Thot - Vater der Philosophen
27.02.2005 um 03:46Da mich dieser Thot/Hermes sehr interessiert, eröffne ich hier einen Thread, in der Hoffnung, daß sich mehr "Interessenten" finden, und sich hier auch interessante Gedanken und Meinungen zu seinem Wirken, Auswirken, sowie Querverweise und / oder weitere Anregungen zur Diskussion finden.
Zur Einleitung eine Schrift von Rachad Mounir Shoucri:
Die Schriften des Thot
Die Schriften, welche Thot/Hermes gewidmet sind, sind meistens auf Griechisch geschrieben oder wurden in den ersten Jahrhunderten ins Griechische übersetzt, mit deutlichem Bezug zu Ägypten. Sie haben für die Nachwelt wichtige Aspekte der religiösen Traditionen vom pharaonischen Ägypten bewahrt. Es ist bekannt, dass die einheimischen Ägypter während der griechisch-römischen Epoche Griechisch schrieben. Thot wird als der Gründer der natürlichen Theologie gesehen, der Art, den einzigen Gott durch seine Werke in der Natur zu entdecken. Zu den Schriften des Thot, die überliefert sind, zählen wir:
Den Corpus Hermeticum, die einheitlichen Bücher 1-18; den Asklepius, Dialog zwischen Hermes und seinem Sohn; die Fragmente von Stobaeus, einen Sammelband, welcher mitunter auch hermetische Auszüge aufweist, zusammengestellt von dem Gelehrten Johannes von Stobae im 5. Jh.; die Hermetischen Texte, gefunden 1945 in der Koptischen Bibliothek von Nag-Hammadi; die Hermetischen Texte über Alchemie, wie das Werk des ägyptischen Alchemisten Zozimus von Panopolis (Achmim, Oberägypten, 300 n.Chr.), welche in arabischer, lateinischer oder griechischer Übersetzung erhalten sind.
Dazu kommen ebenfalls überlieferte Fragmente von mancherlei Zitaten verschiedener Autoren; darüber hinaus einige hermetische Texte, die auf Armenisch geschrieben sind, und Fragmente von einigen Texten in altägyptischer Sprache.
Die Hermetica hatte einen erheblichen Einfluss auf griechische Schriftsteller, jüdische Schriftsteller in Alexandrien, die Väter der Kirche, islamische Schriftsteller und europäische Autoren des 11. Jh.s bis zum heutigen Tage. Nach Clemens von Alexandria (3. Jh.) und Iamblichus (3. Jh.) haben Pythagoras und Plato ihre Philosophie von der Hermetica abgeleitet.
Der Einfluss auf christliche und islamische Autoren
Viele Väter der Kirche haben die Philosophie des Thot gelobt, darunter Justin Martyr, Lactantius, Quodvuldeus, Tertullian, Kyprianos, Clemens von Alexandria, Arnobius, Ephraim Syrus, Dydimus der Blinde und Kyril von Alexandria. Nach Lactantius schrieb Thot: „… Frömmigkeit ist nichts anderes als göttliches Wissen, wie Trismegistus es sehr genau definierte…Trismegistus Hermes ist ein gebührender Zeuge, der mit uns, das heißt mit den Propheten, denen wir sowohl in Tatsachen wie auch in Worten folgen, übereinstimmt." Kyril von Alexandria ergänzt: „Dieser Hermes aus Ägypten […] ist sich immer über die Dinge des Moses bewusst, und wenn nicht ganz richtig und vollkommen, doch teilweise. Denn er hat Nutzen daraus gezogen, und er hat ihn in seinen eigenen Schriften erwähnt, die Hermaïca genannt werden und welche er für die Athener verfasst hat." Auch wenn die Väter der Kirche sich über das hohe Alter der Lehren des Thot einig sind, so unterscheiden sich ihre Meinungen doch in der Frage, ob diese Lehren älter oder jünger sind als die Lehren des Moses.
Der arabische Philosoph Al-Kindi (9. Jh.) soll Schriften über die Einheit Gottes gesehen haben, die Thot/Hermes/Idriss zugerechnet werden; er soll hinzugefügt haben, dass er, als moslemischer Denker, es nicht besser ausdrücken könnte. Der Sabier Thabet Ibu Qurra (Harran, Mesopotamien, 9. Jh.) schrieb ein Buch über die Gesetze des Hermes (nawamis Harmas) auf Syrisch und Arabisch. Durch die Lehren des Ägypters Dhu'l Nun al-Misri (aus Achmim, Oberägypten, 9. Jh.) wurden den islamischen Sufi wichtige hermetische Einflüsse bekannt gemacht. Es bestehen starke Gemeinsamkeiten zwischen den Passagen über Fustus al-Hikam (The Bezels of Divine Wisdom) von dem Sufi Ibn al-Arabi (12. Jh.) und der fünften Abhandlung von Thoths Corpus Hermeticum, ebenso wie deutliche hermetische Einflüsse auf Ibn al-Arabis Werk al-Futuhat al-Makkiyya (The Meccan Illuminations), die Episteln (Rasa'i) von Ikhwan al-Safa (10. Jh.) und die Philosophie der Erleuchtung von Suhrawardi, der auf Befehl von Salah el-Din hingerichtet wurde (12. Jh.). Auch sollten hermetische und plotinische Einflüsse auf die ismailische Literatur erwähnt werden, welche um die Moschee-Universität von Al-Azhar (Kairo) während der Fatimidenzeit (10. bis 12. Jh.) aufblühte. Das sog. Buch Die Theologie des Aristoteles zum Beispiel, welches tatsächlich eine arabische Übersetzung und eine Umschreibung der Bücher IV, V und VI der Enneaden von Plotinus ist, war den ismailischen Gelehrten bekannt. Als Salah el-Dim im Jahr 1171 n.Chr. nach Kairo kam, befahl er, die Bücher der ismailischen Sekte zu verbrennen.
Einige hermetische Schriften, wie das Asklepius, der Picatrix und Tabula Smaragdina (diese beiden Texte wurden aus dem Arabischen übersetzt), waren während des späten Mittelalters bekannt und nahmen großen Einfluss auf europäische Gebildete. Thot/Hermes spielt eine zentrale Rolle in der sog. Renaissance des 12. Jh.s in Europa und die Literatur, die während dieser Zeit um die Schule von Chartres (Frankreich) aufblühte. St. Albert der Große (13. Jh.) legt dar, dass Thot/Hermes die „Anschauung Gottes" hatte, er bezeichnet Thot als den „Vater der Philosophen". Thot/Hermes wurde in dem Werk von Albert dem Großen mindestens 109-mal mit Namen zitiert.
Es war die 1472 veröffentlichte Übersetzung aus dem Griechischen ins Lateinische der ersten 14 Abhandlungen des Corpus Hermeticum von Marsilio Ficino in Florenz (Italien), die das Interesse an der hermetischen Philosophie in Europa während der Renaissance wieder hat aufleben lassen. Während der Religionskriege zwischen den Katholiken und den Protestanten im 16. Jh. in Europa fanden viele Humanisten, dass die Schriften von Thot/Hermes eine bedeutende Quelle der Inspiration seien, um Toleranz und Liebe zwischen allen Menschen zu predigen. Es ist zu hoffen, dass solche Schriften in der heutigen Zeit den gleichen Zweck erfüllen werden. In diesem Zusammenhang sollte die Übersetzung dieser Schrift von Thot/Hermes/Idriss durch spezielle Gelehrte in verschiedene Sprachen höchsten Vorrang haben.
Schlussfolgerung
Es steht zu hoffen, dass die BPH, mit Hilfe der neu errichteten Bibliotheca Alexandrina in Ägypten, ihre zukünftigen Aktivitäten erweitern wird, indem sie interessante Veröffentlichungen über die Tradition des Propheten Idriss in der islamischen Literatur herausbringt. Die umfangreiche Literatur von Thot, die ins Arabische übersetzt oder auf Arabisch geschrieben wurde, hat von spezialisierten Gelehrten noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die angemessen ist. Genauso wichtig ist die Dokumentation des Einflusses der Philosophie des ägyptischen Philosophen Plotinus (3. Jh.), der sehr an der alten ägyptischen Religion hing; er hat für uns auch wichtige Aspekte der alten ägyptischen Philosophie erhalten. Plotinus hat einen wichtigen Einfluss auf die Literatur des christlichen wie auch die des islamischen Glaubens genommen.
Rachad Mounir Shoucri<<
Gruß,
q.
Schon mal versucht, einer Mauer etwas zu erklären...?
Zur Einleitung eine Schrift von Rachad Mounir Shoucri:
Die Schriften des Thot
Die Schriften, welche Thot/Hermes gewidmet sind, sind meistens auf Griechisch geschrieben oder wurden in den ersten Jahrhunderten ins Griechische übersetzt, mit deutlichem Bezug zu Ägypten. Sie haben für die Nachwelt wichtige Aspekte der religiösen Traditionen vom pharaonischen Ägypten bewahrt. Es ist bekannt, dass die einheimischen Ägypter während der griechisch-römischen Epoche Griechisch schrieben. Thot wird als der Gründer der natürlichen Theologie gesehen, der Art, den einzigen Gott durch seine Werke in der Natur zu entdecken. Zu den Schriften des Thot, die überliefert sind, zählen wir:
Den Corpus Hermeticum, die einheitlichen Bücher 1-18; den Asklepius, Dialog zwischen Hermes und seinem Sohn; die Fragmente von Stobaeus, einen Sammelband, welcher mitunter auch hermetische Auszüge aufweist, zusammengestellt von dem Gelehrten Johannes von Stobae im 5. Jh.; die Hermetischen Texte, gefunden 1945 in der Koptischen Bibliothek von Nag-Hammadi; die Hermetischen Texte über Alchemie, wie das Werk des ägyptischen Alchemisten Zozimus von Panopolis (Achmim, Oberägypten, 300 n.Chr.), welche in arabischer, lateinischer oder griechischer Übersetzung erhalten sind.
Dazu kommen ebenfalls überlieferte Fragmente von mancherlei Zitaten verschiedener Autoren; darüber hinaus einige hermetische Texte, die auf Armenisch geschrieben sind, und Fragmente von einigen Texten in altägyptischer Sprache.
Die Hermetica hatte einen erheblichen Einfluss auf griechische Schriftsteller, jüdische Schriftsteller in Alexandrien, die Väter der Kirche, islamische Schriftsteller und europäische Autoren des 11. Jh.s bis zum heutigen Tage. Nach Clemens von Alexandria (3. Jh.) und Iamblichus (3. Jh.) haben Pythagoras und Plato ihre Philosophie von der Hermetica abgeleitet.
Der Einfluss auf christliche und islamische Autoren
Viele Väter der Kirche haben die Philosophie des Thot gelobt, darunter Justin Martyr, Lactantius, Quodvuldeus, Tertullian, Kyprianos, Clemens von Alexandria, Arnobius, Ephraim Syrus, Dydimus der Blinde und Kyril von Alexandria. Nach Lactantius schrieb Thot: „… Frömmigkeit ist nichts anderes als göttliches Wissen, wie Trismegistus es sehr genau definierte…Trismegistus Hermes ist ein gebührender Zeuge, der mit uns, das heißt mit den Propheten, denen wir sowohl in Tatsachen wie auch in Worten folgen, übereinstimmt." Kyril von Alexandria ergänzt: „Dieser Hermes aus Ägypten […] ist sich immer über die Dinge des Moses bewusst, und wenn nicht ganz richtig und vollkommen, doch teilweise. Denn er hat Nutzen daraus gezogen, und er hat ihn in seinen eigenen Schriften erwähnt, die Hermaïca genannt werden und welche er für die Athener verfasst hat." Auch wenn die Väter der Kirche sich über das hohe Alter der Lehren des Thot einig sind, so unterscheiden sich ihre Meinungen doch in der Frage, ob diese Lehren älter oder jünger sind als die Lehren des Moses.
Der arabische Philosoph Al-Kindi (9. Jh.) soll Schriften über die Einheit Gottes gesehen haben, die Thot/Hermes/Idriss zugerechnet werden; er soll hinzugefügt haben, dass er, als moslemischer Denker, es nicht besser ausdrücken könnte. Der Sabier Thabet Ibu Qurra (Harran, Mesopotamien, 9. Jh.) schrieb ein Buch über die Gesetze des Hermes (nawamis Harmas) auf Syrisch und Arabisch. Durch die Lehren des Ägypters Dhu'l Nun al-Misri (aus Achmim, Oberägypten, 9. Jh.) wurden den islamischen Sufi wichtige hermetische Einflüsse bekannt gemacht. Es bestehen starke Gemeinsamkeiten zwischen den Passagen über Fustus al-Hikam (The Bezels of Divine Wisdom) von dem Sufi Ibn al-Arabi (12. Jh.) und der fünften Abhandlung von Thoths Corpus Hermeticum, ebenso wie deutliche hermetische Einflüsse auf Ibn al-Arabis Werk al-Futuhat al-Makkiyya (The Meccan Illuminations), die Episteln (Rasa'i) von Ikhwan al-Safa (10. Jh.) und die Philosophie der Erleuchtung von Suhrawardi, der auf Befehl von Salah el-Din hingerichtet wurde (12. Jh.). Auch sollten hermetische und plotinische Einflüsse auf die ismailische Literatur erwähnt werden, welche um die Moschee-Universität von Al-Azhar (Kairo) während der Fatimidenzeit (10. bis 12. Jh.) aufblühte. Das sog. Buch Die Theologie des Aristoteles zum Beispiel, welches tatsächlich eine arabische Übersetzung und eine Umschreibung der Bücher IV, V und VI der Enneaden von Plotinus ist, war den ismailischen Gelehrten bekannt. Als Salah el-Dim im Jahr 1171 n.Chr. nach Kairo kam, befahl er, die Bücher der ismailischen Sekte zu verbrennen.
Einige hermetische Schriften, wie das Asklepius, der Picatrix und Tabula Smaragdina (diese beiden Texte wurden aus dem Arabischen übersetzt), waren während des späten Mittelalters bekannt und nahmen großen Einfluss auf europäische Gebildete. Thot/Hermes spielt eine zentrale Rolle in der sog. Renaissance des 12. Jh.s in Europa und die Literatur, die während dieser Zeit um die Schule von Chartres (Frankreich) aufblühte. St. Albert der Große (13. Jh.) legt dar, dass Thot/Hermes die „Anschauung Gottes" hatte, er bezeichnet Thot als den „Vater der Philosophen". Thot/Hermes wurde in dem Werk von Albert dem Großen mindestens 109-mal mit Namen zitiert.
Es war die 1472 veröffentlichte Übersetzung aus dem Griechischen ins Lateinische der ersten 14 Abhandlungen des Corpus Hermeticum von Marsilio Ficino in Florenz (Italien), die das Interesse an der hermetischen Philosophie in Europa während der Renaissance wieder hat aufleben lassen. Während der Religionskriege zwischen den Katholiken und den Protestanten im 16. Jh. in Europa fanden viele Humanisten, dass die Schriften von Thot/Hermes eine bedeutende Quelle der Inspiration seien, um Toleranz und Liebe zwischen allen Menschen zu predigen. Es ist zu hoffen, dass solche Schriften in der heutigen Zeit den gleichen Zweck erfüllen werden. In diesem Zusammenhang sollte die Übersetzung dieser Schrift von Thot/Hermes/Idriss durch spezielle Gelehrte in verschiedene Sprachen höchsten Vorrang haben.
Schlussfolgerung
Es steht zu hoffen, dass die BPH, mit Hilfe der neu errichteten Bibliotheca Alexandrina in Ägypten, ihre zukünftigen Aktivitäten erweitern wird, indem sie interessante Veröffentlichungen über die Tradition des Propheten Idriss in der islamischen Literatur herausbringt. Die umfangreiche Literatur von Thot, die ins Arabische übersetzt oder auf Arabisch geschrieben wurde, hat von spezialisierten Gelehrten noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die angemessen ist. Genauso wichtig ist die Dokumentation des Einflusses der Philosophie des ägyptischen Philosophen Plotinus (3. Jh.), der sehr an der alten ägyptischen Religion hing; er hat für uns auch wichtige Aspekte der alten ägyptischen Philosophie erhalten. Plotinus hat einen wichtigen Einfluss auf die Literatur des christlichen wie auch die des islamischen Glaubens genommen.
Rachad Mounir Shoucri<<
Gruß,
q.
Schon mal versucht, einer Mauer etwas zu erklären...?