@Eierschmatz Oh man wo soll ich da jetzt wieder anfangen...also erstmal:
- Ja stupider nationaler Kollektivwahn ist immer ein Problem, egal aus welcher Richtung das kommt. Jetzt kommt das große ABER:
Es macht ja durchaus Sinn sich als jemand der hier geboren wurde in erster Linie mit der deutschen Variante zu beschäftigen, statt mit dem entsprechenden Phänomen am anderen Ende der Welt. Zudem muss man einfach eine Unterscheidung treffen zwischen beispielsweise US-Patriotismus und dem der deutschen oder anderer europäischer Länder, da ersterer aus der Historie sich anders konstituiert. Die USA sind eine heterogene Gesellschafft, während in Europa und gerade in Deutschland ein völkisches Nationalverständnis vorherrscht.
- Das sich im Fußball mehr aus Image Gründen (vor allem von Seiten der Fifa) vom Rassismus distanziert wird, sollte jedem aufmerksamen Beobachter klar sein. So werden unangenehme Vorfälle häufig einfach unter den Teppich gekehrt um das Bild vom friedlichen Vielvölkersport aufrecht zu erhalten, wo von dieser Verein ja lebt. Beispiele sind hier die kaum thematisierten Fans mit einschlägigem Verhalten, so auch der in der Übertragung vom Deutschland-Ghana Spiel herausgeschnittene "Nazi Flitzer" (auch wenn hier nicht ganz geklärt werden konnte ob dieser Bezug ein missverständnis war, so wurde dieser einfach mal präventiv entfernt). Auch diese Fußball gegen Nazi Aktionen dienen eigentlich nur dem verdrängen. Denn ganz nach dem Motto "Wer ein Statement abgibt trägt keine Verantwortung mehr" kann man sich dann schön zurücklehnen und ja immer darauf verweisen das man sich ja gegen Rassismus im Sport ausspricht.
- Bevor das jetzt wieder kommt: Nochmals NEIN, ich sage NICHT das jeder Fahnenschwenker ein Nazi ist oder zu einem solchen mutiert. Ich sehe nur einen Scheinzusammenhalt, der einen temporären Ersatz für die zwischenmenschliche Entfremdung und Vereinzelung in der postindustriellen Gesellschaft herstellt. Schließlich mag es ja erstma echt schön aussehen wenn der Mehmet von nebenan seine Schwarz-Rot-Goldene Fahne aus dem Fenster hängt und dadurch voll integriert wirkt. Jedoch sollte man mal darüber nachdenken wie sich das im Alltag verhält sobald die WM gegessen ist. Patriotismus und das dadurch vermittelte "WIR-Gefühl" ist dadurch nichts weiter als ein Konsumgut, welches jedoch immer Lifestyle vermittelt.
Ich spreche mich gegen diese "Party" nicht aus weil ich langeweile hab oder irgendwem einfach aus gehässigkeit die Stimmung vermiesen will, sondern weil ich die als normal empfundene Praktik sich bei solchen Events auf eine völkisch-nationale Identität zu berufen für äußerst problematisch halte.