Heilige Bücher, grosse Götter und erleuchtete Menschen
14.01.2006 um 02:01
DIE EDDA
GÖTTERDICHTUNG - HELDENDICHTUNG - SKALDA
Voluspa
Der Seherin Ausspruch
1 Allen Edlen gebiet ich Andacht,
Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken ku nden,
Die ß ltesten Sagen, der ich mich entsinne.
2 Riesen acht ich die Urgebornen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Aste weiÜ ich
An dem starken Stamm im Staub der Erde.
3 Einst war das Alter, da Ymir lebte:
Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen,
Nicht Erde fand sich noch U berhimmel,
Gß hnender Abgrund und Gras nirgend.
4 Bis Bo rs So hne die Bß lle erhuben,
Sie die das mß chtige Midgard schufen.
Die Sonne von Su den schien auf die Felsen
Und dem Grund entgru nte gru ner Lauch.
5 Die Sonne von Su den, des Mondes Gesellin,
Hielt mit der rechten Hand die Himmelsrosse.
Sonne wuÜ te nicht wo sie Sitz hß tte,
Mond wuÜ te nicht was er Macht hß tte,
Die Sterne wuÜ ten nicht wo sie Stß tte hatten.
6 Da gingen die Berater zu den Richterstu hlen,
Hochheilge Go tter hielten Rat.
Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen,
HieÜ en Morgen und Mitte des Tags,
Under und Abend, die Zeiten zu ordnen.
7 Die Asen einten sich auf dem Idafelde, Hof
und Heiligtum hoch sich zu wo lben.
(U bten die Krß fte alles versuchend,)
Erbauten Essen und schmiedeten Erz,
Schufen Zangen und scho n Gezß h.
8 Sie warfen im Hofe heiter mit Wu rfeln
Und darbten goldener Dinge noch nicht.
Bis drei der Thursen-To chter kamen
Reich an Macht, aus Riesenheim.
9 Da gingen die Berater zu den Richterstu hlen,
Hochheilge Go tter hielten Rat,
Wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht
Aus Brimirs Blut und blauen Gliedern.
10 Da ward Modsognir der mß chtigste
Dieser Zwerge und Durin nach ihm.
Noch manche machten sie menschengleich
Der Zwerge von Erde, wie Durin angab.
11 Nyi und Nidi, Nordri und Sudri,
Austri und Westri, Althiof, Dwalin,
Nar und Nain, Niping, Dain,
Bifur, Bafur, Bo mbur, Nori;
Ann und Anarr, Ai, Mio dwitnir.
12 Weig, Gandalf, Windalf, Thrain,
Theck und Thorin, Thror, Witr und Litr,
Nar und Nyrad; nun sind diese Zwerge,
Regin und Raswid, richtig aufgezß hlt.
13 Fili, Kili, Fundin, Nali,
Hepti, Wili, Hannar und Swior,
Billing, Bruni, Bild, Buri,
Frar, Hornbori, Frß gr und Loni,
Aurwang, Jari, Eikinskjaldi.
14 Zeit ist's, die Zwerge von Dwalins Zunft
Den Leuten zu leiten bis Lofar hinauf,
Die aus Gestein und Klu ften strebten
Von Aurwangs Tiefen zum Erdenfeld.
15 Da war Draupnir und Dolgtrasir,
Har, Haugspori, Hlß wang, Gloi,
Skirwir, Wirwir, Skafid, Ai,
Alf und Yngwi, Eikinskjaldi.
16 Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar,
Heri, Ho ggstari, Hliodolf, Moin.
So lange Menschen leben auf Erden,
Wird zu Lofar hinauf ihr Geschlecht geleitet.
17 Gingen da dreie aus dieser Versammlung,
Mß chtige, milde Asen zumal,
Fanden am Ufer unmß chtig
Ask und Embla und ohne Bestimmung.
18 BesaÜ en nicht Seele, und Sinn noch nicht,
Nicht Blut noch Bewegung, noch blu hende Farbe.
Seele gab Odin, Ho nir gab Sinn,
Blut gab Lodur und blu hende Farbe.
19 Eine Esche weiÜ ich, heiÜ t Yggdrasil,
Den hohen Baum netzt weiÜ er Nebel;
Davon kommt der Tau, der in die Tß ler fß llt.
Immergru n steht er u ber Urds Brunnen.
20 Davon kommen Frauen, vielwissende,
Drei aus dem See dort unterm Wipfel.
Urd heiÜ t die eine, die andre Werdani:
Sie schnitten Stß be; Skuld hieÜ die dritte.
Sie legten Lose, das Leben bestimmten sie
Den Geschlechtern der Menschen, das
Schicksal verku ndend.
21 Allein saÜ sie auÜ en, da der Alte kam,
Der gru belnde Ase, und ihr ins Auge sah.
Warum fragt ihr mich? Was erforscht ihr mich?
Alles weiÜ ich, Odin, wo du dein Auge bargst :
22 In der vielbekannten Quelle Mimirs.
Met trinkt Mimir allmorgendlich
Aus Walvaters Pfand! WiÜ t ihr, was das
bedeutet?
23 Ihr gab Heervater Halsband und Ringe
Fu r goldene Spru che und spß henden Sinn.
Denn weit und breit sah sie u ber die Welten all.
24 Ich sah Walku ren weither kommen,
Bereit zu reiten zum Rat der Go tter.
Skuld hielt den Schild, Sko gol war die andre,
Gunn, Hilde, Go ndul und Geirsko gul.
Hier nun habt ihr Herjans Mß dchen,
Die als Walku ren die Welt durchreiten.
25 Da wurde Mord in der Welt zuerst,
Da sie mit Geren Gulweig (die Goldkraft) stieÜ en,
In des Hohen Halle die helle brannten.
Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren,
Oft, unselten, doch ist sie am Leben.
26 Heid hieÜ man sie wohin sie kam,
Wohlredende Wala zß hmte sie Wo lfe.
Sudkunst konnte sie, Seelenheil raubte sie,
U bler Leute Liebling allezeit.
27 Da gingen die Berater zu den
Richterstu hlen,
Hochheilige Go tter hielten Rat,
Ob die Asen sollten Untreue strafen,
Oder. alle Go tter Su hnopfer empfahn.
28 Gebrochen war der Burgwall den Asen,
Schlachtkundge Wanen stampften das Feld.
Odin schleuderte u ber das Volk den SpieÜ :
Da wurde Mord in der Welt zuerst.
29 Da gingen die Berater zu den Richterstu hlen,
Hochheilge Go tter hielten Rat,
Wer mit Frevel hß tte die Luft erfu llt,
Oder dem Riesenvolk Odhurs Braut gegeben?
30 Von Zorn bezwungen zo gerte Thor nicht,
Er sß umt selten wo er solches vernimmt:
Da schwanden die Eide, Wort und Schwu re,
Alle festen Vertrß ge ju ngst trefflich erdacht.
31 Ich weiÜ Heimdalls Horn verborgen
Unter dem himmelhohen heiligen Baum.
Einen Strom seh ich stu rzen mit starkem Fall
Aus Walvaters Pfand: wiÜ t ihr, was das bedeutet?
32 O stlich saÜ die Alte im Eisengebu sch
Und fu tterte dort Fenrirs Geschlecht.
Von ihnen allen wird eins das schlimmste:
Des Mondes Mo rder u bermenschlicher Gestalt.
33 Ihn mß stet das Mark gefß llter Mß nner,
Der Seligen Saal besudelt das Blut.
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern,
Alle Wetter wu ten: wiÜ t ihr, was das bedeutet?
34 Da saÜ am Hu gel und schlug die Harfe
Der Riesin Hu ter, der heitre Egdir.
Vor ihm sang im Vogelwalde
Der hochrote Hahn, geheiÜ en Fialar.
35 Den Go ttern gellend sang Gullinkambi,
Weckte die Helden beim Heervater,
Unter der Erde singt ein andrer,
Der schwarzrote Hahn in den Sß len Hels.
36 Ich sah dem Baldur dem blu henden Opfer,
Odins Sohne, Unheil drohen.
Gewachsen war u ber die Wiesen hoch
Der zarte, zierliche Zweig der Mistel.
37 Von der Mistel kam, so dauchte mich
Hß Ü licher Harm, da Ho dur schoÜ .
(Baldurs Bruder, war kaum geboren,
Als einsichtig Odins Erbe zum Kampf ging.
Die Hß nde nicht wusch er, das Haar nicht kß mmt er,
Eh er zum Bu hle trug Baldurs To ter.)
Doch Frigg beklagte in Fensal dort
Walhalls Verlust: wiÜ t ihr, was das bedeutet?
38 In Ketten lag im Quellenwalde
In Unholdgestalt der arge Loki.
Da sitzt auch Sigyn unsanfter Gebß rde,
Des Gatten Waise: wiÜ t ihr, was das bedeutet?
39 Gewoben weiÜ da Wala Todesbande,
Und fest geflochten die Fessel aus Dß rmen.
Viel weiÜ der Weise, weit seh ich voraus
Der Welt Untergang, der Asen Fall.
Grß Ü lich heult Garm vor der Gnupaho hle,
Die Fessel bricht und Freki rennt.
40 Ein Strom wß lzt ostwß rts durch Eitertß ler
Schlamm und Schwerter, der Slidur heiÜ t.
41 No rdlich stand an den Nidabergen
Ein Saal aus Gold fu r Sindris Geschlecht.
Ein andrer stand auf Okolnir
Des Riesen Biersaal, Brimir genannt.
42 Einen Saal seh ich, der Sonne fern
In Nastrands, die Tu ren sind nordwß rts gekehrt.
Gifttropfen fallen durch die Fenster nieder;
Mit Schlangenru cken ist der Saal gedeckt.
43 Im starrenden Strome stehn da und waten
Meuchelmo rder und Meineidige
(Und die andrer Liebsten ins Ohr geraunt).
Da saugt Nidho gg die entseelten Leiber,
Der Menschenwu rger: wiÜ t ihr, was das bedeutet?
44 Viel weiÜ der Weise, sieht weit voraus
Der Welt Untergang, der Asen Fall.
45 Bru der befehden sich und fß llen einander,
Geschwister sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdro hnt, u ble Disen fliegen;
Der eine schont des andern nicht mehr.
46 Unerho rtes ereignet sich, groÜ er Ehbruch.
Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstu rzt.
47 Mimirs So hne spielen, der Mittelstamm entzu ndet sich
Beim gellenden Ruf des Giallarhorns.
Ins erhobne Horn blß st Heimdall laut,
Odin murmelt mit Mimirs Haupt.
48 Yggdrasil zittert, die Esche, doch steht sie,
Es rauscht der alte Baum, da der Riese frei wird.
(Sie bangen alle in den Banden Hels
Bevor sie Surturs Flamme verschlingt.)
Grß Ü lich heult Garm vor der Gnupaho hle,
Die Fessel bricht und Freki rennt.
49 Hrym fß hrt von Osten und hebt den Schild,
Jo rmungand wß lzt sich im Jo tunmute.
Der Wurm schlß gt die Flut, der Adler facht,
Leichen zerreiÜ t er; los wird Naglfar.
50 Der Kiel fß hrt von Osten, da kommen Muspels So hne
U ber die See gesegelt; sie steuert Loki.
Des Untiers Abkunft ist all mit dem Wolf;
Auch Bileists Bruder ist ihm verbu ndet.
51 Surtur, fß hrt von Su den mit flammendem Schwert,
Von seiner Klinge scheint die Sonne der Go tter.
Steinberge stu rzen, Riesinnen straucheln,
Zu Hel fahren Helden; der Himmel klafft.
52 Was ist mit den Asen? Was ist mit den Alfen?
All Jo tunheim ß chzt, die Asen versammeln sich.
Die Zwerge sto hnen vor steinernen Tu ren,
Der Bergwege Weiser: wiÜ t ihr, was das bedeutet?
53 Da hebt sich Hlins anderer Harm,
Da Odin eilt zum Angriff des Wolfs.
Belis Mo rder miÜ t sich mit Surtur;
Schon fß llt Friggs einzige Freude.
54 Nicht sß umt Siegvaters erhabner Sohn
Mit dem Leichenwolf, Widar, zu fechten:
Er sto Ü t dem Hwedrungssohn den Stahl ins Herz
Durch gß hnenden Rachen: so rß cht er den Vater.
55 Da kommt geschritten Hlodyns scho ner Erbe,
Wider den Wurm wendet sich Odins Sohn.
Mutig trifft ihn Midgards Segner.
Doch fß hrt neun FuÜ weit Fio rgyns Sohn
Weg von der Natter, die nichts erschreckte.
Alle Wesen mu ssen die Weltstatt rß umen.
56 Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,
Vom Himmel schwinden die heitern Sterne.
Glutwirbel umwu hlen den allnß hrenden Weltbaum,
Die heiÜ e Lohe beleckt den Himmel.
57 Da seh ich auftauchen zum andernmale
Aus dem Wasser die Erde und wieder gru nen.
Die Fluten fallen, daru ber fliegt der Aar,
Der auf dem Felsen nach Fischen weidet.
58 Die Asen einen sich auf dem Idafelde,
U ber den Weltumspanner zu sprechen, den groÜ en.
Uralter Spru che sind sie da eingedenk,
Von Fimbultyr gefundner Runen.
59 Da werden sich wieder die wundersamen
Goldenen Bß lle im Grase finden,
Die in Urzeiten die Asen hatten,
Der Fu rst der Go tter und Fio lnirs Geschlecht.
60 Da werden unbesß t die Acker tragen,
Alles Bo se bessert sich, Baldur kehrt wieder.
In Heervaters Himmel wohnen Ho dur und Baldur,
Die walweisen Go tter. WiÜ t ihr, was das bedeutet?
61 Da kann Ho nir selbst sein Los sich kiesen,
Und beider Bru der So hne bebauen
Das weite Windheim. WiÜ t ihr, was das bedeutet?
62 Einen Saal seh ich heller als die Sonne,
Mit Gold bedeckt auf Gimils Ho hn:,
Da werden bewß hrte Leute wohnen
Und ohne Ende der Ehren genieÜ en.
63 Da reitet der Mß chtige zum Rat der Go tter,
Der Starke von oben, der alles steuert.
Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste,
Und ordnet ewige Satzungen an.
64 Nun kommt der dunkle Drache geflogen,
Die Natter hernieder aus Nidafelsen.
Das Feld u berfliegend trß gt er auf den Flu geln
Nidho ggurs-Leichen - und nieder senkt er sich.
ich liebe diese dichtung
und der rest der Edda ist auch einfach geil
mfg
Credendo Vides
E nomine patre
et fili
et spiritu sancti Amen