Gut und Böse. Und wieso wir Menschen ohne Moral besser Menschen wären.
20.09.2012 um 23:10Im Grunde gibt es das Gute und das Böse überhaupt nicht.
"Der Mensch ist ja nicht nur böse...
Das Böse ist immer und überall."
Das Böse ist überall, weil es in unseren Köpfen drin ist, doch bei genauerer Betrachtung gibt es gute und böse Menschen eben so wenig, wie es böse Katzen, Elefanten, Regenwürmer oder Delphine gibt.
Es ist eine Vorstellung die wir haben, dass "das Böse" existiert und war durchaus das ominöse Böse, das numinöse/numinose, wie es die Theologen nennen.
Etwas was sogar jenseits der menschlichen Sphäre existiert und uns prägt.
Und diese Vorstellung ist sehr alt und sie hat die Gehirne der Menschen über jahrhunderte geprägt und führte auch zu schrecklichem.
Ein Beispiel dafür wäre der Nationalsozialismus, wo die Nazi-Propagande diesen Begriff des Bösen sehr stark benutzt, ihn natürlich auf die Juden und auf andere Systemfeinde angewandt.
Und genau diese Vorstellung, dass sich im Juden das Böse inkarniere hat dazu geführt, dass man ohne jegliche Empathie diese Menschen ausgerottet hat.
War diese Tat nun böse? Nein. Sie war grauenhaft, es ist im höchsten Maße unethisch gewesen, aber es war nicht im Inbegriff des Bösen.
Das Problem an der Vorstellung des Bösen ist es, wenn ich sage: "Auschwitz war Böse." dann reaktiviere ich die Vorstellung, die zu Auschwitz geführt haben.
Die Nazipropagande brauchte das Böse um die Menschen zu desensibilisieren.
Sie sahen halt in dem Juden oder dem Kommunisten eben depersonalisierte Agenten des Bösen, die man für die gute Sache vernichten und wehren muss.
Man muss versuchen die realen Ursachen zu verstehen, die zu diesen antisemitischen Taten geführt haben und ich werde diese Ursachen dafür nicht finden, in bösen, sondern in ökonomischen Strukturen, in ideologischen Vorstellungen, die teilweise auch aus der Bibel kommen.
Die Vorstellung von Judas dem Schacherjuden, der das Heiligste auf der Welt verraten hat, nämlich Jesus.
Diese Vorstellung von Judas ist gewissermaßen auf das ganze Judentum übertragen worden. Dieser antisemitische "Wahn" verläuft ja durch die Geschichte... über das Mittelalter... wie das über die Protokolle der Weisen von Zion, einer wirklich verrückten Verschwörungstheoretischen Schrift bei den Nationalsozialisten landete und dahinter steckt immer die Vorstellung, dass diese Juden zwar aussehen wie normale Menschen, aber in Wirklichkeit sind es Teufel in Menschengestalt.
Der ganze Nationalsozialismus beruht auf einer Idee, die eine 2000 Jahre alte Geschichte hat.
Nach dem Gut und Böse Schema gieren demnach auch die Nationalsozialisten, die sich eben auch als Vertreter des Guten gegen das eigentliche... ansich Böse... was sich für sie verkörperte im Judentum, meinen wehren zu müssen.
Dass das Böse überall ist, liegt daran, dass man mit dem Bösen... der Vorstellung des Bösen so wunderbar herrschen kann.
Wie haben gewissermaßen Schläfer in unseren Köpfen. Vorstellungen die dazu führen, dass wir gegenüber dem anderen... denn böse sind immer die anderen... dass wir über dem anderen jegliches Mitgefühl verlieren und die Vorstellung des Bösen ist immer ein wesentliches ideologisches Instrumentarium um gewissermaßen den anderen nicht mehr als Menschen... mit all zu menschlichen Hoffnungen, Träumen, Wünschen und auch Fehlern zu sehen, sondern eben als Inkarnation einer dämonischen und finsteren Macht. Genau diese Denkstruktur müsste aufgehoben werden, bzw. sein, wenn wir ändern wollten, dass die Menschheitsgeschichte so weitergeht, wie sie über Jahrtausende jetzt war.
Gut und Böse sind moralische Kategorien, die oftmals nicht greifen.
Wenn z.B. Georg Bush von der "Achse des Bösen" redet bzw. geredet hat dann meint er die jenigen die anderer Meinung waren oder sind als er.
Also Böse sind immer die Anderen.
Das ist der Grund warum sich dieses Konzept ähnlich wie die auch die Religionen auch mit Gut und Böse sehr arbeiten und natürlich auch damit verbunden ist, so gut erfolgreich durchsetzen konnten.
Böse sind stehts die anderen. Man selbst und die eigene Gruppe sind die Armee des Guten gegen das Böse.
Jedes Lebewesen ist gesteuert durch das Prinzip Eigennutz.
Es ist egoistisch gesteuert und auch Altruismus ist eigentlich am Ende auch nur Egoismus. Man hilft nur jemanden weil es einem selbst gut tut.
Es gibt keine bösen Menschen. Auch die grausamsten Verbrechen, Verbrecher, Massenmörder, etc sind und waren als Person nicht Grund bösartig.
Sie handelten egoistisch, aus Eigennutz.
Man leugnet nicht, dass es Grausamkeiten gibt und gab.
Es gibt immer wieder Grausamkeit und Unmenschlichkeit.
Die Wurzeln dieser Unmenschlichkeit liegen nicht im ominösen Bösen, sondern... es gibt eben profane biologische und kulturelle Erklärungsmuster warum Menschen so agieren wie sie agieren und fatalerweise verstehen sie eben gerade verstanden sich Vertreter des Nationalsozialismus eben als Agenten des Guten.
Adolf Hitler war in "Mein Kampf" geschrieben, dass er das fortführt was Jesus begonnen hat. Er sah sich nicht als Satan, sondern gewissermaßen als eine Art Messias.
In "Mein Kampf" steht ja auch, dass der Führer der jenige war, der die Vorsehung erfüllt, der das Werk Jesu vollendet.
Hier ein Zitat aus "Mein Kampf"
"So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn."
So lange wir in solchen Metaphysischen Begriffen sprechen, kann es jeden gelingen auch die größte Verbrechenstat ruhigen Gewissens zu vollbringen.
Das haben Attentäter des 11 September auch so gemacht.
Sie haben geglaubt für die Sache des Guten, für eine gerechte Sache zu kämpfen und sich gegen den Teufel, gegen satanische Kräfte der Finsternis zu wehren.
Nehmen wir mal an...
jemand verschreibt sein Leben, sein Wirken an einer bestimmten Sache.
Die einen erfüllt wenn er für eine religiösen Idee kämpft und dafür ein Hochhaus in die Luft sprengt und die anderen erfüllt es vielleicht Obdachlosen zu helfen.
Wie soll man spüren was richtig und was falsch ist, wenn jetzt unser kulturell geprägtes Gut-Böse-Schema nicht greift?
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Moral und Ethik.
Man sollte sich von der Moral... Moralkatalogen verabschieden und lernen ethisch zu denken.
Ethisch denken bedeutet, dass man eben nicht bedingungslos irgendwelchen Geboten folgt, sondern dass man in jeder Situation überlegt welche Konsequenzen aus meiner Handlung eben erwachsen.
Das ist eben ein nicht-moralisierender Umgang.
Man weigert sich, wenn man ethisch denkt und nicht moralisierend und mich moralisch über den anderen zu erheben, sondern ich schaue, was ich jetzt eine faire Lösung eines Interessenkonflikts. Werden die Interessen anderer berücksichtigt oder nicht?
Wir haben natürlich Rechtsstaaten mittlerweile wo bestimmte Rechtsgüter definiert sind. An die muss man sich halten und man muss sie durchsetzen, aber wenn man sich jetzt moderne Rechtsphilosophie anschaut, dann arbeitet die nicht mehr mit gut und böse.
Gesetze sind keine moralischen Richtlinien, sondern ethische.
Natürlich müssen Gesetze auch mit Leben erfüllt werden.
Also das Recht Meinungsfreiheit ist nur eine Leer/Lehrformel, solange sie eben nicht genutzt wird.
Warum wir ohne Moral die besseren Menschen wären.
Man muss unterscheiden zwischen moralischer Argumentation und einer ethischer Argumentation.
Das setzen viele gleich.
Man stelle sich mal vor der Deutsche Bundestag hätte statt einer EthikKommission eine Moralkommission. Das wäre schon ein wenig merkwürdig zu mute.
Ein Beispiel.
Wenn ein elfjähriges Kind den ganzen Vanillepudding aufisst der für die Familie bestimmt war.
Da kann man moralisch Argumentieren und sagen:" Du Schwein! Was machst Du? Du bist ein böser Junge. Verschwinde aus dem Zimmer ich, ich will Dich heute nicht mehr sehen."
Das wäre moralisch argumentiert.
Man konzentriert sich auf das Subjekt und nicht auf die Handlung und bewertet es nach einem moralischen Schema Gut und Böse.
Wenn man moralisch spricht, dann konzentriert man sich gar nicht darauf, ob die fair war oder nicht. Wurden die Interessen anderer berücksichtig, oder nicht, sondern man wertet eine Person nach metaphysischen Beurteiltungskriterien "Gut und Böse".
Man kann aber auch ethisch Argumentieren.
Man kann sagen:"Du... was Du da gemacht hast war ist überhaupt nicht in Ordnung.
Die anderen wollten ja auch Pudding essen. Weißt Du was? Du gehst jetzt an Dein Sparschwein und wir kaufen neuen Pudding und dann ist allen gedient."
Hier konzentriert man sich darauf, ob die Handlung angemessen war.
Hier geht es jetzt darum, dass man eine Handlung bewertet, ob sie die Interessen anderer berücksichtigt oder nicht. Man sucht für eine Lösung für einen Interessenskonflikt.
Es gibt also Interessenskonflikte verschiedener Parteien und man sucht nach einer kreativen Lösung. Das ist wesentlich nüchterner und präziser als dieses Gut-und Böse-Nebelwerfen.
Das macht eine ethische Entscheidung, bzw. ethische Argumentation aus.
Ich schaue welche Interessen kommen hier in Konflikt und wie finde ich eine Lösung, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.
Moralische Argumentation führt in der Regel zu einer Eskalation von Konflikten.
Das sieht man gerade da, weil eben religiöse Moral so stark ist.
Beispielsweise im Nahen Osten in den ganzen religiösen Konflikten die wir haben, da wird der Andere zum Inbegriff des Bösen gemacht.
Man schaut gar nicht, was sind die realen Konflikte, wie kann man sie vielleicht im Interesse aller lösen. Diese moralische Argumentation führt in der Regel dazu, dass man in dem anderen das Negative sieht und gewissermaßen teile von sich in dem anderen abarbeitet. Man muss lernen ethisch... das heißt "erwachsen" zu argumentieren.
Wir müssen halt sehen, dass Begriff eben verschiedene Verwendungsmöglichkeiten haben und diese Vorstellung von Gut und Böse hat und die hat tatsächlich die Menschheitsgeschichte vergiftet.
Es gibt auch keinen freien Willen.
Was ist denn schon das Existenzrecht, wenn alles schon determentiert wird?
Es gibt Ursachen und Wirkungen. Alles in der Welt hat Ursachen. Jede Wirkung hat Ursachen. Wenn sie das nicht hätte, dann wäre es ein Wunder.
Es ist ja in Wunder definiert, dass wir Wirkungen sehen, die keine Ursachen haben.
Unser Wille ist sicherlich ursachenbedingt. Da gibt es sicherlich physikalische, biologische, kulturelle Ursachen. Die ganzen Lehrerfahrungen, die wir gemacht haben führen dazu, dass wir die Entscheidungen treffen die wir in diesem Moment treffen müssen. Aber das heißt doch nicht, dass wir in einem geschlossenen Universum leben in dem die Zukunft nicht offen ist.
Die Zukunft bleibt trotzdem offen.
Dieses Universum evolviert, es entwickelt sich weiter und wir selbst entwickeln uns weiter. Wenn wir z.B. 2 Stunden hinter uns gebracht haben, sind wir nicht mehr die Gleichen, wie die die wir davor waren und das muss man sehen.
Unser wille kann nicht ursachenfrei sein und das war die ursprüngliche Vorstellung vom freien Willen, aber darum geht es uns gar nicht.
Wir wollen doch gar keinen ursachenfreien Willen treffen. Wir wollen eine Entscheidung treffen, die nicht durch Zwänge bestimmt ist.
Also es gibt innere Zwänge die mich daran hindern etwas zutun was ich gerne tun möchte und diese Zwänge will ich überwinden und das ist Freiheit.
Oder... es gibt äußere Zwänge, die mich daran hindern, dass zutun was ich gerne tun möchte und die kann ich überwinden. Das waren die großen politischen Freiheitskämpfe, die die Menschheit geführt hat, eben für mehr Selbstbestimmung usw. Diese Freiheit wird weiterhin existieren, auch wenn unser Wille wie alles sonst in der Welt Ursachen unterworfen ist.
Wenn man sein Kind erzieht... kann man sich entscheiden ob man dem Kind eine Ohrfeige gibt, ob man das argumentativ löse, oder wie man bevorzugt darauf reagieren möchte.
Wenn man sich überlegt, ob man studieren will oder eine Ausbildung machen will... kann man zwischen 2 unterschiedliche Entscheidungen wählen, bzw. sie treffen.
Jedes mal bleibt einem eigentlich nur eine Entscheidung übrig und die andere kommt nicht in Frage.
Man wählt oder trifft die Entscheidung, die einem zu diesem Zeitpunkt auf der Basis der Vorinformation und der Prägung als die Besten erscheint.
Das ist doch nichts schlimm. Man kann gar nicht die zweitbeste Entscheidung treffen.
Wir wollen das Beste für uns und wir wollen auch das Beste für diejenigen, die wir lieben und daran ändert sich nichts dadurch.
Man will es vielleicht aber es kann trotzdem verkehrt sein?
Ja, natürlich. Es gibt auch Entscheidungen wo man 10 Jahre später sagt, dass man sich doch lieber die Entscheidung umgekehrt getroffen.
Und 10 Jahre später würden wir auch eine andere Entscheidung treffen, weil wir gelernt haben, in der Zwischenzeit.
Ein Beispiel.
2 Raucher
Beide wollen es sich abgewöhnen.
Der eine schafts dann irgendwann mal und entscheidet sich für die Abstinenz und der andere trifft die Entscheidung weiter zu rauchen.
Diese beiden haben unterschiedliche Sozialisationen oder Interessen vielleicht.
Der eine ist sehr stark am Konzept der Gesundheit orientiert. Vielleicht möchte er sogar gesund sterben.
Und der andere sagt:"Naja, das brauch ich gar nicht für mich. Für mich zählt andere Werte."
Das ist sehr sehr komplex. Wir können, dass jetzt nicht runterbrechen auf Sozialisation usw, sondern es gibt viele Faktoren, die uns gar nicht bewusst sind in einer Entscheidung die wir treffen.
Hier müssen wir sehr differenziert argumentieren, aber wie gesagt... es stört uns nicht. Es hilft uns sogar wenn wir uns von dieser Vorstellung des freien Willens verabschieden, dann fühlen wir uns nicht mehr so schuldig, wie wir es häufig tun.
Wir fühlen uns häufig schuldig, wenn wir die falsche Entscheidung getroffen haben.
Wenn man sich nicht mehr schuldig fühlt, der zu sein der wir sind, können wir besser daran arbeiten, der zu werden der wir optimalerweise sein könnten.
Und das ist Tatsächliche eine Konsequenz oder eine Lehre die wir aus der buddhistischen Tradition ziehen können.
Sicherlich ist das eine Denkhaltung die ungewöhnlich ist.
Es gab aber natürlich Vorläufer. Albert Einstein beispielsweise hat ganz ähnliche Positionen vertreten. Es gab auch andere Philosophen, die einige Aspekte genauso gesehen haben.
Es ist ungewöhnlich, sicherlich. Wir sind über Jahrhunderte anders geprägt worden, deswegen hört sich das ungeheuerlich an.
Wenn man den freien Willen leugnet... dann denken viele.. dann gibt es auch keine Schuld?
Wie will man denn dann einen Verbrecher verurteilen?
Da sollte man unterscheiden zwischen Schuld und Reue.
Reue gibt es natürlich, aber bei der Reue unterstelle ich nicht, dass man sich in der Situation oder in den bestimmen Umständen nicht anders hätte verhalten können.
Es gibt sehr viele rechtsphilosopische Systeme die nicht von dem Begriff der moralischen Schuld oder das anders gekonnt haben’s ausgehen.
Beispielsweise im skandinavischen Rechtssystem ist es wesentlich weniger stark betont. Hier in Deutschland vor der Nazidikatur gab es auch schon die Versuche einen Strafrecht zu entwickeln, das auf solche Vorstellungen, die wirklich abergläubige Grundlagen in sich haben, die darauf verzichten.
Die Nazidiktatur hat dazu geführt, dass all´ diese Reformen innerhalb des Strafrechts aufgehoben wurden nach der NS-Diktatur sind diese Vorstellungen von Freisler und co in das deutsche Strafrecht mit eingeflossen, mit der Vorstellung der Schuldfähigkeit und zwar in einem starken Sinn.
Darüber gibt es eine große Diskussion bei den Rechtsphilosophen im Moment und es ist sehr gut möglich ohne den Begriff der moralischen Schuld Sanktionen zu verhängen. Wir wollen ja nicht, dass bestimmte Verhaltensweisen noch häufiger auftreten. Dafür muss man Kosten erheben.
"Der Mensch ist ja nicht nur böse...
Das Böse ist immer und überall."
Das Böse ist überall, weil es in unseren Köpfen drin ist, doch bei genauerer Betrachtung gibt es gute und böse Menschen eben so wenig, wie es böse Katzen, Elefanten, Regenwürmer oder Delphine gibt.
Es ist eine Vorstellung die wir haben, dass "das Böse" existiert und war durchaus das ominöse Böse, das numinöse/numinose, wie es die Theologen nennen.
Etwas was sogar jenseits der menschlichen Sphäre existiert und uns prägt.
Und diese Vorstellung ist sehr alt und sie hat die Gehirne der Menschen über jahrhunderte geprägt und führte auch zu schrecklichem.
Ein Beispiel dafür wäre der Nationalsozialismus, wo die Nazi-Propagande diesen Begriff des Bösen sehr stark benutzt, ihn natürlich auf die Juden und auf andere Systemfeinde angewandt.
Und genau diese Vorstellung, dass sich im Juden das Böse inkarniere hat dazu geführt, dass man ohne jegliche Empathie diese Menschen ausgerottet hat.
War diese Tat nun böse? Nein. Sie war grauenhaft, es ist im höchsten Maße unethisch gewesen, aber es war nicht im Inbegriff des Bösen.
Das Problem an der Vorstellung des Bösen ist es, wenn ich sage: "Auschwitz war Böse." dann reaktiviere ich die Vorstellung, die zu Auschwitz geführt haben.
Die Nazipropagande brauchte das Böse um die Menschen zu desensibilisieren.
Sie sahen halt in dem Juden oder dem Kommunisten eben depersonalisierte Agenten des Bösen, die man für die gute Sache vernichten und wehren muss.
Man muss versuchen die realen Ursachen zu verstehen, die zu diesen antisemitischen Taten geführt haben und ich werde diese Ursachen dafür nicht finden, in bösen, sondern in ökonomischen Strukturen, in ideologischen Vorstellungen, die teilweise auch aus der Bibel kommen.
Die Vorstellung von Judas dem Schacherjuden, der das Heiligste auf der Welt verraten hat, nämlich Jesus.
Diese Vorstellung von Judas ist gewissermaßen auf das ganze Judentum übertragen worden. Dieser antisemitische "Wahn" verläuft ja durch die Geschichte... über das Mittelalter... wie das über die Protokolle der Weisen von Zion, einer wirklich verrückten Verschwörungstheoretischen Schrift bei den Nationalsozialisten landete und dahinter steckt immer die Vorstellung, dass diese Juden zwar aussehen wie normale Menschen, aber in Wirklichkeit sind es Teufel in Menschengestalt.
Der ganze Nationalsozialismus beruht auf einer Idee, die eine 2000 Jahre alte Geschichte hat.
Nach dem Gut und Böse Schema gieren demnach auch die Nationalsozialisten, die sich eben auch als Vertreter des Guten gegen das eigentliche... ansich Böse... was sich für sie verkörperte im Judentum, meinen wehren zu müssen.
Dass das Böse überall ist, liegt daran, dass man mit dem Bösen... der Vorstellung des Bösen so wunderbar herrschen kann.
Wie haben gewissermaßen Schläfer in unseren Köpfen. Vorstellungen die dazu führen, dass wir gegenüber dem anderen... denn böse sind immer die anderen... dass wir über dem anderen jegliches Mitgefühl verlieren und die Vorstellung des Bösen ist immer ein wesentliches ideologisches Instrumentarium um gewissermaßen den anderen nicht mehr als Menschen... mit all zu menschlichen Hoffnungen, Träumen, Wünschen und auch Fehlern zu sehen, sondern eben als Inkarnation einer dämonischen und finsteren Macht. Genau diese Denkstruktur müsste aufgehoben werden, bzw. sein, wenn wir ändern wollten, dass die Menschheitsgeschichte so weitergeht, wie sie über Jahrtausende jetzt war.
Gut und Böse sind moralische Kategorien, die oftmals nicht greifen.
Wenn z.B. Georg Bush von der "Achse des Bösen" redet bzw. geredet hat dann meint er die jenigen die anderer Meinung waren oder sind als er.
Also Böse sind immer die Anderen.
Das ist der Grund warum sich dieses Konzept ähnlich wie die auch die Religionen auch mit Gut und Böse sehr arbeiten und natürlich auch damit verbunden ist, so gut erfolgreich durchsetzen konnten.
Böse sind stehts die anderen. Man selbst und die eigene Gruppe sind die Armee des Guten gegen das Böse.
Jedes Lebewesen ist gesteuert durch das Prinzip Eigennutz.
Es ist egoistisch gesteuert und auch Altruismus ist eigentlich am Ende auch nur Egoismus. Man hilft nur jemanden weil es einem selbst gut tut.
Es gibt keine bösen Menschen. Auch die grausamsten Verbrechen, Verbrecher, Massenmörder, etc sind und waren als Person nicht Grund bösartig.
Sie handelten egoistisch, aus Eigennutz.
Man leugnet nicht, dass es Grausamkeiten gibt und gab.
Es gibt immer wieder Grausamkeit und Unmenschlichkeit.
Die Wurzeln dieser Unmenschlichkeit liegen nicht im ominösen Bösen, sondern... es gibt eben profane biologische und kulturelle Erklärungsmuster warum Menschen so agieren wie sie agieren und fatalerweise verstehen sie eben gerade verstanden sich Vertreter des Nationalsozialismus eben als Agenten des Guten.
Adolf Hitler war in "Mein Kampf" geschrieben, dass er das fortführt was Jesus begonnen hat. Er sah sich nicht als Satan, sondern gewissermaßen als eine Art Messias.
In "Mein Kampf" steht ja auch, dass der Führer der jenige war, der die Vorsehung erfüllt, der das Werk Jesu vollendet.
Hier ein Zitat aus "Mein Kampf"
"So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn."
So lange wir in solchen Metaphysischen Begriffen sprechen, kann es jeden gelingen auch die größte Verbrechenstat ruhigen Gewissens zu vollbringen.
Das haben Attentäter des 11 September auch so gemacht.
Sie haben geglaubt für die Sache des Guten, für eine gerechte Sache zu kämpfen und sich gegen den Teufel, gegen satanische Kräfte der Finsternis zu wehren.
Nehmen wir mal an...
jemand verschreibt sein Leben, sein Wirken an einer bestimmten Sache.
Die einen erfüllt wenn er für eine religiösen Idee kämpft und dafür ein Hochhaus in die Luft sprengt und die anderen erfüllt es vielleicht Obdachlosen zu helfen.
Wie soll man spüren was richtig und was falsch ist, wenn jetzt unser kulturell geprägtes Gut-Böse-Schema nicht greift?
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Moral und Ethik.
Man sollte sich von der Moral... Moralkatalogen verabschieden und lernen ethisch zu denken.
Ethisch denken bedeutet, dass man eben nicht bedingungslos irgendwelchen Geboten folgt, sondern dass man in jeder Situation überlegt welche Konsequenzen aus meiner Handlung eben erwachsen.
Das ist eben ein nicht-moralisierender Umgang.
Man weigert sich, wenn man ethisch denkt und nicht moralisierend und mich moralisch über den anderen zu erheben, sondern ich schaue, was ich jetzt eine faire Lösung eines Interessenkonflikts. Werden die Interessen anderer berücksichtigt oder nicht?
Wir haben natürlich Rechtsstaaten mittlerweile wo bestimmte Rechtsgüter definiert sind. An die muss man sich halten und man muss sie durchsetzen, aber wenn man sich jetzt moderne Rechtsphilosophie anschaut, dann arbeitet die nicht mehr mit gut und böse.
Gesetze sind keine moralischen Richtlinien, sondern ethische.
Natürlich müssen Gesetze auch mit Leben erfüllt werden.
Also das Recht Meinungsfreiheit ist nur eine Leer/Lehrformel, solange sie eben nicht genutzt wird.
Warum wir ohne Moral die besseren Menschen wären.
Man muss unterscheiden zwischen moralischer Argumentation und einer ethischer Argumentation.
Das setzen viele gleich.
Man stelle sich mal vor der Deutsche Bundestag hätte statt einer EthikKommission eine Moralkommission. Das wäre schon ein wenig merkwürdig zu mute.
Ein Beispiel.
Wenn ein elfjähriges Kind den ganzen Vanillepudding aufisst der für die Familie bestimmt war.
Da kann man moralisch Argumentieren und sagen:" Du Schwein! Was machst Du? Du bist ein böser Junge. Verschwinde aus dem Zimmer ich, ich will Dich heute nicht mehr sehen."
Das wäre moralisch argumentiert.
Man konzentriert sich auf das Subjekt und nicht auf die Handlung und bewertet es nach einem moralischen Schema Gut und Böse.
Wenn man moralisch spricht, dann konzentriert man sich gar nicht darauf, ob die fair war oder nicht. Wurden die Interessen anderer berücksichtig, oder nicht, sondern man wertet eine Person nach metaphysischen Beurteiltungskriterien "Gut und Böse".
Man kann aber auch ethisch Argumentieren.
Man kann sagen:"Du... was Du da gemacht hast war ist überhaupt nicht in Ordnung.
Die anderen wollten ja auch Pudding essen. Weißt Du was? Du gehst jetzt an Dein Sparschwein und wir kaufen neuen Pudding und dann ist allen gedient."
Hier konzentriert man sich darauf, ob die Handlung angemessen war.
Hier geht es jetzt darum, dass man eine Handlung bewertet, ob sie die Interessen anderer berücksichtigt oder nicht. Man sucht für eine Lösung für einen Interessenskonflikt.
Es gibt also Interessenskonflikte verschiedener Parteien und man sucht nach einer kreativen Lösung. Das ist wesentlich nüchterner und präziser als dieses Gut-und Böse-Nebelwerfen.
Das macht eine ethische Entscheidung, bzw. ethische Argumentation aus.
Ich schaue welche Interessen kommen hier in Konflikt und wie finde ich eine Lösung, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.
Moralische Argumentation führt in der Regel zu einer Eskalation von Konflikten.
Das sieht man gerade da, weil eben religiöse Moral so stark ist.
Beispielsweise im Nahen Osten in den ganzen religiösen Konflikten die wir haben, da wird der Andere zum Inbegriff des Bösen gemacht.
Man schaut gar nicht, was sind die realen Konflikte, wie kann man sie vielleicht im Interesse aller lösen. Diese moralische Argumentation führt in der Regel dazu, dass man in dem anderen das Negative sieht und gewissermaßen teile von sich in dem anderen abarbeitet. Man muss lernen ethisch... das heißt "erwachsen" zu argumentieren.
Wir müssen halt sehen, dass Begriff eben verschiedene Verwendungsmöglichkeiten haben und diese Vorstellung von Gut und Böse hat und die hat tatsächlich die Menschheitsgeschichte vergiftet.
Es gibt auch keinen freien Willen.
Was ist denn schon das Existenzrecht, wenn alles schon determentiert wird?
Es gibt Ursachen und Wirkungen. Alles in der Welt hat Ursachen. Jede Wirkung hat Ursachen. Wenn sie das nicht hätte, dann wäre es ein Wunder.
Es ist ja in Wunder definiert, dass wir Wirkungen sehen, die keine Ursachen haben.
Unser Wille ist sicherlich ursachenbedingt. Da gibt es sicherlich physikalische, biologische, kulturelle Ursachen. Die ganzen Lehrerfahrungen, die wir gemacht haben führen dazu, dass wir die Entscheidungen treffen die wir in diesem Moment treffen müssen. Aber das heißt doch nicht, dass wir in einem geschlossenen Universum leben in dem die Zukunft nicht offen ist.
Die Zukunft bleibt trotzdem offen.
Dieses Universum evolviert, es entwickelt sich weiter und wir selbst entwickeln uns weiter. Wenn wir z.B. 2 Stunden hinter uns gebracht haben, sind wir nicht mehr die Gleichen, wie die die wir davor waren und das muss man sehen.
Unser wille kann nicht ursachenfrei sein und das war die ursprüngliche Vorstellung vom freien Willen, aber darum geht es uns gar nicht.
Wir wollen doch gar keinen ursachenfreien Willen treffen. Wir wollen eine Entscheidung treffen, die nicht durch Zwänge bestimmt ist.
Also es gibt innere Zwänge die mich daran hindern etwas zutun was ich gerne tun möchte und diese Zwänge will ich überwinden und das ist Freiheit.
Oder... es gibt äußere Zwänge, die mich daran hindern, dass zutun was ich gerne tun möchte und die kann ich überwinden. Das waren die großen politischen Freiheitskämpfe, die die Menschheit geführt hat, eben für mehr Selbstbestimmung usw. Diese Freiheit wird weiterhin existieren, auch wenn unser Wille wie alles sonst in der Welt Ursachen unterworfen ist.
Wenn man sein Kind erzieht... kann man sich entscheiden ob man dem Kind eine Ohrfeige gibt, ob man das argumentativ löse, oder wie man bevorzugt darauf reagieren möchte.
Wenn man sich überlegt, ob man studieren will oder eine Ausbildung machen will... kann man zwischen 2 unterschiedliche Entscheidungen wählen, bzw. sie treffen.
Jedes mal bleibt einem eigentlich nur eine Entscheidung übrig und die andere kommt nicht in Frage.
Man wählt oder trifft die Entscheidung, die einem zu diesem Zeitpunkt auf der Basis der Vorinformation und der Prägung als die Besten erscheint.
Das ist doch nichts schlimm. Man kann gar nicht die zweitbeste Entscheidung treffen.
Wir wollen das Beste für uns und wir wollen auch das Beste für diejenigen, die wir lieben und daran ändert sich nichts dadurch.
Man will es vielleicht aber es kann trotzdem verkehrt sein?
Ja, natürlich. Es gibt auch Entscheidungen wo man 10 Jahre später sagt, dass man sich doch lieber die Entscheidung umgekehrt getroffen.
Und 10 Jahre später würden wir auch eine andere Entscheidung treffen, weil wir gelernt haben, in der Zwischenzeit.
Ein Beispiel.
2 Raucher
Beide wollen es sich abgewöhnen.
Der eine schafts dann irgendwann mal und entscheidet sich für die Abstinenz und der andere trifft die Entscheidung weiter zu rauchen.
Diese beiden haben unterschiedliche Sozialisationen oder Interessen vielleicht.
Der eine ist sehr stark am Konzept der Gesundheit orientiert. Vielleicht möchte er sogar gesund sterben.
Und der andere sagt:"Naja, das brauch ich gar nicht für mich. Für mich zählt andere Werte."
Das ist sehr sehr komplex. Wir können, dass jetzt nicht runterbrechen auf Sozialisation usw, sondern es gibt viele Faktoren, die uns gar nicht bewusst sind in einer Entscheidung die wir treffen.
Hier müssen wir sehr differenziert argumentieren, aber wie gesagt... es stört uns nicht. Es hilft uns sogar wenn wir uns von dieser Vorstellung des freien Willens verabschieden, dann fühlen wir uns nicht mehr so schuldig, wie wir es häufig tun.
Wir fühlen uns häufig schuldig, wenn wir die falsche Entscheidung getroffen haben.
Wenn man sich nicht mehr schuldig fühlt, der zu sein der wir sind, können wir besser daran arbeiten, der zu werden der wir optimalerweise sein könnten.
Und das ist Tatsächliche eine Konsequenz oder eine Lehre die wir aus der buddhistischen Tradition ziehen können.
Sicherlich ist das eine Denkhaltung die ungewöhnlich ist.
Es gab aber natürlich Vorläufer. Albert Einstein beispielsweise hat ganz ähnliche Positionen vertreten. Es gab auch andere Philosophen, die einige Aspekte genauso gesehen haben.
Es ist ungewöhnlich, sicherlich. Wir sind über Jahrhunderte anders geprägt worden, deswegen hört sich das ungeheuerlich an.
Wenn man den freien Willen leugnet... dann denken viele.. dann gibt es auch keine Schuld?
Wie will man denn dann einen Verbrecher verurteilen?
Da sollte man unterscheiden zwischen Schuld und Reue.
Reue gibt es natürlich, aber bei der Reue unterstelle ich nicht, dass man sich in der Situation oder in den bestimmen Umständen nicht anders hätte verhalten können.
Es gibt sehr viele rechtsphilosopische Systeme die nicht von dem Begriff der moralischen Schuld oder das anders gekonnt haben’s ausgehen.
Beispielsweise im skandinavischen Rechtssystem ist es wesentlich weniger stark betont. Hier in Deutschland vor der Nazidikatur gab es auch schon die Versuche einen Strafrecht zu entwickeln, das auf solche Vorstellungen, die wirklich abergläubige Grundlagen in sich haben, die darauf verzichten.
Die Nazidiktatur hat dazu geführt, dass all´ diese Reformen innerhalb des Strafrechts aufgehoben wurden nach der NS-Diktatur sind diese Vorstellungen von Freisler und co in das deutsche Strafrecht mit eingeflossen, mit der Vorstellung der Schuldfähigkeit und zwar in einem starken Sinn.
Darüber gibt es eine große Diskussion bei den Rechtsphilosophen im Moment und es ist sehr gut möglich ohne den Begriff der moralischen Schuld Sanktionen zu verhängen. Wir wollen ja nicht, dass bestimmte Verhaltensweisen noch häufiger auftreten. Dafür muss man Kosten erheben.