@du_selbstdu_selbst schrieb am 09.01.2013:Das Ich ist formlos.
du_selbst schrieb am 09.01.2013:was dir jetzt als Ich erscheint ist nicht das Ich sondern seine Form, das Ich ist aber nicht die Form sondern der Inhalt der Form. Wenn du die Form entfernst bleibt das Ich, formlos.
Keine dieser Aussagen kann ich bestätigen. Beide Aussagen sind unwahr. Wenn du es hinreichend genug analysierst, wirst auch du die nachfolgende Begründung verstehen:
Begründung:
Das Ich ist immer etwas ganz Konkretes, eine ganz konkrete Form, ein ganz bestimmter Ausdruck von Erfahrbarkeit. Ein Ich wird nur, und nur dann, benötigt, wenn es gilt, etwas Bestimmtes von etwas anderem zu unterscheiden. Allein das ist Nachweis genug dafür, dass ein Ich immer etwas ganz Konkretes repräsentiert.
Ansonsten braucht man kein Ich, wie jeder weiß, der schon mal geschlafen hat und nach dem Aufwachen bezeugen konnte, dass er für die Dauer des Schlafens kein Ich benutzt hat, mit dem er etwas hätte bemerken können. (Hinweis: Bitte den Schlaf nicht verwechseln mit Traum).
Wenn ich sage "Ich fühle mich fröhlich", dann ist das Ich genau dieser GEFORMTE Ausdruck und kein anderer. Er hat eine Begrenzung. Denn wenn ich sage "Ich bin traurig", dann ist das Ich ein vollkommen anderer, eben dieser GEFORMTE Ausdruck.
Ferner gilt es zu berücksichtigen: Es ist NICHT möglich, beides zugleich zu sein, also himmelhochjauchzend fröhlich und ZUGLEICH abgrundtief traurig, und ZUGLEICH noch romantisch, und ZUGLEICH noch wütend, und ZUGLEICH noch verliebt, und ZUGLEICH noch misstrauisch, etc, etc. - Für jede dieser jeweils eindeutig GEFORMTEN, wegen der jeweils begrenzten Form voneinander unterscheidbaren Erfahrbarkeiten benötigt es ein EIGENES Ich.
Würde das Ich KEINE Form haben, gäbe es das Ich überhaupt nicht, weil niemand ein Ich benötigt, wenn nichts erfahren werden kann/soll.
Deswegen ist es unwahr, zu sagen, das Ich ist formlos. Es hat immer eine.
Solltest du allerdings das Ich verwechselt haben mit dem unveränderlichen sogenannten SELBST, welches vom neutralen Standpunkt aus das Vorhandensein eines jeweiligen Ich und die damit verbundenen Wechsel bemerkt, dann ist deine Formulierung "Das Ich ist formlos" wahr. Dann hast du es nur nicht präzise genug beschrieben.