Pacmys schrieb:War also nicht nur ein Schloss zum angeben sondern die Familie hat darin wirklich gewohnt, soll sogar sehr heimelig gewesen sein.
Wenn man es sich ansieht fällt auf, dass die Räume alle hintereinander zu betreten sind (wenn man nicht die Dienstboten-Tapetentüren benutzen wollte). Das bedeutete, dass alle Räume, auch die Schlafzimmer, immer offen standen, jedermann durchlief und man keinerlei Privatsphäre hatte.
Außerdem hatten ständig Hofdamen und Bedienstete anwesend zu sein.
Obendrein ist weit und breit keine Toilette zu finden gewesen, also wurden auch ständig Deckeltöpfe durch die Räume getragen.
Katharina die Große war stolze Besitzerin eines Paravents, der sie wenigstens auf dem Nachttopf vor Blicken schützte ... davon, eine Tür hinter sich zu schließen, war gar keine Rede.
Dagegen sieht man keine Heizung, wenn ich richtig erinnere. Man wohnte dort ja auch nur im Sommer. Tatsächlich waren die anderen Paläste aber auch kaum zu beheizen, schon weil´s zu teuer gewesen wäre.
Wer das genauer wissen möchte, kann im Tagebuch der späteren Katharina der Großen sehr genaue Schilderungen des höfischen Lebens finden ... dort natürlich dem am Zarenhof, das seine ganz speziellen Eigenheiten hatte.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/erinnerungen-der-kaiserin-katharina-ii-2102/1Bedenkt man, wie Maria Theresia die Kinder ohne deren Zustimmung verheiratete, teils sogar gegen deren ausdrücklichen Widerstand, war der Umgang mit Kindern und das höfische Protokoll allgemein wohl auch nicht sooo weit von den Schilderungen Katharinas entfernt (auch wenn sich Maria Theresia als Witwe nicht die Freiheiten der Katharina herausnahm, was Liebhaber anging).
Die Vorstellungen von einer "liebevollen Erziehung" waren noch etwas anders als heute ... und die zeitgenössischen Schilderungen auch nicht immer sehr realitätsgetreu.
bellady schrieb:erfolgreiche Beispiele an wie Ursula von der Leyen mit ihren 7 Kindern und und Maria Theresa an mit ihren 16 Kindern
Mit Emanzipation hat der Erfolg einer Kaiserin wohl kaum zu tun. Ganz, ganz sicher hat sie am Tag nicht mehr als eine Stunde für die Kinder gehabt, in der die Kindermädchen die Sprösslinge vorzuführen und neueste Lernerfolge zu beweisen hatten. Letztendlich war dann aber auch all die Bildung eher zweitrangig, denn die künftige Stellung und ihre Aufgaben definierten sich nicht nach dem Können, sondern nach der durch Heirat erworbene Position.
Bei den Mädchen zählte weiterhin nur, wie hübsch sie waren und (noch mehr) welchen Titel sie mitbrachten (bei den Jungs war das Aussehen weniger wichtig). Ob sie sich dann als Herrscherinnen klug und gebildet oder bedeutungslos zeigen würden, war reine Glückssache und eher abhängig von den Bedingungen an dem Hof, in den sie heirateten.
Sich persönlich und liebevoll um die Kinder zu kümmern, galt sogar als schädlich. Viele der hochgestellten Mütter bekamen ihre Babys kaum zu sehen, Ammen erledigten das Stillen, Kindermädchen und Lehrer die Erziehung.
Viele Kinder zu haben war kein Zeichen davon, eine liebevolle Mutter zu sein ... es war für eine Königin und Kaiserin politisch sinnvoll, für eine gläubige Katholikin und Ehefrau Pflicht, und ansonsten machte man sich sowieso nur Sorgen, wenn man keine Kinder bekommen konnte. Andauernd schwanger zu sein, war für junge Frauen normal - die Frage war nur, wie viele Kinder überlebten.
Die Reformen, die die Kaiserin einführte, waren teils positiv ... was aber z.B. die Einrichtung von Schulen anging, schlicht zeitgemäß (ebenso wie die Qualität des Unterrichts auf den Dorfschulen).
Die Frage im Threadtitel ist wohl rhetorisch... natürlich war sie Habsburgs mächtigste Frau, wer hätte das sonst sein sollen.