Dieudonné M'bala M'bala-Renaissance des Antisemitismus?

Vielleicht hat der eine oder andere unter euch schon von ihm gehört. Dieudonné M'Bala M'Bala ist ein momentan sehr erfolgreicher französischer Komiker dessen Repertoire sich zumeist darum dreht, Witze über Juden zu machen und den Juden pauschal das Streben nach der Weltherrschaft zu unterstellen. Kommt euch bekannt vor? Mir auch, hatten wir nämlich hierzulande auch mal.
Der Mann drohte sogar einmal einem Reporter (Patrick Cohen) ganz offen mit "Gaskammern" ("Moi, quand je l'entends parler, Patrick Cohen, j'me dis, tu vois, les chambres à gaz" - "Wenn ich den Patrick Cohen reden höre dann sag' ich mir, verstehst du, Gaskammern." (Übersetzung von mir)) und hat als Paten für eines seiner Kinder Jean-Marie Le Pen von der Front National (eine französische rechtsradikale Partei). Mittlerweile sieht sich der französische Staat sogar gezwungen ihm die Auftritte zu untersagen da er diese zur mehr oder minder offenen antisemitischen Hetze missbraucht. Desweiteren hat er etliche Prozesse wegen Anstachelung zum Hass und Geschichtsrevisionismus am Hals (meiner Meinung nach zu recht).
Was denkt ihr, ist es nicht bedenklich dass in unserem Nachbarland jetzt so etwas, zumindest bei vielen jüngeren und uninformierten Menschen, in Mode kommt? Antisemitismus als Belustigung?
Oder denkt ihr dass das nur ein vorrübergehendes Phänomen ist? Ich persönlich muss sagen dass es mir sehr mulmig wird wenn ich den Mann reden und hetzen höre.

@Thorgrim
Ich weiss jetzt nicht wie heftig die "Witze" ausfallen, so wie hier

https://www.youtube.com/watch?v=L397F_RR7gI

wirds wohl nicht abgehen. Will sagen, in anderen Ländern gibts durchaus auch Witze über Nationalsozialismus und auf dem Rücken bombender Minderheiten. ;)

In Deutschland lacht man über Muslime, in Frankreich über Juden und in Amerika über alles, was nicht amerikanisch ist.

Halte ich nicht für bedenklich.

@Heide_witzka
@Thorgrim

Bei Dieunonné ist es ja nicht so dass er das "manchmal" macht oder ihm mal was rausrutscht was er später bedauert. Bei dem dreht sich fast alles nur darum sich über Juden lustig zu machen. Es ist sein Lieblingsthema. Und die "Witze" die er bringt hätten teilweise so auch im "Stürmer" drinstehen können. Er hat sogar einen eigenen "Gruß" erfunden für seine Anhänger.

Wikipedia: Quenelle-Gruß

@Helenus
in Amerika überwiegend über Kanadier

@Thorgrim

Thorgrim schrieb:Ich persönlich muss sagen dass es mir sehr mulmig wird wenn ich den Mann reden und hetzen höre.

Warum?

So wie @Helenus es schon schrieb, andere Länder, andere Sitten und ein noch ganz anderer Humor.
Meinen morbiden Humor versteht hier auch kaum jemand ... :(

DiePandorra schrieb:es schon schrieb, andere Länder, andere Sitten und ein noch ganz anderer Humor.

Andere Länder andere Sitten und die sind dann in Ordnung, weil es andere Länder sind?
So wie das Steinigen von Ehebrechern?

Und ganz abgesehen davon halten den Mann auch viele Franzosen für bedenklich, ist ja nicht so, dass er in Frankreich ungeteilte Zustimmung hätte.

Der Typ ist jedenfalls ganz armselig.
Inwieweit mir dabei mulmig wird, hängt vom Anteil der Zustimmung ab, die er bekommt.

@DiePandorra Also so harmlos erachtet man diese Art von "Humor" im Hexagon dann doch nicht, denn der Mann ist wegen Anstachelung zum Rassenhass merhfach vorverurteilt und seine Auftritte sind in vielen Städten untersagt.

Amerika ist in Bezug auf vermeintlichen Antisemitismus übrigens viel liberaler( was damit zu tun haben kann, dass sie keine "Täternation" sind).

Relativ bekannt ist in Übersee zB. der Comedian Jeff Ross, der selbst Jude ist und mit dem Themen Drittes Reich und Judenverfolgung gerne kokettiert und auch den Hitlergruss ( nicht einmal abgewandelt ) ausführt.

Das ist ein Grund warum ich amerikanische Comedy bevorzuge. Die dürfen sich erlauben, was bei uns wohl vor dem Staatsanwalt enden würde :troll:

@Helenus Naja, Jeff Ross ist selbst Jude, das ist schonmal was anderes. Außerdem gibt der sich auch wohl nicht wie Dieudonné nur mit Faschos wie Jean-Marie Le Pen ab. Wo Dieudonné ideologisch hingehört ist eigentlich ziemlich klar.

@Helenus
In den USA hat man auch ein ziemlich naives Bild von Meinungsfreiheit.

Ich weiß nicht, was es auszusetzen gibt. Mir kommt es so vor, als wolle man hier Dieudonné nur diskreditieren und gegen ihn hetzen. Das halte ich für sehr gefährlich. ;) Antisemitismus kann man ihm nicht unterstellen, allerdings Kritik an Israel und den Zionismus. Und das ist nichts, was verdammenswert ist. Ganz im Gegenteil. Unsere angeblich ach so aufgeklärte westlich-freiheitliche Welt, die doch stets scheinheilig die Meinungsfreiheit betont und hochhalten will, sollte doch eigentlich damit umgehen können. Scheinbar kann sie es nicht. Warum? Wenn man den Islam "kritisiert" und beleidigende Karikaturen über den Propheten Muhammad verbreitet, einzig aus der schlechten Absicht heraus Muslime zu provozieren, dann preisen all diejenigen, die Dieudonné jetzt einen Maulkorb anlegen wollen, solche Aktionen als einen Akt der Meinunsfreiheit und der Aufklärung, und der eine oder andere "Kritiker" bekommt Preise verliehen und wird von Politikern geehrt. Komisch, oder?

@Fidaii Also einem Journalisten (Patrick Cohen) mit Gaskammern zu drohen ist "Kritik an Israel"?

@Fidaii
Also diverse Aussagen die er bezüglich des Holocausts von sich gegeben hat, haben nichts mit Israelkritik zu tun, sondern zeigen ganz deutlich wo er sich positioniert.

Beweist es nicht das allgemein geläufige Klische, dass Franzosen böse sind :troll:

Das verbreiten von Untatsachen ist (vermute ich mal ganz pauschal) verboten und somit ja auch, dass die Juden die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Zudem (denke ich mal) ist auch in Frankreich die verharmlosung oder infragestellung des Holocaustes verboten. Und dieser Herr bereibt beides im Schafspelz des Humors...

Thorgrim schrieb:Also einem Journalisten (Patrick Cohen) mit Gaskammern zu drohen ist "Kritik an Israel"?

Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang er das geäußert haben soll, also kann und will ich dazu auch nichts sagen.

paranomal schrieb:Also diverse Aussagen die er bezüglich des Holocausts von sich gegeben hat, haben nichts mit Israelkritik zu tun, sondern zeigen ganz deutlich wo er sich positioniert.

Könntest Du diese Aussagen mal aufführen?

Und unabhängig davon, wie man selbst dazu steht, sollte selbst das die freiheitsliebende Welt ertragen können. Entweder man hat Meinungsfreiheit oder eben nicht. Wenn nicht, dann soll man bitte nicht immer so tun, als hätte man sie, wenn es gerade der Sache dient, sich großkotzig über andere zu erheben.

RobbyRobbe schrieb:Zudem (denke ich mal) ist auch in Frankreich die verharmlosung oder infragestellung des Holocaustes verboten.

Da liegst Du richtig. Zum einen, da Frankreich Mitglied der EU ist und es dort solche Normen gibt und zum anderen, da bereits in den 90er in Frankreich solche Gesetze verabschiedet wurden.

Und in deutschsprachigen Ländern ist es ja sowieso verboten :troll:

UK, Kanada und Amerika sind da eher "rechtsfrei".

@Fidaii
Die einzigen Personen, die diese merkwürdige nichtnormative Form der Meinungsfreiheit fordern, sind immer dieselben die es sich nicht "verbieten" lassen wollen gegen andere Personen(gruppen) Stimmung zu machen.
Meinungsfreiheit im Sinne der "offenen Gesellschaft" ist daher nichts weiter als ein paläo-liberaler Wunschtraum.

Um ehrlich zu sein, finde ich manche Threads hier auf Allmy bedenklicher als die Scherze dieses Franzosen.

Denn gerade in Verschwörungstheoretikerkreisen scheint man tatsächlich an die Existenz einer geheimen Weltregierung bestehend aus Illuminaten-Zionisten-BneBriss-Juden zu GLAUBEN. Das scheint mir bedenklicher zu sein.