@Kc Wobei das eigentlich nicht unbedingt ein individuelles, sondern sicherlich auch ein systembedingtes Phänomen ist. Eine typische Politikerkarriere fängt ja ganz unten an der Basis irgendeiner Partei an. Und da muss die eigene Meinung der internen Strömung angepasst werden, sonst findet der einzelne für sich selbst keine Mehrheit. Das schwierige ist, dass es viele verschiedene Einzelmeinungen und Interessen gibt, und es ist schier unmöglich, alle Einzelmeinungen und Interessen zu berücksichtigen.
Von daher ist das selbst ein wenig verbiegen ohnehin für eine wirklich gewollte Politkarriere sehr wichtige Voraussetzung. Und die Posten in der Politik sind rar, die internen Verteilungskämpfe hart.
Hat man sich intern durchgesetzt, muss natürlich auch außen (extern) versucht werden, möglichst alle Einzelmeinungen und Interessen zu berücksichtigen. Geht aber selten. Von daher ist die goldene Mitte der sicherste Weg, schwafeln und wenig konkret sein.
Das "lügen" ist eigentlich genau genommen auch kein lügen. Das schwierige ist eben, dass die meisten Menschen/Wählerinnen und Wähler zu jeder Zeit zu 100% Antworten und Lösungen haben wollen (auf komplexe Probleme). Und das bitte sofort und sofort erfolgreich. Aber das ist einfach kaum möglich, aber das ist Ottonormalbürger gelegentlich schwer zu vermitteln.
Parteien wie die AfD versuchen zum Beispiel derzeit auf komplexe Fragen/Themen einfache Lösungen zu versprechen. Das zieht, die Menschen mögen das. Aber die AfD lügt dann in dem Punkt, dass sie eben doch nicht wie versprochen zu 100% Lösungen hat, die sofort greifen.
Zwischen innen und außen wächst der einzelne Politiker dann eben in ein System rein, und lernt dessen Logik kennen. Das ist ja kein deutsches Phänomen, Politik hat eben intern (hinter den Kulissen) als auch extern (Öffentlichkeit) seine eigene Logik.