magus
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2005
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Von der Nachfolge Christi
04.05.2005 um 20:27Anhang: Abendmahl.jpg (17,9 KB)
Hi, ist für jeden Christen Interessant....
Wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Dunkel, spricht der Herr (Joh 8, 12). Das sind Worte Christi. Sie motiviert uns, sein Leben und seinen Wandel nachzuahmen, wenn wir wahrhaft erleuchtet und von aller Blindheit des Herzens befreit werden möchten. Unsere höchste Aufgabe sei die Betrachtung des Lebens Jesu Christi.
Die Lehre Christi übertrifft alle Lehren der Heiligen. Wer den Geist besitzt, findet in ihr verborgenes Himmelsbrot. Doch es ist nun einmal so: Viele hören die Frohbotschaft oft, spüren aber nur geringe Sehnsucht nach dem Evangelium. Es fehlt ihnen der Christusgeist (vgl. Röm 8, 9). Wer Christi Worte ganz verstehen und verkosten will, muß bestrebt sein, sein ganzes Leben ihm gleichzuformen. Was nützt es dir, tiefgründig über die Dreieinigkeit zu reden, wenn dir die Demut fehlt? Ohne sie mißfällst du der Dreieinigkeit. Wahrlich, gelehrte Worte machen nicht den Heiligen und Gerechten. Das tut allein ein tugendhaftes Leben. Das macht dich Gott teuer. Lieber möchte ich den Schmerz der Reue spüren, als ihre Definition kennen. Wenn du die ganze Bibel auswendig wüßtest und kenntest dich in allen Lehren der Weltweisen aus, was hättest du davon ohne die Gottesliebe und die Gnade?
O Eitelkeit aller Eitelkeiten! Alles ist eitel", außer Gott lieben und ihm allein dienen (Koh 1, 2). Das ist die höchste Weisheit: Die Welt gering zu werten! und dadurch nach dem Reiche der Himmel zu streben. Eitel ist es, vergängliche Reichtümer zu suchen und auf sie seine Hoffnungen zu setzen. Eitel ist es, nach Ehrungen zu verlangen und angesehene Stellungen anzustreben. Eitel ist es, den Trieben des Leibes nachzugeben und zu begehren, was später schwere Strafe nach sich zieht. Eitel ist es, sich ein langes Leben zu wünschen und sich um ein gutes Leben kaum zu bemühen. Eitel ist es, nur auf das gegenwärtige Leben zu achten und für die Zukunft kein Auge zu haben. Eitel ist es, zu lieben, was eilenden Fluges vorüberzieht, statt schleunigst dorthin zu eilen, wo ewige Freude wohnt. Denke oft an jenes Sprichwort: "Das Auge wird nicht satt vom Sehen, das Ohr nicht satt vom Hören" (Koh 1, 8). Sei also darauf bedacht, dein Herz von der Liebe zum Sichtbaren zu lösen und dich zum Unsichtbaren zu erheben. Denn die den Eindrücken der Sinne folgen, beflecken das Gewissen und verlieren Gottes Gnade.
Sich selbst demütig einschätzen
1. "Jeder Mensch hat einen natürlichen Wissensdrang", aber was bringt die Wissenschaft schon ein ohne die Gottesfurcht? Besser ist ein demütiger Landmann, der Gott dient, als ein stolzer Philosoph, der den Lauf der Gestirne studiert, sich selbst aber vergißt. Wer sich selbst gut durchschaut, hält sich nicht für einen wertvollen Menschen und erfreut sich nicht am Lobe der Menschen. Wenn ich alles wüßte, was es in der Welt gibt, lebte ich aber nicht in der Liebe, was nützte es mir vor Gott, der mich nach meinen Werken richten wird? Mäßige die übergroße Wißbegier, sie lenkt dich zu stark ab, sie täuscht dich. Die viel wissen, wollen gerne beachtet und als Weise tituliert werden.
2. Es gibt vieles, das zu wissen der Seele wenig oder gar nichts nützt. Sehr unklug ist, wer anderen Dingen nachgeht, statt solchen, die seinem Heile dienen. Viele Worte sättigen die Seele nicht. Das gute Leben aber ist eine Labe für den Geist und das reine Gewissen eine Quelle großen Gottvertrauens. Je umfassender und gründlicher dein Wissen ist, desto schwerer wiegt deine Verantwortung, wenn dein Leben nicht um so heiliger war. Brüste dich also nicht mit irgendeiner Kunst oder Wissenschaft, fürchte dich vielmehr wegen der dir verliehenen Einsicht. Wenn du meinst, vieles zu wissen und es recht gut zu verstehen, so bedenke, daß es noch weit mehr gibt, was du nicht weißt.
3. "Sei nicht überheblich" (Röm 11,20; 12, 16), gestehe lieber deine Unwissenheit. Warum willst du dich anderen vorziehen, da es doch viele gibt, die gelehrter und gesetzeskundiger sind als du? Willst du etwas Nutzbringendes wissen oder lernen, so liebe es, unbekannt zu sein und für nichts gehalten zu werden. Das ist die tiefste und nützlichste Wissenschaft: sich selbst richtig zu erkennen und gering zu achten. Das ist hohe Weisheit und Vollkommenheit: von sich selber nichts zu halten und von andern immer eine edle, gute Meinung zu haben. Siehst du jemanden offenkundig sündigen und sich schwer vergehen, du dürftest dich dennoch nicht für besser halten. Denn du weißt nicht, wie lange du im Guten verharrst. Wir alle sind gebrechlich, aber halte keinen für hinfälliger als dich selbst.
Die Lehre der Wahrheit
1. Glücklich, den die Wahrheit (Gott) selbst belehrt, nicht durch vergängliche Zeichen und Worte, sondern in ihrem Wesen. Unser Denken und unser Sinn täuschen uns oft und nehmen wenig wahr. Was nützt das lange Reden über verborgene und dunkle Dinge? Wir werden ihretwegen nicht zur Rechenschaft gezogen, wenn wir sie etwa nicht gekannt haben. O große Torheit, das Nützliche und Notwendige zu übergehen, um Dingen nachzugehen, die nur der Neugier dienen und Schaden anrichten! "Wir haben Augen und sehen nicht" (Jer 5,21 und Ps 115,5). Was kümmern wir uns um Gattungen und Arten? Zu wem das ewige Wort (Gott) spricht, der bleibt vor vielen falschen Ansichten bewahrt.
2. Aus einem Worte (Gottes) stammen alle Dinge, und von einem Worte reden alle Dinge, und das ist "der Anfang, der auch zu uns redet" (Joh 8, 25). Ohne ihn kommt keiner zur Einsicht, hat keiner ein rechtes Urteil. Wem alles das Eine ist, wer alles auf das Eine bezieht und alles in dem Einen schaut, dessen Herz kann festen Stand haben und dauernd im Frieden Gottes leben. O Wahrheit Gott, mach mich eins mit dir in ewiger Liebe! Ich bin des vielen Lesens und Hörens oft so überdrüssig. In dir ist alles, was ich suche und ersehne. Schweigen mögen alle Lehrer, verstummen alle Geschöpfe vor deinem Angesichte. Sprich du allein zu mir!
3. Je mehr einer mit sich selbst eins geworden ist, je einfacher er in seinem Inneren geworden ist, desto mehr und desto Höheres erkennt er ohne Mühe, weil er von oben her das Licht der Erkenntnis empfängt. Ein lauterer, gerader und beharrlicher Geist verliert beim Hochbetrieb nicht seine Sammlung, weil er alles zur Ehre Gottes tut und bestrebt ist, in Ruhe alle Eigensucht auszuschalten. Wer behindert und belästigt dich mehr als die unertötete Begier deines Herzens? Der gute, fromme Mensch überdenkt zuerst in seinem Inneren die Werke, die er nach außen zustande bringen muß. Darum ziehen ihn die Arbeiten auch nicht ins Sündhafte und Triebhafte, vielmehr gibt er selber den Neigungen die dem Urteil der gesunden Vernunft entsprechende Richtung. Wer hat einen härteren Kampf zu kämpfen, als wer sich selbst zu besiegen trachtet? Und gerade das sollte unser Grundanliegen sein: uns selbst zu besiegen, täglich in der Selbstbeherrschung zu wachsen und so im Guten irgendeinen Fortschritt zu machen.
4. Allem Vollkommenen haftet in diesem Leben Unvollkommenes an, und all unser Denken ist nicht frei von einem gewissen Dunkel. Die demütige Selbsterkenntnis geleitet dich sicherer zu Gott als die tiefe wissenschaftliche Forschung. Die Wissenschaft verdient keinen Tadel, auch nicht das schlichte Wissen um die Dinge. Diese sind in sich betrachtet gut und gehören der göttlichen Ordnung an. Aber ein gutes Gewissen und ein Leben der Tugend verdienen immer den Vorzug. Weil jedoch die meisten mehr auf das Wissen als auf ein tugendhaftes Leben bedacht sind, geraten sie oft in die Irre und zeitigen fast keine oder nur geringe Frucht. Wenn sie doch ebensoviel Fleiß aufbrächten, ihre Fehler auszurotten und Tugenden einzupflanzen, als gelehrte Fragen aufzuwerfen, es gäbe nicht so große Mißstände und Ärgernisse im Volke und nicht so viel Zerfall in den Klöstern.
5. Bestimmt werden wir am kommenden Gerichtstage nicht gefragt werden, was wir gelesen, sondern was wir getan haben, und nicht, wie schön wir geredet, sondern wie gut wir gelebt. haben. Sage mir: Wo sind denn alle jene Herren und Meister, jene Leuchten der Wissenschaft, die du, als sie noch lebten, so gut gekannt hast? Schon sitzen andere auf ihren Pfründen, und ich weiß nicht, ob diese ihrer noch gedenken. Zu ihrer Zeit schienen sie etwas zu bedeuten, und nun ist es still um sie geworden. Wie schnell verrauscht der Ruhm dieser Welt! Hätte doch ihr Leben zu ihrer Gelehrsamkeit gepaßt, dann hätten sie gut studiert und gelehrt.
6. Wieviele gehen in dieser Welt an ihrem eitlen Wissen zugrunde! Sie kümmern sich zu wenig um den Dienst Gottes. Sie wollen lieber bedeutend als demütig sein; darum "schwinden sie dahin samt ihrem Denken" (Röm 1,21). Wahrhaft groß ist, wer große Liebe hat. Wahrhaft groß ist, wer in seinen eigenen Augen klein ist und alle Ehrenbezeugungen für nichts achtet. Wahrhaft klug ist, wer "alles Irdische für Unrat hält, um Christus zu gewinnen" (Phil 3,8). Ein wirklicher Gelehrter ist, wer Gottes Willen tut und auf seinen eigenen Willen verzichtet.
Achtsamkeit beim Handeln
1. Glaube nicht alles, und erzähle nicht alles.
2. Überlege mit Ruhe, und lasse dir raten.
1. Glaube nicht jedem Worte, und traue nicht jeder Eingebung. Prüfe vielmehr die Dinge vor Gott, behutsam und mit der nötigen Ruhe. Leider geschieht es oft, daß wir von andern lieber das Böse glauben und erzählen als das Gute; so schwach sind wir. Doch vollkommene Menschen glauben nicht so leicht jedem Schwätzer. Denn sie kennen die menschliche Schwäche, die zum Bösen neigt und im Reden leicht zu Falle kommt.
2. Es ist eine tiefe Weisheit, nicht übereilt zu handeln und nicht an seiner eigenen Meinung starrköpfig festzuhalten. Dazu gehört auch, daß man nicht irgendwelcher Rederei Glauben schenkt und das, was man etwa gehört und geglaubt hat, nicht gleich anderen Leuten weitererzählt. Berate dich mit einem klugen und gewissenhaften Mann, und lasse dich lieber eines Besseren belehren, statt deinen Einfällen zu folgen. Ein gutes Leben macht den Menschen weise vor Gott und erfahren in vielen Dingen. Je demütiger ein Mensch ist und je vollkommener er sich Gott unterwirft, um so weiser wird er sein und um so reicher an Frieden.
Das Lesen der heiligen Schriften
1. Achte mehr auf den Inhalt als auf die Form.
2. Lies nicht als Wissender, sondern um zu lernen.
1. Suche Wahrheit in den heiligen Schriften, nicht den Glanz der Rede. "Jedes heilige Buch muß in dem Geist gelesen werden, in dem es verfaßt wurde." Wir müssen mehr auf unseren Nutzen als auf die gewählte Form achten. Darum sollten wir fromme und schlichte Bücher ebenso gern lesen wie hohe und gedankenschwere. Der Name des Verfassers und sein großes oder geringes Ansehen in der Literatur darf nicht stören. Was dich zum Buche führen soll, sei einzig die Liebe zur reinen Wahrheit. "Frage nicht, wer das gesagt hat, sondern achte auf das, was gesagt wird."
2. Die Menschen gehen dahin, die Wahrheit des Herrn aber bleibt in Ewigkeit. Gott spricht zu uns auf mannigfache Weise, ohne Ansehen der Person. Was uns beim Lesen der Schriften oft hindernd im Wege steht, ist unsere Neugier. Wir wollen begreifen und ergründen, worüber wir einfach hinweggehen sollten. Willst du aus der Lesung Nutzen ziehen, dann lies demütig, bescheiden und voll Vertrauen. Erhebe nie Anspruch auf den Namen eines Gelehrten. Stelle gern Fragen und höre schweigend auf die Worte der Heiligen. Laß dich auch die Gleichnisreden der Alten nicht verdrießen; sie werden nicht ohne Grund gesprochen.
Ungeordnete Gesinnungen
1. Der Quell seelischer Unruhe.
2. Bezwinge dich, und du findest Ruhe.
1. Sobald der Mensch etwas begehrt, was gegen die Ordnung verstößt, erfaßt ihn sogleich die Unruhe. Hochmütige und Geizige kennen keine Ruhe, der Arme im Geist und der Demütige leben im vollen Frieden. Wer sich noch nicht gänzlich abgestorben ist, gerät leicht in Versuchung, er strauchelt über die geringsten Kleinigkeiten. Ein Mensch von schwachem Geist, der noch irgendwie dem niederen Menschen und dem Sinnenhaften zugeneigt ist, kann sich nur schwer von den irdischen Wünschen völlig loslösen. Er wird oft traurig, wenn er sich ihnen entzieht, und wird leicht zornig, wenn ihm einer in den Weg tritt.
2. Hat er aber erreicht, was er begehrt, drückt ihn sogleich der Vorwurf des Gewissens, weil er seiner Leidenschaft folgte, die ihm nicht zu dem gesuchten Frieden verhilft. Wahren Herzensfrieden findet man nur im Kampf gegen die Leidenschaften, nicht aber darin, daß man ihnen nachgibt. In einem irdisch gesinnten Herzen, das sich an äußere Dinge verliert, ist kein Frieden, wohl aber in einem Menschen von Geist und Glut.
Keine trügerische Hoffnung und Überheblichkeit hegen!
1. Baue dein Lebensglück nicht auf trügerischen Grund.
2. Was die Welt schätzt, bietet kein haltbares Fundament.
1. Ein Tor, wer seine Hoffnung auf Menschen oder Geschöpfe setzt. Schäme dich nicht, aus Liebe zu Jesus Christus anderen zu dienen und als arm zu gelten in dieser Welt. Verlaß dich nicht auf dich selbst, setze vielmehr dein Vertrauen auf Gott. Tu, was du tun kannst, und Gott wird deinem guten Willen beistehen. Vertraue nicht auf dein Wissen oder auf die Schlauheit irgendeines lebenden Menschen. Baue vielmehr auf die Gnade Gottes, der den Demütigen hilft und die Überheblichen demütigt.
2. Rühme dich nicht deiner Reichtümer (Jer 9, 23). Prahle auch nicht mit einflußreichen Freunden. Dein Ruhm sei Gott, der alles schenkt und außer allen Gaben sich selbst dir zu geben verlangt. Brüste dich nicht mit der Kraft und Schönheit des Leibes; eine geringe Krankheit genügt, und er ist zerstört und entstellt. Gefalle dir nicht in deiner Geschicklichkeit und Begabung, sonst mißfällst du Gott, dem alles gehört, was du von Natur Gutes hast. Halte dich nicht für besser als andere, damit du nicht vor Gott geringer erfunden werdest. Er weiß, was im Menschen ist (loh 2, 25). Sei nicht eingebildet auf gute Werke. Gott richtet anders als die Menschen. Ihm mißfällt oft, was den Menschen wohlgefällt. Hast du etwas Gutes an dir, so glaube nur, daß andere Besseres aufweisen können. So bewahrst du die Demut. Es schadet dir nicht, wenn du dich für geringer hältst als alle andern, höchst schädlich aber ist es, wenn du dich auch nur einem vorziehst. Nie versiegender Friede begleitet den Demütigen, im Herzen des Stolzen aber wohnen oft Zorn und Erbitterung.
Vertrauensseligkeit sollte man vermeiden
1. Nicht so vertrauensselig.
2. Täusche dich nicht.
1. Öffne nicht jedem Menschen dein Herz (Sir 8,19), doch mit einem weisen, gottesfürchtigen Menschen besprich deine Sache. Mit jungen Leuten und mit Fremden laß dich weniger ein. Schmeichle nicht den Reichen, und erscheine nur selten vor Großen. Suche deine Gesellschaft und Unterhaltung bei den bescheidenen, einfachen und ausgeglichenen Menschen, und sprich mit ihnen über das, was zum Guten anregt. Sei nicht allzu vertraulich mit dem anderen Geschlecht, alle guten Frauen aber empfiehl insgesamt dem Herrn. Wirklich vertraut sei nur mit Gott und mit seinen Engeln, dem Bekanntsein unter Menschen aber gehe aus dem Wege.
2. Liebe soll man zu allen haben, Vertraulichkeit aber ist nicht zuträglich. Zuweilen kommt es vor, daß ein Unbekannter einen sehr guten Ruf besitzt; siehst du ihn aber aus der Nähe, verliert er seinen Glanz in deinen Augen. Manchmal dünkt uns, andere fänden Gefallen an unserer Gesellschaft, doch sind wir schon auf dem Wege, ihnen zu mißfallen, weil sie unsere Schwäche entdecken.
Gehorsam und Unterordnung
1. Achte die Vorgesetzten.
2. Nimm Rat an.
1. Es ist etwas Bedeutendes, im Gehorsam zu stehen, unter einem Oberen zu leben und nicht sein eigner Herr zu sein. Ungleich sicherer ist es, Untergebener zu sein als Vorgesetzter. Viele sind untertan, mehr aus Zwang als aus Liebe. Sie haben ihre Last damit und murren schnell. Sie bringen es nur dann zur Freiheit des Geistes, wenn sie sich um Gottes willen und aus ganzem Herzen unterwerfen. Laufe dahin oder dorthin, du findest keine Ruhe, wenn du dich nicht demütig der Leitung des Oberen unterwirfst. Die Einbildung, mit dem Wechsel des Ortes würde es besser, hat schon viele getäuscht. Wahr ist, daß jeder gern nach seinem eigenen Kopf lebt und lieber denen folgt, die mit ihm einer Meinung sind. Aber wenn Gott unter uns wohnt, gehört es sich doch wohl, daß wir bisweilen um des lieben Friedens willen von unserer eigenen Meinung lassen.
2. Wer ist so weise, daß er alles vollkommen wissen könnte? Darum baue nicht zu sehr auf deine Einsicht, sondern höre auch gern auf die Meinung anderer. Ist deine Meinung gut, und du stehst um Gottes willen davon ab und folgst einem anderen, so wirst du ungleich größeren Nutzen davon haben. Denn oft habe ich gehört, es sei weit sicherer, auf einen Rat zu hören und ihn anzunehmen, als Rat zu erteilen. Es kann auch der Fall vorkommen, daß die Meinung eines jeden Hand und Fuß hat. Aber gar nicht nachgeben wollen, wenn Vernunft und Sache dies erfordern, ist das Zeichen starrsinnigen Hochmut!
Sei nicht redselig
1. Das viele Reden schadet dir.
2. Es bringt dir keinen Trost.
1. Fliehe den Lärm der Menschen, sooft du kannst. Das Reden über Tagesereignisse hemmt dich sehr, auch wenn es in guter Absicht geschieht. Denn schnell werden wir von den Eitelkeiten der Welt angesteckt und in ihren Bann gezogen. Ich wollte, ich hätte mehr geschwiegen und wäre nicht unter Menschen gegangen.
2. Weshalb reden und schwätzen wir so gern miteinander, da wir doch selten ohne Verletzung des Gewissens zum Schweigen zurückkehren? Nur deshalb reden wir so gern, weil wir in der Unterhaltung gegenseitig Trost suchen und dem vom vielen Denken ermüdeten Herzen gern Erleichterung verschaffen. Und sehr gern überdenken und sprechen wir aus, was wir lieben oder uns wünschen, oder wir reden von dem Unangenehmen, das uns drückt. Aber leider! Häufig erfolglos und vergeblich; denn diese äußere Tröstung ist der inneren, göttlichen Tröstung sehr abträglich. So müssen wir also wachen und beten (Mt 26,41), damit die Zeit nicht ungebraucht vergehe. Wenn es erlaubt und angezeigt ist zu reden, dann sprich, was aufbauen kann. Üble Gewohnheit und Gleichgültigkeit gegen unseren Fortschritt tragen viel dazu bei, daß wir unseren Mund nicht halten können. Nicht wenig aber trägt zum geistlichen Fortschritt das religiöse Gespräch über geistliche Dinge bei, besonders dann, wenn Menschen gleichen Herzens und gleichen Geistes sich in Gott zusammenfinden.
Frieden erwerben und unermüdlich weiterstreben
1. Frieden gewinnt, wer sich nicht unnötig um alles kümmert.
2. Frieden gewinnt, wer sich selbst widersteht.
3. Fortschritte erzielt, wer sich tapfer, gottvertrauend, beharrlich in kleinen
Dingen einsetzt.
1. Wir könnten reich sein an Frieden, wenn wir uns nicht soviel um das kümmerten, was andere sagen und tun und was uns nichts angeht. Wie kann der lange in Frieden leben, der sich in fremde Händel mischt, äußere Anlässe sucht und sich wenig oder selten innerlich sammelt? Selig die Einfältigen! Sie werden viel Frieden haben.
Warum sind manche Heilige so vollkommene und beschauliche Menschen gewesen? Weil sie bestrebt waren, alle irdischen Begierden in sich zu überwinden; so konnten sie mit jeder Faser ihres Herzens Gott anhangen und in Freiheit sich selbst gehören.
2. Wir aber lassen uns zu sehr von den eigenen Leidenschaften beherrschen und durch vergängliche Dinge in Atem halten. Selten erringen wir auch nur über einen einzigen Fehler einen vollkommenen Sieg. Täglich voranzuschreiten fühlen wir keine Lust. Deshalb bleiben wir kalt und lau. Wären wir uns selbst vollkommen abgestorben und innerlich ausgeglichen, dann könnten wir sogar an göttlichen Dingen Geschmack finden und ein wenig erfahren, was es um die himmlische Beschauung ist. Das ist das einzige und das größte Hindernis: Wir sind versklavt an die Leidenschaften und Begierden und versuchen gar nicht, den Weg der Vollkommenheit, den die Heiligen gingen, zu beschreiten. Bei der geringsten Kleinigkeit lassen wir sogleich den Kopf hängen und sehen uns nach Menschentrost um.
3. Setzten wir uns in den Kämpfen wie Helden tapfer ein, wahrhaftig, wir würden "die Hilfe des Herrn vom Himmel her über uns kommen sehen" (2 Chr 20,17). Denn er ist bereit, denen zu helfen, die da streiten und auf seine Gnade bauen. Er gibt uns Gelegenheit zum Kampfe, damit wir siegen. Wenn wir den Fortschritt im religiösen Leben nur in äußeren Übungen erblicken, wird es mit unserer Innerlichkeit bald am Ende sein. Legen wir vielmehr die Axt an die Wurzel, um, gereinigt von den ungeordneten Neigungen, den Frieden des Geistes zu finden. Würden wir jedes Jahr nur einen einzigen Fehler ausrotten, wir wären bald vollkommene Menschen. Aber oft genug erleben wir das Gegenteil und finden, daß wir am Anfang unserer Umkehr besser und reiner waren als nach vielen Jahren der Profeß. Der Eifer und Fortschritt müßten täglich wachsen, aber heute gilt einer schon als groß, der noch einen Funken des ersten Eifers in sich erhalten konnte. Würden wir uns anfangs nur ein wenig Gewalt antun, wir könnten nachher alles leicht und frohgemut schaffen. Es ist schwer, Gewohntes zu lassen, aber noch schwerer ist es, gegen den eigenen Willen anzugehen. Doch wenn du über Kleines und Leichtes nicht Herr wirst, wann willst du die schwierigen Fälle meistern? Widerstehe deiner Neigung gleich im Anfang und leg die üble Gewohnheit ab, sonst bringt sie dich nach und nach in größere Schwierigkeiten. Würdest du doch recht bedenken, wie reich der Friede ist, der dir zuteil wird, und wie groß die Freude, die du anderen bereitest, wenn du dich gut führst, ich glaube, du würdest auf deinen geistlichen Fortschritt mehr Sorgfalt verwenden.
Der Nutzen von Widrigkeiten
1. Widrigkeiten erziehen dich zur Demut.
2. Das Leid führt dich zu Gott.
1. Es ist gut für uns, daß wir bisweilen Dingen begegnen, die uns unangenehm und zuwider sind; denn sie rufen den Menschen oft zu sich selber zurück. Er erkennt, daß er in der Verbannung lebt und daß er seine Hoffnung nicht auf irgend etwas in der Welt setzen soll. Es ist gut, daß wir zuweilen Widerspruch erfahren und daß schlecht und abfällig über uns gedacht wird, selbst wenn wir recht handeln und es gut meinen. Das fördert oft die Demut und schützt uns vor eitlem Ruhm. Wenn nämlich die Menschen in der Welt uns gering achten und uns nichts Gutes zutrauen, dann suchen wir noch mehr den inneren Zeugen: Gott.
2. Deshalb sollte der Mensch so fest in Gott gründen, daß er nicht nötig hätte, viel um menschlichen Trost zu betteln. Wenn ein Mensch, der guten Willens ist, in Bedrängnis oder Versuchung gerät oder von bösen Gedanken geplagt wird, dann sieht er besser ein, daß er Gott doch recht nötig hat und daß er ohne ihn nichts Gutes vermag. Er wird traurig, klagt und betet wegen der Not, die er leidet. Dann mag er nicht länger mehr leben, sehnt den Tod herbei und möchte "aufgelöst werden und mit Christus sein" (PhilI, 23). Es geht ihm die Erkenntnis auf, daß es eine letzte Sicherheit und einen vollen Frieden in der Welt nicht geben kann.
Gruss Magus
Im ALLEM kannst Du das NICHTS erkennen, und im NICHTS ALL - ES!
Hi, ist für jeden Christen Interessant....
Wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Dunkel, spricht der Herr (Joh 8, 12). Das sind Worte Christi. Sie motiviert uns, sein Leben und seinen Wandel nachzuahmen, wenn wir wahrhaft erleuchtet und von aller Blindheit des Herzens befreit werden möchten. Unsere höchste Aufgabe sei die Betrachtung des Lebens Jesu Christi.
Die Lehre Christi übertrifft alle Lehren der Heiligen. Wer den Geist besitzt, findet in ihr verborgenes Himmelsbrot. Doch es ist nun einmal so: Viele hören die Frohbotschaft oft, spüren aber nur geringe Sehnsucht nach dem Evangelium. Es fehlt ihnen der Christusgeist (vgl. Röm 8, 9). Wer Christi Worte ganz verstehen und verkosten will, muß bestrebt sein, sein ganzes Leben ihm gleichzuformen. Was nützt es dir, tiefgründig über die Dreieinigkeit zu reden, wenn dir die Demut fehlt? Ohne sie mißfällst du der Dreieinigkeit. Wahrlich, gelehrte Worte machen nicht den Heiligen und Gerechten. Das tut allein ein tugendhaftes Leben. Das macht dich Gott teuer. Lieber möchte ich den Schmerz der Reue spüren, als ihre Definition kennen. Wenn du die ganze Bibel auswendig wüßtest und kenntest dich in allen Lehren der Weltweisen aus, was hättest du davon ohne die Gottesliebe und die Gnade?
O Eitelkeit aller Eitelkeiten! Alles ist eitel", außer Gott lieben und ihm allein dienen (Koh 1, 2). Das ist die höchste Weisheit: Die Welt gering zu werten! und dadurch nach dem Reiche der Himmel zu streben. Eitel ist es, vergängliche Reichtümer zu suchen und auf sie seine Hoffnungen zu setzen. Eitel ist es, nach Ehrungen zu verlangen und angesehene Stellungen anzustreben. Eitel ist es, den Trieben des Leibes nachzugeben und zu begehren, was später schwere Strafe nach sich zieht. Eitel ist es, sich ein langes Leben zu wünschen und sich um ein gutes Leben kaum zu bemühen. Eitel ist es, nur auf das gegenwärtige Leben zu achten und für die Zukunft kein Auge zu haben. Eitel ist es, zu lieben, was eilenden Fluges vorüberzieht, statt schleunigst dorthin zu eilen, wo ewige Freude wohnt. Denke oft an jenes Sprichwort: "Das Auge wird nicht satt vom Sehen, das Ohr nicht satt vom Hören" (Koh 1, 8). Sei also darauf bedacht, dein Herz von der Liebe zum Sichtbaren zu lösen und dich zum Unsichtbaren zu erheben. Denn die den Eindrücken der Sinne folgen, beflecken das Gewissen und verlieren Gottes Gnade.
Sich selbst demütig einschätzen
1. "Jeder Mensch hat einen natürlichen Wissensdrang", aber was bringt die Wissenschaft schon ein ohne die Gottesfurcht? Besser ist ein demütiger Landmann, der Gott dient, als ein stolzer Philosoph, der den Lauf der Gestirne studiert, sich selbst aber vergißt. Wer sich selbst gut durchschaut, hält sich nicht für einen wertvollen Menschen und erfreut sich nicht am Lobe der Menschen. Wenn ich alles wüßte, was es in der Welt gibt, lebte ich aber nicht in der Liebe, was nützte es mir vor Gott, der mich nach meinen Werken richten wird? Mäßige die übergroße Wißbegier, sie lenkt dich zu stark ab, sie täuscht dich. Die viel wissen, wollen gerne beachtet und als Weise tituliert werden.
2. Es gibt vieles, das zu wissen der Seele wenig oder gar nichts nützt. Sehr unklug ist, wer anderen Dingen nachgeht, statt solchen, die seinem Heile dienen. Viele Worte sättigen die Seele nicht. Das gute Leben aber ist eine Labe für den Geist und das reine Gewissen eine Quelle großen Gottvertrauens. Je umfassender und gründlicher dein Wissen ist, desto schwerer wiegt deine Verantwortung, wenn dein Leben nicht um so heiliger war. Brüste dich also nicht mit irgendeiner Kunst oder Wissenschaft, fürchte dich vielmehr wegen der dir verliehenen Einsicht. Wenn du meinst, vieles zu wissen und es recht gut zu verstehen, so bedenke, daß es noch weit mehr gibt, was du nicht weißt.
3. "Sei nicht überheblich" (Röm 11,20; 12, 16), gestehe lieber deine Unwissenheit. Warum willst du dich anderen vorziehen, da es doch viele gibt, die gelehrter und gesetzeskundiger sind als du? Willst du etwas Nutzbringendes wissen oder lernen, so liebe es, unbekannt zu sein und für nichts gehalten zu werden. Das ist die tiefste und nützlichste Wissenschaft: sich selbst richtig zu erkennen und gering zu achten. Das ist hohe Weisheit und Vollkommenheit: von sich selber nichts zu halten und von andern immer eine edle, gute Meinung zu haben. Siehst du jemanden offenkundig sündigen und sich schwer vergehen, du dürftest dich dennoch nicht für besser halten. Denn du weißt nicht, wie lange du im Guten verharrst. Wir alle sind gebrechlich, aber halte keinen für hinfälliger als dich selbst.
Die Lehre der Wahrheit
1. Glücklich, den die Wahrheit (Gott) selbst belehrt, nicht durch vergängliche Zeichen und Worte, sondern in ihrem Wesen. Unser Denken und unser Sinn täuschen uns oft und nehmen wenig wahr. Was nützt das lange Reden über verborgene und dunkle Dinge? Wir werden ihretwegen nicht zur Rechenschaft gezogen, wenn wir sie etwa nicht gekannt haben. O große Torheit, das Nützliche und Notwendige zu übergehen, um Dingen nachzugehen, die nur der Neugier dienen und Schaden anrichten! "Wir haben Augen und sehen nicht" (Jer 5,21 und Ps 115,5). Was kümmern wir uns um Gattungen und Arten? Zu wem das ewige Wort (Gott) spricht, der bleibt vor vielen falschen Ansichten bewahrt.
2. Aus einem Worte (Gottes) stammen alle Dinge, und von einem Worte reden alle Dinge, und das ist "der Anfang, der auch zu uns redet" (Joh 8, 25). Ohne ihn kommt keiner zur Einsicht, hat keiner ein rechtes Urteil. Wem alles das Eine ist, wer alles auf das Eine bezieht und alles in dem Einen schaut, dessen Herz kann festen Stand haben und dauernd im Frieden Gottes leben. O Wahrheit Gott, mach mich eins mit dir in ewiger Liebe! Ich bin des vielen Lesens und Hörens oft so überdrüssig. In dir ist alles, was ich suche und ersehne. Schweigen mögen alle Lehrer, verstummen alle Geschöpfe vor deinem Angesichte. Sprich du allein zu mir!
3. Je mehr einer mit sich selbst eins geworden ist, je einfacher er in seinem Inneren geworden ist, desto mehr und desto Höheres erkennt er ohne Mühe, weil er von oben her das Licht der Erkenntnis empfängt. Ein lauterer, gerader und beharrlicher Geist verliert beim Hochbetrieb nicht seine Sammlung, weil er alles zur Ehre Gottes tut und bestrebt ist, in Ruhe alle Eigensucht auszuschalten. Wer behindert und belästigt dich mehr als die unertötete Begier deines Herzens? Der gute, fromme Mensch überdenkt zuerst in seinem Inneren die Werke, die er nach außen zustande bringen muß. Darum ziehen ihn die Arbeiten auch nicht ins Sündhafte und Triebhafte, vielmehr gibt er selber den Neigungen die dem Urteil der gesunden Vernunft entsprechende Richtung. Wer hat einen härteren Kampf zu kämpfen, als wer sich selbst zu besiegen trachtet? Und gerade das sollte unser Grundanliegen sein: uns selbst zu besiegen, täglich in der Selbstbeherrschung zu wachsen und so im Guten irgendeinen Fortschritt zu machen.
4. Allem Vollkommenen haftet in diesem Leben Unvollkommenes an, und all unser Denken ist nicht frei von einem gewissen Dunkel. Die demütige Selbsterkenntnis geleitet dich sicherer zu Gott als die tiefe wissenschaftliche Forschung. Die Wissenschaft verdient keinen Tadel, auch nicht das schlichte Wissen um die Dinge. Diese sind in sich betrachtet gut und gehören der göttlichen Ordnung an. Aber ein gutes Gewissen und ein Leben der Tugend verdienen immer den Vorzug. Weil jedoch die meisten mehr auf das Wissen als auf ein tugendhaftes Leben bedacht sind, geraten sie oft in die Irre und zeitigen fast keine oder nur geringe Frucht. Wenn sie doch ebensoviel Fleiß aufbrächten, ihre Fehler auszurotten und Tugenden einzupflanzen, als gelehrte Fragen aufzuwerfen, es gäbe nicht so große Mißstände und Ärgernisse im Volke und nicht so viel Zerfall in den Klöstern.
5. Bestimmt werden wir am kommenden Gerichtstage nicht gefragt werden, was wir gelesen, sondern was wir getan haben, und nicht, wie schön wir geredet, sondern wie gut wir gelebt. haben. Sage mir: Wo sind denn alle jene Herren und Meister, jene Leuchten der Wissenschaft, die du, als sie noch lebten, so gut gekannt hast? Schon sitzen andere auf ihren Pfründen, und ich weiß nicht, ob diese ihrer noch gedenken. Zu ihrer Zeit schienen sie etwas zu bedeuten, und nun ist es still um sie geworden. Wie schnell verrauscht der Ruhm dieser Welt! Hätte doch ihr Leben zu ihrer Gelehrsamkeit gepaßt, dann hätten sie gut studiert und gelehrt.
6. Wieviele gehen in dieser Welt an ihrem eitlen Wissen zugrunde! Sie kümmern sich zu wenig um den Dienst Gottes. Sie wollen lieber bedeutend als demütig sein; darum "schwinden sie dahin samt ihrem Denken" (Röm 1,21). Wahrhaft groß ist, wer große Liebe hat. Wahrhaft groß ist, wer in seinen eigenen Augen klein ist und alle Ehrenbezeugungen für nichts achtet. Wahrhaft klug ist, wer "alles Irdische für Unrat hält, um Christus zu gewinnen" (Phil 3,8). Ein wirklicher Gelehrter ist, wer Gottes Willen tut und auf seinen eigenen Willen verzichtet.
Achtsamkeit beim Handeln
1. Glaube nicht alles, und erzähle nicht alles.
2. Überlege mit Ruhe, und lasse dir raten.
1. Glaube nicht jedem Worte, und traue nicht jeder Eingebung. Prüfe vielmehr die Dinge vor Gott, behutsam und mit der nötigen Ruhe. Leider geschieht es oft, daß wir von andern lieber das Böse glauben und erzählen als das Gute; so schwach sind wir. Doch vollkommene Menschen glauben nicht so leicht jedem Schwätzer. Denn sie kennen die menschliche Schwäche, die zum Bösen neigt und im Reden leicht zu Falle kommt.
2. Es ist eine tiefe Weisheit, nicht übereilt zu handeln und nicht an seiner eigenen Meinung starrköpfig festzuhalten. Dazu gehört auch, daß man nicht irgendwelcher Rederei Glauben schenkt und das, was man etwa gehört und geglaubt hat, nicht gleich anderen Leuten weitererzählt. Berate dich mit einem klugen und gewissenhaften Mann, und lasse dich lieber eines Besseren belehren, statt deinen Einfällen zu folgen. Ein gutes Leben macht den Menschen weise vor Gott und erfahren in vielen Dingen. Je demütiger ein Mensch ist und je vollkommener er sich Gott unterwirft, um so weiser wird er sein und um so reicher an Frieden.
Das Lesen der heiligen Schriften
1. Achte mehr auf den Inhalt als auf die Form.
2. Lies nicht als Wissender, sondern um zu lernen.
1. Suche Wahrheit in den heiligen Schriften, nicht den Glanz der Rede. "Jedes heilige Buch muß in dem Geist gelesen werden, in dem es verfaßt wurde." Wir müssen mehr auf unseren Nutzen als auf die gewählte Form achten. Darum sollten wir fromme und schlichte Bücher ebenso gern lesen wie hohe und gedankenschwere. Der Name des Verfassers und sein großes oder geringes Ansehen in der Literatur darf nicht stören. Was dich zum Buche führen soll, sei einzig die Liebe zur reinen Wahrheit. "Frage nicht, wer das gesagt hat, sondern achte auf das, was gesagt wird."
2. Die Menschen gehen dahin, die Wahrheit des Herrn aber bleibt in Ewigkeit. Gott spricht zu uns auf mannigfache Weise, ohne Ansehen der Person. Was uns beim Lesen der Schriften oft hindernd im Wege steht, ist unsere Neugier. Wir wollen begreifen und ergründen, worüber wir einfach hinweggehen sollten. Willst du aus der Lesung Nutzen ziehen, dann lies demütig, bescheiden und voll Vertrauen. Erhebe nie Anspruch auf den Namen eines Gelehrten. Stelle gern Fragen und höre schweigend auf die Worte der Heiligen. Laß dich auch die Gleichnisreden der Alten nicht verdrießen; sie werden nicht ohne Grund gesprochen.
Ungeordnete Gesinnungen
1. Der Quell seelischer Unruhe.
2. Bezwinge dich, und du findest Ruhe.
1. Sobald der Mensch etwas begehrt, was gegen die Ordnung verstößt, erfaßt ihn sogleich die Unruhe. Hochmütige und Geizige kennen keine Ruhe, der Arme im Geist und der Demütige leben im vollen Frieden. Wer sich noch nicht gänzlich abgestorben ist, gerät leicht in Versuchung, er strauchelt über die geringsten Kleinigkeiten. Ein Mensch von schwachem Geist, der noch irgendwie dem niederen Menschen und dem Sinnenhaften zugeneigt ist, kann sich nur schwer von den irdischen Wünschen völlig loslösen. Er wird oft traurig, wenn er sich ihnen entzieht, und wird leicht zornig, wenn ihm einer in den Weg tritt.
2. Hat er aber erreicht, was er begehrt, drückt ihn sogleich der Vorwurf des Gewissens, weil er seiner Leidenschaft folgte, die ihm nicht zu dem gesuchten Frieden verhilft. Wahren Herzensfrieden findet man nur im Kampf gegen die Leidenschaften, nicht aber darin, daß man ihnen nachgibt. In einem irdisch gesinnten Herzen, das sich an äußere Dinge verliert, ist kein Frieden, wohl aber in einem Menschen von Geist und Glut.
Keine trügerische Hoffnung und Überheblichkeit hegen!
1. Baue dein Lebensglück nicht auf trügerischen Grund.
2. Was die Welt schätzt, bietet kein haltbares Fundament.
1. Ein Tor, wer seine Hoffnung auf Menschen oder Geschöpfe setzt. Schäme dich nicht, aus Liebe zu Jesus Christus anderen zu dienen und als arm zu gelten in dieser Welt. Verlaß dich nicht auf dich selbst, setze vielmehr dein Vertrauen auf Gott. Tu, was du tun kannst, und Gott wird deinem guten Willen beistehen. Vertraue nicht auf dein Wissen oder auf die Schlauheit irgendeines lebenden Menschen. Baue vielmehr auf die Gnade Gottes, der den Demütigen hilft und die Überheblichen demütigt.
2. Rühme dich nicht deiner Reichtümer (Jer 9, 23). Prahle auch nicht mit einflußreichen Freunden. Dein Ruhm sei Gott, der alles schenkt und außer allen Gaben sich selbst dir zu geben verlangt. Brüste dich nicht mit der Kraft und Schönheit des Leibes; eine geringe Krankheit genügt, und er ist zerstört und entstellt. Gefalle dir nicht in deiner Geschicklichkeit und Begabung, sonst mißfällst du Gott, dem alles gehört, was du von Natur Gutes hast. Halte dich nicht für besser als andere, damit du nicht vor Gott geringer erfunden werdest. Er weiß, was im Menschen ist (loh 2, 25). Sei nicht eingebildet auf gute Werke. Gott richtet anders als die Menschen. Ihm mißfällt oft, was den Menschen wohlgefällt. Hast du etwas Gutes an dir, so glaube nur, daß andere Besseres aufweisen können. So bewahrst du die Demut. Es schadet dir nicht, wenn du dich für geringer hältst als alle andern, höchst schädlich aber ist es, wenn du dich auch nur einem vorziehst. Nie versiegender Friede begleitet den Demütigen, im Herzen des Stolzen aber wohnen oft Zorn und Erbitterung.
Vertrauensseligkeit sollte man vermeiden
1. Nicht so vertrauensselig.
2. Täusche dich nicht.
1. Öffne nicht jedem Menschen dein Herz (Sir 8,19), doch mit einem weisen, gottesfürchtigen Menschen besprich deine Sache. Mit jungen Leuten und mit Fremden laß dich weniger ein. Schmeichle nicht den Reichen, und erscheine nur selten vor Großen. Suche deine Gesellschaft und Unterhaltung bei den bescheidenen, einfachen und ausgeglichenen Menschen, und sprich mit ihnen über das, was zum Guten anregt. Sei nicht allzu vertraulich mit dem anderen Geschlecht, alle guten Frauen aber empfiehl insgesamt dem Herrn. Wirklich vertraut sei nur mit Gott und mit seinen Engeln, dem Bekanntsein unter Menschen aber gehe aus dem Wege.
2. Liebe soll man zu allen haben, Vertraulichkeit aber ist nicht zuträglich. Zuweilen kommt es vor, daß ein Unbekannter einen sehr guten Ruf besitzt; siehst du ihn aber aus der Nähe, verliert er seinen Glanz in deinen Augen. Manchmal dünkt uns, andere fänden Gefallen an unserer Gesellschaft, doch sind wir schon auf dem Wege, ihnen zu mißfallen, weil sie unsere Schwäche entdecken.
Gehorsam und Unterordnung
1. Achte die Vorgesetzten.
2. Nimm Rat an.
1. Es ist etwas Bedeutendes, im Gehorsam zu stehen, unter einem Oberen zu leben und nicht sein eigner Herr zu sein. Ungleich sicherer ist es, Untergebener zu sein als Vorgesetzter. Viele sind untertan, mehr aus Zwang als aus Liebe. Sie haben ihre Last damit und murren schnell. Sie bringen es nur dann zur Freiheit des Geistes, wenn sie sich um Gottes willen und aus ganzem Herzen unterwerfen. Laufe dahin oder dorthin, du findest keine Ruhe, wenn du dich nicht demütig der Leitung des Oberen unterwirfst. Die Einbildung, mit dem Wechsel des Ortes würde es besser, hat schon viele getäuscht. Wahr ist, daß jeder gern nach seinem eigenen Kopf lebt und lieber denen folgt, die mit ihm einer Meinung sind. Aber wenn Gott unter uns wohnt, gehört es sich doch wohl, daß wir bisweilen um des lieben Friedens willen von unserer eigenen Meinung lassen.
2. Wer ist so weise, daß er alles vollkommen wissen könnte? Darum baue nicht zu sehr auf deine Einsicht, sondern höre auch gern auf die Meinung anderer. Ist deine Meinung gut, und du stehst um Gottes willen davon ab und folgst einem anderen, so wirst du ungleich größeren Nutzen davon haben. Denn oft habe ich gehört, es sei weit sicherer, auf einen Rat zu hören und ihn anzunehmen, als Rat zu erteilen. Es kann auch der Fall vorkommen, daß die Meinung eines jeden Hand und Fuß hat. Aber gar nicht nachgeben wollen, wenn Vernunft und Sache dies erfordern, ist das Zeichen starrsinnigen Hochmut!
Sei nicht redselig
1. Das viele Reden schadet dir.
2. Es bringt dir keinen Trost.
1. Fliehe den Lärm der Menschen, sooft du kannst. Das Reden über Tagesereignisse hemmt dich sehr, auch wenn es in guter Absicht geschieht. Denn schnell werden wir von den Eitelkeiten der Welt angesteckt und in ihren Bann gezogen. Ich wollte, ich hätte mehr geschwiegen und wäre nicht unter Menschen gegangen.
2. Weshalb reden und schwätzen wir so gern miteinander, da wir doch selten ohne Verletzung des Gewissens zum Schweigen zurückkehren? Nur deshalb reden wir so gern, weil wir in der Unterhaltung gegenseitig Trost suchen und dem vom vielen Denken ermüdeten Herzen gern Erleichterung verschaffen. Und sehr gern überdenken und sprechen wir aus, was wir lieben oder uns wünschen, oder wir reden von dem Unangenehmen, das uns drückt. Aber leider! Häufig erfolglos und vergeblich; denn diese äußere Tröstung ist der inneren, göttlichen Tröstung sehr abträglich. So müssen wir also wachen und beten (Mt 26,41), damit die Zeit nicht ungebraucht vergehe. Wenn es erlaubt und angezeigt ist zu reden, dann sprich, was aufbauen kann. Üble Gewohnheit und Gleichgültigkeit gegen unseren Fortschritt tragen viel dazu bei, daß wir unseren Mund nicht halten können. Nicht wenig aber trägt zum geistlichen Fortschritt das religiöse Gespräch über geistliche Dinge bei, besonders dann, wenn Menschen gleichen Herzens und gleichen Geistes sich in Gott zusammenfinden.
Frieden erwerben und unermüdlich weiterstreben
1. Frieden gewinnt, wer sich nicht unnötig um alles kümmert.
2. Frieden gewinnt, wer sich selbst widersteht.
3. Fortschritte erzielt, wer sich tapfer, gottvertrauend, beharrlich in kleinen
Dingen einsetzt.
1. Wir könnten reich sein an Frieden, wenn wir uns nicht soviel um das kümmerten, was andere sagen und tun und was uns nichts angeht. Wie kann der lange in Frieden leben, der sich in fremde Händel mischt, äußere Anlässe sucht und sich wenig oder selten innerlich sammelt? Selig die Einfältigen! Sie werden viel Frieden haben.
Warum sind manche Heilige so vollkommene und beschauliche Menschen gewesen? Weil sie bestrebt waren, alle irdischen Begierden in sich zu überwinden; so konnten sie mit jeder Faser ihres Herzens Gott anhangen und in Freiheit sich selbst gehören.
2. Wir aber lassen uns zu sehr von den eigenen Leidenschaften beherrschen und durch vergängliche Dinge in Atem halten. Selten erringen wir auch nur über einen einzigen Fehler einen vollkommenen Sieg. Täglich voranzuschreiten fühlen wir keine Lust. Deshalb bleiben wir kalt und lau. Wären wir uns selbst vollkommen abgestorben und innerlich ausgeglichen, dann könnten wir sogar an göttlichen Dingen Geschmack finden und ein wenig erfahren, was es um die himmlische Beschauung ist. Das ist das einzige und das größte Hindernis: Wir sind versklavt an die Leidenschaften und Begierden und versuchen gar nicht, den Weg der Vollkommenheit, den die Heiligen gingen, zu beschreiten. Bei der geringsten Kleinigkeit lassen wir sogleich den Kopf hängen und sehen uns nach Menschentrost um.
3. Setzten wir uns in den Kämpfen wie Helden tapfer ein, wahrhaftig, wir würden "die Hilfe des Herrn vom Himmel her über uns kommen sehen" (2 Chr 20,17). Denn er ist bereit, denen zu helfen, die da streiten und auf seine Gnade bauen. Er gibt uns Gelegenheit zum Kampfe, damit wir siegen. Wenn wir den Fortschritt im religiösen Leben nur in äußeren Übungen erblicken, wird es mit unserer Innerlichkeit bald am Ende sein. Legen wir vielmehr die Axt an die Wurzel, um, gereinigt von den ungeordneten Neigungen, den Frieden des Geistes zu finden. Würden wir jedes Jahr nur einen einzigen Fehler ausrotten, wir wären bald vollkommene Menschen. Aber oft genug erleben wir das Gegenteil und finden, daß wir am Anfang unserer Umkehr besser und reiner waren als nach vielen Jahren der Profeß. Der Eifer und Fortschritt müßten täglich wachsen, aber heute gilt einer schon als groß, der noch einen Funken des ersten Eifers in sich erhalten konnte. Würden wir uns anfangs nur ein wenig Gewalt antun, wir könnten nachher alles leicht und frohgemut schaffen. Es ist schwer, Gewohntes zu lassen, aber noch schwerer ist es, gegen den eigenen Willen anzugehen. Doch wenn du über Kleines und Leichtes nicht Herr wirst, wann willst du die schwierigen Fälle meistern? Widerstehe deiner Neigung gleich im Anfang und leg die üble Gewohnheit ab, sonst bringt sie dich nach und nach in größere Schwierigkeiten. Würdest du doch recht bedenken, wie reich der Friede ist, der dir zuteil wird, und wie groß die Freude, die du anderen bereitest, wenn du dich gut führst, ich glaube, du würdest auf deinen geistlichen Fortschritt mehr Sorgfalt verwenden.
Der Nutzen von Widrigkeiten
1. Widrigkeiten erziehen dich zur Demut.
2. Das Leid führt dich zu Gott.
1. Es ist gut für uns, daß wir bisweilen Dingen begegnen, die uns unangenehm und zuwider sind; denn sie rufen den Menschen oft zu sich selber zurück. Er erkennt, daß er in der Verbannung lebt und daß er seine Hoffnung nicht auf irgend etwas in der Welt setzen soll. Es ist gut, daß wir zuweilen Widerspruch erfahren und daß schlecht und abfällig über uns gedacht wird, selbst wenn wir recht handeln und es gut meinen. Das fördert oft die Demut und schützt uns vor eitlem Ruhm. Wenn nämlich die Menschen in der Welt uns gering achten und uns nichts Gutes zutrauen, dann suchen wir noch mehr den inneren Zeugen: Gott.
2. Deshalb sollte der Mensch so fest in Gott gründen, daß er nicht nötig hätte, viel um menschlichen Trost zu betteln. Wenn ein Mensch, der guten Willens ist, in Bedrängnis oder Versuchung gerät oder von bösen Gedanken geplagt wird, dann sieht er besser ein, daß er Gott doch recht nötig hat und daß er ohne ihn nichts Gutes vermag. Er wird traurig, klagt und betet wegen der Not, die er leidet. Dann mag er nicht länger mehr leben, sehnt den Tod herbei und möchte "aufgelöst werden und mit Christus sein" (PhilI, 23). Es geht ihm die Erkenntnis auf, daß es eine letzte Sicherheit und einen vollen Frieden in der Welt nicht geben kann.
Gruss Magus
Im ALLEM kannst Du das NICHTS erkennen, und im NICHTS ALL - ES!