worten des Herrn zu verstehen hat: "Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden". (Mat 7, 13f)
Der zum Leben führende Weg heißt nicht deshalb schmal, weil er beschwerlich wäre, sondern weil ihn nur wenige finden, wie die angeführten Worte sagen. (534)
Es wurde mir erlaubt, mit einigen Menschen im anderen Leben zu sprechen, die sich von den weltlichen Geschäften zurückgezogen hatten, um fromm und heilig zu leben, sowie auch mit einigen, die sich auf verschiedene Weise kasteit hatten, weil sie glaubten, dies hieße der Welt entsagen und die fleischlichen Begierden zähmen. Doch da sich die meisten von ihnen ein trauriges Leben schufen und nicht am Leben der Nächstenliebe teilnahmen – ein Leben, das nur in der Welt erlernt werden kann –, können sie nicht mit den Engeln zusammengesellt werden. Das Leben der Engel ist nämlich in ihrer Seligkeit fröhlich, immer bereit, Gutes zu tun, also Nächstenliebe zu üben. Dazu kommt, daß Menschen, die ein weltabgewandtes Leben geführt haben, unablässig nach dem Himmel verlangen und sich die himmlische Freude, von der sie ganz und gar nichts verstehen, als ihren wohlverdienten Lohn vorstellen. Werden sie unter die Engel und in deren Freude versetzt, dann wundern sie sich sehr. Denn deren Freude weiß von keinem Verdienst und besteht dafür in Beschäftigung und tätigem Dienst untereinander, sowie in der Seligkeit, die dem Guten entspringt, das ihrer Tätigkeit zugrundeliegt. Weil diese Menschen für solche Freuden nicht empfänglich sind, wenden sie sich ab und gesellen sich mit denen zusammen, die in der Welt ein ähnliches Leben geführt hatten wie sie selbst. Was daher die anderen betrifft, die äußerlich heilig gelebt, ständig in die Kirchen gegangen, dort gebetet, ihre Seele kasteit, dabei aber doch unablässig daran gedacht hatten, daß sie mehr Achtung und Ehre verdienten als andere und nach dem Tode als Heilige gelten würden, so befinden sie sich im anderen Leben keineswegs im Himmel, weil sie ja all diese Dinge für sich selbst getan hatten. Und da sie die göttlichen Wahrheiten durch ihre Selbstliebe besudelt haben, sind manche von ihnen derart wahnsinnig, daß sie sich für Götter halten. Aus diesem Grunde sind sie unter ihresgleichen in der Hölle. Diese Dinge wurden angeführt, um zu zeigen, daß nicht ein von der Welt zurückgezogenes Leben, sondern ein Leben mitten in der Welt zum Himmel führt. Dieses besteht aber darin, in jedem Beruf, in jedem Geschäft und bei jedem Werk aufrichtig und gerecht zu handeln, und zwar von innen heraus, das heißt aus himmlischem Ursprung. (535)
EMANUEL SWEDENBORG
Gruss..
ÜBER DAS LEBEN NACH DEM TODE EINE CHRISTLICHE JENSEITSSCHAU
ES IST NICHT SCHWER, SO ZU LEBEN,DASS MAN IN DEN HIMMEL KOMMT
Einige Menschen glauben, es sei sehr schwer, so zu leben, daß man in den Himmel kommt, also, wie man sagt, ein geistliches Leben zu führen. Das glauben sie deshalb, weil sie gehört haben, der Mensch müsse der Welt entsagen und sich dem fleischlichen Verlangen widersetzen, um ein geistiges Wesen zu entwickeln. Unter einem solchen Leben stellen sie sich aber nur vor, daß man die weltlichen Dinge, besonders Reichtum und Ansehen, ablehnen müsse, um sich dafür beständig frommen Betrachtungen über Gott, das Seelenheil und das ewige Leben hinzugeben und sein Leben mit Beten, Lesen des Wortes und frommer Bücher zu verbringen. Aufgrund vielfacher Erfahrungen und aus Gesprächen mit Engeln durfte ich jedoch wissen, daß sich die Sache ganz anders verhält, ja daß alle, die so der Welt entsagen und in der genannten Weise ein "geistliches Leben" führen, sich ein trauriges Los verschaffen, das für die himmlische Freude gänzlich unempfänglich ist, da ja einen jeden sein Leben erwartet. Um das Leben des Himmels in sich aufzunehmen, muß der Mensch ganz im Gegenteil in der Welt leben, um dort seinen Pflichten und Geschäften zu obliegen. Nur wenn er so ein sittlich und bürgerlich gutes Leben führt, nimmt er das Geistige in sich auf und wird für den Himmel vorbereitet. (528)
Betrachten wir das Leben des Menschen vom Standpunkt der Vernunft aus, zeigt sich, daß es von dreifacher Art ist und sich in ein geistiges, ein sittliches und ein bürgerliches unterteilen läßt. Nun gibt es Menschen, die zwar ein bürgerliches, aber doch kein sittliches und geistiges Leben führen. Andere wiederum leben zwar sittlich, aber doch nicht geistig, und schließlich gibt es solche, die sowohl ein bürgerliches als auch ein sittliches und geistiges Leben führen. Nur sie leben das Leben des Himmels, die anderen führen ein weltliches, vom Leben des Himmels getrenntes Leben. Schon jetzt können wir also feststellen, daß das geistige Leben nicht vom natürlichen oder weltlichen Leben getrennt, sondern damit verbunden ist, ähnlich wie die Seele mit ihrem Leib. Wollte man sie trennen, so gliche das dem Wohnen in einem Hause ohne Fundament. Das sittliche und bürgerliche Dasein ist nämlich der tätige Teil des geistigen Lebens, besteht letzteres doch im guten Wollen, das sittliche und bürgerliche aber im guten Handeln. Trennt man sie voneinander, so beschränkt sich das geistige Leben nur noch auf Denken und Reden, während der Wille, weil ihm der Boden entzogen ist, zurücktritt – und doch ist er das eigentlich Geistige des Menschen. (529)
Aus dem nun Folgenden wird man entnehmen können, daß es nicht so schwer ist, in den Himmel zu kommen, wie man gewöhnlich meint. Denn wer könnte nicht ein bürgerlich und sittlich gutes Leben führen? Der Böse wie der Gute führt auch ein solches Leben, denn wer möchte nicht aufrichtig und gerecht heißen? Daher praktizieren die meisten Menschen äußerlich Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, so daß es scheint, als wären sie auch im Herzen aufrichtig und gerecht. Der geistige Mensch muß notwendigerweise ebenso leben, und er kann es ebenso leicht wie der natürliche. Der einzige Unterschied besteht darin, daß er nicht nur deshalb aufrichtig und gerecht handelt, weil es den bürgerlichen und moralischen, sondern weil es den göttlichen Gesetzen gemäß ist. Denn da er beim Handeln ans Göttliche denkt, stellt er die Gemeinschaft mit den Engeln des Himmels her, und wird, soweit er dies tut, mit ihnen verbunden. Auf diese Weise aber wird sein innerer Mensch aufgeschlossen und wird er vom Herrn adoptiert und ohne sein Wissen geführt. Was er nun in seinem sittlichen und bürgerlichen Leben an Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit verwirklicht, geschieht aus geistigem Ursprung. Der äußeren Form nach unterscheidet sich seine Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nicht von jener der natürlichen Menschen, ja selbst der bösen und höllischen. Der inneren Form nach sind sie jedoch völlig anders, denn die Bösen handeln nur um ihrer selbst und der Welt willen gerecht und aufrichtig. (530)
Die Gesetze des geistigen, des bürgerlichen und des sittlichen Lebens werden auch in den Zehn Geboten des Dekalogs überliefert. Der äußeren Form nach lebt der bloß natürliche Mensch [weitgehend] nach denselben Geboten wie der geistige. Er tötet nicht, begeht keinen Ehebruch, stiehlt nicht, legt kein falsches Zeugnis ab, bringt den Partner nicht um seine Güter. Aber das alles tut er nur um seiner selbst, um der Welt und um des Scheines willen und ist so ganz und gar vom Himmel abgeschnitten. (531)
Die im Menschen herrschende Liebe ist es, die seine Absicht bestimmt und seinem inneren Sehen oder Denken Richtung auf seine Ziele gibt. Das bedeutet, anders ausgedrückt: zielt die Absicht des Menschen auf den Himmel, so richtet sich sein Denken dahin und mit dem Denken sein ganzes Gemüt, das dementsprechend im Himmel ist. Von da aus betrachtet er nachher die weltlichen Dinge wie etwas, das unter ihm liegt, vergleichweise wie man vom Dach eines Hauses herabblickt. Aus diesem Grund vermag ein Mensch, dessen innerlichere Gemütsbereiche aufgeschlossen sind, das Böse und Falsche bei sich zu erkennen, liegt es doch unterhalb seines geistigen Gemüts. Umgekehrt kann ein Mensch, dessen innerlichere Bereiche nicht aufgeschlossen sind, sein Böses und Falsches nicht sehen, weil er selbst mitten darin und nicht darüber steht. Hieraus läßt sich folgern, aus welcher Quelle der Mensch Weisheit, aus welcher Torheit schöpft, ebenso, wie er nach dem Tode beschaffen sein wird, wo man es ihm überläßt, seinen innerlicheren Antrieben gemäß zu wollen und zu denken, zu handeln und zu reden. (532)
Wir sehen jetzt, daß es nicht so schwer ist, ein himmlisches Leben zu führen, wie man gewöhnlich glaubt. Denn wenn dem Menschen etwas begegnet, von dem er weiß, daß es unredlich und ungerecht ist, sich aber seine Sinnesart dahin neigt, so muß er nur daran denken, daß er es nicht tun dürfe, weil es den göttlichen Geboten zuwiderliefe. Gewöhnt er sich an diese Denkweise und schafft er sich durch Übung eine entsprechende Gewohnheit, so wird er allmählich mit dem Himmel verbunden. Je wie dies geschieht, werden seine oberen Gemütsbereiche aufgeschlossen, und dann sieht er, was unredlich und ungerecht ist, und so kann es auch ausgetrieben werden. In diesen Zustand kann der Mensch aufgrund seiner Freiheit eintreten, denn wer wäre nicht frei für solche Überlegungen? Ist damit aber einmal ein Anfang gemacht, so wirkt der Herr alles Gute beim Menschen und sorgt dafür, daß er nicht allein das Böse sieht, sondern auch nicht mehr will und schließlich sogar verabscheut.
Dies meint der Herr mit den Worten:
"Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht". (Matth.11, 30.)
Man muß sich jedoch darüber klar sein, je öfter der Mensch willentlich Böses tut, desto schwerer kann er solche Überlegungen anstellen und dem Bösen Widerstand leisten; denn im selben Maß gewöhnt er sich daran, bis er es schließlich überhaupt nicht mehr merkt. Schließlich liebt er es, entschuldigt es, weil mit dieser Liebe Lustreize verbunden sind, rechtfertigt es durch alle möglichen Trugschlüsse und hält es für erlaubt und gut. Dies geschieht bei Menschen, die sich bereits in der Jugend zügellos ins Böse stürzen und dabei im Herzen die göttlichen Dinge verwerfen. (533)
Mir wurde einst ein Weg vorgebildet, der zum Himmel wie auch zur Hölle führte. Es war ein breiter Weg, der sich nach links bzw. nach Norden zog. Viele Geister erschienen und beschritten ihn; doch in der Ferne, wo dieser Weg endete, erblickte man einen ziemlich großen Stein. Von ihm aus teilte er sich in zwei Wege, in einen nach links und einen anderen in die entgegengesetzte Richtung nach rechts. Der linke Weg war schmal, führte durch den Westen nach Süden und so schließlich ins Licht des Himmels. Der rechte Weg war breit und geräumig und lief schräg abwärts zur Hölle. Zuerst schienen alle denselben Weg zu gehen, bis sie den großen Stein am Scheideweg erreichten. Dort trennten sie sich, die Guten wandten sich nach links und folgten dem schmalen Weg, der zum Himmel führte; die Bösen aber sahen den Stein am Scheideweg nicht, stolperten über ihn, verletzten sich und liefen, wenn sie sich wieder erhoben hatten, auf dem breiten Weg nach rechts, der zur Hölle führte. Nachher wurde mir die Bedeutung von alledem erklärt: Der erste Weg, breit und von vielen begangen, Guten wie Bösen, die wie Freunde miteinander plauderten, weil kein Unterschied zwischen ihnen zu erkennen war, bildete alle vor, die von außen gesehen ein gleich redliches und gerechtes Leben geführt und sich augenscheinlich nicht unterschieden hatten. Der Stein am Scheideweg, der Eckstein, über den die Bösen stolperten, und von dem aus sie dann auf dem zur Hölle führenden Wege weiterliefen, bildete das göttliche Wahre vor, das alle leugnen, die zur Hölle blicken. Im höchsten Sinne stellt dieser Stein das Göttlich-Menschliche vor. Die Menschen aber, die das Göttlich-Wahre und zugleich das Göttliche des Herrn anerkannten, wurden auf den Pfad geleitet, der zum Himmel führt. Daraus sieht man wiederum, daß die Bösen äußerlich genau dasselbe Leben führen wie die Guten, bzw. daß sie denselben Weg gehen, die einen so leicht wie die anderen. Und doch werden dabei diejenigen, die das Göttliche von Herzen anerkennen, und innerhalb der Kirche besonders diejenigen, die das Göttliche des Herrn anerkennen, zum Himmel geführt, die anderen aber zur Hölle.
Damit ist auch klar, was man unter den folgenden Worten des Herrn zu verstehen hat: "Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden". (Mat 7, 13f)
Der zum Leben führende Weg heißt nicht deshalb schmal, weil er beschwerlich wäre, sondern weil ihn nur wenige finden, wie die angeführten Worte sagen. (534)
Es wurde mir erlaubt, mit einigen Menschen im anderen Leben zu sprechen, die sich von den weltlichen Geschäften zurückgezogen hatten, um fromm und heilig zu leben, sowie auch mit einigen, die sich auf verschiedene Weise kasteit hatten, weil sie glaubten, dies hieße der Welt entsagen und die fleischlichen Begierden zähmen. Doch da sich die meisten von ihnen ein trauriges Leben schufen und nicht am Leben der Nächstenliebe teilnahmen – ein Leben, das nur in der Welt erlernt werden kann –, können sie nicht mit den Engeln zusammengesellt werden. Das Leben der Engel ist nämlich in ihrer Seligkeit fröhlich, immer bereit, Gutes zu tun, also Nächstenliebe zu üben. Dazu kommt, daß Menschen, die ein weltabgewandtes Leben geführt haben, unablässig nach dem Himmel verlangen und sich die himmlische Freude, von der sie ganz und gar nichts verstehen, als ihren wohlverdienten Lohn vorstellen. Werden sie unter die Engel und in deren Freude versetzt, dann wundern sie sich sehr. Denn deren Freude weiß von keinem Verdienst und besteht dafür in Beschäftigung und tätigem Dienst untereinander, sowie in der Seligkeit, die dem Guten entspringt, das ihrer Tätigkeit zugrundeliegt. Weil diese Menschen für solche Freuden nicht empfänglich sind, wenden sie sich ab und gesellen sich mit denen zusammen, die in der Welt ein ähnliches Leben geführt hatten wie sie selbst. Was daher die anderen betrifft, die äußerlich heilig gelebt, ständig in die Kirchen gegangen, dort gebetet, ihre Seele kasteit, dabei aber doch unablässig daran gedacht hatten, daß sie mehr Achtung und Ehre verdienten als andere und nach dem Tode als Heilige gelten würden, so befinden sie sich im anderen Leben keineswegs im Himmel, weil sie ja all diese Dinge für sich selbst getan hatten. Und da sie die göttlichen Wahrheiten durch ihre Selbstliebe besudelt haben, sind manche von ihnen derart wahnsinnig, daß sie sich für Götter halten. Aus diesem Grunde sind sie unter ihresgleichen in der Hölle. Diese Dinge wurden angeführt, um zu zeigen, daß nicht ein von der Welt zurückgezogenes Leben, sondern ein Leben mitten in der Welt zum Himmel führt. Dieses besteht aber darin, in jedem Beruf, in jedem Geschäft und bei jedem Werk aufrichtig und gerecht zu handeln, und zwar von innen heraus, das heißt aus himmlischem Ursprung. (535)
EMANUEL SWEDENBORG
Gruss..