Millionen Gläubige beten für den Papst
03.02.2005 um 00:40Rom - Menschen in aller Welt sorgen sich um Papst Johannes Paul II. Gläubige beten für den Heiligen Vater. Der 84-Jährige liegt mit einer Kehlkopfentzündung im Krankenhaus, die auf die Luftröhre übergreift. "Heute gibt es keinen Grund zur Beängstigung", versucht der Vatikan zu beruhigen." Betet und seid beruhigt, so die Botschaft.
Doch die Nachrichten aus der Gemelli-Klinik klingen beängstigend. Das ärztliche Bulletin kam erst mit zweistündiger Verspätung. Der Zustand des Papstes habe sich "stabilisiert", so Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls. Doch das entscheidende Wort, auf das alle warteten, wurde nicht ausgesprochen: Besserung.
Die Ärzte im Vatikan handelten schnell, doch der Patient stellte sich stur. Trotz akuter Atem- und Schluckbeschwerden beim Abendessen am Dienstag weigerte sich der Kranke partout, in die Klinik zu gehen. Erst Stunden später um 22.50 Uhr glitt seine persönliche Ambulanz durch die kalte römische Nacht, brachte den Notfall-Patienten ohne Blaulicht in die Klinik. Sein Leibarzt hatte ein Machtwort gesprochen.
Er liege nicht auf der Intensivstation und haben zu keinem Zeitpunkt das Bewusstsein verloren. Berichte über einen Luftröhrenschnitt wies Navarro-Valla zurück. Durch Atemhilfen sei sein "klinischer Zustand" stabilisiert worden.
Der Papst ist ein Opfer der Grippewelle, unter der Italien seit Ende Dezember leidet. Seine Parkinson-Krankheit setzt ihm zu, bereitet ihm große Schwierigkeiten beim Sprechen. Durch chronische Hüft- und Knieprobleme kann er kaum noch gehen. Jalousien vor dem Fenster seines Krankenzimmers waren in der Nacht nur einen Spalt weit offen. Vor der Klinik, auf dem Peterplatz, in den Kirchen von Rom und seiner polnischen Heimat werden Gebete für seine Genesung gesprochen.
Krankheit erinnert an schwierige Papst-Nachfolge
Rom (Reuters) - Die plötzliche Einlieferung von Papst Johannes Paul II. in ein römisches Krankenhaus hat die Welt wieder daran erinnert, dass eines der längsten und ereignisreichsten Pontifikate in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche jeden Moment enden kann.
Wie immer, wenn sich der fragile Gesundheitszustand des 84-Jährigen in den vergangenen Jahren zu verschlechtern drohte, beschäftigt Gläubige wie Kurie die Frage: Wer wird der Nachfolger dieses Mannes, der die Geschicke der Kirche bald drei Jahrzehnte bestimmt hat, der das erste nicht-italienische Oberhaupt der Katholiken seit 455 Jahren ist und so viel Geschichte geschrieben hat, dass es kaum mehr ausdrücklich gesagt werden muss. Kann überhaupt jemand diesen Platz ausfüllen, ohne wie ein Schatten dieses Karol Wojtyla zu wirken, wie eine Maus neben einem Berg?
ITALIENER, NICHT-ITALIENER, NICHT-EUROPÄER?
Das ist das Dilemma, vor dem die Kardinäle, die rot-gewandeten Prinzen in der Kirchenhierarchie stehen, wenn sie nach dem Tod dieses Papstes in einem geheimen Konklave zusammentreten und aus dem eigenen Kreis einen Nachfolger wählen. Johannes Paul II. hat fast alle der rund 120 Kardinäle unter 80 Jahren, die an der Entscheidung beteiligt sind, selbst ernannt. Damit hat er die Chancen erhöht, dass der nächste Papst ähnliche Prinzipien wie er selbst vertritt und in Fragen wie Empfängnisverhütung und weiblichen Priestern keine Unklarheiten aufkommen lässt.
Eine große Frage ist, ob der nächste Papst wieder ein Nicht-Italiener sein oder Italien den Papstthron zurückerhalten soll. Vielleicht sollte der neue Vertreter Gottes auf Erden besser gar kein Europäer sein? Viele Mitglieder des Klerus sind der Ansicht, dass das nächste Oberhaupt aus der Dritten Welt kommen sollte, wo die Kirche so lebendig ist und wächst wie sonst nirgendwo. Die Kardinäle wissen, dass heute fast 65 Prozent der Katholiken in Afrika, Asien und in Südamerika leben.
Andererseits macht ihnen die Tatsache Sorge, dass das Christentum heute gerade in den Gesellschaften des Westens gepredigt werden muss, wo Materialismus und Individualismus viel weiter verbreitet sind als religiöse Opferbereitschaft. In einer mehr und mehr globalisierten Welt steht Experten zufolge zudem auch der Katholizismus vor der Aufgabe, mit Religionen zusammenzuarbeiten, die er vorher bekämpft, verurteilt oder ignoriert hat.
Als Johannes Paul II. 1978 in das Amt gewählt wurde, war er ein unbeschriebenes Blatt. Die Überraschung elektrisierte die Welt. Er war einer der ganz wenigen Päpste, die sich ihren Weg aus der Armut heraus und nicht mit Hilfe einer privilegierten Herkunft erarbeitet hatten. Der damals kaum bekannte Pole hat inzwischen mehr Rekorde als alle seine Vorgänger gesetzt - mit seinen Reisen, Predigten, Büchern und nicht zuletzt als hingebungsvoller Skifahrer.
LIBERALE GEGEN KONSERVATIVE KRÄFTE
Kaum ein Papst dürfte die Katholiken weltweit allerdings auch in dem Maße gespalten haben wie er. Liberale Gläubige liefen gegen sein Nein zu weiblichen Priestern, Empfängnisverhütung und gleichgeschlechtlichen Ehen Sturm und wünschen sich künftig eine demokratischere Kirche. Besonders in den Entwicklungsländern wurde er dafür kritisiert, in Fragen von Glauben und Moral dieselbe Kompromisslosigkeit an den Tag zu legen, die ihm in seinem politischen Kampf gegen das kommunistische System in seiner polnischen Heimat so nützlich gewesen war. Konservative Katholiken preisen ihn dagegen als einen göttlichen Boten, der die Kirche aus dem liberalen Wind der sechziger und siebziger Jahre genommen und auf einen theologisch begrenzteren Pfad zurückgeholt hat.
Die Kardinäle stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Jedes Mal, wenn der Papst wieder ein wenig mehr von seiner körperlichen Beweglichkeit einbüßt und seine Parkinsonsche Krankheit fortzuschreiten scheint, beginnen die Gerüchte zu kursieren und die Experten ihre Tipps auszutauschen. Allerdings: Eine ganze Reihe der heißesten Kandidaten hat Johannes Paul II. bereits überlebt, seiner Gebrechlichkeit zum Trotz.
Gruß
Die Reihenfolge ist:
Regnerisch kühl, Schaufensterbummel, Hundekot.
Doch die Nachrichten aus der Gemelli-Klinik klingen beängstigend. Das ärztliche Bulletin kam erst mit zweistündiger Verspätung. Der Zustand des Papstes habe sich "stabilisiert", so Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls. Doch das entscheidende Wort, auf das alle warteten, wurde nicht ausgesprochen: Besserung.
Die Ärzte im Vatikan handelten schnell, doch der Patient stellte sich stur. Trotz akuter Atem- und Schluckbeschwerden beim Abendessen am Dienstag weigerte sich der Kranke partout, in die Klinik zu gehen. Erst Stunden später um 22.50 Uhr glitt seine persönliche Ambulanz durch die kalte römische Nacht, brachte den Notfall-Patienten ohne Blaulicht in die Klinik. Sein Leibarzt hatte ein Machtwort gesprochen.
Er liege nicht auf der Intensivstation und haben zu keinem Zeitpunkt das Bewusstsein verloren. Berichte über einen Luftröhrenschnitt wies Navarro-Valla zurück. Durch Atemhilfen sei sein "klinischer Zustand" stabilisiert worden.
Der Papst ist ein Opfer der Grippewelle, unter der Italien seit Ende Dezember leidet. Seine Parkinson-Krankheit setzt ihm zu, bereitet ihm große Schwierigkeiten beim Sprechen. Durch chronische Hüft- und Knieprobleme kann er kaum noch gehen. Jalousien vor dem Fenster seines Krankenzimmers waren in der Nacht nur einen Spalt weit offen. Vor der Klinik, auf dem Peterplatz, in den Kirchen von Rom und seiner polnischen Heimat werden Gebete für seine Genesung gesprochen.
Krankheit erinnert an schwierige Papst-Nachfolge
Rom (Reuters) - Die plötzliche Einlieferung von Papst Johannes Paul II. in ein römisches Krankenhaus hat die Welt wieder daran erinnert, dass eines der längsten und ereignisreichsten Pontifikate in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche jeden Moment enden kann.
Wie immer, wenn sich der fragile Gesundheitszustand des 84-Jährigen in den vergangenen Jahren zu verschlechtern drohte, beschäftigt Gläubige wie Kurie die Frage: Wer wird der Nachfolger dieses Mannes, der die Geschicke der Kirche bald drei Jahrzehnte bestimmt hat, der das erste nicht-italienische Oberhaupt der Katholiken seit 455 Jahren ist und so viel Geschichte geschrieben hat, dass es kaum mehr ausdrücklich gesagt werden muss. Kann überhaupt jemand diesen Platz ausfüllen, ohne wie ein Schatten dieses Karol Wojtyla zu wirken, wie eine Maus neben einem Berg?
ITALIENER, NICHT-ITALIENER, NICHT-EUROPÄER?
Das ist das Dilemma, vor dem die Kardinäle, die rot-gewandeten Prinzen in der Kirchenhierarchie stehen, wenn sie nach dem Tod dieses Papstes in einem geheimen Konklave zusammentreten und aus dem eigenen Kreis einen Nachfolger wählen. Johannes Paul II. hat fast alle der rund 120 Kardinäle unter 80 Jahren, die an der Entscheidung beteiligt sind, selbst ernannt. Damit hat er die Chancen erhöht, dass der nächste Papst ähnliche Prinzipien wie er selbst vertritt und in Fragen wie Empfängnisverhütung und weiblichen Priestern keine Unklarheiten aufkommen lässt.
Eine große Frage ist, ob der nächste Papst wieder ein Nicht-Italiener sein oder Italien den Papstthron zurückerhalten soll. Vielleicht sollte der neue Vertreter Gottes auf Erden besser gar kein Europäer sein? Viele Mitglieder des Klerus sind der Ansicht, dass das nächste Oberhaupt aus der Dritten Welt kommen sollte, wo die Kirche so lebendig ist und wächst wie sonst nirgendwo. Die Kardinäle wissen, dass heute fast 65 Prozent der Katholiken in Afrika, Asien und in Südamerika leben.
Andererseits macht ihnen die Tatsache Sorge, dass das Christentum heute gerade in den Gesellschaften des Westens gepredigt werden muss, wo Materialismus und Individualismus viel weiter verbreitet sind als religiöse Opferbereitschaft. In einer mehr und mehr globalisierten Welt steht Experten zufolge zudem auch der Katholizismus vor der Aufgabe, mit Religionen zusammenzuarbeiten, die er vorher bekämpft, verurteilt oder ignoriert hat.
Als Johannes Paul II. 1978 in das Amt gewählt wurde, war er ein unbeschriebenes Blatt. Die Überraschung elektrisierte die Welt. Er war einer der ganz wenigen Päpste, die sich ihren Weg aus der Armut heraus und nicht mit Hilfe einer privilegierten Herkunft erarbeitet hatten. Der damals kaum bekannte Pole hat inzwischen mehr Rekorde als alle seine Vorgänger gesetzt - mit seinen Reisen, Predigten, Büchern und nicht zuletzt als hingebungsvoller Skifahrer.
LIBERALE GEGEN KONSERVATIVE KRÄFTE
Kaum ein Papst dürfte die Katholiken weltweit allerdings auch in dem Maße gespalten haben wie er. Liberale Gläubige liefen gegen sein Nein zu weiblichen Priestern, Empfängnisverhütung und gleichgeschlechtlichen Ehen Sturm und wünschen sich künftig eine demokratischere Kirche. Besonders in den Entwicklungsländern wurde er dafür kritisiert, in Fragen von Glauben und Moral dieselbe Kompromisslosigkeit an den Tag zu legen, die ihm in seinem politischen Kampf gegen das kommunistische System in seiner polnischen Heimat so nützlich gewesen war. Konservative Katholiken preisen ihn dagegen als einen göttlichen Boten, der die Kirche aus dem liberalen Wind der sechziger und siebziger Jahre genommen und auf einen theologisch begrenzteren Pfad zurückgeholt hat.
Die Kardinäle stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Jedes Mal, wenn der Papst wieder ein wenig mehr von seiner körperlichen Beweglichkeit einbüßt und seine Parkinsonsche Krankheit fortzuschreiten scheint, beginnen die Gerüchte zu kursieren und die Experten ihre Tipps auszutauschen. Allerdings: Eine ganze Reihe der heißesten Kandidaten hat Johannes Paul II. bereits überlebt, seiner Gebrechlichkeit zum Trotz.
Gruß
Die Reihenfolge ist:
Regnerisch kühl, Schaufensterbummel, Hundekot.