jafrael
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Neonazis und ihre Sympathisanten im Internet
13.05.2005 um 23:57Link: www.ruedigersuenner.de (extern)
SCHWARZE SONNE
Entfesselung und Mißbrauch der Mythen in Nationalsozialismus
und rechter Esoterik, Herder/ Freiburg 2001, ISBN 3451052059,
Leseprobe:
Neben den ökonomischen, politischen und historischen Hintergründen hat man die mythologische Komponente des "Dritten Reiches" bisher nur unzulänglich untersucht. Der Nationalsozialismus war aber nicht nur ein politisches Programm, das Arbeitsplätze und kollektiven Zusammenhalt versprach, sondern eine "Bewegung" der großen Legenden, Bilder, Symbole und Rituale. Aus verschiedenen Elementen wurde eine Art Ersatz-Mythologie zusammen-gebaut, die Fragen nach dem Ursprung und der Zukunft beantworten wollte und die Helden der Vorzeit zu Identifikationsmustern für die Gegenwart verklärte. Ein "messianischer" Führer versprach einem suchenden Volk geistige Orientierung, siegreiche Kämpfe gegen vermeintliche Mächte der Dunkelheit und die Errichtung eines in die Ewigkeit reichenden "Tausendjährigen Reiches". Man entwarf einen "arischen" Ursprungsmythos, der die eigene Nation in eine erhabene Traditionslinie stellte und den man in gewaltigen Zeremonien und Massenritualen immer wieder beschwor und erneuerte. Dazu wurden eigene "Tempel", "Kultstätten" und "Ordensburgen" errichtet, Symbole und Heilszeichen bereitgestellt und die eigenen Ahnen als unversiegbare Kraftquelle zu einem der Mittelpunkte des Lebens erklärt. Weihestätten und Weiheveranstaltungen suggerierten die Unsterblichkeit der eigenen Volksseele und spornten den idealistischen Geist junger Menschen an, die am Ende jedoch nicht ins Kriegerparadies "Walhall" einzogen, sondern auf den Schlachtfeldern verbluteten.
Die "politische Religion" des Nationalsozialismus ist nicht nur auf ein Element zu reduzieren, egal ob man dieses nun "heidnisch-germanisch", "gnostisch" , "okkult" oder "christlich-apokalyptisch" nennt. Hitler äußerte sich über die römische Kirche sowohl respektvoll anerkennend als auch mit vernichtendem Sarkasmus. Er verspottete völkisch-germanische Sektierer und ihre Wiederbelebung des "Wotankultes", bezeichnete sich aber auch als "Heide" und liebte die von keltisch-germanischer Sagenwelt durchdrungenen Opern Richard Wagners. Tatsache ist, daß im "Dritten Reich" zahlreiche mythologische Elemente zur Glorifizierung einer "arischen Herrenrasse" benutzt wurden und in die Wiederbelebung von Kult- und Symbolformen einflossen, die diese Ideologie tief im Gefühlsleben der Bevölkerung verankern sollten. Dazu gehörten Legenden vom Ursprung der "Arier", prähistorische Speku-lationen, Deutungen heidnischer Bräuche und Symbole, germanische Sagen, der Mythos vom "Heiligen Gral" und auch Bilder aus der christlichen Apokalypse ("Tausendjähriges Reich", Kampf gegen "Satan" etc.)
Der Akademikergeist neigt immer dazu, an einmal aufgenommenen Meinungen festzuhalten und sich dabei als Hüter der Wahrheit vorzukommen.
Claude Henri Saint-Simon, Graf de Rouvroy (1760 - 1825),
SCHWARZE SONNE
Entfesselung und Mißbrauch der Mythen in Nationalsozialismus
und rechter Esoterik, Herder/ Freiburg 2001, ISBN 3451052059,
Leseprobe:
Neben den ökonomischen, politischen und historischen Hintergründen hat man die mythologische Komponente des "Dritten Reiches" bisher nur unzulänglich untersucht. Der Nationalsozialismus war aber nicht nur ein politisches Programm, das Arbeitsplätze und kollektiven Zusammenhalt versprach, sondern eine "Bewegung" der großen Legenden, Bilder, Symbole und Rituale. Aus verschiedenen Elementen wurde eine Art Ersatz-Mythologie zusammen-gebaut, die Fragen nach dem Ursprung und der Zukunft beantworten wollte und die Helden der Vorzeit zu Identifikationsmustern für die Gegenwart verklärte. Ein "messianischer" Führer versprach einem suchenden Volk geistige Orientierung, siegreiche Kämpfe gegen vermeintliche Mächte der Dunkelheit und die Errichtung eines in die Ewigkeit reichenden "Tausendjährigen Reiches". Man entwarf einen "arischen" Ursprungsmythos, der die eigene Nation in eine erhabene Traditionslinie stellte und den man in gewaltigen Zeremonien und Massenritualen immer wieder beschwor und erneuerte. Dazu wurden eigene "Tempel", "Kultstätten" und "Ordensburgen" errichtet, Symbole und Heilszeichen bereitgestellt und die eigenen Ahnen als unversiegbare Kraftquelle zu einem der Mittelpunkte des Lebens erklärt. Weihestätten und Weiheveranstaltungen suggerierten die Unsterblichkeit der eigenen Volksseele und spornten den idealistischen Geist junger Menschen an, die am Ende jedoch nicht ins Kriegerparadies "Walhall" einzogen, sondern auf den Schlachtfeldern verbluteten.
Die "politische Religion" des Nationalsozialismus ist nicht nur auf ein Element zu reduzieren, egal ob man dieses nun "heidnisch-germanisch", "gnostisch" , "okkult" oder "christlich-apokalyptisch" nennt. Hitler äußerte sich über die römische Kirche sowohl respektvoll anerkennend als auch mit vernichtendem Sarkasmus. Er verspottete völkisch-germanische Sektierer und ihre Wiederbelebung des "Wotankultes", bezeichnete sich aber auch als "Heide" und liebte die von keltisch-germanischer Sagenwelt durchdrungenen Opern Richard Wagners. Tatsache ist, daß im "Dritten Reich" zahlreiche mythologische Elemente zur Glorifizierung einer "arischen Herrenrasse" benutzt wurden und in die Wiederbelebung von Kult- und Symbolformen einflossen, die diese Ideologie tief im Gefühlsleben der Bevölkerung verankern sollten. Dazu gehörten Legenden vom Ursprung der "Arier", prähistorische Speku-lationen, Deutungen heidnischer Bräuche und Symbole, germanische Sagen, der Mythos vom "Heiligen Gral" und auch Bilder aus der christlichen Apokalypse ("Tausendjähriges Reich", Kampf gegen "Satan" etc.)
Der Akademikergeist neigt immer dazu, an einmal aufgenommenen Meinungen festzuhalten und sich dabei als Hüter der Wahrheit vorzukommen.
Claude Henri Saint-Simon, Graf de Rouvroy (1760 - 1825),