Die Federal Reserve Bank (FED)
Jan van Helsing behauptet, dass die Weltleitbörseund der US-Dollar durch die FED gehalten wird. Weiter behauptet er, dass die USA keineeigene Währung besitzt, sondern die Dollars von den privaten Notenbanken leiht. Das ganzebettet er ganz geschickt in eine jüdische Weltverschwörung und möchte damitoffensichtlich den Eindruck erwecken, dass die privaten Notenbanken in jüdischer Handsind und dass die Juden somit die Geschicke der Welt zu ihren Gunsten entscheiden.
Die Wahrheit aber ist, dass die FED gegründet wurde, um die enormen Schwierigkeiten,die man zuvor mit den unterschiedlichsten privaten und staatlichen Banken, mit denverschiedenen Notensystemen und Sicherheitseinlagen hatte, immer wieder zuWährungsunsicherheiten führten. Mehrfach kam es zu Währungskrisen, die die USA in enormeSchwierigkeiten stürzte, bei der sowohl Privatpersonen als auch Geschäftsleute in denRuin getrieben wurden, weil die Banken zahlungsunfähig waren.
In der Bankenkrisevon 1907 etwa stieg die Arbeitslosigkeit auf 20 Prozent. Millionen Leute verloren ihreErsparnisse, Tausende von Banken erlitten einen Kurssturz und selbst einigealteingesessene Banken gingen in Konkurs. Auf die beinahe finanzielle Katastrophe von1907, folgte eine Bankenreform die schließlich zum Federal Reserve Gesetz von 1913führte. Dabei ging es dem amerikanischen Präsidenten Wilson vor allem darum, dieKontrolle des Währungssystems dem privaten Bankenkartell zu entreißen und sie unterstaatliche Kontrolle zu stellen.
Das Bundesbankgesetz, welches schließlich 1913verabschiedet wurde, sah 8 bis 12 autonome private regionale Reserve Banks vor, die ihreAktionen mit dem Federal Reserve Board, der staatlichen Zentralbank, abzustimmen hatten.Die Mitglieder der staatlichen Zentralbank, inbegriffen der Finanzminister, derBuchprüfer des Bundesrechnungshofes und andere Beamte, wurden vom Präsidenten derVereinigten Staaten persönlich ernannt. Jan van Helsing aber tut so, als wenn es diesestaatliche Kontrolle überhaupt nicht geben würde. Ausserdem möchte er offensichtlich denEindruck erwecken, als ob die privaten Banken mehr oder weniger in jüdischer Hand sindund sie machen können was sie wollen. Das ist aber nicht der Fall.
Auch denBogen den Jan van Helsing immer wieder zu jüdischen Bankern wie Paul Warburg schlägt,soll den Anschein erwecken, dass jüdische Banker die eigentlich Mächtigen dieser Weltsind. So behauptet Jan van Helsing im Kapitel 10 des zweiten Buches"Geheimgesellschaften", dass das Haus Rothschild (Rothschild ist ebenfalls Jude) für diegrößte Währungskrise 1907 in Amerika verantwortlich ist, in deren Folge die FederalReserve Bank mit dem "Agenten" Paul Warburg an der Spitze erzwungen wurde. Damit möchteJan van Helsing offensichtlich den Eindruck erwecken, als sei Paul Warburg einvorgeschobener Agent jüdischen Finanzkreise. Schauen wir uns die Entstehung der FederalReserve Bank einmal etwas genauer an.
1910 trafen sich Senator Nelson Aldrich,Frank Vanderlip von der National City Bank (heute: Citibank), Henry Davison von derMorgan Bank und Paul Warburg von Kuhn & Loeb Investment-House heimlich auf JeckyllIsland, einer Ferieninsel an der Küste Georgias. Sie diskutierten über eine Bankenreformund formulierten Pläne für die Ausgestaltung einer amerikanischen Zentralbank. Sie trafensich heimlich, weil sie davon ausgingen, dass jeder Plan, den sie entwickelten,automatisch vom Repräsentantenhaus abgelehnt werden würde, wenn er mit der Wallstreet inVerbindung gebracht werden würde.
Weil das Treffen in Jekyll Island einerseitsgeheim war und andererseits eine Verbindung zur Wallstreet bestand, ist es immer wiedereine ergiebige Quelle für viele Verschwörungstheoretiker. Jedenfalls waren die Bemühungenfür eine grundlegende Reform des Geld- und Bankenwesens sehr wohl überlegt. Aber derAldrich-Plan, der in Jekyll Island in geheimer Sitzung ausgearbeitet wurde, wurde vomAbgeordnetenhaus abgelehnt. Selbst wenn das geheime Treffen auf Jekyll Island also eineVerschwörung gewesen sein soll, so scheiterte sie kläglich.
Der Aldrich-Plan sahein System von 15 regionalen Zentralbanken vor, den National Reserve Associations, derenAktionen von einem nationalen Ausschuss, der aus kommerziellen privaten Bankern bestand,abgestimmt wurde. Die Reserve Association sollte im Notfall Kredite an ihre Mitgliederverleihen. Weiter sollte sie eigenes Geld ausgeben, um flexibler auf dieWährungsunsicherheiten reagieren zu können. Die National Reserve Association sah sichdabei in der Rolle eines finanzpolitischen Beauftragten der Bundesregierung. Obwohl derAldrich-Plan vom Repräsentantenhaus abgelehnt wurde, diente er als Grundlage für dasFederal Reserve Gesetz von 1913, welches schließlich angenommen wurde.
DasProblem des Aldrich-Plans bestand darin, dass die regionalen Zentralbanken individuellund national von privaten Bankern kontrolliert werden sollten. Dies war eine Aussicht,die den Demokraten und Präsident Wilson, der sich sehr energisch gegen einmonopolistisches Finanzkartell ausgesprochen hatte, nicht sehr gefiel. Als die Debatte imFrühjahr 1913 konkrete Formen annahm, trat der Kongressabgeordnete Arsene Pujo denBeweiss an, dass der nationale Kreditmarkt unter der festen Kontrolle einer HandvollBanken, dem sogenannten "Money Trust" (Geldkartell) stand, vor dem Präsident Wilson sogewarnt hatte. Darum strebten Wilson und die Demokraten eine Reform an, die die Kontrolledezentralisierte und nicht unter der Obhut des Geldkartells stellte.
Das Gesetz,welches schließlich verabschiedet wurde, war das Federal Reserve Gesetz(Bundesbankgesetz), welches seinerzeit auch als Currency Bill (Währungsgesetz) oderOwen-Glass Gesetz bezeichnet wurde. (Carter Glas aus Virginia wirkte im Kongress undRobert L. Owen aus Oklahoma im Senat an dem Gesetz mit.) Verabschiedet wurde schließlichein Gesetz über 8 bis 12 autonome private regionale Reserve Banks, die ihre Aktionen mitdem Federal Reserve Board, der staatlichen Zentralbank, abzustimmen hatten.
DieMitglieder der staatlichen Zentralbank, inbegriffen der Finanzminister, der Buchprüferdes Bundesrechnungshofes und andere Beamte, wurden vom Präsidenten der VereinigtenStaaten, Woodrow Wilson, persönlich ernannt. Sie alle sollen die Interessen derÖffentlichkeit vertreten. Das ursprünglich von Aldrich vorgeschlagene Federal ReserveSystem blieb zwar in privater Hand, aber es wurde staatlich kontrolliert. In dieser Formverabschiedete Präsident Wilson am 23. Dezember 1913 das Gesetz und das Federal ReserveSystem ward geboren. 18
Man hatte also sehr wohl die Gefahren des Geldkartellserkannt und stellte deshalb die amerikanische Notenbank (FED) unter staatliche Kontrolle.Paul Warburg kam dabei deshalb eine entscheidende Rolle zu, weil die amerikanischeZentralbank (FED) nach dem Vorbild der deutschen Zentralbank, mit der er als gebürtigerdeutscher Banker ja bestens vertraut war, gestaltet werden sollte. Den ihm angebotenenVorsitz der Federal Reserve Bank lehnt Paul Warburg aber als eben erst in Amerikaeingebürgerter deutscher Jude ab. 19
Der sogenannte Warburg-Bericht zähltübrigens zum Standardrepertoire antisemitischer Autoren. Dieser Bericht erschien 1933 inAmsterdam. Als Autor wurde ein nicht existenter "Sidney Warburg" genannt. Kernpunkt desBuches ist die Behauptung, jener "Sidney Warburg" habe Hitlers Aufstieg zur Macht mitumfangreichen finanziellen Mitteln ermöglicht und damit zionistische Ziele verfolgt.
Nachdem der Verlag erkannte, dass man einem Schwindel aufgesessen war, wurde dieProduktion eingestampft, der Verleger entschuldigte sich bei Warburg. Einige Exemplarewaren jedoch bereits in den Verkauf gelangt und tauchten später wieder auf. Nach mehrerenErpressungsversuchen der Warburgs durch den Schweizer Nazi-Sympathisant René Sondereggeralias Severin Reinhardt brachte dieser die Fälschung 1947 unter dem Titel "SpanischerSommer" heraus.
Die Familie Warburg war nicht zum ersten Mal das Ziel vonAngriffen. Der amerikanische Automobilproduzent Henry Ford verfolgte voll Argwohn dieBemühungen des Bankiers Paul Warburg, in den Vereinigten Staaten eine Zentralbank nachdeutschem Muster zu etablieren. Die zahlreichen Publikationen Fords strotzten vorantisemitischen Ausfällen und Beleidigungen gegen die Warburgs.
Der deutscheVerleger von Ford, Theodor Fritsch, war wegen massiver öffentlicher Beleidigungen, diesich gegen den Hamburger Bankier Max Warburg, einem Bruder Paul Warburgs, richteten,mehrfach rechtskräftig verurteilt. Ford hatte sich schließlich 1927 für die unhaltbarenAnschuldigungen öffentlich entschuldigt. (Er produzierte allerdings weiterhin im DrittenReich insgesamt 78.000 LKW und 14.000 Kettenfahrzeuge für die deutsche Wehrmacht undunterstütze auch die Nationalsozialisten finanziell. Dafür wurde er von Hitler mit demGroßkreuz des Deutschen Adlerordens ausgezeichnet.) Fritsch dagegen setzte seinepublizistische Agitation gegen die Warburgs nach der Machtübernahme derNationalsozialisten ungehindert fort. 20
aus:
Kritische Anmerkungen zumInterview von Jan van Helsing
http://www.gwebspace.de/janvanhelsing/interview/ (Archiv-Version vom 25.06.2007)