Kein Sex vor der Ehe?
24.08.2005 um 23:50
Zur Klärung dieser in unserer Zeit immer brennender
werdenden Fragen sollen fünf Punkte biblischer Leitli-
nien vorangestellt werden. Wir wenden hier einen biblischen
Auslegungsgrundsatz an, bei dem die Problemlösung nicht
auf einen einzigen Vers zu fixieren ist, sondern sich erst im
Kontext mehrerer Grundaussagen ergibt (siehe Auslegungsgrundsätze
A5 und A6 im Anhang, Teil II):
1. Ehe und Geschlechtlichkeit: Gott hat in seiner Schöpfungsordnung
die Ehe gestiftet. Sie ist sein Wille und seine gute
Idee: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will
ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“ (1 Mo 2,18). Sie
ist als lebenslängliche Gemeinschaft angelegt (Mt 19,6), die
darum nach der Trauformel solange gilt „bis dass der Tod
euch scheide“. Beim Einsetzen dieser von Gott gestifteten
Gemeinschaft von Mann und Frau hatte der Schöpfer gesagt:
„Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen
und an seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch sein“
(1 Mo 2,24). Das „Ein-Fleisch-Sein“ meint zunächst die leibliche,
geschlechtliche Gemeinschaft. Diese Kurzformel umfasst
jedoch den ganzen Menschen und somit auch Seele
und Geist. Zwei Menschen mit unterschiedlichen bisherigen
Lebenswegen finden zu der innigsten Gemeinschaft, die
es gibt. Sie werden eins in ihrem Empfinden und Denken
sowie in geistlicher und leiblicher Beziehung. Die Geschlechtlichkeit
ist ein Geschenk Gottes, und der eheliche Verkehr
dient nach biblischer Sicht nicht nur zum Kinderzeugen:
„Entzieht euch einander nicht, höchstens auf Grund beiderseitigen
Einverständnisses für eine bestimmte Zeit,
um euch ungestört dem Gebet zu widmen“ (1 Kor 7,5;
Menge).
„Dein Brunnquell möge gesegnet sein, dass du an der
Frau deiner Jugend dich erfreuest! Das liebreizende Reh,
die anmutige Gazelle – ihr Busen möge dich allezeit ergötzen,
in ihrer Liebe sei immerdar trunken!“ (Spr 5,18-
19; Menge).
„Genieße das Leben mit deiner Frau, die du liebgewonnen
hast“ (Pred 9,9; Menge).
Die Bibel zeigt uns den rechten Umgang mit der Sexualität.
Sie grenzt sich ab sowohl von Prüderie (Hohel 4) als
auch von Wollust (Jer 5,8); Liebe und Achtung sind die bestimmenden
Randbedingungen (Kol 3,19; 1 Petr 3,7).
2. Ehe und Gemeinde als Stiftung Gottes: In dieser Welt gibt
es viele Formen der menschlichen Gemeinschaft, von denen
Ehe und Familie, Gemeinde und Staat (Röm 13,1-7)
nach dem Willen Gottes sind. Die Gemeinde Jesu Christi
und die Ehe aber sind zwei besondere Stiftungen Gottes und
damit entgegen mancherlei Meinung keineswegs menschliche
Erfindungen: Beide Gemeinschaften sind darum in einer
gottlosen Welt angefochten (1 Tim 4,3; Offb 2,9). Seit
der Schöpfung gibt es keine menschliche Kultur ohne Ehe.
Sie hat sich nie überholt und wird trotz ehefeindlicher Zeitströmungen
und trotz menschlichen Fehlverhaltens alle
Zeiten überdauern, weil sie in der Fürsorge Gottes für den
Menschen begründet liegt. Ebenso wird die Gemeinde nach
der Verheißung Jesu selbst von den Pforten der Hölle niemals
überwältigt werden können (Mt 16,18).
3. Die Ehe als Gleichnis: Die Bibel umschreibt oft den Glauben
und die Beziehung zwischen Gott und Mensch mit dem
innigsten Vertrauensverhältnis, das zwischen Menschen
denkbar ist, mit der Ehe. „Denn wie ein Mann eine Frau
liebhat, … und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut,
so wird sich dein Gott über dich freuen“ (Jes 62,5). Darum
wird auch die Ehe als Gleichnis (griech. mystaerion = Geheimnis)
für das Verhältnis Christi zu seiner Gemeinde gewählt:
„… gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde
und hat sich selbst für sie gegeben, … so sollen auch die
Männer ihre Frauen lieben“ (Eph 5,25+28). Von dieser
Analogie sagt uns Gottes Wort: „Dieses Geheimnis ist
groß!“ (Eph 5,32). Schon aus dem Gleichnischarakter der
Ehe für die ewige Gemeinschaft mit Christus ist ableitbar,
dass Ehe eine Gemeinschaft auf die ganze Lebenszeit ist.
Jede geschiedene Ehe produziert ein Zerrbild der Vorstellungen
Gottes und zerstört das Gleichnishafte. So wird auch
Jesu kompromisslose Haltung in der Scheidungsfrage einsichtig
(Mt 19,6-9).
4. Die Hurerei als Gleichnis: Wenn eine in Liebe und Treue
geführte Ehe als Bild für das Verhältnis Gottes zu seinem
Volk steht, so bezeichnet die Bibel in Konsequenz den Abfall
von Gott und die Anbetung fremder Götter und Götzen
als Ehebruch oder Hurerei:
„Hast du auch gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tut?
Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen
Bäume und trieb daselbst Hurerei. Und von dem Geschrei
ihrer Hurerei ist das Land verunreinigt; denn sie
treibt Ehebruch mit Stein und Holz“ (Jer 3,6+9).
„Denn ich habe gesehen deine Ehebrecherei, deine Geilheit,
deine freche Hurerei, ja deine Greuel auf Hügeln
und auf Äckern“ (Jer 13,27).
5. Was ist Hurerei? Für die beiden deutschen Wörter Hurerei
und Unzucht gibt es in der Sprache des NT nur einen
Ausdruck (griech. porneia), den wir in dem Wort Pornographie
wiederfinden. Das Wort „Unzüchtiger“ (griech. pornos)
wird im NT einerseits neben Ehebrechern und Homosexuellen
gebraucht (z.B. 1 Kor 6,9) andererseits aber auch
als Oberbegriff für jede Befriedigung des Geschlechtstriebes
außerhalb der von Gott gesetzten Ehegemeinschaft
(z.B. 1 Kor 6,18; 1 Thess 4,3). Hierzu gehören
• voreheliche sexuelle Gemeinschaft (5 Mo 22,28)
• Intimgemeinschaft mit einer anderen Frau als der Ehefrau
(3 Mo 18,20; Jer 5,8-9; Mt 5,32)
• Homosexualität (1 Mo 19,5; Röm 1,26-27; 1 Tim 1,10)
• Blutschande (1 Kor 5,1)
• Vergehen mit dem Vieh (3 Mo 18,23).
Diejenigen, die Hurerei (Unzucht) treiben, stehen unter einem
schweren Urteil Gottes:
„Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die
Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder
werden das Reich Gottes ererben“ (1 Kor 6,9-10).
„Die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten“
(Hebr 13,4).
„Draußen (in der Verdammnis) sind die … Unzüchtigen
und die Totschläger und die Götzendiener und jeder, der
Lüge liebhat und tut“ (Offb 22,15).
Folgerungen: Nach diesen biblischen Grundlagen liegen die
gesuchten Antworten auf der Hand. Das Zusammenleben
unverheirateter Paare ist somit ebenso wie vor- oder außerehelicher
Geschlechtsverkehr nach der Bibel als Hurerei
zu bezeichnen und schließt vom Reiche Gottes aus, es
sei denn, die Betreffenden wenden sich von diesem sündigen
Leben ab und kehren um (vgl. Anhang, Teil I, Pkt. 10).
Glücklich sein ist ein sehr beneidenswerter Zustand